Nierentransplantation - Lebendspende

Die 39-jährige Tochter einer Freundin und ehemaligen Kollegin ist schwer nierenkrank und muß 3 x wöchentlich zur Dialyse.

Ich (52, Nichtraucherin, Nichttrinkerin) habe bereits vor 1 Jahr angeboten, eine Niere zu spenden. Jetzt ist die Situation gekommen, dass sie mein Angebot gerne annehmen würde.

Ich weiss, dass die Angelegenheit noch vor der Ethikkommission geprüft wird, ich tue es wirklich, um der jungen Frau ein neues Leben zu ermöglichen, die ganze Familie war immer gut zu mir und wir kennen uns seit 18 Jahren. Ich würde das für jede meiner Freundinnen tun, wenn es notwendig wäre.

Wir haben beide Blutgruppe 0 positiv. Ich habe ein wenig gegoogled und ich weiss, dass ein Risiko besteht, dass mein Blutdruck (bisher 120/80) geringfügig steigt, das ist für mich kein großes Problem. Auch eine Ruhepause von 3 Wochen kann ich einrichten. Eine amerikanische Studie geht sogar so weit zu sagen, dass Spender sehr gut nachbetreut werden und sogar eine höhere Überlebensrate als Otto Normalverbraucher haben.

Mein von mir getrennt lebender Mann ist jedoch entsetzt von dem Gedanken und will alles tun, um meine Spende zu verhindern.

Wer kann mir seine Erfahrungen mitteilen?

Gibt es ein Operationszentrum, das besonders viel Erfahrung damit hat? Oder kann ich mich ohne Weiteres den Ärzten im UK Düsseldorf anvertrauen? Habe irgendwo gelesen, dass in Köln oder Bonn bereits Transplanta-tionen bei Menschen mit unterschiedlicher Blutgruppe durchgeführt wurden.

Vielen Dank im Voraus für Eure Mühe.

Gaby

Hallo Gaby,

sowohl die Uniklinik Düsseldorf als auch Essen, Köln und Bochum (und weitere Kliniken in NRW) transplantieren seit vielen Jahren erfolgreich Nieren, auch von lebenden Spendern. Eine Vielzahl von Transplantationszentren führen in Deutschland inzwischen auch die sogenannte AB0-inkompatible Nierentransplantation durch. Für weitere Fragen stehe ich gerne auch telefonisch zur Verfügung.

viele Grüße

Martin Kalus
Transplantationskoordinator
http://transplantationszentrum-stuttgart.de

Lieber Herr Kalus,

die Infos, die ich der Homepage entnehmen kann, sind toll und sehr ausführlich. Ein großes Lob für eine solch ausführliche Aufklärung, besonders das konkrete Beispiel der Nierenspende für die beste Freundin finde ich gut.

Ich habe noch eine Frage zur Spendefähigeit:

Ich habe bereits eine Hysterektomie und eine Cholezystektomie hinter mir. Ich weiss, dass Focus in Neuss Probanden ablehnt, die keine Galle mehr haben.

Wäre dies ein Ausschlusskriterium für eine Spende?

Vielen lieben Dank für eine so rasche Antwort!

Liebe Grüße

Gaby John
Gaby

Hallo Gaby,

sowohl die Uniklinik Düsseldorf als auch Essen, Köln und
Bochum (und weitere Kliniken in NRW) transplantieren seit
vielen Jahren erfolgreich Nieren, auch von lebenden Spendern.
Eine Vielzahl von Transplantationszentren führen in
Deutschland inzwischen auch die sogenannte AB0-inkompatible
Nierentransplantation durch. Für weitere Fragen stehe ich
gerne auch telefonisch zur Verfügung.

viele Grüße

Martin Kalus
Transplantationskoordinator
http://transplantationszentrum-stuttgart.de

Eine Hysterektomie und eine Cholezystektomie sind grundsätzlich keine Kontraindikationen. Jeder potenzielle Lebendnierenspender muss aber für sich betrachtet und untersucht werden.

viele Grüße

Martin Kalus

Hallo Gaby,

nach deutshcem Recht kannst kommst du als Lebendspenderin gar nicht in Frage, denn das geht nur unter Familienmitgliedern 1. Grades, also Eltern Kind, Kind Eltern und Geshwister. Da du noch nichtmal mit der Freundin verwand bist, kannst du auch leider ihrer Tochter keine Niere spenden.

