Selektive Wahrnehmung der Medien?
Hi mondrabe.
Da unser Dialog das Grundthema dieses Brettes eigentlich kaum berührt, beschränke ich mich auf einige abschließende Anmerkungen.
dann wäre noch die frage, warum „volk“ sich viel mehr für
negative nachrichten interessiert als für positive?..aber
das steht hier ja nicht zur debatte…
Es gibt ein psychologisches Gesetz, das schon Aristoteles kannte und als erster als dramatisches Prinzip darstellte: Story ist Konflikt. Nur Konflikte unterhalten wirklich. Das gilt im Drehbuchbereich (ich habe eine Ausbildung) ebenso fundamental wie in jedem Medien-Bereich, in dem es um menschliche Schicksale geht. An Konflikten und ihren Lösungen kann das Publikum lernen. Das ist die Philosophie, die dahinter steckt. Alles nur rosarot zu malen, das ist langweilig und fürs Publikum wenig erbaulich (in jeder Hinsicht), denn es wäre unrealistisch und kitschig.
Da ist viel Heuchelei, natürlich, aber nicht nur. Ich würde eher ::sagen, die Verteilung von Heuchelei und Authentizität ist in den ::Medien nicht anders als im „wahren“ Leben…
das mag insoweit stimmen, dass es sich in den „massen“ nicht
anders verhält, den medien aber eine größere verantwortung
obliegt (für mich in diesen zeiten sogar mehr als gegenüber politikern).
Sind die Medienleute Übermenschen oder Heilige? Nein, es sind ganz normale Leute wie du und ich. Und sie sind in ihrem Beruf durchaus mit der Forderung der Verantwortung konfrontiert, es gibt Mediengesetze u.ä., die einen juristischen und moralischen Rahmen setzen. Es gibt übrigens eine Menge Pluralismus innerhalb der Medien, weshalb man sie auch nicht über einen Kamm scheren kann. Schließlich sind es gerade „die“ Medien, in denen zahlreiche kritische Stimmen zum Enke-Kult zu hören bzw. lesen sind.
Vielleicht nimmst du und die anderen die Medien etwas zu selektiv wahr, d.h. nur auf das Negative hin. Das ist genau der Fehler, der dann auf die Medien zurückprojiziert wird, indem man diesen vorwirft, das Negative zu sehr zu betonen.
Man kann auch die „Masse“ nicht von der Eigenverantwortung entlasten, indem man sie als unmündige Opfer der Medien darstellt (was du implizit tust, wenn du den Medien alle Verantwortung zuschiebst).
Den druck auf Sportler beklagen sie nun und gleichzeitig haben sie ihn erst gemacht.
Die Sportler sind wie gesagt Showstars und verdienen sich einen goldene Nase durch die wirtschaftliche Teilnahme der Medien. Dass dabei auch Druck gemacht wird, ist menschlich. Sieh dich doch in den Brettern dieses Forums um - gehen hier die Leute zimperlich miteinander um? Wird auch nicht oft so viel „Druck“ gemacht, dass es schon der www-Netiquette bedarf, um einen Rahmen zu setzen?
Wieso also soll man Sportler mit Samthandschuhen anfassen, die an einem Tag fünf- oder zehntausend Euro verdienen? Psychostress ist quasi in der Gage inbegriffen. Im Zeitraum, den Podolski braucht, um ein einziges Tor zu schießen, hat er Hunderttausende, ja Millionen Euro verdient. Oder nimm Luca Toni, der über 20.000 Euro pro Tag verdient, ohne in Monaten ein einziges Tor zu schießen. Dafür sollte man den Mediendruck schon ertragen können.
ich nehme in 99% der medien nicht wahr, dass „erfolg“ mit engament für seine nächsten viel wichtiger ist…das zum eigenen glück auch das glück anderer gehört…bescheidenheit, demut…all das propagieren medien nicht…
Es kann nicht die Aufgabe der Medien sein, das Positive zentral zu propagieren. Die Welt ist nun einmal so gebaut, dass diese Tugenden ohne Ergänzung durch andere Eigenschaften wie Ehrgeiz, Mut und Durchsetzungskraft nicht funktionieren können. Außerdem vermute ich nach wie vor, dass du die Medien selektiv wahrnimmst. Denn auch jene Tugenden werden oft genug thematisiert.
ich lese und sehe fast überall nur, dass wir
„wettbewerbsfähig“, „konkurenzfähig“ sein müssen wenn wir
„erfolg“ haben möchten- „besser“ sein als die anderen (was ein
gegeneinander und nicht miteinander propagiert)…
Das sind aber Politikphrasen, nicht Medienparolen. Hier verwechselt du etwas.
Ich selbst „trauere“ in keinster Weise um Enke, ich mache ihm (posthum) eher Vorwürfe, dass er so unverantwortlich (sich selbst und anderen - d.h. seiner Familie - gegenüber) gehandelt hat. Aber er war krank - und genau diese Krankheit rückt jetzt (siehe auch neuen „Spiegel“) in das Zentrum der Aufmerksamkeit.
hier widersprichst du dich ein wenig- einerseits gibst du zu das er „krank“ war und andererseits machst du ihm trotzdem vorwürfe, dass er so gehandelt hat (eben durch seine „krankheit“).
Ja, er war krank, aber nicht „geistes“-krank. Das ist ein großer Unterschied. Auch Neurotiker haben Verantwortung.
Erinnert das nicht an Van Gogh, der zu Lebzeiten :unauffällig war, ::nach seinem Tod aber zum Superstar mutierte?
ich selbst find es nicht „neu“ und das thema „enke“ oder
„depression“ ist in spätestens 3 wochen gänzlich begraben, bis
wieder ein „sternchen“ den freitod wählt…
Nur, wenn alle so denken wie du und die anderen hier. Das ist aber nicht der Fall.
Und wo bleibt deine Bescheidenheit und Demut angesichts des Freitods anderer Menschen? 
Gruß
Horst
szmmctag