Nochmal Wahlen USA - Erklärung?

Hallo Ihr :smile:

Ich versuche nun seit Tagen die Wahlen in den USA so wirklich zu verstehen und stehe anscheinend etwas auf dem Schlauch - der Artikel weiter unten zu den Wahlmännern hat mir nicht so ganz geholfen und Wiki und Co sind mir da momentan auch noch zu hoch - kann es mir jemand recht einfach erklären?

[In der Schule haben wir nie drüber geredet, also bitte kein Vorwissen erwarten :wink:]

Bis jetzt habe ich es so verstanden (ich stelle mal Behauptungen und Fragen auf :wink: )

Erst mal gibt es diese Vorwahlen.

  1. Die sind nur dazu da, dass sowohl die Republikaner, als auch die Demokraten einen Kandidaten aufstellen/das Volk einen Kandidaten auswählt.

2)Die anderen Parteien, die es eigentlich noch gibt, fallen unter den Tisch, wegen des Mehrheitssystems?!

  1. Nun wählt in den Vorwahlen jeder Staat einzeln einen der Kandidaten, die zur Wahl stehen. Einer gewinnt „den Staat“ und… und was? Dann sind alle Wahlmänner in dem Staat aufgerufen (nicht wirklich verpflichtet), den zu wählen? Oder wählt man die Wahlmänner? Da geht´s bei mir total durcheinander…

  2. Irgendwie stehen dann irgendwann Kandidaten für die Wahl zum Präsidenten fest und dann wählen alle direkt den Präsidenten?!

  3. Dann gibt´s da noch irgendeine Überlegung, dass man zwar viele Staaten „gewinnen“ kann aber trotzdem nicht gewinnt, weil die Wahlmänner zu wenige sind, sprich die Staaten zu klein, oder so in der Art?!

  4. Ausserdem haben die Demokraten irgendwie ein anderes System als die Republikaner, die einen bekommen alle Stimmen der Wahlmänner, die anderen anteilig oder so?

Kann jemand aufklären?

Danke!

Winter, die doch ihrer Mutter die Wahl erklären muss…

Hallo Ihr :smile:

Hallo!

Ich versuche nun seit Tagen die Wahlen in den USA so wirklich
zu verstehen und stehe anscheinend etwas auf dem Schlauch -
der Artikel weiter unten zu den Wahlmännern hat mir nicht so
ganz geholfen und Wiki und Co sind mir da momentan auch noch
zu hoch - kann es mir jemand recht einfach erklären?

Versuchen wir es mal, ein paar Probleme zu lösen. Zunächst einmal mußt du dir klar machen, daß das Wahlsystem auf eine Zeit zurückgeht, als das Land weit war, die Wege lang und die wenigsten leute Zeit und Gelegenheit hatten, sich groß um Politik zu kümmern. Daher wird der amerikanische Präsident von Wahlmännern gewählt, die im auftrag der einzelnen Bundesstaaten zu einer Versammlung fahren und die Wahl vornehmen.

[In der Schule haben wir nie drüber geredet, also bitte kein
Vorwissen erwarten :wink: ]

Denke ich mir, das ist in der Schule kein Thema…

Bis jetzt habe ich es so verstanden (ich stelle mal
Behauptungen und Fragen auf :wink: )

Erst mal gibt es diese Vorwahlen.

  1. Die sind nur dazu da, dass sowohl die Republikaner, als
    auch die Demokraten einen Kandidaten aufstellen/das Volk einen
    Kandidaten auswählt.

Exakt. Der Kandidat der Partei wird auf einem Parteitag bestimmt. Die Delegierten sind beauftragt, für den einen oder anderen Kandidaten zu stimmen.

2)Die anderen Parteien, die es eigentlich noch gibt, fallen
unter den Tisch, wegen des Mehrheitssystems?!

Es gibt eigentlich nur zwei, die Zählen.

  1. Nun wählt in den Vorwahlen jeder Staat einzeln einen der
    Kandidaten, die zur Wahl stehen. Einer gewinnt „den Staat“
    und… und was? Dann sind alle Wahlmänner in dem Staat
    aufgerufen (nicht wirklich verpflichtet), den zu wählen? Oder
    wählt man die Wahlmänner? Da geht´s bei mir total
    durcheinander…

Die Delegierten auf dem Parteitag haben den zu wählen, für den sie beauftragt sind. Hin und wieder gibt es offenbar welche, die es sich anders überlegen, aber das war zahlenmäßig noch nie relevant.

