Ich hab eine Extrakt-Kaffee-Frage. Vor etlichen Jahren war ich für einige Tage in China in einem Gästehaus untergebracht. Meine Gastgeber schienen den schönen europäischen Brauch des Frühstückens nicht zu kennen, aber immerhin habe ich einen Wasserkocher und ein Glas Nescafe gefunden.
Jeden Morgen habe ich mir also eine Tasse Nescafe aufgekocht - und dann war mir bis Mittag kotzeübel. Das war mein erster Aufenthalt ausserhalb Europas, und so war ich mir nicht sicher, ob die Übelkeit eine Folge des Kaffees war, oder womöglich auf den Jetlag zurückzuführen. Daher habe ich mir eines Tages, kaum dass ich mich wieder wohlgefühlt habe, eine weitere Tasse Kaffee aufgeschüttet.Mit der Folge, dass ich an diesem Tag auch des Nachmittags mit bösem Bauchgrimmen im Büro gesessen habe.
Im Büro haben wir Tee getrunken, und dafür haben wir kein Leitungswasser benutzt, sondern Wasser, welches in regelmäßigen Abständen von Hilfskräften kochend heiss in großen Thermoskannen vorbeigeschleppt wurde. Vom Tee ist mir nie übel geworden, und so bin ich zu dem Schluss gekommen, dass meine Übelkeit eventuell gar nicht vom Kaffee, sondern vom Leitungswasser herrühre, mit dem ich den Kaffee leichtsinnigerweise aufgebrüht hatte.
China ist lange her, in den letzten Jahren war ich jedoch häufig in Vietnam. Wenn ich heute da bin, bekomme ich frisch gemahlenen Kaffee aufgebrüht, aber in den Pionierzeiten gab’s dort auch nur Nescafe. Und von dem ist mir jedesmal kotzeübel geworden! Kannte ich schon, war nicht schön. Hier war aber offenkundig, dass die Übelkeit nicht vom Wasser herrühren konnte, denn das kam in Vietnam vom gleichen Wasserspender wie das Teewasser.
Ausserdem hatte ich jetzt aber die Auswahl zwischen Nescafe aus dem Glas und portioniertem Nescafe „3 in 1“ (Kaffee, -weisser und Zucker in einem kleinen Tütchen). Und von dem 3 in 1 ist mir nie übel geworden. Das war allerdings deutlich schwächer dosiert, als wenn ich meinen Kaffee aus dem 500g-Glas zusammengeschüttet habe.
Also lag die Vermutung nahe, dass meine Übelkeit nicht auf den Kaffee an sich, sondern auf dessen Dosierung zurückzuführen sei. Und tatsächlich: Wenn ich die Extrakt-Dosierung halbiert habe, konnte ich beliebig viel Kaffee aus dem 500g-Glas trinken, ohne dass mir übel geworden wäre.
Wenn ich aber die bisherige Dosierung gewählt habe, konnte ich beliebig viel Wasser nebenher trinken, ohne die Übelkeit verhindern zu können!
Dünner Kaffee, aber davon beliebig viel - Keine Übelkeit.
Starker Kaffee, aber beliebig viel Wasser nebenbei: Kotzeübelkeit.
Physiologisch kann ich mir das nicht erklären, denn das Kaffeeextrakt bewirkt keine chemische Veränderung des Wassers. Andererseits bilde ich mir aber ein, psychosomatisch wenig anfällig zu sein.
Kann es tatsächlich sein, dass ein Wirkstoff in einer hochkonzentrierten Mischung anders wirkt, als in einer niedrigdosierten Mischung selbst dann, wenn man nebenbei soviel Wasser dazukippt, dass die Konzentration sich im Magen wieder ausgleicht?
Gruß
P. S.: Eine Anmerkung noch: In Vietnam ist der Brauch des Frühstückens durchaus bekannt. Dort habe ich, im Gegensatz zu China, den Kaffee nicht auf leeren Magen getrunken, sondern frühestens eine Stunde nach dem - meist recht opulenten - Frühstück. Der Magenfüllstand spielt also offenbar keine Rolle.