Hallo,
in der Tradition des kaschmirischen Shivaismu gibt es das Denkmodell von den drei Pfeilen des Karma. Habe das mal vor vielen Jahren in einem Vortrag gehört, kenne aber leider keine konkrete Quelle. Weiß jemand von Euch, woher die Idee stammt? (Bitte keine Spekulationen)
Der 1. Pfeil sitzt bereits im Ziel. Gemeint sind damit die schicksalhaften Ausprägungen, mit denen der Mensch als Konsequenz nicht gelöster Themen früherer Leben konfrontiert ist. Dazu gehören alle Arten körperlich-seelisch-geistiger Konstitution und situativer Bedingungen, an denen der Mensch wachsen kann. Leben wird unter diesem Blickwinkel naturgemäß immer als Teil eines großen Kreislaufs und Abfolge unzähliger Leben gesehen. Unsere westliche Definition von Glück in diesem Leben hat also wenig damit zu tun.
Der 2. Pfeil ist bereits abgeschossen und unterwegs in Richtung auf sein Ziel. Damit sind die Handlungen gemeint, die wir in diesem Leben begangen haben. Die Konsequenzen dieser Handlungen können wir jedoch noch in diesem Leben ausgleichen, kompensieren, berichtigen etc.
Der 3. Pfeil ist der, der noch im Köcher steckt. Hiermit ist gemeint, dass wir den freien Willen haben, uns zu entscheiden, was wir mit unserem Schicksal anstellen möchten. Wie wir mit den Bedingungen unserer eigenen Existenz und unserer Umwelt umgehen wollen.
Mir gefällt an dieser Sichtweise, dass sie nicht moralinsauer ist und keine Schicksalsgläubigkeit im Sinne von „ist eh alles vorherbestimmt, da kann man nix machen“ hervorruft.
Problematisch finde ich Karma-Jargon wie „Das ist halt Dein Karma“ oder „Pech gehabt, du hast schlechtes Karma“ oder „der hat ein gutes Karma“ benutzt werden. Hier scheint mir das „Sünde“-Konzept des Christentums durchzuschimmern. Niemand sollte sich anmaßen, über das Karma einer anderen Person Auskunft geben zu können.
(Ich finde über die Suchmaschinen Infos über den kashmirischen Shivaismus unter Kashmir Shaivism, z.B. http://www.koausa.org/Shaivism/, weiß aber nicht, was für eine Art von Organisation sich dahinter verbirgt.)
Burkhard