  1. Irgendwie stehen dann irgendwann Kandidaten für die Wahl
    zum Präsidenten fest und dann wählen alle direkt den
    Präsidenten?!

Nein, bei der Präsidentenwahl geht es ähnlich wie bei den Vorwahlen. Es werden Wahlmänner bestimmt, die einige Wochen später zusammenkommen und die eigentliche Wahl des Präsidenten vornehmen. Dies ist das sogenannte „electoral college“:
http://de.wikipedia.org/wiki/Electoral_College

  1. Dann gibt´s da noch irgendeine Überlegung, dass man zwar
    viele Staaten „gewinnen“ kann aber trotzdem nicht gewinnt,
    weil die Wahlmänner zu wenige sind, sprich die Staaten zu
    klein, oder so in der Art?!

Genau. Die Zahl der Wahlmänner bemißt sich an der Bevölkerung. Wenn man mehrere kleine Staaten gewinnt, kann dies trotzdem weniger wert sein, als der Erfolg in einem großen. Dementsprechend sind etwa New York und Kalifornien immer sehr umkämpft und gewichtig.

  1. Ausserdem haben die Demokraten irgendwie ein anderes System
    als die Republikaner, die einen bekommen alle Stimmen der
    Wahlmänner, die anderen anteilig oder so?

Das ist nicht einheitlich so ; generell bekommt bei den Republikanern der Sieger einer Vorwahl alle Stimmen der Delegierten zugesprochen, aber es gibt anscheinend auch Ausnahmen. Bei den Demokraten überwiegt die proportionale Verteilung, daß sich Anteil der Wählerstimmen und der Delegierten entsprechen.

Kann jemand aufklären?’

Hoffe ein paar Klarheiten beseitigt zu haben.

Danke!

Winter, die doch ihrer Mutter die Wahl erklären muss…

Hi!

Erst mal gibt es diese Vorwahlen.

  1. Die sind nur dazu da, dass sowohl die Republikaner, als
    auch die Demokraten einen Kandidaten aufstellen/das Volk einen
    Kandidaten auswählt.

Zur Wahl stellen kann sich jeder, der von Geburt her US-Amerikaner ist (und für die Wahlkampagnen das entsprechende Kleingeld hat). Ein Parteimitgliedschaft ist nicht erforderlich.

2)Die anderen Parteien, die es eigentlich noch gibt, fallen
unter den Tisch, wegen des Mehrheitssystems?!

Bei Vorwahlen treten nicht Parteien gegeneinander an, sondern Kandidaten einer Partei, also Clinton gegen Obama bzw. McCain gegen Huckabee. Ziel ist es, den erfolgversprechensten Kandidaten innerhalb der Demokraten oder Republikaner zu finden.

  1. Nun wählt in den Vorwahlen jeder Staat einzeln einen der
    Kandidaten, die zur Wahl stehen. Einer gewinnt „den Staat“
    und… und was? Dann sind alle Wahlmänner in dem Staat
    aufgerufen (nicht wirklich verpflichtet), den zu wählen? Oder
    wählt man die Wahlmänner? Da geht´s bei mir total
    durcheinander…

Das ist jetzt etwas kompliziert. Versuchen wir es trotzdem mal:

Jeder US-Bundesstaat wird gemäß Festlegung der beiden großen Parteien individuell mit Wahlmännern ausgestattet. Die Demokraten setzen Kalifornien mit 405 Wahlmännern an, die Republikaner mit 156.

Diese Wahlmänner haben erst einmal nichts mit der späteren Präsidentschaftswahl zu tun.

Jede Partei kann nun selbst festlegen, welcher Wahlmodus im Bundesstaat gilt. Zu unterscheiden sind da „Caucus“ und „Primary“.

Im „Caucus“ wird das Wahlmänner-Prinzip von ganz unten nach ganz oben bis auf Bundesstaat-Ebene durchgeführt, d. h. auf kommunaler Ebene wird diskutiert und abgestimmt, welchen Kandidaten man unterstützen will. Die „Gemeinde“ entsendet dann ihre Wahlmänner zur nächsthöheren
Ebene. Dann werden auf regionaler, überregionaler und US-Staats-Ebenes (Kalifornien) entsprechende Verfahren durchlaufen, bis am Ende sich die Vertreter für einen Kandidaten aussprechen.

