Neutraler Kontakt zur Oma/ Enkel

Hallo,

ich denke schon seit ein paar Tagen jetzt darüber nach und komm zu keiner Lösung. Vielleicht sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht…
auf jeden Fall brauch ich einen Denkanstoß.

Ich hab seit Jahren fast keinen Kontakt zu meiner Mutter.
1-2 im Jahr sieht man sich zu fällig oder auf einem Familenfest. Mein Vater lebt von ihr getrennt zu ihm ist der Kontakt gut.

Meine Schwiegermutter ist eine herzensgute Frau und in unserer Familie sehr willkommen. Ebnso haben wir noch Urgroßeltern, die leider etwas weg wohnen aber der Kontakt ist auch hier gut und intensiv.

Jetzt haben wir 2 Kinder. Und meine Mutter möchte Kontakt zu diesen. Verständlich, sie ist ja die Oma und hat die Kinder sicher lieb.
Sie wohnt als Einzige weiter weg und daher ist ein spotaner Kontakt oder ein Besuch am Nachmittag einfach nicht möglich.
Sie schickt seit einiger Zeit den Kindern immer Päckchen und Briefe. Ist ja lieb gedacht. Ich tu mir nur schwer den Kindern zu erklären wer das ist.

Sie war im Sommer mal hier und wir waren mit den Kindern im Zoo. Als ich zu meinem Sohn gesagt habe " is doch toll, dass die Omi uns besucht" war seien Antwort " ich mag DIE Oma nicht".
Oder er sagt so Sachen wie " Ich hab doch schon eine Oma". Er ist fast 4 Jahre. Klar weiß er nicht so genau was er das sagt und es liegt eher an mir, dass er sowas sagt. Ich mag diese Frau einach nicht und wir haben eine sehr schwere Vergangenheit.

Ich kann ihm den Kontakt zur Oma einfach nicht positiv vermitteln. Ich rede nie von ihr, wir haben hier keine Bilder im Haus, sie ist absolut nicht präsent in unserer Familie. Da kann er ja kein normales Verhätlniss aufbauen. Aber ich möchte sie hier eigentlich auch nicht haben.
Aber sie hat ja ein Recht drauf, bzw. das Kind auch auf seine Oma. Aber wenn ich sie als Oma in unser Leben lasse, dann kommt sie ja auch wieder als meine Mutter und das will ich nicht.

Ich tu mich immer so schwer den Kindern die Brief vorzulesen oder ein Päckchen von ihr zu geben. Die freuen sich nicht darüber, weil ich dem so negativ gegenüber stehe.
Wie würdet ihr das machen? Bin ich zu egoistisch? Ich möchte es den Kindern ja ermöglichen die Oma kennen zu lernen und sich ein Bild zu machen. Ohne meine Meinung im RÜcken. Aber das geht, wegen dem Alter der Kinder und der Entfernung einfach nicht ohne mich.
Und wenn sie mal so alt sind und allein zu ihr können, dann kennen sie die Frau ja gar nicht…

…was tun?

Gruß

Neutral geht nicht
Hallo,

Beziehungen kann man nicht „neutral“ gestalten, auch mit bester Absicht nicht. Deine Kinder haben längst begriffen, dass du diese „Oma“ ablehnst. Und ohne zu verstehen warum, solidarisieren sie sich mit dir, indem sie sie ebenfalls ablehnen.

Das ist einerseits schade, aber andrerseits zeigt es sehr deutlich, dass Liebe nur eine Chance hat, wenn der Boden dafür auch bereit ist. In eurem Fall ist er das nicht - und er kann es möglicherweise auch nie werden. Deine Verletzungen sitzen wohl tief, und niemand sollte dich dafür verurteilen - am allerwenigsten du selbst.

Was du tun kannst, ist ehrlich zu sein. Natürlich dosiert und in einer Weise, die deine Kinder verstehen können. Aber auch ehrlich genug, damit sie eine Chance haben, das, was sie ohnehin spüren, auch zu verstehen.

Du könntest sie mal fragen, wen sie sich hinter dieser „Oma“ eigentlich vorstellen. Das allein könnte schon spannend werden. Und dann könntest du ihnen erzählen, dass diese Oma deine Mama ist, mit der du dich, bevor sie selbst geboren wurden, so sehr gestritten hast, dass ihr beiden euch nicht mehr gut vertragen könnt. Auf die Erwähnung von Verletzungen in der Kindheit solltest du verzichten. Das hat in Kinderseelen keinen Platz.

Du könntest deinen Kindern sagen, dass dieser große Streit der Grund ist, warum sie diese Oma bislang nicht kennengelernt haben. Und dass du aber gut verstehen kannst, dass die Oma zwei so tolle Enkelkinder wie sie es sind, gerne kennenlernen möchte. Deshalb schickt sie Päckchen und Briefe. Dann könntest du sagen, dass du ein bisschen ratlos bist, weil du selbst der Oma nicht so gerne begegnen willst, aber es eigentlich ganz okay findest, wenn sie ihre Oma kennenlernen. Und dann könntest du sie fragen, ob sie Ideen haben und was sie denn gut fänden.

Egal, wie umsetzbar diese Ideen sind oder nicht: Deine Kinder wissen, wo du stehst - auch wenn sie dir vielleicht vorschlagen, dich doch einfach wieder mit der Oma zu vertragen. Vor allem aber wissen sie, dass du ihnen erlaubst, Kontakt zu haben und sich über die Geschenke zu freuen.

