Neujahrskonzert und ein PS

Guten Abend!
Bevor ich anfange, muss ich unbedingt nochmal erwähnen dass ich aus Wien komme, die Stadt der Wr. Philharmoniker.

Als ich kleiner war, habe ich das Neujahrskonzert nie gemocht, total langweilig, ganz viel Gerede drum, aber mir hat das ganze nichts gegeben.

Jetzt wo ich älter bin und mich für klassische Musik interressiere, und auch für die Wr. Philharmoniker (nicht nur, versteht sich), habe ich mir das Neujahrskonzert für 2007 angesehen, und zwar ganz. Aber das gefiel mir entgegen meiner Erwartung überhaupt nicht. Viel zu langweilig, zuviel Johann Strauß, beim Radetzky-Marsch werden immer vom Publikum interressante Synkopen mitgeklatscht, sodass man das Orchester nicht mehr hört.

Hauptsache überall in den Zeitungen steht, dass das in alle Welt übertragen wird, und wie toll das alles ist, und dass da extrem viele Leute auf der ganzen Welt zuschauen etc.

Mir kommt das so ähnlich vor wie die Formel 1: Viel Werbung und Aufsehen dafür, dass ein paar schnelle Autos im Kreis fahren.

Wie ist eure Meinung dazu? Vielleicht könnt ihr mich ja umstimmen, dass ich dem Konzert doch noch etwas abgewinnen kann.

PS: Ganz etwas anderes: ich habe bei Wikipedia unter Herbert von Karajan nachgeschaut, und verstehe jetzt, warum gesagt wird, dass er sich selbst super vermarktet hat, besonders, dass er Filme von sich selber hat machen lassen, die pathetisch wirken sollen und er auch die Bildregie übernommen hat etc.

Und ich dachte immer, der Karajan wäre ein freundlicher gewesen (eine Illusion mehr zerstört)…

Hi Cartman,

Viel zu langweilig, zuviel Johann
Strauß, beim Radetzky-Marsch werden immer vom Publikum
interressante Synkopen mitgeklatscht, sodass man das Orchester
nicht mehr hört.

Ich kann mir schlecht vorstellen, dass das Publikum tatsächlich die
Synkopen mitklatscht. Aber egal.

Wie ist eure Meinung dazu? Vielleicht könnt ihr mich ja
umstimmen, dass ich dem Konzert doch noch etwas abgewinnen
kann.

Das Neujahrskonzert ist ein bisschen so wie die „Last Night of the
Proms“ - klassische Musik im netten Rahmen, hauptsächlich (aber nicht
nur) für Leute, die sonst kaum in klassische Konzerte gehen.
Das Repertoire ähnelt dem von André Rieu, dargeboten natürlich auf
wesentlich höherem Niveau.
Strauß-Walzer sind nun mal schon immer reine „U-Klassik“ gewesen. Das
ist Musik zum Tanzen, Mitsummen, Sich-unterhalten-lassen.
Unangestrengt.
In dieser Kategorie ist Strauß der Meister und die Wiener
Philharmoniker sind natürlich die Meister der Interpretation dieser
klassisch Wienerischen Musik.
Weil das kompositorische wie auch das interpretatorische Niveau ja
sehr gut ist, finden auch nicht wenige Klassik-Fanatiker, die für
André Rieu nur ein mildes Lächeln
übrig haben, das Neujahrskonzert toll. Allerdings nur ein Teil.

Und ich dachte immer, der Karajan wäre ein freundlicher
gewesen (eine Illusion mehr zerstört)…

Okay, wer sich vermarktet, ist unfreundlich. (Wieder was gelernt).

Zu Karajans Freundlichkeit kann ich nichts sagen, ich hab ihn nie
getroffen. Seine Eitelkeit ist jedoch bekannt.

Salü
Judy

Hi Cartman,

Viel zu langweilig, zuviel Johann
Strauß, beim Radetzky-Marsch werden immer vom Publikum
interressante Synkopen mitgeklatscht, sodass man das Orchester
nicht mehr hört.

Ich kann mir schlecht vorstellen, dass das Publikum
tatsächlich die
Synkopen mitklatscht. Aber egal.

eigentlich habe ich bezug auf das falsche mitklatschen des taktes genommen, das ich dann als synkopen (rythmische verschiebung) bezeichnet habe. vielleicht schlecht formuliert von mir…

Wie ist eure Meinung dazu? Vielleicht könnt ihr mich ja
umstimmen, dass ich dem Konzert doch noch etwas abgewinnen
kann.

Das Neujahrskonzert ist ein bisschen so wie die „Last Night of
the
Proms“ - klassische Musik im netten Rahmen, hauptsächlich
(aber nicht
nur) für Leute, die sonst kaum in klassische Konzerte gehen.
Das Repertoire ähnelt dem von André Rieu, dargeboten natürlich
auf
wesentlich höherem Niveau.
Strauß-Walzer sind nun mal schon immer reine „U-Klassik“
gewesen. Das
ist Musik zum Tanzen, Mitsummen, Sich-unterhalten-lassen.
Unangestrengt.
In dieser Kategorie ist Strauß der Meister und die Wiener
Philharmoniker sind natürlich die Meister der Interpretation
dieser
klassisch Wienerischen Musik.
Weil das kompositorische wie auch das interpretatorische
Niveau ja
sehr gut ist, finden auch nicht wenige Klassik-Fanatiker, die
für
André Rieu nur ein mildes Lächeln
übrig haben, das Neujahrskonzert toll. Allerdings nur ein
Teil.