Beim „Primary“ lässt man sich als Wähler registrieren und gibt dann seine Stimme ganz normal ab. Auf Bundesstaatsebene werden dann die Stimmen gezählt und der Sieger ermittelt.

Wie viele Wahlmänner auf Bundesstaatsebene eine Kandidat erhält, ist ebenfalls den Parteien überlassen. Die Demokraten z.B. verteilen die Wahlmänner proportional. Hillary Clinton hat in Kalifornien 52% der Wählerstimmen erhalten, Obama 42% der Wählerstimmen. Clinton bekommt 233 Wahlmänner, Obama 172 Wahlmänner. Das Prinzip „The Winner Takes It All“ gilt also nicht immer.

Im August veranstalten dann beide Parteien ihre „Convention“ und bestimmen den Kandidaten mit den meisten Wahlmännern zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November

  1. Irgendwie stehen dann irgendwann Kandidaten für die Wahl
    zum Präsidenten fest und dann wählen alle direkt den
    Präsidenten?!

Nein. Es gibt in den USA keine direkte Wahl des Präsidenten. Das Prinzip mit den Wahlmännern wiederholt sich. Jeder Staat verfügt jetzt über so viele Wahlmänner, wie er Vertreter im Kongress in Washington/DC sitzen hat (d.h. mindestens 2 Senatoren und 1 Abgeordneten im Repräsentantenhaus). Jetzt gilt aber das „The Winner Takes It All“-Verfahren. Es wird gewählt, und der Kandidat mit der relativen Mehrheit bekommt alle Wahlmännerstimmen.

Relative Mehrheit = der Kandidat mit den meisten Stimmen, das können auch weniger als 50% der abgegebenen Stimmen sein.

Nach Beendigung der US-weiten Wahlen werden die Wahlmänner aller Bundesstaaten addiert. Der Kandidat mit den meisten Wahlmännern hat dann die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen.

Für uns mag dieses Verfahren merkwürdig erscheinen, aber man muss sich die Ursachen dafür klar machen. Von Beginn an galt in den USA „One Man - One Vote“. Nur waren bei Wahlen große Distanzen in einem dünn besiedelten Land zurück zu legen. Also kam man auf die Idee der „Wahlbeauftragten“ - der Wahlmänner. Ein kleines Dorf irgendwo in Kentucky führte Wahlen durch und schickte dann das Ergebnis in Form von Wahlmännern in die Hauptstadt Kentuckys. Dort wurde alles zusammengezählt und die Entscheidung Kentuckys in Summe nach Washington weitergereicht - wieder in Form von „Wahlbeauftragten“.

  1. Dann gibt´s da noch irgendeine Überlegung, dass man zwar
    viele Staaten „gewinnen“ kann aber trotzdem nicht gewinnt,
    weil die Wahlmänner zu wenige sind, sprich die Staaten zu
    klein, oder so in der Art?!

Das ist richtig. Insgesamt gibt es 538 Wahlmänner. Für den Sieg benötigt man also 270 Wahlmänner.

Die USA haben 50 Bundesstaaten mit unterschiedlichen Wahlmännerstimmen. Alaska stellt 3, Kalifornien hingegen 55 Wahlmänner.

Nehmen wir an, ein Kandidat siegt jeweils in folgenden Staaten:
Kalifornien (55)
New York (33)
Texas (32)
Florida (25)
Pennsylvania (23)
Illinois (22)
Ohio (21)
Michigan (18)
New Jersey (15)
Georgia (13)
Virginia (13)
Indiana (12)

dann hat er nur in 12 von 50 Bundesstaaten gewonnen, aber 282 Wahlmännerstimmen bekommen (und ist damit Präsident).

  1. Ausserdem haben die Demokraten irgendwie ein anderes System
    als die Republikaner, die einen bekommen alle Stimmen der
    Wahlmänner, die anderen anteilig oder so?

s.o.
Aber auch die Republikaner haben Sonderregelungen. In den meisten Bundesstaaten bekommt der Sieger alles, in Kalifornien, Oklahoma, Illinois, North Dakota und noch einigen Staaten werden die Wahlmännerstimmen aufgeteilt.

Grüße
Heinrich

nochmal nachgehakt :wink:
Hallo!

