Hi Mohamed,
Leider gehst du nicht sehr detailliert auf meinen letzten Brief ein. Wieder lieferst ein Konglomerat von Thesen und Vermutungen, die du deiner Meinung aus der Fachliteratur entnommen hast. Ich wiederhole: Es ist sehr gefährlich, wenn man unbegründete Thesen die, im vorliegenden Fall, abstrakt und intelligent formuliert SCHEINEN, zudem noch außerordentlich gefährlich, wenn man sich auf geistige Autoritäten beruft (wie Kant), die man in seinem Rücken glaubt.
nun, wie aus meinem Posting ersichtlich war, vermutete
ich nur, daß Sartre einen moralischen Beweis anführte,
insofern hast Du, der Du sein 800-seitiges Werk durchgewälzt
hast, mir etwas voraus
. Aber diese Vermutung hege ich
immer noch, da Sartre seinen Beweis mit der Freiheit des
Menschen verknüpft, und diese spielt normalerweise nur in der
Ethik eine wichtige Rolle (Verantwortlichkeit des Menschen).
Ich wiederhole (und respektiere bitte meinen gesunden Menschenverstand plus meiner Fähigkeit zu lesen): Sartres ‚Das Sein und das Nichts’ ist reine Ontologie, keine Ethik.
Es ist sicher richtig, dass die Freiheit für die Ethik eine wichtige Rolle spielt (ich hab das schon mal versucht hier im Forum zu diskutieren, allerdings unter pragmatischem Gesichtspunkt), bedeutet das in keinster Weise, dass der Begriff nur in der Ethik auftaucht.
Es ist so: Man stellt logische Überlegungen an - welcher Philosophie auch immer man folgt – und entweder schließt man, dass es die Freiheit gibt oder nicht. Ob das jetzt eigentlich ziemlich schade ist, dass es die Freiheit gibt, weil man sie für seine ethischen Vorstellungen gerade nicht gebrauchen kann, ist vollkommen zweitrangig.
Ich meinte nicht das, was man in der Grammatik unter Prädikat
versteht, sondern eher das logische Prädikat. Zwischen
„existieren“ und „sein“ gibt es hier keinen Unterschied.
Also wirklich! Dass ich mir dass selber zusammenreimen konnte, dass ‚existieren’ und ‚sein’ beides Verben sind und das du das im Philosophieforum!! NICHT mit Prädikat gemeint hast, hast du mir nicht zugetraut?
Du hast behauptet, dass es im Sinne korrekter Grammatik keinen Unterschied zwischen existieren und sein gibt. Das ist wieder nur eine These, die aber sicher von keinem, der die deutsche Sprach beherrscht bezweifelt wird
Auf empirischer Basis wäre zum Beispiel die Farbe „grün“ das
Prädikat einer Wiese (ist sie strenggenommen nicht, aber es
scheint wenigstens so). Kant stellte bekanntlich jedoch fest,
daß die Existenz (oder das „Sein“) von vielen Denkern
fälschlicherweise als Prädikat des Seienden verwendet wurde.
Kant stellt bekanntlich fest? Ist das allgemein bekannt? Wo ist die Begründung, dieser These? Warum ist es falsch zu sagen, etwas, dass IST, EXISTIERT auch?
Er hat recht, denn die Existenz resultiert nicht aus der
Substanz des Seienden - dafür jedoch ohne Zweifel ein
diskretes Existenzpotential.
Wieso hat er recht? Wieso ist das Existenzpotential unanzweifelbar? Ist nicht einer der Ursprünge jedes Philosophischen Denkens der Zweifel am Offensichtlichen?
Wenn man nun genau hinschaut, ist dies nichts als eine
Umschreibung der Kontingenz des Seienden
im Sinne des islamischen Philosophen Al-Ghazali (Algazel) und
später auch Thomas v. Aquin. Und da bekanntlich die Kontingenz
des Seienden inkontingentes Sein voraussetzt, wird dies als
der von den Gottesbeweiskritikern unfreiwillig gelieferte
Gottesbeweis angesehen.
Ich folge deinem Gedankengang oder dem Kants, je nachdem, und nehme als wahr an, dass alles Seiende nur existieren KANN, also das Potential dazu hat. Dann ist es sicher richtig, dass das kontingente Seiende gewissermaßen den Gegenpol, das inkontingente Seiende, vorraussetzt. Das bedeutet aber doch nur, dass dieses inkontingente Seiende MÖGLICH ist. Es ist kein Beweis, sondern nur eine theoretische Klausel für das Unwahrscheinliche, sprich Gott.
Am Ende möchte ich, auch wenn ich damit ein stückweit meine Kritik ad absurdum führe, etwas vermuten. Du bist wahrscheinlich (wie auch ich übrigens) jemand, der sich sehr gerne in seiner Freizeit mit Philosophie beschäftigt. Das gewiße Werke der Philosophiegeschichte, dabei für den Laien nicht einfach zu verstehen sind, wird wohl ebenfalls kaum einer bestreiten. Das ist eben so. Wenn du aber Wissen, dass du den Philsophen entnommen zu haben glaubst, im Forum präsentierst, solltest du es ÜBERPRÜFBAR und WIDERLEGBAR machen, also nicht mit Phrasen wie ‚das ist bekanntlich so’ beschreiben.
Es tut mir leid, wenn mein Wortfall manchmal zu provokant ist
Dennis
PS: Bei deiner Berufung auf die schauderhafte und scholastische Mitteralterlichkeit von Thomas von Aquin läuft es mir kalt den Rücken hinunter.