Neues Bedürfnis nach Spiritualität?

Selektive Wahrnehmung der Medien?
Hi mondrabe.

Da unser Dialog das Grundthema dieses Brettes eigentlich kaum berührt, beschränke ich mich auf einige abschließende Anmerkungen.

dann wäre noch die frage, warum „volk“ sich viel mehr für
negative nachrichten interessiert als für positive?..aber
das steht hier ja nicht zur debatte…

Es gibt ein psychologisches Gesetz, das schon Aristoteles kannte und als erster als dramatisches Prinzip darstellte: Story ist Konflikt. Nur Konflikte unterhalten wirklich. Das gilt im Drehbuchbereich (ich habe eine Ausbildung) ebenso fundamental wie in jedem Medien-Bereich, in dem es um menschliche Schicksale geht. An Konflikten und ihren Lösungen kann das Publikum lernen. Das ist die Philosophie, die dahinter steckt. Alles nur rosarot zu malen, das ist langweilig und fürs Publikum wenig erbaulich (in jeder Hinsicht), denn es wäre unrealistisch und kitschig.

Da ist viel Heuchelei, natürlich, aber nicht nur. Ich würde eher ::sagen, die Verteilung von Heuchelei und Authentizität ist in den ::Medien nicht anders als im „wahren“ Leben…

das mag insoweit stimmen, dass es sich in den „massen“ nicht
anders verhält, den medien aber eine größere verantwortung
obliegt (für mich in diesen zeiten sogar mehr als gegenüber politikern).

Sind die Medienleute Übermenschen oder Heilige? Nein, es sind ganz normale Leute wie du und ich. Und sie sind in ihrem Beruf durchaus mit der Forderung der Verantwortung konfrontiert, es gibt Mediengesetze u.ä., die einen juristischen und moralischen Rahmen setzen. Es gibt übrigens eine Menge Pluralismus innerhalb der Medien, weshalb man sie auch nicht über einen Kamm scheren kann. Schließlich sind es gerade „die“ Medien, in denen zahlreiche kritische Stimmen zum Enke-Kult zu hören bzw. lesen sind.

Vielleicht nimmst du und die anderen die Medien etwas zu selektiv wahr, d.h. nur auf das Negative hin. Das ist genau der Fehler, der dann auf die Medien zurückprojiziert wird, indem man diesen vorwirft, das Negative zu sehr zu betonen.

Man kann auch die „Masse“ nicht von der Eigenverantwortung entlasten, indem man sie als unmündige Opfer der Medien darstellt (was du implizit tust, wenn du den Medien alle Verantwortung zuschiebst).

Den druck auf Sportler beklagen sie nun und gleichzeitig haben sie ihn erst gemacht.

Die Sportler sind wie gesagt Showstars und verdienen sich einen goldene Nase durch die wirtschaftliche Teilnahme der Medien. Dass dabei auch Druck gemacht wird, ist menschlich. Sieh dich doch in den Brettern dieses Forums um - gehen hier die Leute zimperlich miteinander um? Wird auch nicht oft so viel „Druck“ gemacht, dass es schon der www-Netiquette bedarf, um einen Rahmen zu setzen?

Wieso also soll man Sportler mit Samthandschuhen anfassen, die an einem Tag fünf- oder zehntausend Euro verdienen? Psychostress ist quasi in der Gage inbegriffen. Im Zeitraum, den Podolski braucht, um ein einziges Tor zu schießen, hat er Hunderttausende, ja Millionen Euro verdient. Oder nimm Luca Toni, der über 20.000 Euro pro Tag verdient, ohne in Monaten ein einziges Tor zu schießen. Dafür sollte man den Mediendruck schon ertragen können.

ich nehme in 99% der medien nicht wahr, dass „erfolg“ mit engament für seine nächsten viel wichtiger ist…das zum eigenen glück auch das glück anderer gehört…bescheidenheit, demut…all das propagieren medien nicht…

Es kann nicht die Aufgabe der Medien sein, das Positive zentral zu propagieren. Die Welt ist nun einmal so gebaut, dass diese Tugenden ohne Ergänzung durch andere Eigenschaften wie Ehrgeiz, Mut und Durchsetzungskraft nicht funktionieren können. Außerdem vermute ich nach wie vor, dass du die Medien selektiv wahrnimmst. Denn auch jene Tugenden werden oft genug thematisiert.

ich lese und sehe fast überall nur, dass wir
„wettbewerbsfähig“, „konkurenzfähig“ sein müssen wenn wir
„erfolg“ haben möchten- „besser“ sein als die anderen (was ein
gegeneinander und nicht miteinander propagiert)…

Das sind aber Politikphrasen, nicht Medienparolen. Hier verwechselt du etwas.

