Nicht erwachsen werden können, Abhängigkeit... was steckt dahinter und wie kann es gelingen?

Hallo,

ich habe mein ganzes Leben abhängig gelebt von Menschen, welche für mich Elternersatz waren. Ich bin immer wieder in die Kindrolle gerutscht.

Immer und immer wieder passiert mir das gleiche. Letzlich behandeln mich diese Menschen dann schlecht. Aber ist ja auch klar,weil es wohl nervt…

Meine Mutter hält es mir jedesmal vor,dass ich mich wie ein Kind verhalte, unreif bin bla…bla…

Es verletzt mich sehr.

In jeder Therapie oder beim Psychiater usw. Wurde immer gesagt, ich soll jetzt Schritt für Schritt erwachsen werden.

ABER: ich kann es nicht. Ich weiß nicht warum. Ich bin blockiert und kann nicht…

Eine Psychiaterin fragte mich mal genervt, was mir daran so schwer fällt. Und ich wusste keine Antwort.

Ich habe aber mal etwas interessantes im TV gesehen. Dort ging es um einen ähnlichen Fall und die Frau war Alkoholikerin. Dort wurde gesagt,sie ist so “unreif“ weil sie etwas aus der Kindheit nicht verarbeitet hat…

Kann das bei mir auch sein?

Mir gehts auch nicht gut dabei, aber ich kann einfach nicht…

Meine Sozialarbeiterin meinte auch, man merkt extrem die Abhängigkeit bei mir. Beim Einkaufen, dackel ich oft hinterher wie ein kleines Kind.

Dann meinte sie da hat auch mein Ex seinen Anteil daran, weil ich immer klein gehalten wurde… ich musste zum Beispiel um Geld fragen. Usw…

Aber ich frage mich, vielleicht sollte es ja auch so sein und ich will sowas einfach. Er war wie ein Vater für mich. Zwar ein “böser“, aber ich habe ihn bestimmt dazu getrieben…

Was könnt ihr mir raten? Die Situation macht mich fertig. Oftmals aber nicht immer kommt mir meine Tochter reifer vor und mutiger als ich… im zwischenmenschlichen Bereich gesehen, sonst nicht. :wink:

Kann man so geboren werden oder was ist das? Vielleicht will ich ja auch so abhängig sein? Was ist daran schlimm. Ich habe nur einen Nervenzusammenbruch bekommen, als ich gesehen habe, wie andere Menschen leben und mich geschämt.

Achso und mein ex Hausarzt und die Sozialarbeiterin meinten, bei mir liegenauch die Ursachen wohl ganz tief verborgen…

So viele Fragen, aber die Themen sind wirklich sehr wichtig für mich gerade.

Bitte respektiert das.

Vielen Dank!

:wink: lg norma

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Achso und mein ex hat anfangs alles für mich gemacht. Sogar die Schuhe angezogen. (Hört sich komisch an, ich weiß) und später hat er mich schlecht behandelt und gemeckert, dass ich endlich erwachsen werden soll… aber warum hat er mich denn genommen? Versteh ich nicht… -_- lg nj

Es gibt zwei Groß-Gründe:
a) man ist an sich adäquat entwickelt, kann aber irgendwas nicht verarbeiten, bleibt daran fixiert und fällt darum bei Stresssituation immer wieder in frühere Erlebens- und Verhaltensmuster zurück (das ist die Essenz einer neurotischen Problematik).

b) man wurde sehr früh in einer wesentlichen Entwicklungsphase massiv beeinträchtigt, so dass man quasi die weiteren Entwicklungsphasen nie richtig durchlaufen hat, weil die natürlich darauf aufbauen. Man „funktioniert“ dann zwar durchaus halbwegs erwachsen, weil man quasi so tun kann als ob, aber als so richtig erwachsen empfindet man sich selbst nicht, und gelegentlich andere Menschen einen auch nicht (das ist die Essenz einer Entwicklungs-Problematik, die therapeutisch übrigens eine völlig andere Behandlungsstrategie verlangt als a),

Ob du dich eher in a) oder b) erkennst, kannst du selbst entscheiden.

