Nosch nischt

Moin,

„isch“ und „nischt“ erfreuen sich bei der Jugend größter Beliebtheit, nur „nosch nischt“ höre ich nie. Wie kommt’s? Für misch sprischt sisch nosch genauso flüssig flüssich flüssisch wie nischt. (Da fällt mir gerade auf, dass „nischt“ ein Dialektwort für „nichts“ ist, aber das wäre ein anderes Thema).

Gruß
Ralf

(bitte keine unsachlichen Kommentare aus der falschen Ecke, bin ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer)

Es gibt keinen Dialekt im deutschen Sprachraum, in dem „noch“ so ausgesprochen würde.

Außerdem ist das Rachen-ch in „noch“ in viel mehr nichtdeutschen Sprachen verbreitet als das sehr seltene deutsche Vordergaumen-[ç], das auch nicht wenige Muttersprachler nicht sauber aussprechen können. Dessen Aussprache als [ʃ]ist viel besser geeignet, um in der Szene eine Art „Ghettodeutsch“ zu bilden.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

Was es nicht alles bei Wikipedia gibt. Sogar einen Eintrag über die sprachliche Varietät des „Kanakdeutsch“ - den Begriff hörte ich mehrfach im Berliner ÖPNV. Link und noch ein deutlich tiefer gehender Link

Grüße
Pierre

Es gibt im deutschen zwei Ausprachevarietäten des „ch“, nämlich den sogenannten ich-Laut und den ach-Laut. Das kannst Du selbst leicht überprüfen, in dem du einmal „ich“ und einmal „ach“ sagst, das ch wird in beiden Fällen unterschiedlich gesprochen (was du auch an der unterschiedlichen Stellung deines Gaumens merkst.)

Bei ich, mich, spricht, flüssig (das ja von vielen „flüssich“) gesprochen wird handelt es sich um den ich-laut, bei noch um den ach-Laut. Die Ersetzung von ich durch isch findet also nur beim ich-laut statt. Der Grund dürfte daran liegen, das sich der ich-laut und das sch phonologisch ähnlicher sind als der ach-laut und das sch. Oder anders gesagt: Der Unterschied zwischen noch und nosch ist größer als zwischen ich und isch. Das merkst Du auch, wenn doch mal im schnellen Wechsel ich-isch-ich-isch-ich sagst und dann och-osch-och-osch-osch: Bei och und osch bewegt sich mehr im Mund. :slight_smile:

Gruß,
Max

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Im schnellen Wechsel?
Das muss man aber erst üben!

Ernsthaft? Du musst das erst üben, schnell hinteriander ich-isch-ich-isch-ich-usw zu sagen?

Das kommt bei Leuten aus Südhessen, Rheinhessen und der Pfalz leicht vor - sie kennen muttersprachlich nur einen Laut für beides. Es gab da eine Schreibkraft in einem Steuerbüro in Gonsenheim, die ganz große Augen machte, als sie erfuhr, dass ihre übliche Schreibweise „Kirschensteuer“ nicht richtig ist.

Schöne Grüße

MM

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… was dem Versuch, Hochdeutsch zu sprechen, gelegentlich eine unfreiwillige Komik verleiht. Etwa, wenn ein gewisser Politiker aus Oggersheim aus „Gschischde“ ein bildungsbürgerliches „Gechichte“ machte, aus dem im Eifer des Wortgefechtes auch schon mal ein „Gechischte“ werden konnte. Was zeigt, dass solche lapsuus linguae nicht nur Migranten vorbehalten sind, sondern in den (sprachlich) besten Kreisen vorkommen. Womit jetzt weniger besagter Politiker gemeint ist als beispielsweise der notorische Dichterfürst aus Frankfurt am Main, wenn er etwa Gretchen vor dem Gnadenbild der mater dolorosa deklamieren lässt:

Ach neige,
Du Schmerzenreiche,
Dein Antlitz gnaedig meiner Noth!

  • wo dann aus dem scheinbar stümperhaften unreinen Reim flugs ein perfekter reiner wird, wenn dies - in historisch informierter Aufführungspraxis - mit hessischem Zungenschlag vorgetragen wird …
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