Ich selbst „trauere“ in keinster Weise um Enke, ich mache ihm (posthum) eher Vorwürfe, dass er so unverantwortlich (sich selbst und anderen - d.h. seiner Familie - gegenüber) gehandelt hat. Aber er war krank - und genau diese Krankheit rückt jetzt (siehe auch neuen „Spiegel“) in das Zentrum der Aufmerksamkeit.

hier widersprichst du dich ein wenig- einerseits gibst du zu das er „krank“ war und andererseits machst du ihm trotzdem vorwürfe, dass er so gehandelt hat (eben durch seine „krankheit“).

Ja, er war krank, aber nicht „geistes“-krank. Das ist ein großer Unterschied. Auch Neurotiker haben Verantwortung.

Erinnert das nicht an Van Gogh, der zu Lebzeiten :unauffällig war, ::nach seinem Tod aber zum Superstar mutierte?

ich selbst find es nicht „neu“ und das thema „enke“ oder
„depression“ ist in spätestens 3 wochen gänzlich begraben, bis
wieder ein „sternchen“ den freitod wählt…

Nur, wenn alle so denken wie du und die anderen hier. Das ist aber nicht der Fall.

Und wo bleibt deine Bescheidenheit und Demut angesichts des Freitods anderer Menschen? :smile:

Gruß

Horst

szmmctag

Hallo!

Gerade hat die Trauerfeier für Robert Enke angefangen und
angesichts dieses Medienspektakels frage ich mich - woher
kommt dieses übertriebene Trauern, das sich im Moment in
unserer Gesellschaft zeigt?

Hallo,

ich glaube, dass diese Trauerfeier nichts, aber auch gar nichts mit Spiritualität zu tun hat, sondern ein (deutsches?) Massenphänomen darstellt. Genauso wie man vor 70 Jahren begeistert zusammen gegen Gott und die Welt marschierte, Untermenschen massakrierte, versammelt man sich heute vor den Videoleinwänden um gemeinsam die Welt- oder Europameisterschaft im Fußball zu erleben - man nennt das dann Sommermärchen, wo man gemeinsam sich miteinander freut, zusammen säuft und lacht. Zu meinem Erstaunen haben viele meiner Bekannten dieses Bad in der Menge beim public viewing genossen, obwohls sie für Fußball absolut nichts übrig hatten. Genauso ist es wohl bei der Enke-Trauerfeier gewesen: man hatte zwar nichts zu lachen und zu begiessen, aber zusammen gerührt sein und Heulen verschafft ja auch einen Gemenschaftkick. Propagandistisch ist es ja durch die Medien wohl vorbereitet gewesen.

Wolfgang D.

beliebig zynisch … oder ?
Hallo,

„Alles“-Aussagen sind immer riskant.

Immer? :o)

Und dieses Ganze hat
eine Dynamik, die oberhalb jeder individuellen Ebene liegt. Um
diese Dynamik geht es mir.

Ja … verstehe …

Dass man an Dynamiken Geld
verdienen kann, ist nix Neues. Einzig auf diesen Punkt den
Fokus zu richten, ist wenig originell und auch nicht sehr
produktiv.

naja …

Der ursprüngliche Impuls ging übrigens von Fangruppen aus, die
einen öffentlichen Umzug organisierten. Diese Gruppen waren
„kultisch“ motiviert, nicht geschäftlich.

Natürlich sind da echte Betroffenheit und Trauer - und Menschen die sich in ihrem Schmerz zusammengefunden haben.

Ob das die gefährlichen Ozonwerte sind - an die heute nur noch
die Abzock-Placketten in einigen Städten erinnern, oder Knut
dieser süsse kleine Teddybär aus Berlin.

Sorry, aber Knut und Enke - das liegt um eine Million
Lichtjahre auseinander, auch wenn sie über die gleichen Kanäle
promoted werden. Wie kannst du sie ernsthaft miteinander
vergleichen, ohne als Zyniker dazustehen?