Und ich dachte immer, der Karajan wäre ein freundlicher
gewesen (eine Illusion mehr zerstört)…

Okay, wer sich vermarktet, ist unfreundlich. (Wieder was
gelernt).

Zu Karajans Freundlichkeit kann ich nichts sagen, ich hab ihn
nie
getroffen. Seine Eitelkeit ist jedoch bekannt.

unlängst erst war eine dokumentation über fritz wunderlich im fernsehen (mein gott, die fassbaender und die ludwig und der fischer-dieskau sind ja AAALLT!), die mir sehr gefiel. da war auch die rede von karajan, und einer seiner mitarbeiter hat sich beschwert, weil dem dirigenten nichts recht war, niemand durfte eine eigene meinung haben oder was melden. was er sagte musste so gemacht werden.

Salü
Judy

meine verehrung!

Hallo,

Strauß-Walzer sind nun mal schon immer reine „U-Klassik“
gewesen. :In dieser Kategorie ist Strauß der Meister und die Wiener
Philharmoniker sind natürlich die Meister der Interpretation dieser klassisch Wienerischen Musik.
Weil das kompositorische wie auch das interpretatorische Niveau ja sehr gut ist, finden auch nicht wenige Klassik-Fanatiker, das Neujahrskonzert toll. Allerdings nur ein Teil.

Ja, das sehe ich auch so.
Diese Art von Unterhaltungsmusik ist nicht für jedermann das Wahre. Und es ist absolut keine Schande, wenn einem das nicht gefällt.

Die Kompositionen sind zwar zum Großteil auf sehr hohem Niveau ausgeführt (und dadurch macht es mir persönlich sehr viel Spaß, diese zu spielen), doch bleiben sie immer etwas oberflächlich, und wer emotional tiefgehende Musik sucht, sollte wo anders weiterschauen.

Im Übrigen finde ich, dass es heuer das langweiligste NJK seit vielen Jahren war. Selbst „Insider“ waren mit dem Programm nur mäßig glücklich.
Und ich finde, dass der riesige Tamtam und die übertriebene Ernsthaftigkeit bei diesem Event der Musik nicht guttun.
Diese ist im kleinen persönlichen Rahmen weitaus am schönsten.

Lg. Peter

P.S.: Zur Kontrolle: das NJK 2001 (oder 2003) unter Harnoncourt mal probehören! Das war sehr lebendig und spannend. Wenn das auch nicht gefällt, ist die Musik nix für Dich…

1 Like

Hallo!

Bevor ich anfange, muss ich unbedingt nochmal erwähnen dass
ich aus Wien komme, die Stadt der Wr. Philharmoniker.

Ich auch!

Als ich kleiner war, habe ich das Neujahrskonzert nie gemocht,
total langweilig, ganz viel Gerede drum, aber mir hat das
ganze nichts gegeben.

Das kenn’ ich …
Man darf nicht übersehen, daß das ja wirklich über viele Jahre ein Kitschkonzert war, bei dem der erste Geiger Dirigent gespielt hat.
Die Sache mit der Übertragung in alle Welt kam später, als Karajan damit begann, auch dieses Konzert seinen Ansprüchen anzupassen.

… habe ich mir das Neujahrskonzert für 2007
angesehen, und zwar ganz. Aber das gefiel mir entgegen meiner
Erwartung überhaupt nicht.

Es war tatsächlich eines der schwächsten Neujahrskonzerte, soweit ich mich erinnern kann. Da hättest du jene mit Harnoncourt erleben müssen, oder Kleiber, oder Muti, oder Maazel. Da kann ein Mehta nicht mit.

Wie ist eure Meinung dazu? Vielleicht könnt ihr mich ja
umstimmen, dass ich dem Konzert doch noch etwas abgewinnen
kann.

Man muß sich jedes ansehen.
Das kann am 1.1.2008 unter dem Dirigat von George Pretre wieder ganz anders werden. Der ist zwar schon recht alt, aber bekannt für seinen Schwung.

Und ich dachte immer, der Karajan wäre ein freundlicher
gewesen (eine Illusion mehr zerstört)…

Der Karajan war ein Ekel.
Aber das sagt man über manchen Dirigenten. Böhm soll auch nicht angenehm gewesen sein.

Dazu:
Kennst du den Unterschied zwischen einem Orchester und einem Stier?
.
.
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Also … beim Stier sind die Hörner vorn, und der A**** hinten.

Grinsegruß
Barney

Hallo!

2 Stunden Straußwalzer sind mir auch zuviel! Ist mir unbegreiflich wieso jemand soviel Geld für eine Karte für das NJK ausgibt. Geschmäcker sind eben verschieden :smile:
Wenn ich die Wr.Phils. erleben möchte, dann geht das auch viel billiger mit wirklich interessanterem Programm.
Im März steht Bruckners 8. in c-moll unter Thielemann auf dem Programm, da bin ich für nicht einmal 100 Euro dabei.

Gruß
Marietta