Danke für die Antwort :smile:

Ich hab sie nochmal mit weiteren Fragen gespickt, vielleicht gibt´s ja nochmal Hilfe :wink:

Das ist jetzt etwas kompliziert. Versuchen wir es trotzdem
mal:

Ich versuche, mitzukommen :wink:

Im „Caucus“ wird das Wahlmänner-Prinzip von ganz unten nach
ganz oben bis auf Bundesstaat-Ebene durchgeführt (…)

Und die Wahlmänner werden dann, wie du unten schreibst, je nach Partei anders verteilt? Also bei den Demokraten kann es sein, dass ein Staat dann eben 60% für den einen 40% für den anderen abgestimmt hat und so gehen auch die Wahlmänner weiter (60% der Wahlmänner stimmen dann für A ab und 40% für B), bei den Republikanern kann es aber durchaus auch sein, dass sie dem, der mehr stimmen hat, alle Wahlmänner geben?

Beim „Primary“ lässt man sich als Wähler registrieren und gibt
dann seine Stimme ganz normal ab.

Wie viele Wahlmänner auf Bundesstaatsebene eine Kandidat
erhält, ist ebenfalls den Parteien überlassen.

Und wie genau geht das nun mit den Wahlmännern? zB beim Primaryprinzip: Alle gehen wählen, es kommen dabei dann Prozente raus. Je nach Partei sollen dann alle Wahlmänner für einen stimmen oder eben prozentual.
Hat man dann eine Liste mit den, sagen wir, 405 Wahlmännern für die Demokraten und nimmt davon dann eben einfach soundsoviel Prozent für den einen und soundsoviel für den anderen und sagt denen: Du sollst A wählen und du B?!
-quasi abgesehen von den Republikanern, die ja dann alle schicken und sagen, dass sie alle C wählen müssen weil der die Mehrheit bekam.
(Wäre ja bei Caucus, bis auf die Technik, wie es zu einer Entscheidung kommt, das selbe, richtig?)

Das ist richtig. Insgesamt gibt es 538 Wahlmänner. Für den
Sieg benötigt man also 270 Wahlmänner.

Die USA haben 50 Bundesstaaten mit unterschiedlichen
Wahlmännerstimmen. Alaska stellt 3, Kalifornien hingegen 55
Wahlmänner.

Nehmen wir an, ein Kandidat siegt jeweils in folgenden
Staaten: (…)
dann hat er nur in 12 von 50 Bundesstaaten gewonnen, aber 282
Wahlmännerstimmen bekommen (und ist damit Präsident).

Also kann ich als Partei festlegen: Da sind 10 kleine Staaten, die sind aber voll auf meiner Seite, den gebe ich einfach ganz viele Wahlmänner und dann wird unser Kandidat gewinnen, auch wenn eigentlich viel mehr MENSCHEN für den anderen Kandidaten waren?

Danke schonmal für die bisherigen Erklärungen :smile:

Winter

Hi!

Danke für die Antwort :smile:

Bitte, bitte!

Im „Caucus“ wird das Wahlmänner-Prinzip von ganz unten nach
ganz oben bis auf Bundesstaat-Ebene durchgeführt (…)

Und die Wahlmänner werden dann, wie du unten schreibst, je
nach Partei anders verteilt? Also bei den Demokraten kann es
sein, dass ein Staat dann eben 60% für den einen 40% für den
anderen abgestimmt hat und so gehen auch die Wahlmänner weiter
(60% der Wahlmänner stimmen dann für A ab und 40% für B), bei
den Republikanern kann es aber durchaus auch sein, dass sie
dem, der mehr stimmen hat, alle Wahlmänner geben?

Richtig. Jede Partei regelt selbst, wie sie mit dem Wahlergebnis umgeht.

Beim „Primary“ lässt man sich als Wähler registrieren und gibt
dann seine Stimme ganz normal ab.

Wie viele Wahlmänner auf Bundesstaatsebene eine Kandidat
erhält, ist ebenfalls den Parteien überlassen.