Gruß Manja

Hallo Gabi,

die Risiken einer Lebendspende werden nicht selten verharmlost. Hier eine Aufzählung der Risiken und Auswirkungen für den „Spender“:

Berichtet wird über Blutungen, die sofort nach der Entnahme auftreten können,
Infektionen und Lungenembolien, chronische Infektionen der Harnwege (1,9- 16%), Hernien (3,6%), Obstruktionen der Eingeweide. 7,6% bis 11,4 % der Patienten berichten über lokale Wundschmerzen zwischen 1 und 19 Jahren. 11% (Italien) bzw. 25% (Australien) der Spender berichten über Depressionen nach der Organspende.
Es kann zur Proteinurie (30-40%) und lokaler Glomerolosklerose kommen, also zur Schädigung der verbleibenden Niere. Unterschiedliche Angaben gibt es zur Hypertension. Das Risiko beträgt zwischen 2,4 und 45% nach Angeben verschiedener Autoren und Untersuchungen. Außerdem kann eine engere genetische Verwandtschaft zwischen den Spendern das Risiko erhöhen, daß der Spender die gleicht Nierenerkrankung bekommt wie der Empfänger.1 2
Natürlich darf nicht vergessen werden, daß die Organspende von Teilen des eigenen Körpers sich nicht allein auf das medizinische Risiko des Spenders beschränkt.
Es gibt psychische und soziale Komplikationen schon im Vorfeld der „Lebendspende“ und im postoperativen Verlauf des interpersonellen Austausches von Körperteilen. Die potentiellen Spender - besonders Personen, die eine enge
Beziehung zu Empfänger haben oder abhängig von ihm sind (Kinder) - geraten unter Druck. Auch eventuell negative Konsequenzen müssen mitgetragen werden.
Was geschieht, wenn es Meinungsverschiedenheiten untereinander gibt?
Wer darf spenden? Es wurde schon von Konkurrenzkämpfen berichtet.3
Was geschieht, wenn das Transplantat abgestoßen wird? Schuldgefühle können entstehen.
Was, wenn man verlassen wird, nachdem man ein Organ oder –teile gespendet hat?

In dem Buch von G. Feuerstein, Das Transplantationsystem (Juventa 1995), sind
die Auswirkungen der Lebendspende für den Empfänger und dem Spender ausführlich beschrieben.

Mehr Informationen findest Du hier:
http://www.transplantation-information.de/organspend…

Dieser Bericht könnte Dich auch interessieren:

„Sozialfall nach Lebendspende“ unter: http://www.spektrum-dialyse.de/uploads/media/Sozialf…

Letzte Quelle:

„Die Beschränkung der Zulässigkeit der Organentnahme bei Lebenden beruhe vor allem auf der Auffassung des Gesetzgebers, daß die Organentnahme für den Spender kein Heileingriff sei, sondern ihm grundsätzlich körperlich schade und ihn gesundheitlich gefährden könne. In diesem Zusammenhang weist das Bundesministerium darauf hin, daß der Verlust einer Niere im Sozialhilferecht mit einem Grad der Behinderung oder einer Minderung der Erwerbsfähigkeit von 25 % eingestuft werde. Das Bundessozialgericht habe festgestellt, daß der unfallbedingte Verlust einer Niere auch dann, wenn die andere Niere gesund sei, in der gesetzlichen Unfallversicherung mit einer Minderung der Erwerbsfähigkeit von mindestens 20 % zu bemessen sei (BSG, Breithaupt, 1976, S. 747 ff.). Eine Person, die nur noch eine gesunde Niere habe, könne sich bei keiner Krankenkasse, keiner Lebensversicherung oder keinem Betriebs- oder Amtsarzt als vollständig gesund bezeichnen. In der medizinischen Literatur werde die Gefahr ernsterer perioperativer Komplikationen und Langzeitfolgen nach einer Lebendspende zwischen 5 und 20 % und hinsichtlich weniger gravierender Komplikationen zwischen 5 und 50 % angesetzt (Eigler, Deutsche Medizinische Wochenschrift 1997, S. 1398 ). Für den Verlust einer Niere werde ein Schmerzensgeld von 25.000 bis 30.000 DM als angemessen angesehen (OLG Köln, VersR 1992, S. 1097).“