Das geht nicht :o)

Nicht zu vergessen die aktuelle Todesgefahr Schweinegrippe -
im Vergleich zu Alkoholtoten, Verkehrstoten und Opern der
„normalen“ Grippe eine unglaubliche Katastrophe.

Ich habe den Eindruck, du ziehst hier ziemlich wahllos
Schlagzeilen bzw. Boulevardthemen heran, um deine Ansicht zu
illustrieren.

Nicht wahllos.

Mindestens
genauso wichtig ist der symbolische Stellvertreter-Aspekt, auf
den auch „tumiart“ unten schon hinwies. Dieser Aspekt nämlich
spielt hier die Hauptrolle - denke ich -, und für diese Rolle
ist bzw. war Robert Enke absolut ideal geeignet.

OK

JEDER den die Medien kollektiv in das Zentrum der
Aufmerksamkeit gerückt hätten wäre für diese Rolle geeignet
gewesen - jeder und jedes - selbst wenn er oder es, äh, oh -
samma mal, frei erfunden wäre …

Auch hier sehe ich wieder eine gewisse Beliebigkeit in deiner
Argumentation. „Jeder“ ist eben n i c h t geeignet, eine
symbolische Rolle zu spielen.

„Laßt uns auch so ein Schauspiel geben!
Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt,
Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant.“ Faust 1

http://www.digbib.org/Johann_Wolfgang_von_Goethe_174…

Grüße
K.

Disney-Psychologie
Hi Eillicht.

Enke hat sich das Leben genommen,
weil er psychisch krank war - soviel steht fest;

Na, das ist ja was ganz Neues.

und alles, was
Leute, die nicht zu seinem engsten Familienkreis gehörten,
darüber salbadern, wenn und wenn nicht oder peng, kann nur
Dummschwätz der feinsten Sorte werden.

Nicht mal der engste Kreis wusste und weiß was. Was soll also dieses Argument?

Ein Fußballspieler, der psychisch stabil ist, lacht sich über
eine Nichtnominierung höchstens einen Ast

Ich kann mir nicht helfen: redest du hier von Menschen oder von Disney-Figuren? Natürlich wird jeder Fußballer, der n i c h t nominiert wird, damit aber gerechnet hat oder darauf hoffte, enttäuscht sein, statt zu lachen. Deine Einschätzung ist extrem unrealistisch.

Einer, der so
angeknackst ist, dass von schwerer chronischer Depression die
Rede sein kann, macht seine Entscheidung, sein Leben zu
beenden, davon bin ich überzeugt, auch nicht von einem
Einzelereignis in dem Bereich abhängig, in dem er
normalerweise Bestätigung bekommt.

Aber es gibt immer einen Auslöser, der determiniert, warum der Todeswunsch gerade jetzt und nicht später oder früher realisiert wird. Man kann mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass eine Nominierung Enkes seinen Freitod verzögert hätte. Was nicht heißt, dass die Nichtnominierung der Auslöser war. Vielleicht aber hätte es keinen Auslöser gegeben, wäre er nominiert worden.

Im DSF waren es Lattek und ein führender deutscher Sportpsychologe, die die Ansicht vertraten, dass eine Nominierung das Schlimmste verhindert hätte.

Depression heißt doch unter
anderem, sich nicht mehr freuen zu können: glauben die DSFler
denn wirklich, Enke wäre von einer Nominierung aus
diesem Tal herausgerissen worden? Da müsste ich ja fast
lachen.

Du weißt nicht, wovon du redest. Noch wenige Tage vor seinem Tod wurde er nach einem für sich und seine Mannschaft erfolgreichen Spiel live interviewt und strahlte sichtbar Zufriedenheit aus. Er hatte sich wirklich über seine fehlerfreie Leistung gefreut.

In seinem Kopf ging es eben etwas komplizierter zu, als du es hinstellst.

Gruß

Horst

Holla.

Enke hat sich das Leben genommen,
weil er psychisch krank war - soviel steht fest;

Na, das ist ja was ganz Neues.

Manchmal hilft es, das, was an Fakten bekannt ist, noch mal herauszustellen. Und sei es nur, um es von dem, was dann weiter orakelt und spekuliert wird, abzugrenzen.

Nicht mal der engste Kreis wusste und weiß was. Was soll also
dieses Argument?

