Nochmal: Josephs Tod

Hallo, Kunstkenner!
Wer hier regelmäßg mitliest, weiß, dass ich schon einmal zu Darstellungen des Todes des hl. Joseph gefragt habe. (Ich forsche über ein bestimmtes Bild.)
Neues Problem: Beim Vergleich der Darstellungen fällt mir auf, dass die Decke, mit der der Sterbende zugedeckt ist, fast immer gelb ist.
Ich frage nach dem Grund für diese Farbe:
Gelb wie in der Heraldik gleich Gold, also Wertvolles bedeutend?
Gelb in der mittelalterlichen Auffassung, also soziale Unterschicht bezeichnend?
Oder leitet sich die Farbgebung der Decke von einer Legende oder einem apokryphen Text her?
Kennt jemand eine/n andere/n Heilige/n, bei deren/dessen Darstellung Gelb eine vergleichbare Rolle spielt?
Ich danke schon mal und grüße.
Hannes

Hallo hannes,

im Mittelalter stand Gelb auch als Kennzeichnungsfarbe für nichtchristliche Minderheiten, auch für Juden. Dies könnte (!) ein Hinweis auf die Symbolfarbe Gelb bei Joseph von Nazareth sein, der ja aus dem Geschlecht Davids stammen sollte.
Dafür habe ich keine schriftliche Quelle, aber mich machte die - beim Stöbern entdeckte - alte Frescodarstellung in einer dänischen Kirche stutzig:

Der zweifelnde, grüblerische Joseph mit Judenhut:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Skibby_Joseph…

Der Judenhut:
http://jhva.wordpress.com/2009/08/04/vom-judenhut-im…

Freundliche Grüße
rotmarder

Hallo Hannes,

ich habe das LCI (Lexikon der christlichen Ikonographie) bemüht. Da ich nicht weiß, aus welcher Zeit das Bild stammt, für das Du Dich interessierst, fasse ich alles zum Thema gelb zusammen, was ich dort im Artikel „Farbensymbolik“ gefunden habe:

zu „Patristik und mittelalterlicher Symboldeutung: […] Gelb ist in der Antike und im Mittelalter Farbe der Verbrecher (daher auch des Judas) und Dirnen, jedoch auch, als Ersatz für Gold, Gewandfarbe des Apostelfürsten Petrus.“

„Byzantinisch: […] Die byzantinische Buchmalerei kennt […] auch Trauerfarben: Schwarz, Purpur, Rot und Dunkelbraun; asketische Farben (Mönchskleidung) sind neben Schwarz Purpurviolett, Dunkelrot und verschiedene Brauntöne, auch Gelb.“

Laut LCI endet mit Giotto die eindeutige Farbsymbolik und in Spätmittelalter und Neuzeit kann kein allgemeines Farbkonzept mehr erkannt werden. Wohl gibt es in einzelnen Bildern eine gewisse Farbikonographie, aber diese folgt nicht mehr klaren Konventionen. Es sind nur noch einzelne Rückgriffe auf früh- und hochmittelalterliche Farbsymbolik zu finden.

Ich hoffe, die Informationen helfen Dir etwas weiter.
Viele Grüße,
BumbleBee

Nachtrag zum LCI
Hallo Hannes,

kleiner Nachtrag: Das LCI verweist im Artikel über Joseph auf keine spezielle, „typische“ Farbgebung. Es geht lediglich um die Attribute, die sich im Lauf der Zeit für ihn in der Kunst entwickelt haben, die Farbe scheint aber tatsächlich (mindestens in der Mehrheit der Abbildungen) nicht weiter von Bedeutung zu sein.

Viele Grüße,
BumbleBee

Ihr habt mir wirklich weitergeholfen.
H.