da ich mich mit dem neuen System noch schwertue, will ich keine Kommentare zu den Antworten auf meinem Beitrag vom 13. Juni versuchen einzubringen, sondern diesen Beitrag separat senden.
Ich bin demnach nicht alleine, den dieser unsägliche Ausdruck krank machte.
Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe, ist der Hinweis auf Facebook / Twitter. (Ich bin weder User noch Benutzer von diesem Firlefanz.)
Geht unsere Unterwürfigkeit unseren amerikanischen „Freunden“ gegenüber schon so weit, dass wir uns von dort vorschreiben lassen, wie wir uns in unserer Sprache ausdrücken sollen?
Dass das klar ist: zumindest für mich ist bezüglich meiner geliebten Muttersprache nur der Duden maßgebend.
Und noch eines:
In Frankreich würde sich die Akademie wohl nie auf einen solchen Unfug einlassen, sondern es sicherlich abwehren.
Obwohl die französische Sprache bekanntlich „nur“ ca. 200.000 Wörter umfasst, drücken unsere Nachbarn alles in ihrer eigenen Sprache aus (siehe Computer-Begriffe), Das einzige, was mir auf Anhieb einfällt ist „le weekend“ und es war vor längerer Zeit auch mal von „le kindergarten“ und „le waldsterben“ die Rede (ist aber inzwischen ins Französische übertragen).
Es geht, wenn man nur will.
Weiterer Anmerkungen will ich mich enthalten, die würden sonst vielleicht als unqualifiziert angesehen.
Gruß Walter VB
PS: Ich habe gerade gesehen, dass unter Antworten jetzt steht „zwei Personen gefällt das. Dir auch?“ Find ich gut!
der Duden ist aber nicht maßgebend, der Duden ist lediglich beschreibend. Das heißt, wenn genug Deutsche liken, dann steht das auch im Duden. Dort ist „liken“ als Verb zwar noch nicht angekommen, aber ein paar Derivative davon schon.
Genau hier liegt aber das Unbehagen mit diesen Konstruktionen: die Deklination als Verb klingt (noch?) sehr unschön. Aber wir hatten im Deutschen immer Fremdwörter und Lehnwörter und die wurden mit der Zeit eingedeutscht. Und das wird mit vielen auch wieder geschehen. Nur muss man sich nicht im vorauseilenden Gehorsam ergehen.
Warum aber das Ganze auf eine anti-amerikanische Schiene heben? Amerikaner schreiben uns nicht vor, wie wir reden sollen. Was dem Volk praktisch erscheint und als Ausdruck prägnanter und meinetwegen auch „cooler“ wird übernommen. Sprache lebt. Die französische Akademie ist meiner Meinung nach überhaupt kein gutes Beispiel dafür, wie man es machen soll: presriptive Maßnahmen funktionieren auf Dauer nicht und wirken am Ende nur lächerlich.
Es gibt im Französischen eine ganze Reihe von Lehnwörtern aus dem Deutschen - ergänzend zu den von Dir schon genannten z.B. (sicher weit weg von Vollständigkeit):
le weltschmerz
le leitmotif
l’hinterland
le blockhaus
l’ersatz
la wanderlust
und ein sehr schönes aus dem Argot: Wenn ein Taxifahrer in einer endlosen Reihe ohne Hoffnung auf Fahrgäste wartet, „il est en strasse“.
Die Themen der solchermaßen übernommenen Begriffe reflektieren ein Bild des deutschen Nachbarn, der entweder mit Kruppkanonen einmarschiert oder als Romantiker auf den Spuren Hölderlins zu Besuch kommt.
Analog gibt es eben einiges an Begriffen, was jetzt grade aus dem Amerikanischen zu uns einwandert, in den Gebieten, wo die USA führend sind - woraus sich umgekehrt ableiten lässt, dass z.B. die Begriffe Drehmomentschlüssel und Blaupause auf lange Zeit nicht ersetzt werden werden.
Es gab ein ganz paar einzelne Dinge in den US-dominierten Gebieten, in denen im Französischen Begriffe aus der eigenen Sprache neu geschaffen wurden und auch erhalten blieben, z.B. „ordinateur“ und „courriel“ (wobei man da inzwischen auch zur „e-mail“ übergeht oder -gegangen ist). Gerade dort, wo versucht wurde, per Gesetz gegen Anglizismen anzugehen, in Mode und Werbung, hat das aber nur eingeschränkt funktioniert - auch Franzosen tragen t-shirts, sweatshirts usw.
Wie auch immer: Das geänderte „Liken“ ist doch eine gute Maßnahme, zumal eine ganze Menge von Dingen ansteht, die näher am Kern der Veranstaltung liegen.
Hallo Walter,
es tut mir ehrlich Leid. Aber solche Themen haben bei uns aktuell echt nicht den höchsten Stellenwert. So kurz nach dem Relaunch sind für das Team erstmal andere Baustellen erheblich wichtiger. Bitte habe dafür Verständnis.
Viele Grüße (von einem die deutsche Sprache wahrlich liebenden)
Matias
abschweifend dazu noch ein ganz hübsches, das allerdings nur im kanadischen Französisch Fuß gefasst hat, wo in Quebec und Akadien die Fahne der Frankophonie besonders hoch gehalten wird: Dort heißen unerwünschte Reklame-E-mails nicht „Spam“, sondern „pourriel“ (aus courriel und pourri).
Ach, und zum Kommiss-Vokabular „le blockhaus“ und „l’hinterland“ gehört natürlich auch noch „le schnaps“!