Ach nein: Enkes Frau, sein persönlicher Berater und sein Therapeut wussten gar nix? Das ist nun wiederum mir ganz neu.

[…] enttäuscht sein, statt zu lachen. Deine Einschätzung […]

Ich versuche es mal so zu erklären, dass du es verstehen kannst: Psychisch stabil, schrub ich. Damit meine ich, dass man im *richtigen Leben* - Achtung! Mit richtigen Menschen! - mit Enttäuschungen umgehen muss, ob Fußballspieler oder nicht, und dass der psychisch Gefestigte dies im Regelfall auch kann. Frustrationstoleranz ist hier das Stichwort.

Was nicht heißt, dass die Nichtnominierung der Auslöser
war. Vielleicht aber hätte es keinen Auslöser gegeben, wäre er
nominiert worden.

Vielleicht widersprichst du dir hier aber auch, ohne zwischendurch Luft zu holen.

Im DSF waren es Lattek und ein führender deutscher
Sportpsychologe, die die Ansicht vertraten, dass eine
Nominierung das Schlimmste verhindert hätte.

Diese Ansicht zu vertreten, ist nach dem derzeitigen Gesetzesstanmd auch noch legitim. Was mich stört, ist der Anspruch an Weisheit, der dahinter hervorgrinst. Und Lattek würde ich auch nicht als Autorität in derlei Dingen akzeptieren.

Du weißt nicht, wovon du redest.

Nein, wirklich nicht. Gar nie nicht. Üb mal sinnerfassendes Lesen.

In seinem Kopf ging es eben etwas komplizierter zu, als du es
hinstellst.

Du kapierst es nicht, oder? Gerade weil die Materie so kompliziert ist, akzeptiere ich die flachen „Analysen“ des Proletenfernsehens nicht. Da sitzen Leute, die von Robert Enke das kannten, was er der Öffentlichkeit präsentierte, und haben gar plötzlich eine Erklärung parat. Mir ist das zu einfach.

Gruß Eillicht zu Vensre

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Vielleicht nimmst du und die anderen die Medien etwas zu selektiv :wahr, d.h. nur auf das Negative hin. Das ist genau der Fehler, der :dann auf die Medien zurückprojiziert wird, indem man diesen vorwirft, :das Negative zu sehr zu betonen.

Man kann auch die „Masse“ nicht von der Eigenverantwortung entlasten, :indem man sie als unmündige Opfer der Medien darstellt (was du :implizit tust, wenn du den Medien alle Verantwortung zuschiebst)

weisste horst, der einzige der hier selektiv wahrnimmt, bist du!
ich hatte geschrieben „…das mag insoweit stimmen, dass es sich in den „massen“ nicht anders verhält, den medien aber eine GRÖßERE verantwortung obliegt…“
du aber liest, dass ich den medien ALLE verantwortung zuschiebe- du scheinst also nur „wahr“ zu nehmen was in dein vorgefertigtes bild passt…

ich empfehle dir als kleinen anfang den vortrag von manfred spitzer
„vorsicht bildschirm!“ zu diesem thema und dann können wir uns vielleicht nochmal unterhalten (und wenn du gelernt hast wenigstens besser zu zu hören…zu l e s en, bevor du andere in deine behüteten schubladen packst)

bis dahin gehab dich wohl
mondrabe

ps:
aus obigen grunde erspar ich mir auch, auf weiteres deiner jetzt schon haarsträubenden „meinungen“ einzugehen

Im DSF waren es Lattek und ein führender deutscher Sportpsychologe, :die die Ansicht vertraten, dass eine Nominierung das Schlimmste :verhindert hätte…
…Du weißt nicht, wovon du redest. Noch wenige Tage vor seinem Tod :wurde er nach einem für sich und seine Mannschaft erfolgreichen Spiel :live interviewt und strahlte sichtbar Zufriedenheit aus. Er hatte :sich wirklich über seine fehlerfreie Leistung gefreut.

klingt für mich nicht so „komplizert“ wie du den menschen „enke“ wahrnimmst, horst!

