Notariatsinstrumente

Hallo in die Runde.

Ich beschäftige mich mit einem Notariatsinstrument aus dem Jahr 1607… Ich will es zunächst mal zeigen und hoffe, dass das mit dem Link jetzt klappt:
http://picasaweb.google.de/Schlehenriet/Notariatsins…

Das Signet stammt von
WENDELINUS SCHLEHENRIETH PUBLICUS NOTARIUS, Imperiali Authoritate
Die Device lautet: EN FIDES DEXTRAQUE MEA

Meine Gedanken dazu:
Aus einer kugelförmigen Wurzel mit einem [Rost?] wächst ein Schlehenbusch. Aus dem Stamm des Schlehenbusches treiben drei Äste mit je drei Zweigen. Zu jedem Zweig gehören zwei Blätter und eine Schlehe.
Der Stamm ist mit einem [Zimmermannhaken?] durchstochen?

Das Signet soll durch den Schlehenbusch offenbar den Namen des Notars versinnbildlichen.

Meine Fragen:

  1. Ist das ein Rost auf der Wurzelkugel? Oder fällt jemanden eine bessere Bezeichnung oder Deutung ein.
  2. Ist das ein Zimmermannshaken durch den Stamm? Ich glaube, dass ich schon mal irgendwo auf einer alten Zeichnung solch einen durch einen Stamm gebohrten Haken gesehen habe. Wäre es denkbar, dass durch den Haken die Fällung (Rodung) des Baumes symbolisiert wird? Das Wortteil „Rieth“ kann für gerodet stehen.
  3. Kann vielleicht jemand die Devise: EN FIDES DEXTRAQUE MEA korrekt übersetzen. Der Sinn ist mir zwar ungefähr klar, aber ich kann ihn nicht korrekt ausdrücken? Insbesondere das Wort „EN“ kann ich nicht einordnen.

Dank für alle Ideen oder Hinweise.

Hallo,

Aus einer kugelförmigen Wurzel mit einem [Rost?]

es handelt sich um eine Egge

Der Stamm ist mit einem [Zimmermannhaken?] durchstochen?

das ist eine Wolfsangel.

Ich würde das Signet so interpretieren, dass der Schlehenbusch nicht mit Wurzelballen dargestellt wird, sondern auf einem (durch die Egge angezeigten) Feld steht - was die Dienste des Notars für die Landwirtschaft symbolisiert, für die er wohl in erster Linie tätig war. Die Wolfsangel wiederum symbolisiert den Schutz durch den Notar vor Betrügern.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hmm, Ralf,
ich würde das, was Du als Egge ansiehst doch lieber für einen (Brat)Rost ansehen. Für eine Egge sind die vier Zinken an den Eckard etwas wenig.

Der Rost ist übrigens auch das Wahrzeichen des Märtyrers St. Laurentius (Lorenz), der besonders im Fränkischen besondere Verehrung genoss.

Das zweizackige Ding im Stamm ist in der Tat eine „Wolfsangel“

@Schlereth: Spannend, was Du bei Deiner Suche alles zutage förderst!

Gruß
Eckard

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wie freudig sich das anhört (OT)
Hallo Egge, ehh… Eckard,

ich würde das, was Du als Egge ansiehst doch lieber für einen
(Brat)Rost ansehen. Für eine Egge sind die vier Zinken an den
Eckard etwas wenig.

Was ist denn das für ein süßer Freudscher?

Gruß
Elke

Hallo Eckard,

ich würde das, was Du als Egge ansiehst doch lieber für einen
(Brat)Rost ansehen.

Du hast wohl recht, bei näherer Betrachtung scheint es sich doch um einen Laurentiusrost zu handeln (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Laurentius_von_Rom#Rost…). Deutet idR auf eine Verbindung mit Kirchen- oder Klostergut (mit St. Laurentius als Schutzheiligem) hin.

Speziell hier besteht evt. ein Zusammenhang mit dem Juristen Laurentius Schlehenrieth (Vater des Wendelin Schlehenrieth?), der an der Universität Orléans Prokurator der Deutschen Nation war. Es gibt eine Monographie über ihn (ISBN 3799560203 Buch anschauen). Möglicherweise war dieser Laurentius erster Träger des Wappens.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Danke für die Beiträge.

Die Hinweise helfen mir weiter.

Wenn ich mir die Wappen mit einem Rost ansehe -
http://de.wikipedia.org/wiki/Laurentius_von_Rom#Rost… –, dann handelt es sich hier zweifelsfrei um einen Rost, dem Attribut des heiligen Laurentius.

Nun ist der Familienname zu dieser Zeit in dieser Region nicht so sehr verbreitet. Eventuell gab es zwei oder drei Georg und auch zwei Hans, die nur schwer zu unterscheiden sind. Wendelinus und Lorenz gab es nach meinem Eindruck aber nur je einmal. Lorenz und seine beiden Brüder Ambros und Georg studierten alle so um 1530 an der Universität Heidelberg. Von Professor Illmer, dem Autor des hier angegeben Buches habe ich einiges Material über diese Familie. Das Buch selbst ist leider vergriffen. Auch die Briefe, die Olympia Fulvia Morata an ihn geschrieben hat, liegen mir in einer guten deutschen Übersetzung vor. Von seinem Bruder Georg („päpstlicher Notar“) ist ein Notarsinstrument mit dem Signet des Drachentöters aus dem Jahre 1545 erhalten. Spannender ist für mich noch die Frage, wer der Vater dieser drei Geschwister war. Die Indizien hier zu besprechen, würde aber zu weit führen. Wendelinus ist nach allem was ich weiß ein Sohn von Erhard. Er ist wohl in Rothenburg o.d.T. geboren und besuchte dort 1567 die Lateinschule. Er wird auch mit dem Wendel identisch sein, von dem 1577 ein Zwilling (Mädchen) in Ochsenfurt getauft wurde. 1622 ist er in Kitzingen dann verstorben. Georg und Wendelin sind in Ochsenfurt und später in Kitzingen genannt. Der verwandtschaftliche Zusammenhang zwischen beiden lässt sich aber kaum klären. Lorenz stirbt 1556 in Lauingen an der Pest und hinterlässt in Augsburg oder Tübingen zwei minderjährige Kinder. Dieser Spur muss ich sicher noch nachgehen, weil ich die Namen der Kinder noch nicht kenne.

@ Tychiades: Insbesondere Dank für den Hinweis auf die Wolfsangel.
@ Eckard: Viel spannender ist, dass mir immer die gleichen Leute weiter helfen. :smile: Dankeschön!