Hi!
Danke für die Antwort 
Bitte, bitte!
Im „Caucus“ wird das Wahlmänner-Prinzip von ganz unten nach
ganz oben bis auf Bundesstaat-Ebene durchgeführt (…)
Und die Wahlmänner werden dann, wie du unten schreibst, je
nach Partei anders verteilt? Also bei den Demokraten kann es
sein, dass ein Staat dann eben 60% für den einen 40% für den
anderen abgestimmt hat und so gehen auch die Wahlmänner weiter
(60% der Wahlmänner stimmen dann für A ab und 40% für B), bei
den Republikanern kann es aber durchaus auch sein, dass sie
dem, der mehr stimmen hat, alle Wahlmänner geben?
Richtig. Jede Partei regelt selbst, wie sie mit dem Wahlergebnis umgeht.
Beim „Primary“ lässt man sich als Wähler registrieren und gibt
dann seine Stimme ganz normal ab.
Wie viele Wahlmänner auf Bundesstaatsebene eine Kandidat
erhält, ist ebenfalls den Parteien überlassen.
Und wie genau geht das nun mit den Wahlmännern? zB beim
Primaryprinzip: Alle gehen wählen, es kommen dabei dann
Prozente raus. Je nach Partei sollen dann alle Wahlmänner für
einen stimmen oder eben prozentual.
Hat man dann eine Liste mit den, sagen wir, 405 Wahlmännern
für die Demokraten und nimmt davon dann eben einfach
soundsoviel Prozent für den einen und soundsoviel für den
anderen und sagt denen: Du sollst A wählen und du B?!
-quasi abgesehen von den Republikanern, die ja dann alle
schicken und sagen, dass sie alle C wählen müssen weil der die
Mehrheit bekam.
(Wäre ja bei Caucus, bis auf die Technik, wie es zu einer
Entscheidung kommt, das selbe, richtig?)
Langsam!
Es handelt sich hier nicht um allgemeine Wahlen, sondern um Wahlen innerhalb der Parteien.
Nehmen wir die Vorwahlen in Kalifornien. Die Demokraten wollen von ihren Anhängern wissen, ob sie lieber Obama oder Clinton haben wollen. Die Republikaner wollen gleiches wissen, ob McCain oder Huckabee oder Romney von den Kaliforniern als Kandidat gewünscht wird.
Beim „Primary“ können sich interessierte Bürger in Wählerlisten eintragen (im Klartext: ein Großteil der Bürger von Kalifornien ist ggf. gar nicht wahlberechtigt, weil sie sich nicht in diese Listen eingetragen haben). Ein Wähler kann sich aber nur für eine der beiden Parteien engagieren. Die gelisteten Wähler geben dann ihre Stimme ab, d.h. wenn sie sich für die Demokraten interessieren, dann müssen sie zwischen Obama und Clinton entscheiden (McCain, Huckabee, Romney interessieren da nicht). Haben sie sich für die Primary bei den Republikanern gemeldet, so können sie zwischen McCain, Huckabee und Romney wählen (hier tauchen weder Obama noch Clinton auf).
Beide Parteien zählen ihre Stimmen (auch hier strikt getrennt; die Ergebnisse haben nichts miteinander zu tun!). Bei den Demokraten haben sich 59% der Wähler für Clinton und 42% der Wähler für Obama entschieden. Die Demokratische Partei hat Kalifornien mit 405 Wahlmänner ausgestattet. Da bei den Demokraten die Wahlmänner proportional verteilt werden, erhält Clinton 233 Wahlmänner, Obama 172.
Bei den Republikanern ist Kalifornien nur mit 156 Wahlmännern ausgestattet. McCain hat 42% der Stimmen, Romney 34% erhalten. Aufgrund der Regelungen der Republikanischen Partei erhält McCain 150 Wahlmänner, Romney nur 6.
Vielleicht wird das klarer, wenn ich das Verfahren mal auf deutsche Verhältnisse bringe. Nehmen wir an, es stehen Bundestagswahlen vor der Tür. Bei der CDU und der SPD gibt es je zwei mögliche Kandidaten: Merkel und Wulff bzw. Beck und Steinmeier. Wir haben 16 Bundesländer, also gibt es 16 Vorwahlen.
Die CDU legt für sich fest, welche politische Bedeutung welches Bundesland hat: Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen stehen ganz oben; das Saarland und Bremen vermutlich ganz unten. Für Baden-Württemberg würden z.B. 200 Wahlmänner (oder nennen wir sie „Parteitags-Abgeordnete“) bestimmt. Die Mitglieder der CDU in B-W gehen wählen. 60% Merkel, 405 Wulff. Damit gehen die 200 Wahlmänner an Merkel.