Es gibt schon auch die sog. „tiefgreifenden Entwicklungsstörungen“ im Autismus-Spektrum.
Da ist z.T. davon auszugehen, dass man da „so geboren wird“.
Das ist aber nicht dein Ding, sondern was ganz anderes.

Gruß
F.

Ich denke, bei mir ist es b… und wie geht man dann vor? Kann ich selbst schon etwas tun. Vor einer Therapie?

Lg norma

Hallo,

in jeder kreisfreien Stadt/jedem Landkreis gibt es einen „sozialpsychiatrischen Dienst“, der psychisch kranke Menschen bei der Bewältigung von krankheitsbedingten Alltagsproblemen unterstützen soll. Dazu gehören auch Trainings zur Erlangung/Verstärkung von Alltagskompetenzen.


Zu den Aufgaben gehört auch die „aufsuchende Hilfe“, d.h. die dort beschäftigten Fachmenschen kommen auch zu dir nach Hause. wer für Dich zuständig ist, lässt sich idR leicht ergoogeln oder aber durch einen Anruf beim jeweiligen Gesundheitsamt klären.

Wende dich also an den für Dich örtlich zuständigen Dienst, wenn Du nicht immer wieder in die Fänge deiner Mutter geraten willst.

&Tschüß
Wolfgang

P.S.: Aus deinen bisherigen Postings ist nicht klar, ob Du bereits eine Schwerbehinderung beantragt hast. Falls noch nicht geschehen, solltest du das unbedingt tun - ggfs. mit Hilfe des SPD.

Das werde ich ganz bestimmt nicht machen!!!

Und Tschüß!

Warum nicht? Das könnte durchaus hilfreich sein, wenn du seitens des Jobcenters wieder in die Arbeitswelt integriert werden sollst.

:paw_prints:

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Also ich hab mich jetzt auf den Schwerbehindertenausweis bezogen. Das ist total erniedrigend, wenn man überlegt, dass ich behindert sein soll, weil mir so viele Sachen angetan wurden…no way. Und wer nimmt denn jemanden mit ptbs? Niemand…leider. die Arbeitgeber sind zwar verpflichtet, aber die Realität sieht anders aus… wenn ich da flashbacks im Büro habe, denken doch alle ich bin total verrückt… deshalb brauch ich eine Therapie.

Den sozial psychiatrischen Dienst, hatte mir auch mein Psychiater empfohlen, da habe ich einen Termin gemacht und die Sozialarbeiterin von der Diakonie bekommen.

Mehr kann ich im Moment nicht tun, außer auf einen Therapieplatz warten und warten, dass die medis wirken… :wink:

Deshalb nerve ich wohl hier auch jeden…sorry. ich hoffe das ist bald vorbei… -_-

(Und sorry, ich habe den post von Wolfgang als Angriff verstanden, so war es wohl nicht gemeint)
Lg nj

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Selbst tun kann man natürlich immer was.
Die üblichen „Tipps&Tricks“ halt, die ich jetzt gar nicht abwerten will, die aber das, was die Therapie bringen soll, nicht bringen können.
Ich kenn dich schlicht zu wenig, um dir irgendwas raten zu können.

Gruß
F.

Du musst damit nicht hausieren gehen, bist auch nicht verpflichtet, das mitzuteilen, aber in manchen Fällen kann es durchaus nützlich sein, einen solchen Ausweis zu haben. Auch was z. B. Kündigungsschutz angeht.

Das hat er ganz sicher nicht als Angriff gemeint.

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Ich überleg mir das noch. Aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass ich irgendwann gesund bin. Und wenn ich gekündigt werde, dann ist das so. Ich mag nicht irgendwo arbeiten, wo mich der Arbeitgeber nicht mehr wil (wegen dem Kündigungsschutz) da geh ich dann gerne “freiwillig“

Ich hab es erst spät gemerkt, dass es nicht böse von ihm gemeint war…:wink:

Lg nj

Schade -_-

Ich versuch es mal mit Selbsthilfebüchern. Da bin ich gerade dabei. Mal sehen ob was hängen bleibt… :wink:

Lg nj

Ähm … in der Tat! Wie alt wart ihr, als ihr zusammengekommen seid?

