Hi
Normal ist das, was am besten in die Gesellschaft passt und
daher im Normalfall umgesetzt wird. Wir alle müssen uns den
gesellschaftlichen Bedingungen anpassen, mehr oder weniger,
das ist sozusagen von außen, also nicht vom Individuum aus
gedacht.
Aber Normalität ist nicht nur ein einziger Weg. Es gab mal Zeiten, da war der Weg von der Wiege an festgelegt. Diesen einen Weg gibt es in der westlichen Welt nicht mehr, bzw. wird kaum noch gegangen. Inzwischen kann die Gesellschaft sehr viele Wege akzeptieren (ok, es gibt villeicht einen Unterschied zwischen abgelegenem Weiler in den Alpen und der städtische Mittelschicht) und überzeugtes Singletum mit gelegentlichen, unverbindlichen Beziehungen sind durchaus akzeptiert.
Was Du beschreibst, scheint doch zu funktionieren, so what?
Unten fragst Du, ob man dem Betreffenden helfen könne. Warum
ihm helfen? Will er das überhaupt?
Naja, es geht ihm nicht gut, er muss „sich selbst wieder
zusammensetzen“, und das versucht er mithilfe von Macht über
kurzfristige Befriedigungen bzw. über ständige Verfügbarkeit
von dem was er braucht (Suchtverhalten), was wohl auf Dauer
nicht gut geht. Er will schon eine Art Hilfe und
Unterstützung, bzw. mich und andere Frauen als Suchtmittel,
von jeder das, was sie am besten geben kann bzw. was man sich
von ihr am leichtesten holen kann, aber diese Art der Hilfe
ist doch nur eine Coabhängigkeit, da sich die innere
Unzufriedenheit und Zerrissenheit durch Zufuhr von äußeren
Mitteln nicht ändern wird. Momentan gehts ihm relativ gut,
aber als wir uns kennen lernten, ging es ihm schlecht. Er will
nur die Hilfe, die er seiner Meinung nach benötigt, aber es
ist nicht die, die ihm wirklich hilft. Ich schätze den Mann
sehr und habe Gefühle für ihn. Vielleicht will er keine andere
Art von Hilfe, vielleicht doch, aber seine Bedingungen will er
beibehalten, die es mir schwer machen, weil dies „mit anderen
etwas haben“ eben wehtut.
Ok, da kommen wir zum Kern der Sache. Du bist in eine Beziehung geschlittert, die Dir nicht gut tut. Du erhoffst dir etwas engeres, er hat keine Lust dazu. Kannst Du sicher ausschliessen, das es den anderen Frauen ähnlich wie dir geht oder sind es nicht doch Frauen, die genau wissen,w oran sie sind und das ok finden? Bei Lust auf Sex von Sucht zu reden, ist so oder so etwas arg weit hergeholt, nur weil einem gewissen prominenten Golfspieler eine Krankheit angedichtet wurde, damit er gesellschaftlich akzeptabel bleibt, heisst das nicht, das es die Krankheit tatsächlich gibt bzw. dein Partner diese Sucht auch hat.
Wenn es also 1000de in deinen
Augen „normale“ Frauen gibt, die eine feste Bindung suchen,
kann es doch auch mal eine geben, die das nicht möchte. Und
wenn die dann mit deinem Bekannten das auslebt: bitte, warum
nicht?
Das möchte ich eben nicht so gerne ; )
Aber ich muss wohl damit umgehen oder das Spiel mitspielen,
oder den Machtkampf mit ausfechten („wie wichtig bin ich ihm“?
vermutlich nicht wichtiger als seine „freiheit“ bzw. sein
Suchtverhalten)
ja, das musst du ausfechten, wenn dir an einer Bezihung gelegen ist. Ganz selten kann frau diesen Kampf auch gewinnen. Und wenn ihm seine Freiheit wichtiger ist, als eine feste Beziehung mit dir, warum willst du ihn versuchen zu verbiegen und ihn von den Vorteilen einer festen Beziehung überzeugen? Ihmist anderes wichtiger.
So egoistisch wie die Gesellschaft das toleriert bzw. ihn das
spüren lässt. Ich denke, das regelt sich von selbst.