Und wie genau geht das nun mit den Wahlmännern? zB beim
Primaryprinzip: Alle gehen wählen, es kommen dabei dann
Prozente raus. Je nach Partei sollen dann alle Wahlmänner für
einen stimmen oder eben prozentual.
Hat man dann eine Liste mit den, sagen wir, 405 Wahlmännern
für die Demokraten und nimmt davon dann eben einfach
soundsoviel Prozent für den einen und soundsoviel für den
anderen und sagt denen: Du sollst A wählen und du B?!
-quasi abgesehen von den Republikanern, die ja dann alle
schicken und sagen, dass sie alle C wählen müssen weil der die
Mehrheit bekam.
(Wäre ja bei Caucus, bis auf die Technik, wie es zu einer
Entscheidung kommt, das selbe, richtig?)

Langsam!
Es handelt sich hier nicht um allgemeine Wahlen, sondern um Wahlen innerhalb der Parteien.

Nehmen wir die Vorwahlen in Kalifornien. Die Demokraten wollen von ihren Anhängern wissen, ob sie lieber Obama oder Clinton haben wollen. Die Republikaner wollen gleiches wissen, ob McCain oder Huckabee oder Romney von den Kaliforniern als Kandidat gewünscht wird.
Beim „Primary“ können sich interessierte Bürger in Wählerlisten eintragen (im Klartext: ein Großteil der Bürger von Kalifornien ist ggf. gar nicht wahlberechtigt, weil sie sich nicht in diese Listen eingetragen haben). Ein Wähler kann sich aber nur für eine der beiden Parteien engagieren. Die gelisteten Wähler geben dann ihre Stimme ab, d.h. wenn sie sich für die Demokraten interessieren, dann müssen sie zwischen Obama und Clinton entscheiden (McCain, Huckabee, Romney interessieren da nicht). Haben sie sich für die Primary bei den Republikanern gemeldet, so können sie zwischen McCain, Huckabee und Romney wählen (hier tauchen weder Obama noch Clinton auf).

Beide Parteien zählen ihre Stimmen (auch hier strikt getrennt; die Ergebnisse haben nichts miteinander zu tun!). Bei den Demokraten haben sich 59% der Wähler für Clinton und 42% der Wähler für Obama entschieden. Die Demokratische Partei hat Kalifornien mit 405 Wahlmänner ausgestattet. Da bei den Demokraten die Wahlmänner proportional verteilt werden, erhält Clinton 233 Wahlmänner, Obama 172.

Bei den Republikanern ist Kalifornien nur mit 156 Wahlmännern ausgestattet. McCain hat 42% der Stimmen, Romney 34% erhalten. Aufgrund der Regelungen der Republikanischen Partei erhält McCain 150 Wahlmänner, Romney nur 6.

Vielleicht wird das klarer, wenn ich das Verfahren mal auf deutsche Verhältnisse bringe. Nehmen wir an, es stehen Bundestagswahlen vor der Tür. Bei der CDU und der SPD gibt es je zwei mögliche Kandidaten: Merkel und Wulff bzw. Beck und Steinmeier. Wir haben 16 Bundesländer, also gibt es 16 Vorwahlen.

Die CDU legt für sich fest, welche politische Bedeutung welches Bundesland hat: Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen stehen ganz oben; das Saarland und Bremen vermutlich ganz unten. Für Baden-Württemberg würden z.B. 200 Wahlmänner (oder nennen wir sie „Parteitags-Abgeordnete“) bestimmt. Die Mitglieder der CDU in B-W gehen wählen. 60% Merkel, 405 Wulff. Damit gehen die 200 Wahlmänner an Merkel.

Die SPD bewertet die Bundesländer vermutlich anders. Vielleicht werden die 16 Bundesländer differenzierter, vielleicht auch pauschaler gruppiert - aber das ist hier jetzt egal. B-W wird von der SPD mit 300 Wahlmännern festgelegt. Beck und Steinmeier treten an, Beck bekommt 70%, Steinmeier bekommt 30%. Die SPD hat aber eine Proportionalregeleung, daher bekommt Beck nicht alle 300 Wahlmänner, sondern nur 210. Steinmeier bekommt 90.

Beide Parteien führen nach und nach ihre Vorwahlen durch. Wenn dann alle 16 Bundesländer gewählt haben, gibt es einen CDU- und einen SPD-Parteitag. Dort treffen sich alle Wahlmänner aus allen Bundesländern. B-W ist auf dem CDU-Parteitag mit 200 Merkel-Wahlmännern verteten. Auf dem SPD-Parteitag gibt es 210 Wahlmänner zugunsten von Beck sowie 90 Wahlmänner zugunsten von Steinmeier. Und natürlich die entsprechenden Vertreter aus den andere Bundesländern. Und wie bestimmen nun, wer ihr jeweiliger Spitzenkandidat ist für ihre Partei ist. So in etwa muss man sich das vorstellen.