Ich 18 und er 26. Klar konnte ich das schon alleine… aber er hat es gerne gemacht… die Tür aufgehalten, mir Essen gebracht…

Aber ich denke es war eine Masche. Zuerst fühlte ich mich total komisch dabei. Dann habe ich mich daran gewöhnt und irgendwann zeigte er sein wahres Gesicht und ich kam aus diesem abhängigen Modus nicht mehr raus. Zuerst bekam ich Geschenke und Geld und zuletzt durfte ich mir nicht mal mehr Klamotten kaufen… -_- psychoterror vom Feinsten. Und trotzdem will irgendwas in mir zurück. Das ist sooo krank…

Lg nj

Es ging mir nicht darum, ob du das schon alleine konntest :slight_smile: , sondern eher darum, ob ihr vielleicht noch sehr jung wart (also Teenager) und er das vielleicht nur so aus Spaß gemacht hat. Zwischen Tür aufhalten/Essen bringen und Schuhe anziehen sehe ich schon einen großen Unterschied.

Das kann ich verstehen.

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Du wirsts nicht glauben, aber ich habe seit vierzig Jahren so etwas und fühle mich dadurch nicht im mindesten erniedrigt…

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Und mal wieder willst Du nur das zur Kenntnis nehmen, was Dir in den Kram passt. Das zieht sich ja wie ein roter Faden durch Deine Reaktionen auf Antworten, die Dir gegeben wurden.

Natürlich ist eine psychische Krankheit mit all ihren Einschränkungen der „privaten und beruflichen Erlebnis- und Gestaltungsfähigkeit“ eine Behinderung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention.

Und von Behinderten in der Arbeitswelt hast Du zwar keine Ahnung, aber 'ne Meinung, deswegen ist auch diese Aussage

so pauschal völliger Quatsch.

Sorry, aber bei Dir muß man sich schon fragen, ob Du Dir überhaupt substantiell helfen lassen willst oder ob Du Dich nicht schon in Deiner Erkrankung eingerichtet hast im Sinne eines „sekundären Krankheitsgewinns“.

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Und mal wieder gibt es hier einen Kommentar, der unter dem Vorwand verfasst wird, Norma zu helfen. Dabei geht es gar nicht darum, ihr zu helfen, sondern nur darum, das eigene Ding durchzusetzen!

Dein Vorwurf des sekundären Krankheitsgewinns ist schon unverschämt! Zumal sich Norma bereits zuvor entschuldigt hatte, dass sie zunächst so barsch reagiert hat. Ich gehe davon aus, du hast nicht die Größe, dich für deinen Anrauzer zu entschuldigen.

Was den Vorwurf der Schwerbehinderung angeht, hatten wir das hier schon des öfteren und mindestens ein Mal intensiv: Norma hat ein Problem damit, den eigenen Zustand als Krankheit oder Schwerbehinderung zu begreifen, weil sie ihn als Resultat von Erlebnissen sieht, die ihr angetan wurden. Dafür ist sie hier mindestens schon einmal ziemlich angegriffen worden, ziemlich zu unrecht, mit Sicherheit aber übertrieben.

Diese Sichtweise ist eine häufige bei traumatisierten Menschen, die eine Anerkennung wollen, dass der Zustand ein zugefügter ist. Das ist nicht einmal nur eine rein subjektive Ansicht, sondern diese zieht sich auch im Diagnosesystem durch. Auch dort wird ein Unterschied zwischen psychische Störungen, die Resultat solcher Traumatisierungen sind und solchen Störungen, bei denen man diesen Kausalzusammenhang nicht sieht. Bestehende Unwuchten in diesen Diagnosesystemen versucht man immer weiter auszumerzen, weil das Problem bekannt ist. Das reicht auch bis zur Anerkennung, wenn es um Geld geht im Zusammenhang mit Verursachern und Traumafolgen.

Auch der zweite Gedankengang Normas ist nachvollziehbar und sogar gesund: Schwerbehinderung ist assoziiert mit einem dauerhaften Zustand. Sie will nicht nur gesund werden, sondern geht auch davon aus, dass sie es wird. Was ist daran negativ? Diese Einstellung ist bei jemandem in ihrem Zustand genau das Gegenteil, nämlich sehr gesund und für einen Menschen mit derart schweren Depressionen sogar wertvolle Ressource.