Natürlich ist es möglich, dass sie sich auch weiterhin mit dir solidarisieren, aber zumindest sind die Verhältnisse klar. Unausgesprochene Dinge sind auf Dauer weit mehr belastend.

Es mag sein, dass zwischen deinen Kindern und deiner Mutter nie eine Beziehung entsteht. Aber es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, dass man Verwandte lieben muss. Vielleicht ist ja dein Vater bereit, mit den Kindern ab und zu über ihre Oma zu reden, wenn bei ihm kein Groll mehr da ist? Wenn doch - okay. Dann eben auch das nicht.

Ganz unabhängig davon (und vor allem ohne Anspruch auf eine Umsetzung!): Wenn es dir selbst gelingen könnte, deiner Mutter zu verzeihen (was nicht bedeutet, zu vergessen), wäre die größte Last möglicherweise von deinen eigenen Schultern genommen. Verzeihen können kann für die Seele unglaublich heilsam sein. Und wenn das nicht gelingt, dann ist es auch in Ordnung, bestimmte Dinge in der Vergangenheit ruhen zu lassen, ohne sich immer wieder zu zwingen, daran zu rühren.

Schöne Grüße,
Jule

Ergänzend zu dem was Jule geschrieben hat noch ein Aspekt:

Du wirst für dich entscheiden und steuern können, ob du den Umgang begleiten könntest, ohne an den Kindern zu zerren. Wie sieht das von Seiten deiner Mutter aus? Hat sie akzeptiert, dass du keinen Umgang möchtest und ist von ihrer Seite aus auch bereit, die Enkel außen vor zu lassen?

Sollte das nicht der Fall sein, dann würde ich von einem Kontakt eher absehen, solang das zwischen Mutter und Tochter nicht geklärt ist.

Hallo Jenny!

Also ich habe den Spagat schon in zweiter Generation geschafft. Ich mag meine Schwiegermutter überhaupt nicht, ich mag sie nicht sehen, nicht mit ihr reden usw. Trotzdem gelang es mir, meiner Tochter und jetzt auch den Enkelkindern den Kontakt zu ermöglichen, und sie haben alle ein gutes Verhältnis zu ihr, die Enkelkinder lieben sie sogar sehr.

Für mich war es nicht ganz leicht und ist es immer noch nicht. Ich erinnere mich noch gut, wie mir zumute war, wenn meine Schwiegermutter mein Baby seinerzeit auf den Arm nahm. Ich hätte schreien mögen!

Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Weg findest, der für Dich und die Kinder gangbar ist.

Beste Grüße

Waldi

Hallo,

ich hatte früher ein gutes bis sehr gutes Verhältnis zu meiner Schwiegermutter. So gut, dass ich meine Kinder schon im Kleinstkindalter bei ihr anrufen ließ (sie wohnt in Istanbul), damit eben eine Beziehung aufgebaut werden konnte. Zweimal hab ich sie schon eingeladen jeweils für 3 Monate damit sie mit den Kindern sein konnte.

Bis dann was passiert ist was ich absolut nicht erwartet hätte und ich ihr das einfach sehr übel genommen habe bzw. ich sehr enttäuscht wurde von ihr, daher bin ich froh dass sie in der Türkei wohnt und nicht um die Ecke :wink:

Trotzdem hab ich nicht bei meinen Kindern meine negativen Gefühle ausgesprochen, weil Kinder nunmal schnell zu beeinflussen sind. Im Gegenteil: Mir war/ist wichtig, dass sie ihre Oma kennen,akzeptieren und respektieren -Opa natürlich auch:wink: . Egal wie ich zu ihr stehe. Daher schicke ich auch regelmässig Fotos von den Kleinen .

Ich bin sogar -meinem Mann zuliebe- über meinen Schatten gesprungen und habe sie mit den Kindern für eine Woche besucht, obwohl ich mich erst geweigert hatte. Meine Kinder kennen also auch ihre Großeltern väterlicherseits und ich bin froh dass ich es so gemacht habe.

Weiss ja nu nicht was alles bei euch passiert ist, dass du deine eigene Mutter nicht magst, aber ich finde es wichtig auch mal alte Geschichten ruhen zu lassen und einen Neuanfang zu machen.

LG

Hallo,

frage dich ganz ehrlich, kann sie denn eine gute Oma sein?

Vielleicht solltet ihr mal überlegen, euch von einer psychologischen Beratunsgstelle beraten zu lassen.

lg

brenna

Ein paar Gedanken
Hi!
Es hat doch sicher einen oder mehrere Gründe, warum du keinen Kontakt zu Deiner Mutter möchtest. Sind diese Gründe für Deine Kinder ungültig?

Wenn das alles alte Geschichten sind: Manchmal sind Kinder eine Brücke, über die Erwachsene wieder ins Gespräch kommen. Vielleicht könnt ihr ja mal miteinander sprechen über das Vorgefallene und die Dinge klären? Soll keine romantische Vorstellung von „Jetzt sprechen wir mal drüber und dann haben sich alle wieder lieb“ sein. Aber man kann doch mal sehen, ob sich Menschen und ihre Ansichten im Laufe der Zeit vielleicht verändert haben.

Grüße
kernig