Das ist richtig. Insgesamt gibt es 538 Wahlmänner. Für den
Sieg benötigt man also 270 Wahlmänner.

Die USA haben 50 Bundesstaaten mit unterschiedlichen
Wahlmännerstimmen. Alaska stellt 3, Kalifornien hingegen 55
Wahlmänner.

Nehmen wir an, ein Kandidat siegt jeweils in folgenden
Staaten: (…)
dann hat er nur in 12 von 50 Bundesstaaten gewonnen, aber 282
Wahlmännerstimmen bekommen (und ist damit Präsident).

Also kann ich als Partei festlegen: Da sind 10 kleine Staaten,
die sind aber voll auf meiner Seite, den gebe ich einfach ganz
viele Wahlmänner und dann wird unser Kandidat gewinnen, auch
wenn eigentlich viel mehr MENSCHEN für den anderen Kandidaten
waren?

Nein.

Die Anzahl der Wahlmänner bei der Präsidentenwahl ergibt sich aus der Zahl der Mitglieder im US-Kongress. Da haben die Parteien überhaupt nichts zu bestimmen.

Der US-Kongress setzt sich aus zwei Kammern zusammen: dem Senat und dem Repräsentantenhaus. Im Senat ist jeder Bundesstaat durch zwei Senatoren vertreten - es gibt also 100 Senatoren.

Die Sitzverteilung im Repräsentantenhaus ergibt sich durch die Bevölkerungszahl. US-Bundesstaaten mit einer hohen Bevölkerungszahl wie Kalifornien, New York und Texas sind entsprechend stark vertreten: Kalifornien 53, Texas 32, New York 29. US-Staaten mit einer sehr niedrigen Einwohnerzahl entsprechend gering: Das auch flächenmäßig kleine Vermont z.B. hat nur 1 Vertreter, das wesentlich größere Wyoming iat aber auch nur mit 1 Vertreter im Repräsentantenhaus.

Die Summe aus Senatoren und Abgeordnete des Repräsentantenhauses ergibt die Anzahl der Wahlmänner bei der Präsidentenwahl im November. Diese Zahl ist durch den Kongress festgelegt. Die Parteien können also keine Verschiebungen zugunsten von Staaten vornehmen, wo sie sich als Sieger sehen.

Beispiel:
Kalifornien hat 2 Senatoren im Kongress sowie 53 Repräsentanten. Also stellt Kalifornien zur Präsidentschaftswahl insgesamt 55 Wahlmänner (nicht zu verwechseln mit den 405 Wahlmännern der Demokraten und 156 Wahlmännern der Republikaner - das sind beides parteiinterne Regelungen und haben nichts mit der eigentliche Präsidentschaftswahl zu tun). Nehmen wir an, bei den Demokraten wird Obama nominiert, bei den Republikanern McCain; und nehmen wir weiter an, dass Obama von 51% der kalifornischen Wähler gewählt wird - dann bekommt Obama die 55 Wahlmänner. Am Ende wird derjenige Präsident, der die meisten Wahlmänner der gesamten USA auf seiner Seite hat.

Grüße
Heinrich

Re^2: nochmal nachgehakt :wink:
Hallo Heinrich,

saugut erklärt.

Ich erlaube mir aber trotzdem einige Erläuterungen. Ich hoffe
sie sind in deinem Sinn.

Beim „Primary“ können sich interessierte Bürger in Wählerlisten
eintragen (im Klartext: ein Großteil der Bürger von Kalifornien
ist ggf. gar nicht wahlberechtigt, weil sie sich nicht in diese
Listen eingetragen haben).

Von den rund 40 Millionen Einwohnern Kaliforniens sind nur 10
Millionen für die Präsidentschaftwahl registriert und es werden
mit ca 8 Millionen abgegebener Stimmen erwartet. Davon gehen
aber meines Wissens nach nur 2/3 zu den Vorwahlen.

Auch nett zu lesen:
http://www.network-migration.org/miginfo/migration_u…

Da bei den Demokraten die Wahlmänner proportional verteilt werden,
erhält Clinton 233 Wahlmänner, Obama 172.

