Nordamerika versus Südamerika

Guten Abend,
Da ich vor kurzem in Südamerika war, geht mir eine Frage nicht aus dem Kopf. Die indigenen Völker in Südamerika haben sich überwiegend mit den weißen Einwanderern, um nicht zu sagen mit den Eroberern, vermischt, sodass man hier sogar von einem Mestizenkultur spricht.
In Nordamerika ist dies nun ganz anders. Hier sind die indigenen Völker in Reservate abgedrängt worden und fristen dort, ähnlich wie in Australien, ein erbarmungswürdiges Dasein. Meine Frage ist nun, warum dies sich wohl so entwickelt hat?

Besten Dank im Voraus,
Gruß nashorn

Wie meinen?

Was besagt die Karte genau? (owt)

Die Karte zeigt die wichtigsten zusammenhängenden Sprachgebiete und damit indirekt, dass in vielen Teilen Südamerikas nicht von einer „überwiegenden Vermischung mit den Eroberern“ die Rede sein kann.

Dass und warum es in Lateinamerika (nicht ausschließlich Südamerika) deutlich mehr Mestizen gibt als in den USA und Kanada ist eine andere Frage, auf die ich nicht eingehen wollte, weil man dazu ganz tief in die Kolonialgeschichte eintauchen und auf die sehr unterschiedliche verlaufene Besiedlung der verschiedenen Weltengegenden durch europäische Siedler eingehen müsste - und dazu habe ich gerade weder Zeit noch Lust. :oP

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Danke!

Bei der Gelegenheit möchte ich nur anmerken, dass die Sprachgebiete wahrscheinlich kein sehr guter Indikator für „Vermischung“ [in „“, weil mir der Begriff recht problematisch erscheint] sind.
So ist ja z.B. auf der Karte fast kein Unterschied zwischen Chile und Argentinien zu sehen, während die Mestizo-Anteile in den beiden Ländern sehr unterschiedlich sind.
Oder z.B. wäre Guatemala wahrscheinlich ein ziemlicher Fleckerlteppich, wenn es auf der Karte wäre, hat aber tatsächlich wohl einen der höchsten „Durchmischungsgrade“ in Mittel- und Südamerika.

Gruß
F.

Was sagt denn die Sprache über die Vermischung aus? Im Falle Südamerikas - wie auch bei anderen Ländern - ist es nun einmal so, daß die Eindringlinge den Einheimischen ihre Sprache aufgezwungen haben. Mit der genetischen Vermischung hat das mal so gar nichts zu tun.

Wie du richtig erkannt hast, hatten die Eindringlinge die Tendenz, ihre Sprache den indigenen Völkern aufzudrängen. Der Karte kannst du aber entnehmen, dass es gerade in Südamerika noch große Bereiche gibt, in denen indigene Sprachen weit verbreitet sind. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass hier der Einfluss der Eindringlinge - auch der genetische - schwächer war als anderswo.

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Sagen wir einmal so: Wenn in einem Gebiet mehrheitlich Spanisch bzw. Portugiesisch gesprochen wird, sagt das so gut wie nichts über die „Vermischung“ der jeweiligen Bevölkerung aus. Wird aber mehrheitlich eine indigene Sprache gesprochen, zeigt dies deutlich, dass hier der Einfluss der Kolonialherren und deren Nachkommen nicht allzu groß war bzw. ist, was sich mit extrem großer Wahrscheinlichkeit auch im Grad der „Vermischung“ widerspiegelt.

Der Punkt, um der es mir aber hauptsächlich ging, ist, dass es in Südamerika anders als in den USA durchaus noch große geschlossene Siedlungsgebiete indigener Völker gibt, diese also nicht in einer wie auch immer gearteten „Mestizenkultur“ aufgegangen sind.