In seinem Kopf ging es eben etwas komplizierter zu, als du es hinstellst.

jetzt brauchst du dir diese „erkenntnis“ nur endlich selbst zu eigen zu machen, dann brauchst du dies nicht mehr anderen unterstellen… im bestreben zu verkünden wie der mensch „enke“ wirklich war…^^

Hallo Kathrin,

ich sehe das auch etwas anders. Meiner Meinung nach strömen die Leute zu sammen in dem Versuch, etwas zu verstehen, was sie nicht so recht verstehen können.

Da hat einer offenbar alles, ist erfolgreich, beliebt, talentiert, hat eine gut aussehende Frau, ein Kind, viele Fans usw., hat also viel von dem erreicht, was andere Leute vielleicht auch gerne hätten oder erreichen würden (mit dem Gedanken, wenn ich das alles hätte, dann wäre ich glücklich und zufrieden), und ist doch alles andere als glücklich und zufrieden, und zwar dermaßen, dass er seinem Leben aus eigenen Stücken ein Ende setzt.

Wenn das alles nicht glücklich machen kann, ja was denn dann? Viele mögen den Menschen betrauert haben, aber ich glaube, viele betrauerten auch sich selbst und den Zerfall ihrer Vorstellung von Glück.

Das Alter mag man den Stars ja noch nachsehen, dass man irgendwann in hohem Alter sterben muss, mag einigen ja noch einleuchten, deshalb werden Stars mit zunehmendem Alter ja auch immer unbeliebter. Wer will die einstigen Idole denn schon alt und vielleicht krank und dement sterben sehen.

Dass aber Stars mit der Verpflichtung zum Glücklichsein als Vorbild für viele dieser Verpflichtung nicht nachkommen, das haut dann ganz schön rein in das Weltbild. Erfolg, Jugend, Reichtum etc. (alles was viele Menschen als erstrebenswert ansehen) schützt eben auch nicht vor Krankheit, Tod und Unglück. Deshalb wurde meiner Meinung nach auch gerade um Lady Di, Michael Jackson und jetzt Enke so ein Hype veranstaltet. Die Leute versuchen zu verstehen, wie sowas passieren kann, und verstehen es doch nicht.

Gruß
Marion

extreme Verklärung
Hallo,

Um einen Menschen zu trauern ist gerade in unserer heutigen
Gesellschaft sehr wichtig, die nur aus Macht und Gier besteht

wann war das nicht so?
Zu allen Zeiten gab es Kampf um Recourcen, Macht und Anerkennung.

Andererseits gab es keine Zeit vorher in der Menschheitsgeschichte,
wo Individualismus und persönliche Gefühle so ausgelebt werden konten
wie heute.

und wo der Mensch und die Arbeitskraft immer mehr in den
Hintergrund gedrängt wird, wo nur mehr die Leistung zählt.

Wann war das nicht so?
Allerdings stand die Arbeitskraft immer schon im Vordergrund.

Um einen Menschen trauern heißt immer, dass man den Menschen
gemocht/geliebt hat.

Warum sollte ich einem wildfremden Fussballer lieben?
Ich kannte den noch nicht mal vom Namen her.

Der Mensch der von uns ging hat uns viel bedeutet.

Warum? Bist du extremer Fussballfan?

Egal ob die Ehefrau um ihrem Mann der verstorben ist
trauert, oder eine Mutter um den verstorbenen Sohn weint oder
jemand seinen besten Freund verloren hat.

Das sind doch aber nicht Mio. sensationgeile Zeitungsleser
und Fersehzuschauer?

Egal jeder Tote war ein Mensch der geliebt, geschätzt und geachtet wurde.

Von seiner Familie … und sonst?

Und diese Achtung bringt man in der Trauer zum Ausdruck - das hat
mit Spiritualität oder Religiösität nichts zu tun. Trauer ist
sehr wichtig und man sollte sich nicht schämen seine Trauer
offen zu zeigen.

Hier geht es nicht um Trauer der Angehörigen, sondern um einen
Medienhype, der nur den Voyeurismus der Massen befriedigt.

Früher sind die Leute mit Kind und Kegel zur Hexenverbrennung gegangen
und haben sind unter der Ägide der heiligen Römisch Katholischen Kirche
an dem Spektakel ergötzt. Heute sind es eben andere Anlässe,
Hauptsache es ist eine große Party.

Sie zeigt, dass ein Mensch ein Herz hat für den Mitmenschen,
also etwas für ihn empfindet, ihm dieser nicht gleichgültig ist.