Ganz wichtig zu wissen ist es, wie diese Wahlmänner rekrutiert
werden. Wenn man das weiss, wird alles viel klarer bei der Frage
wie sie abstimmen müssen/sollen/können.

Es ist so, das jeder Kandidat eine Liste seiner Wahlmänner ein-
reicht. D.h. Hillary Clinton hat eine Liste mit rund 600 Personen,
die ihr möglichst ergeben und zuverlässig sind und die ihr im
Wahlkampf vor Ort geholfen haben, abgegeben und Obama auch.

Von Hillarys Liste werden in deinem Beispiel die 233 vordersten
zum Konvent geschickt … auch als Belohnung fürs Ackern im
Wahlkampf. Dort können die dann frei und geheim wählen *fg*
Da im Normalfall aber schon vor den Convents der Parteien klar
ist, wer die Mehrheit hat, ziehen die Anderen meist zurück und
es steht dann nur noch ein Kandidat zur Wahl sodass sich die
ganze Partei hinter ihm sammeln kann. Für diesen Rückzug gibts
dann interne Belohnungen bis hoch zur Vizepräsidentenkandidatur.

Jeder Kandidat / jede Partei achtet schon so gut wie möglich
darauf wen sie als Wahlmann losschickt. Vergleichbar ist das
mit den Vertretern der Länder in der Bundesversammlung. Dort
reicht jede Partei eine Liste mit ‚100prozentigen‘ ein …
und doch passieren dabei gloria se Pannen :wink:
http://www.stern.de/politik/deutschland/520029.html?..

Interessant ist es, das die Wahlmänner bei der Präsidentenwahl
verpflichtet sind im ersten Wahlgang den Kandidaten zu wählen,
für den sie entsandt wurden. Bei möglichen weiteren Wahlgängen
sind sie dann frei. Da aber schon der erste Wahlgang geheim
stattfindet ist das eher Fiktion und wann immer die Mehrheit
sehr knapp war gab es Gerüchte (und mehr *g*) über Korruption.

Viele Grüße

Jake

Bei den Vorwahlen, von denen wir jetzt alles hören, werden keine Wahlmänner gewählt. Was jetzt passiert, sind zwei Nominationsprozesse, der eine in der Partei der Demokraten, der andere in der Partei der Republikaner. Diese zwei Prozesse haben nichts mit einander zu tun ausser das sie zur ungefähr gleichen Zeit geschehen. Für jede Partei ist das Ziel, ihren Kandidaten bei den wirklichen Präsidentschaftswahlen auszusuchen. Es gibt in den Vereinigten Staaten mehrere Parteien, die anderen sind aber klein und unbedeutend, und ihre Nominationsprozesse sind nicht von grosser Interesse.

Die zwei grossen Parteien (Demokraten und Republikaner) wählen jetzt Delegaten für ihre Parteikongresse. Der Parteikongress wählt dann den endlichen Kandidaten. Die Wahl der Delegaten wird in fast jedem Teilstaaten und von jeder Partei anders durchgeführt, daher die Verwirrungen, die fast nur die schlauen Amerikaner selber durschauen.

Das Wort Wahlmann hat mit den Vorwahlen und der Nomination nichts zu tun. Das kommt später, bei der wirklichen Präsidentenwahl, die in November stattfindet. Bis dann haben sich die Parteien auf jeweils einen Kandidaten geeinigt.

Der amerikanische Präsident wird formel nicht vom Volk gewählt, sondern von einem eigens dazu einberufenen Wahlkollegium, auf einer eigenen Sitzung in Washington. Die Mitglieder von dem Wahlkollegium sind die Wahlmänner/frauen. Formel stimmen die Wähler nicht für den Präsidenten, sondern für die Wahlmänner/frauen ihres Teilstaats. In dem Wahlkollegium haben die einzelnen Teilstaaten je nach ihrer Grösse unterschiedlich viele Mitglieder. Ursprünglich, vor sagen wir zwei hundert Jahren, waren die Wahlmänner frei und stimmten nach ihrem eigenen Kopf. Jetzt sind sie aber (in der Praxis, nicht formel!) auf den Kandidaten verpflichtet, der/die in ihren Heimatstaaten die Mehrzahl bei den Wahlen hatte. So ist das Wahlkollegium heute eigentlich nur eine Formalität.

Rationelle Europäer hätten dies alles vereinfacht, traditionsgebundene Amerikaner nicht.

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