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Der Punkt ist aber doch der, dass das Vorhandensein von „großen geschlossenen Siedlungsgebieten indigener Völker“ auf einen höheren Grad an Vermischung hinweist, nicht auf einen geringeren.
Darum verstehe ich nicht, wie du mit deiner Karte der Aussage des UP von der „Mestizenkultur“ in Südamerika gegenüber der „Reservatkultur“ in Nordamerika entgegentreten wolltest.
Eher bestätigt das doch seine Sicht (die eh offensichtlich ist, Karte hin oder her).

Ist jetzt für den UP aber auch nicht sooo wichtig, dass ich das verstehe :wink:

Gruß
F.

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Das wäre aber meine Frage gewesen!

Gruß nashorn

Nein, eben nicht, da trotz der Dominanz der Kultur der Kolonialherren eben offensichtlich bei großen Teilen der indigenen Bevölkerung keine „Vermischung“ mit selbiger stattgefunden hat.

Zumindest impliziert die Formulierung, die „indigenen Völker in Südamerika haben sich überwiegend mit den weißen Einwanderern […] vermischt“ (Hervorhebung durch mich), dass Erstere nahezu gänzlich in Zweiteren aufgegangen seien, was aber ja offenkundig nicht der Fall ist.

Inzwischen vermute ich, dass der UP eigentlich fragen wollte, warum in Südamerika die Nachkommen der weißen Kolonialsiedler weniger „reinrassig“ sind als in Nordamerika - aber das steht in der Ausgangsfrage nun einmal nicht.

:smile_cat:

Tja, dann solltest du auch diese Frage stellen und nicht eine andere. :smile_cat:

Ich habe aber immer noch - und schon gar nicht vor meinem zweiten Kaffee - keine Lust, hier die gesamte Kolonialgeschichte Nord- und Südamerikas inkl. der unterschiedlichen Kolonialsysteme, der Auswirkungen des transatlantischen Sklavenhandels, der Unabhängigkeitsbewegungen und der Massenimmigration von Europäern nach Nordamerika im 19. Jt. aufzurollen.

Für den Einstieg: https://en.wikipedia.org/wiki/European_colonization_of_the_Americas

Kleiner Tipp aber noch: Es gibt einen klitzekleinen Unterschied zwischen ethnischer und kultureller Vermischung - die Anwesenheit von Mestizen ist also nicht zwingendermaßen gleichzusetzen mit einer „Mestizenkultur“. Tatsächlich ist die Kultur in Lateinamerika vielerorts eher deutlich kreolisch geprägt.

:paw_prints:

Das sehe ich eben, wie gesagt, anders.
Für mich sind „Vermischung“ und die Bewahrung von Elementen eigener Kultur nicht zwei Gegensätze, sondern beide zusammen Ausdruck dieser angesprochenen „Mestizenkultur“ in Gegensatz zur „Reservatkultur“, bei der weder das eine noch das andere (außer in wildparkhaft-musealer Form) zu finden ist.

Na, logischerweise geht „Vermischung“ von beiden Seiten her , … insofern ist das natürlich im UP deutlich enthalten.

Du scheinst offenbar rein auf den Aspekt abzuzielen, inwieweit sich die indigene Bevölkerung vor „Vermischung“ und Ausrottung schützen konnte.
Das ist aus meiner Sicht nicht nur nicht die Frage des UP, sondern es scheint mir auch sachlich falsch, „Vermischung“ auf die Seite der Ausrottung zu stellen. M.E. ist „Vermischung“ der Gegensatz zur Ausrottung.

Gruß
F.

Auch wenn Du nicht davon abrücken willst, gibt es keinen Zusammenhang zwischen sprachlicher und ethnischer Vermischung. Es gibt genug Beispiele, für alle beide Varianten: starker sprachlicher Einfluß mit starker und schwacher ethnischer Vermischung.

Daß die ethnische Vermischung mit den (bzw. Verdrängung durch die) Europäer(n) in Südamerika nicht besonders stark ausgeprägt ist, liegt im übrigen in der vergleichsweisen geringen Zahl der europäischen Einwanderer (zumindest bis etwa 1900) begründet.