Ja ja, gibt auch noch Leute, die hinter diesem Schmarrn eine gute Absicht
erkennen wollen.

Das macht den Trauernden, in unserer ach so coolen
Gesellschaft, wo Gefühle geflissentlich vermieten werden soll,
so wertvoll.

Klar, wertvoll für das Geschäft.
Jacko hat seine Erben und diverse Manager drum herum auch noch
mal richtig reich gemacht.

Liebe ist immer aktuell, egal in welcher Epoche wir leben. Die
Trauer um den Fußballstar ist bestimmt echt.

Logisch. So echt, wie Geschäftsinteressen nur sein können.

Egal, die einen kommen hin um Spaß zu haben, die anderen um sich
kollegtiven Selbstmitleid hinzugeben und unter dem Banner „Menschlichkeit“
ihre psychischen und religösen Bedürfnissen auszuleben.
Manche nutzen es auch gleich noch, um bischen zu missionieren.

Bestimmt hat er viele Freunde gehabt.

Erfolgreiche Menschen haben natürlich mio. Freude, sieht man dann
eindeutig an der Zahl der Gäste die zur „Abschlussparty“ kommen
und natürlich an dem großen medialen Interesse.

Auch bei Michael Jackson gab es bestimmt
Menschen die ihn als Person sehr geschätzt haben,

Das ist nun aber ein heftiger Rückzieher.

nicht nur wegen seines großen Erfolges.

Kommt nun nach der unendlichen Gefühlsduselei nicht etwa noch etwas
Zweifeln an den hohen Mitleidspotential der Massen auf???
Gruß Uwi

PS: Solltest du evtl. etwas Sarkasmus finden, der ist tatsächlich enthalten.

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Geschäft ist Geschäft
Hallo,

Ich finde das hat weniger mit Religion als mit Medienpolitik
zu tun, auch wenn Robert Enke momentan wie der Papst behandelt
wird.

eben.

Enke wird von den Medien missbraucht und was seiner Familie
angetan wird ist eine riesige Schweinerei. Alles wird
gesendet, jeder Scheiß, Trauerfeier, Sondersendungen,
Bilderhaischerei.

und selbst etwas seriösere Medien können sich diesem Hype nicht entziehen,
weil die ihre Zeitungen oder Fernsehsendungen genauso auf dem Markt
verkaufen müssen.
Da steht in der SZ (Sächsische Zeitung) auf Seite 2 ein kritischer Beitrag,
zum Medienrummel um Enke. Na gut denke ich, müssen die diesen Quark nicht
auch noch ausrollen… aber auf Seite 4 gint es dann doch eine komlette
Seite nur zu diesem Thema mit bunten Bildchen.
Also doch genau der gleiche Müll.
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2…

Das ging soweit, dass sogar der Abtransport seiner Leiche
gezeigt wurde und wie seine *uninformierte* Frau ankommt und
in Panik ausbricht, als sie erfährt, dass er nicht mehr zu retten ist.
In Vollton.
Mit Untertiteln.
Unverpixelt (auf Pro7).
Das ist nicht spirituell, das ist Barbarei.

Genauso ist das.
Kaum Unterschied zur öffentlichen Hinrichtung oder Hexenverbrennung,
welches im Mittelalter als großes Volksfest zur Belustigung der Massen
gefeiert wurde.

Jackson ist ein Sonderfall,

Ja, der hat sich ja auch Zeit seines Lebens in den Medien präsentiert
und hatte im Gegensatz zu Enke unendlich viel mehr Fans.
Gruß Uwi

Hi Kathrin,
das Zauberwort unserer Marketinggesellschaft heißt NEW! New, neu läßt sich alles gut oder besser verkaufen, auch Trauer und ich muß sagen,
jemand mußte mir erst erklären, wer verstorben ist, weil ich wiederholt nur Enkel verstand, ehe ich aufgeklärt, ebenfalls echt betroffen war über dieses Schicksal.
Die gewaltige Medienressonanz, die allerdings mit wenigen Ausnahmen, ich denke hier an Fürstin Grace, Lady Di, Kennedy, kann für einen Fußballer, auch wenn er oben steht, als neu bezeichnet werden.
Spirualität ist, was uns Menschen ausmacht und vor allem in Religion ausdrückt, also alt, wie wir Menschen selber.
liebe Grüße
Christian