Du hast dich also sehr im Ton vergriffen.

An Norma: Ich hatte dir das schon mal geschrieben im Zusammenhang mit der Diskussion um den Depressionenbegriff und die Ursachen. Ähnliches gilt auch hier. Verwirf die Idee mit der Schwerbehinderung nicht. Einerseits kann man auch vorübergehen eine Schwerbehinderung haben. Krebserkrankte bekommen diese zum Beispiel auf Antrag ohne nähere Überprüfung für einige Jahre (je nach Krebsart unterschiedlich lang). Die befristete Schwerbehinderung ist eher die Regel als die Ausnahme. Du bekommst also nicht einen dauerhaften Stempel! Ganz abgesehen davon, dass es deine freie Entscheidung ist, wann du diese Karte ziehst. Außerdem ist eine solche Schwerbehinderung vom Grundgedanken her ein Nachteilsausgleich. Das heißt: Durch deinen jetzigen Zustand, der in jedem Fall länger andauert als eine Grippe oder das Auskurieren eines Beinbruchs, hast du für einen längeren Zeitraum Nachteile gegenüber einem gesunden Menschen.

Gerade im Umgang mit dem Jobcenter, aber auch an anderen Stellen kann dir dieser Status nützen. Möglicherweise bekommst du auch mehr Geld, du kannst mehr Unterstützung in Anspruch nehmen. Auch bei der Wohnungssuche kann das helfen. Daher würde ich an deiner Stelle unter dem Stichwort Nachteilsausgleich den Gedanken zumindest nicht vorschnell verwerfen.

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Aber, Wolfang, kannst du verstehen, dass dein Rat (so gut er teilweise sein mag) extrem tief und extrem schmerzhaft in ihre persönliche Schutzzone eindringt? Das braucht erst mal packen.
Ich werde jahrelang von anderen (emotional) missbraucht, und dann soll ich mir den Stempel „schwerbehindert“ draufhauen lassen? Da ist das entschiedene „Nein, danke“ eine sehr gesunde Reaktion darauf gewesen.

Dennoch natürlich gut, dass du den Gedanken ansprichst. Mit ein bisschen Abstand zum Sacken lassen ist er vielleicht tatsächlich irgendwann interessant für Norma. Jeder Gedanke braucht halt auch seine Zeit.

Gruß
F.

Edit-Nachtrag: Zeitgleich mit Asteiners Beitrag geschrieben, daher ungewollte Überschneidungen

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Hallo FBH,

ich weiss ja, daß Du vom Fach bist.
Für mich war in der Antwort von njm signifikant, daß eigentlich der Hauptteil meiner Antwort, die mögliche professionelle Unterstützung bei der Alltagsbewältigung, gar keine Rolle spielte. Und daß die Dame derartige Hilfe gebrauchen könnte, steht für mich außer Frage aufgrund des Bildes, das sie hier abgibt.

Stattdessen wird dann auf einem Nebenaspekt herumgeritten, der sogar ausdrücklich als Nebenaspekt gekennzeichnet war. Und statt vielleicht erst mal rückzufragen, wie das denn gemeint sein könnte, wird sofort abgelehnt.
Ich weiß sehr wohl, daß es manchen psychisch kranken Menschen schwer fällt, ihre Krankheit mit allen dazugehörigen Aspekten anzunehmen und einen realistischen Blick zu entwickeln.
Allerdings sagt mir meine Erfahrung aus einer Vielzahl von Fällen, für die ich als betrieblicher Interessenvertreter zuständig war und bin, daß Lösungen nur möglich sind, wenn irgendwann Klartext geredet wird. Mit Wattebäuschchen schmeissen hilft nicht auf Dauer - gerade auch dann, wenn njm wirklich zurück will ins Erwerbsleben. Da braucht es professionelle Hilfe und wahrscheinlich im Fall njm eine relativ langfristige Planung der einzelnen Schritte sowie das Ausschöpfen aller nur möglichen gesetzlichen und sonstigen Unterstützungsebenen - dazu gehören u. U. nunmal auch Rechte aus dem SGB IX. Ab einem gewissen Punkt muss das auch einem psychisch kranken Menschen klar sein bzw. falls notwendig klar gemacht werden.

&Tschüß
Wolfgang

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