Nichts

Hallo Philos,
Habe so meine Probleme mit dem „Nichts“ ! Darüber zu diskutieren hat keinen Sinn, denn dann müsste das „Nichts“ ein Objekt sein. Also etwas ! Nun ist aber das „Nichts“ kein Objekt(logisch)und wir können das „Nichts“ somit als indiskutabel deklarieren ! Wir sollten schweigen !
Gruss: hardy

Hallo, hardy,

vielleicht liest du mal das:

Nichts. Abschied vom Sein. Ende der Angst. Ein endzeitlicher Essay. von Ludger Lütkehaus
Haffmans Verlag (September 1999)

Ist jetzt bei 2001 zu haben. Für 19,90 Euro.

Gruß Fritz

Für nix zu haben
lieber Hardy und lieber Fritz:
Das Nichts als Untersuchungs/Gesprächsgegenstand (wobei "Gegen"stand stimmt ja einglich nicht).
Also isses doch aber „Objekt unserer Unter-stel-legungen“, oder?

Erstaunt, moin, manni

Hallo Hardy,

da du nur ein Statement, aber keine Frage hingeschrieben hast, kann ich auch nur zwei bedeutende philosophische Stellungnahmen zum Besten geben:

  1. die von Kant:
    http://gutenberg.spiegel.de/kant/krvb/krvb063b.htm (runterscrollen bis zu den drei Sternchen, ab da geht es um „Nichts“)

und 2. natürlich Schopenhauers berühmten Schluss der „Welt als Wille und Vorstellung“ (1. Band, 4. Buch, nicht im Netz, daher getippt, in diesem Rahmen müssten auch die Buddhisten hier etwas dazu sagen können):

„Wir aber, die wir ganz und gar auf dem Standpunkt der Philosophie stehen bleiben, müssen uns hier mit der negativen Erkenntniß begnügen, zufrieden den letzten Gränzstein der positiven erreicht zu haben. Haben wir also das Wesen an sich der Welt als Wille, und in allen ihren Erscheinungen nur seinen Objektität erkannt, und diese verfolgt vom erkenntnißlosen Drange dunkler Naturkräfte bis zum bewußtvollen Handeln des Menschen; so weichen wir keineswegs der Konsequenz aus, daß mit der freien Verneinung, dem Aufgeben des Willens, nun auch alle jene Erscheinungen aufgehoben sind, jenes beständige Drängen und Treiben ohne Ziel und ohne Rast, auf allen Stufen der Objektität, in welchem und durch welches die Welt besteht, aufgehoben die Mannigfaltigkeit stufenweise folgender Formen, aufgehoben mit dem Willen seine ganze Erscheinung, endlich auch die allgemeinen Formen dieser, Zeit und Raum, und auch die letzte Grundform derselben, Subjekt und Objekt. Kein Wille: keine Vorstellung, keine Welt.
Vor uns bleibt allerdings nur das Nichts. Aber Das, was sich gegen dieses Zerfließen ins Nichts sträubt, unsere Natur, ist ja eben nur der Wille zum Leben, der wir selbst sind, wie er unsere Welt ist. Daß wir so sehr das Nichts verabscheuen, ist nichts weiter, als ein anderer Ausdruck davon, daß wir so sehr das Leben wollen, und nichts sind, als dieser Wille, und nichts kennen, als eben ihn. - Wenden wir aber den Blick von unserer eigenen Dürftigkeit und Befangenheit auf Diejenigen, welche die Welt überwanden, in denen der Wille, zur vollen Selbsterkenntniß gelangt, sich in Allem wiederfand und dann sich selbst frei verneinte, und welche dann nur noch seine letzte Spur, mit dem Leibe, den sie belebt, verschwinden zu sehen abwarten; so zeigt sich uns, statt des rastlosen Dranges und Treibens, statt des steten Ueberganges von Wunsch zu Furcht und von Freude zu Leid, statt der nie befriedigten und nie ersterbenden Hoffnung, daraus der Lebenstraum des wollenden Menschen besteht, jener Friede, der höher ist als alle Vernunft, jene gänzliche Meeresstelle des Gemüths, jene tiefe Ruhe, unerschütterliche Zuversicht und Heiterkeit, deren bloßer Abglanz im Antlitz, wie ihn Rafael und Correggio dargestellt haben, ein ganzes und sicheres Evangelium ist: nur die Erkenntniß ist geblieben, der Wille ist verschwunden. Wir aber blicken dann mit tiefer und schmerzlicher Sehnsucht auf diesen Zusatnd, neben welchem das Jammervolle und Heillose unseres eigenen, durch den Kontrast, in vollem Lichte erscheint. Dennoch ist diese Betrachtung die einzige, welche und dauernd trösten kann, wann wir einerseits unheibares Leiden und endlosen Jammer als der Erscheinung des Willens, der Welt, wesentlich erkannt haben, und andererseits, bei aufgehobenem Willen, die Welt zerfließen sehen und nur das leere Nichts vor uns behalten. Also auf diese Weise, durch Betrachtung des Lebens und Wandels der Heiligen, welchen in der eigenen Erfahrung zu begegnen freilich selten vergönnt ist, aber welche ihre aufgezeichnete Geschichte und, mit dem Stämpel innerer Wahrheit verbürgt, die Kunst uns vor die Augen bringt, haben wir den finstern Eindruck jenes Nichts, das als das letzte Ziel hinter aller Tugend und Heiligkeit schwebt, und das wir, wie die Kinder das Finstere, fürchten, zu verscheuchen; statt selbst es zu umgehen, wie die Inder, durch Mythen und bedeutungsleere Worte, wie Resobtion in das BRAHM, oder NIRWANA der Buddhaisten. Wir bekennen es vielmehr frei: was nach gänzlicher Aufhebung des Willens übrig bleibt, ist für alle Die, welche noch des Willens voll sind, allerdings Nichts. Aber auch umgekehrt ist Denen, in welchen der Wille sich gewendet und verneint hat, diese unsere so sehr reale Welt mit allen ihren Sonnen und Milchstraßen - Nichts.“

Und hier noch eine Rezension zum Lütkehaus (der übrigens Mitglied der Schopenhauergesellschaft ist): http://www.perlentaucher.de/buch/101.html
Das Buch ist zwar etwas sperrig (ok, Geschmackssache), aber in der Tat empfehlenwert!

Herzliche Grüße

Thomas Miller