Niedriglohngebiet Osten

Hallo!

Ich lese mir regelmäßig die ganzen Beiträge hier durch,
dieses Thema gab es schon mal. Ist aber mangels konkreter Daten irgendwie eingeschlafen.
Ich bin nun mit dem Thema recht vertraut, da meine Freundin nach abgeschlossener Berufsausbildung höchstwahrscheinlich arbeitslos wird.
Der übliche Arbeitslohn in unserer Region (Südwestsachsen, Zwickau) beträgt so zwischen 4 und 5 Euro Brutto. Für dieses Geld bekommt man mit etwas Mühe Arbeit als Kraftfahrer, in Gartenbaubetrieben, privaten Postdiensten, Baunebengewerbe usw. In der letzten Zeit sind diese Firmen wie Pilze aus dem Boden geschossen und unterbieten sich mit Niedriglöhnen. Es wurden auch Arbeitslose regelrecht gedrängt, sich selbstständig zu machen, diese können sich oft nur über Niedriglöhne verkaufen.

Natürlich arbeitet nicht jeder hier für 5 Euro, meine Aussage gilt nur für Leute, die jetzt arbeitslos sind und nur normale Fähigkeiten haben.
Wer schon viele Jahre in einer Firma arbeitet bekommt natürlich noch seinen Lohn aus besseren Zeiten weiterbezahlt. Für den öffentlichen Dienst und ähnliches gilt das logischerweise auch nicht.
Ich möchte mal wissen, ob es irgendeine Lohn- Mindestgrenze gibt. Wenn jemand auf die Idee kommt, einen Arbeiter für angenommen 1 Euro/Stunde zu beschäftigen müsste ein arbeitsloser Hausbesitzer diese Arbeit ja auch annehmen.
Ist eigentlich eine gefährliche Entwicklung finde ich, besonders wenn ich an den Immobilienmarkt denke,
da gerade dort viel über Kredite finanziert wurde, die aus besseren Zeiten stammen.

Grüße, Steffen!

Ist eigentlich eine gefährliche Entwicklung finde ich,
besonders wenn ich an den Immobilienmarkt denke,
da gerade dort viel über Kredite finanziert wurde, die aus
besseren Zeiten stammen.

in jeder Gefahr steckt auch eine Chance.
Jetzt sag ich Dir mal, worauf die Immobilieninteressenten dabei insgeheim hoffen:
Niedrige Löhne=> nicht rückzahlbare Kredite => Zwangsversteigerungen => günstige Immobilien in großer Auswahl
(wer baut…und sich verschuldet…ist selber schuld, wer bis zum rechten Moment warten kann und Kompromisse eingehen will, für den beginnen rosige Zeiten, vorausgesetzt er ist nicht auf den 5 EuroJob angewiesen.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Bayern2 Radiobericht von vor mehr als 15 Jahren, Thatcherregierungszeit wenn ichmich nicht irre.
Den Briten wenige Jahre zuvor vollmundig versprochen: „Jeder, der ein Eigenheim will, bekommt auch eins!“ ging es bereits so. Just zu dieser Zeit, bescheidene Arbeitsmarktbedingungen, es kamen sogar Engländer nach Deutschland um hier bei Mc. Donalds zu arbeiten (!), führten dazu, daß durch das Thatcherangebot einerseits ein überbedienter Wohnungsmarkt herrschte, worauf (Angebot und Nachfrage) der Preis vorhersehbar sank. Quint Essenz: die Restschuld, nach breits mehreren Jahren bedienter Kredite für das Haus war höher als der Restwert.
Es verschwanden Eigentümer auf Nimmer wiedersehen, da sie anderortes (oder das Haus vom Nachbarn) etwas gleichwertiges für weniger erstehen konnten, als sie für Ihr redlich erarbeitetes Haus noch hätten aufbringen müssen.
Diese „Bewegung“ erkennend räumte die (verallgemeinerte) Bank ein, die Bewohner mit Abschlägen, nicht mehr derart mit Kreditrückzahlungen zu belasten, da der Schaden durch leerstehende verrottende unbezahlte unverkäufliche Einfamilienhäuser höher wurde, als der Verlust der Zinseinnahmen.
So ist bei Lohnniveauverfall und einem Überangebot an Wohnraum davon auszugehen, daß sich die englische Erfahrung wiederholt.
Dem vorzubeugen gilt mutmasslich Schröders Überlegung des prognostizierten (bedauerlichen) Wegfalls der Eigenheimzulage bei Eigenheim-Neubau.
Solange man als Familie an seinem Eigenheim in Zukunft festhalten wird und verlassenen „Neubauten“ nicht zu einem flächendeckendem Phänomen werden, was zugegebendermaßen nicht so einfach sein kann, wie das in England funktionierte ist mir eigentlich ein Rätsel, werden die Banken an der Restschuldtilgung festhalten, aber wenn nicht…
Gruß Torsten
PS:frowning:Mietwohnungen werden in Ostdt. aufgrund Leerstandes wg. Überangebot bereits massenhaft, wie man so schön sagt, „zurückgebaut“)