Die Gesellschaft toleriert ja sehr viel Egoismus, aber
irgendwo ist trotzdem Schluss (wenn es um Nähe /
Liebesbeziehungen geht) und ich frage mich, wann.
Nein, die Gesellschaft toleriert sehr viel mehr, als du auch nur zu ahnen scheinst. Du bist diejenige, die sein Verhalten nicht tolerieren kann und Du musst dich damit auseinandersetzen, in wie weit du Teil dieser Konstellation sein möchtest. Wenn es für dich unangenehm wird, musst du gehen, nicht versuchen, andere zu ändern (wie alt seid ihr eigentlich?)
Ich verstehe immer noch nicht Deine Frage nach dem „normalen“.
Der eine macht es so, der andere eben anders.
Wie gesagt, es geht mir nur ums Verständnis der großen
Zusammenhänge, wir handeln ja nicht ohne Grund „von außen“ so.
Und um das Ergebnis: wie effektiv ist diese Handlungsweise, um
eine Familie zu haben und nicht zu vereinsamen, muss man sich
wohl ändern, irgendwann, wann wird dies notwendig?
Ohne Familie vereinsamt man? Vereinsamen kann man auch mit Familie sehr gut. Wer ein funktionierendes Freundeskreis hat, vereinsamt auch nicht. Jedenfalls habe ich jede Menge lediger Tanten und Onkels und die meisten haben ein aktives soziales Leben, engagieren sich in Kirche und Kultur. Nicht jeder kann das, aber es ist möglich.
- Fall: Frau, die nicht an Bindung interessiert ist: Da
passen doch die Interessen zusammen, also nix wie los.
Fühlt Frau sich dann nicht billig? Nimmt sie nicht nichts
ernst, sich selbst und den Anderen nicht?
Du hast ein anderes Verhältnis zur Sexualität als zb ich, was soll da billig sein? Was ist daran schlecht? Ist Sex etwas Heiliges, dass nur ihm Rahmen von Liebe stattfinden darf? Lust auf Sex ist ein Bedürfnis, das man mit jemandem Gleichgesinnten stillen kann, sofern man dieses Verhalten bei sich selber zulässt. Eine Beziehung ist nicht nötig. Für mich gilt: der andere muss mir sympathisch sein, mehr ist nicht nötig.
- Fall: Frau, die eigentlich an Bindung interessiert ist:
Verstellt sich, um überhaupt von diesem Mann was abzubekommen.
Hofft wahrscheinlich auf mehr, ihn umstimmen zu können: Selber
schuld, es wird ein böses Erwachen geben oder sie schafft es
wirklich. Sind doch alles erwachsene Menschen. Es wird ja
niemand zu etwas gezwungen.
Wann schafft sie es, in einem ständigen Machtkampf? Führt
dieser nicht schlussendlich immer zur Trennung? Ist es nicht
so, dass nur Enttäuschung, also überzogene Erwartungen zur
Trennung führen (Kontrollsucht) oder Rache (Verletzungen)?
In einer Beziehung darf kein Machtkampf stattfinden, das tötet jede Art von Gefühlen. Eine Beziehung ist Gleichberechtigung und wenn einer versucht den anderen zu beherrschen und zu verbiegen geht das schief.
Rache führt selten zur Trennung, aber Enttäuschung jeglicher Art, Langeweile oder diametral verschiedene Ansichten in Dingen,die einem wichtig sind und genau der letzte Punkt scheint bei Euch der Fall zu sein.
und nochmal zur Frage, ob das normal ist. Das Verhalten deines Freundes ist normal und Du machst Dir Sorgen um ihn und willst ihm helfen, wo es doch nicht unbedingt was zu helfen gibt.
Er wird irgendwann mal, wie so manche überzeugte Single, sich mal verlieben. Und dann wird es nur diese eine geben. Aber ich vermute auch, dies wirst nicht du sein, denn du nimmst ihn nicht, wie er ist sondern möchtest ihn ändern (und das mit der Begründung, das sei besser für ihn, pures Gift für jede Beziehung), in sojemanden kann man sich nur sehr schwer verlieben.
Gruss, Sama
Gruß Igeline