Aus: Verfassungsbeschwerde gegen das Transplantationsgesetz (TPG), § 8 Abs. 1 Satz 2 und § 19 Abs. 2 letzte Alternative des Gesetzes über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) vom 5. November 1997 (BGBl I S. 2631)

Bundesverfassungsgericht

  • 1 BvR 2181/98 -
  • 1 BvR 2182/98 -
  • 1 BvR 2183/98 -

http://www.transplantation-information.de/organspend…

Viel Glück!

Mit freundlichen Grüßen,
Roberto Rotondo

Lieber Roberto,

der Link mit dem Sozialfall ist ganz schön starker Tobak. Trotzdem werde ich wohl auf meine Schutzengel und gute Vorbereitung hoffen und, wenn es keine Kontraindikationen gibt, spenden, denn wenn wir noch länger warten, steigen auch die Risiken. Ich habe Fürsprecher bei den Ritaschwestern in Würzburg, die sicherlich „oben“ ein gutes Wort für mich einlegen.

Wichtig ist es mir, nicht blind in eine Situation hineinzulaufen, wo man mir später sagt, „ja, das hättest Du aber doch wissen müssen …“.

Vielen lieben Dank für Deine/Ihre Mühe, ich werde berichten …

Frohe Pfingsten!

Gaby

Liebe Gaby,

Hut ab vor Deinem Mut. Leider kann ich Dir aber nicht mit Erfahrungen weiterhelfen. Meine Recherchen zu dem Thema bezogen sich ausschließlich auf Organspende nach dem Hirntod.

Alles Gute

Kirsten

Hallo, Kirsten,

danke, dass Du trotzdem geantwortet hast. Habe inzwischen von Martin Kalus aus Stuttgart einen tollen Link zur Homepage bekommen, auf der nicht nur alles toll beschrieben ist, sondern auch Transplantierte zu Wort kommen. Schau gerne mal unter dem Link bei wer-weiss-was, ist echt spannend, aber auch die Risiken sind sehr eindringlich erörtert.

Schöne Pfingsten!

Gaby

Kann leider gar nichts dazu sagen, da mir das Nieren-Thema leider fremd ist. Beim Thema Lebertransplantation wäre ich mehr im Thema.
Wünsche alles Gute!

Kann leider gar nichts dazu sagen, da mir das Nieren-Thema
leider fremd ist. Beim Thema Lebertransplantation wäre ich
mehr im Thema.
Wünsche alles Gute!

Danke für die Rückmeldung, es ist schon alles eingeleitet.

Lieben Gruß

Gaby

Hallo Gaby,

jetzt ist ja eine gewisse Zeit vergangen und mich würde interessieren, ob die Transplantation erfolgreich stattgefunden hat und wo und vor allem, wie es Dir jetzt geht.

Ich selber habe eine Niere von meinem Mann erhalten, die dann leider nach 14 Tagen verloren ging. Er hat den Eindruck, dass er etwas energieloser ist seit der Entnahme einer seiner Niere. Das ist jetzt 3 Jahre her. Aber im Prinzip geht es ihm gut und er geht nach wie vor arbeiten.

Liebe Grüße
Conni

Liebe Conni,

leider habe ich Deine Frage erst heute gesehen. Um sie zu beantworten:

1.) Ich bin bei einer Endoskopie der Nieren und Harnwege in der Uniklinik verletzt worden und hatte danach pausenlos Blutungen und Infektionen, daher wurde seitens der Ärzte eine Transplantation abgelehnt.

2.) Ich bin trotzdem seitdem ständig abgespannt und müde.

3.) Die „Freundin“ ist deshalb böse auf mich und redet nicht mehr mit mir.

Hoffentlich geht es Deinem Mann inzwischen wieder besser. Ich habe von schlimmen Fällen gehört, wo der Spender seinerseits zum Pflegefall wurde. Auch die Charité wurde wegen fehlender Aufklärung über die Nebenwirkungen verklagt.

Dir und Deinem Mann von Herzen alles Gute!

Gaby