Notenlinien

hallo allerseits,

kann mir jemand erklären, warum es ausgerechnet 5 notenlinien sind und nicht 4 oder 6?

danke :smile:
ramona

Hallo Ramona,

die Notenzeilen bestanden natürlich nicht immer aus einem 5-linigen System. Es begann etwa im 9. Jh. mit einer einzigen Notenlinie, später mit zwei farbigen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Notenlinien
(Davor gab es nur Buchstabennotation, die auf die griechische Antike zurückging, oder zeilenlos notierte Neumen, die den Tonhöhenverlauf nur ungefähr wiedergeben.)

Für die Notation des gregorianischen Chorals ist etwa seit dem 12. Jh. bis heute ein 4-liniges Notensystem gebräuchlich, das auf Guido von Arezzo zurückgeht.
http://www.musiklk.de/2003/01gregnotat.htm

Dass die Entwicklung bei 5 Linien Halt machte, hat denke ich zwei Gründe:

  • noch mehr Linien wären unübersichtlich
  • mit 5 Linien lässt sich der gebräuchliche Tonumfang der menschlichen Gasangsstimme ganz gut abbilden. Früher war für die verschiedenen Stimmlagen auch noch mehr Notenschlüssel als heute gebräuchlich, so dass man bei der Notation weitgehend ohne Hilfslinien auskam: http://de.wikipedia.org/wiki/Notenschl%C3%BCssel

Grüße
Wolfgang

Notenlinien - Mutmaßung

hallo allerseits,

Hallo, Heribert :wink:

kann mir jemand erklären, warum es ausgerechnet 5 notenlinien
sind und nicht 4 oder 6?

Ich vermute, dass die fünf Linien ein Kompromiss sind zwischen der bequemen Abbildung eines bestimmten Tonumfangs ohne Hilfslinien und der Notwendigkeit, Zusatzzeichen noch lesbar unterbringen zu können.

Soll heißen, mit vier Linien wirst Du zu häufig Hilfslinien verwenden müssen : 10 Tonschritte kannst Du unterbringen, wenn Du der unstersten Stufe eine Hilfslinie zugestehst - das sind noch nicht einmal 1½ Oktaven. Im normalen Fünf- Linien- System kannst Du schon 12 Schritte gehen …

Bei sechs Linien wandern die Zusatzzeichen weiter aus der Augenlinie des Betrachters, was vermutlich beim Spielen vom Blatt eher behindern würde. Außerdem mutiert das Notenblatt irgendwann rein optisch zum Drahtverhau. Wäre man konsequent, könnte man ja auch Violin- und Bassschlüssel (Hurra, ein Wort mit fünf s!) in ein System bringen - ob das dann noch mit den Augen erfassbar und damit vom Blatt spielbar wäre, wage ich mal zu bezwei- bis dreifeln.

Aber, siehe Überschrift : das ist alles nur gemutmessen.

Gruß Eillicht zu Vensre

Hallo Ramona,

ich gehe davon aus, dass es mit den 5 Fingern der menschlichen Hand zu tun hat. Stichwort Cheironomie/Solmisation (im Hintergrund sehe ich die Guidonische Hand :smile:

Gruß

danke schön :smile: owt.
gruß,
ramona

anmerkung zu mehr als 5 linien
früher war es mancherorts durchaus üblich, mehr als 5 linien zu zeichnen, wenn es notwendig war. das kann man sich folgendermaßen vorstellen: wenn heutzutage der eine oder andere ton aus dem system raushängt, bekommt er (und wirklich nur dieser ton) eine kurze hilfslinie. wenn nun am anfang und am ende der zeile jeweils ein ton mit hilfslinie auftaucht, hätte zb. silvestro ganassi (1492-1550) die hilfslinie durchgezogen, und die zeile hätte 6 linien.

ich habe leider kein besseres bild gefunden, als http://www.fortunecity.com/victorian/cheyne/618/Dopp…, aber hier kann man sehen, was gemeint ist: am anfang der ersten zeile ist die unterste linie eine durchgezogene hilfslinie, die aber nicht nur bei den noten, die sie benötigen, sondern auch schon beim schlüssel zu finden ist.

ich habe leider die regola rubertina nicht zur hand, aber darin gibt es auch stücke mit 7-8 oder mehr durchgehenden linien, weil die tonumfänge so hoch sind. eins ist aber klar: das ist schon extrem unübersichtlich.

6 linien sind ohne weiteres noch gut lesbar, das kann jeder, der sich jemals mit gamben-, lauten- oder gitarrentabulaturen beschäftigt hat, bestätigen. da sich aber die notationspraxis für instrumente mit so großen tonumfängen dahin entwickelt hat, statt hilfslinien mehrere schlüssel zu verwenden, wären 6 linien einfach unnötig gewesen. mit violin-, alt- und baßschlüssel kann man drei ganze oktaven ohne hilfslinien abdecken (theoretisch sogar mit weniger als 5 linien).