Die SPD bewertet die Bundesländer vermutlich anders. Vielleicht werden die 16 Bundesländer differenzierter, vielleicht auch pauschaler gruppiert - aber das ist hier jetzt egal. B-W wird von der SPD mit 300 Wahlmännern festgelegt. Beck und Steinmeier treten an, Beck bekommt 70%, Steinmeier bekommt 30%. Die SPD hat aber eine Proportionalregeleung, daher bekommt Beck nicht alle 300 Wahlmänner, sondern nur 210. Steinmeier bekommt 90.
Beide Parteien führen nach und nach ihre Vorwahlen durch. Wenn dann alle 16 Bundesländer gewählt haben, gibt es einen CDU- und einen SPD-Parteitag. Dort treffen sich alle Wahlmänner aus allen Bundesländern. B-W ist auf dem CDU-Parteitag mit 200 Merkel-Wahlmännern verteten. Auf dem SPD-Parteitag gibt es 210 Wahlmänner zugunsten von Beck sowie 90 Wahlmänner zugunsten von Steinmeier. Und natürlich die entsprechenden Vertreter aus den andere Bundesländern. Und wie bestimmen nun, wer ihr jeweiliger Spitzenkandidat ist für ihre Partei ist. So in etwa muss man sich das vorstellen.
Das ist richtig. Insgesamt gibt es 538 Wahlmänner. Für den
Sieg benötigt man also 270 Wahlmänner.
Die USA haben 50 Bundesstaaten mit unterschiedlichen
Wahlmännerstimmen. Alaska stellt 3, Kalifornien hingegen 55
Wahlmänner.
Nehmen wir an, ein Kandidat siegt jeweils in folgenden
Staaten: (…)
dann hat er nur in 12 von 50 Bundesstaaten gewonnen, aber 282
Wahlmännerstimmen bekommen (und ist damit Präsident).
Also kann ich als Partei festlegen: Da sind 10 kleine Staaten,
die sind aber voll auf meiner Seite, den gebe ich einfach ganz
viele Wahlmänner und dann wird unser Kandidat gewinnen, auch
wenn eigentlich viel mehr MENSCHEN für den anderen Kandidaten
waren?
Nein.
Die Anzahl der Wahlmänner bei der Präsidentenwahl ergibt sich aus der Zahl der Mitglieder im US-Kongress. Da haben die Parteien überhaupt nichts zu bestimmen.
Der US-Kongress setzt sich aus zwei Kammern zusammen: dem Senat und dem Repräsentantenhaus. Im Senat ist jeder Bundesstaat durch zwei Senatoren vertreten - es gibt also 100 Senatoren.
Die Sitzverteilung im Repräsentantenhaus ergibt sich durch die Bevölkerungszahl. US-Bundesstaaten mit einer hohen Bevölkerungszahl wie Kalifornien, New York und Texas sind entsprechend stark vertreten: Kalifornien 53, Texas 32, New York 29. US-Staaten mit einer sehr niedrigen Einwohnerzahl entsprechend gering: Das auch flächenmäßig kleine Vermont z.B. hat nur 1 Vertreter, das wesentlich größere Wyoming iat aber auch nur mit 1 Vertreter im Repräsentantenhaus.
Die Summe aus Senatoren und Abgeordnete des Repräsentantenhauses ergibt die Anzahl der Wahlmänner bei der Präsidentenwahl im November. Diese Zahl ist durch den Kongress festgelegt. Die Parteien können also keine Verschiebungen zugunsten von Staaten vornehmen, wo sie sich als Sieger sehen.
Beispiel:
Kalifornien hat 2 Senatoren im Kongress sowie 53 Repräsentanten. Also stellt Kalifornien zur Präsidentschaftswahl insgesamt 55 Wahlmänner (nicht zu verwechseln mit den 405 Wahlmännern der Demokraten und 156 Wahlmännern der Republikaner - das sind beides parteiinterne Regelungen und haben nichts mit der eigentliche Präsidentschaftswahl zu tun). Nehmen wir an, bei den Demokraten wird Obama nominiert, bei den Republikanern McCain; und nehmen wir weiter an, dass Obama von 51% der kalifornischen Wähler gewählt wird - dann bekommt Obama die 55 Wahlmänner. Am Ende wird derjenige Präsident, der die meisten Wahlmänner der gesamten USA auf seiner Seite hat.
Grüße
Heinrich