NS-Plakat Wir bauen auf

Liebe/-r Experte/-in,
wer kann mir sagen, welche Personen gemeint sind mit den Figuren rechts unten auf diesem Plakat:
http://vads.ahds.ac.uk/large.php?uid=26351&sos=0

Sieht mir aus wie Karikaturen (also persönlich identifizierbar). Oder sind es doch nur Figuren, die für Gruppierungen oder Parteien stehen - und welche wären dann gemeint?

Vielen Dank für Rückmeldung –

Al.

Da es sich ja schon wie angemerkt im ein NS-Wahlplakat handelt, können damit, ohne sie direkt beim Namen zu nennen, jüdische Händler- und Banker gemeint sein. Damit sollte sogeriert werden, dass diese Gruppe Menschen die „schwer arbeitenden Deutschen Arbeiter“ nur ausbeuten wollen, um sich persönlich zu bereichern. Da die Nazis aber noch auf das Geld der Juden angewiesen waren, vermieden sie es jedoch, sie schon jetzt als „Untermenschen“ und „Schädlige für’s Reich“ zu bezeichnen. Denn bekanntlich kam „Adolf der letzte“ ja erst 1933 mit der NSDAP an die Macht.
Hier noch kurz die Übersetzung der Plakatunterschrift vom War Museum:
Ganzes: die Abbildung nimmt die gegen einen orangen Hintergrund gesetzte Mehrheit ein. Der Titel wird teilweise integriert und entlang der obersten Kante in roter gotischer Schrift gestellt. Der Text wird in weißen, schwarzen und roten gotischen Schriften und in Schwarz integriert und über die Abbildung gestellt. Alle, die gegen einen weißen Hintergrund gesetzt sind.
Abbildung: eine Dreiviertelspielerlängendarstellung von einem Mann, der sich an einen Stapel lehnt, Steine zu bauen, eingetragen mit den Wörtern ‚Arbeit‘, ‚Freiheit‘ und ‚Brot‘. Er sieht auf zwei älteren Männern hinunter, kauerte sich an seinen Füßen zusammen. Sie halten Plakate hoch, die verschiedene Arten sozialer Störung wie Arbeitslosigkeit oder Verdorbenheit auflisten.

Sorry,

kann hier leider nciht weiterhelfen.

Gruß
Gera

Neinnein, das sind Karikaturen, die sind zu wenig schematisch gezeichnet, das hab ich mir schon gedacht. Den ersten (den mit der Brille) hab ich gerade selbst schon rausgefunden: Es müsste sich um
Heinrich Brüning,
(http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Brüning)
handeln, einen der letzten Reichskanzler vor Hitler, der mit Notverordnungen zu regieren versuchte, da im Parlament kaum eine Partei noch zu einer Koalition fähig war.

Und der andere? Ich schau mal bei den SPD-Granden…

Könnte es sich um Kurt von Schleicher handeln? Mit einer eigenartigen Generalsmütze?

Tja Al Chab, da magst Du durchaus recht haben. Bedenke aber bitte (ich weiß nicht, welcher Jahrgang Du bist), dass die demokratisch gewählten Politiker der Weimarer Republik für die NSDAP (in ihrem verklärten Blick) nichts anderes waren, als die Gehhilfen des „internationalen Finazjudentums“.
Meine Mutter, geb. 1930, war noch zu jung, als das ich sie danach fragen könnte; ihre Eltern und Geschwister, leben heute nicht mehr.
Mein Vater (Kriegsfreiwilliger der Waffen-SS aus Siebenbürgen), geb. 1925 kann ich auch nicht mehr fragen (er [und seine ehem. "Kameraden, die ich kennen lernen durfet], hatte ihre ganz eigene Art, diese Zeit zu verarbeiten. Sie waren der Überzeugung, dass sie von dem NS-Regim missbraucht wurden [glaubten natürlich damals an die Sache], und schlossen sich bewust keine der alten „Kameratschaften“ an), denn sie leben heute leider nicht mehr.
Gruß aus Hamburg
Mic

Könnte es sich um Kurt von Schleicher handeln? Mit einer
eigenartigen Generalsmütze?

Durchaus möglich. Bedenke die Taktik der Nazis vor 1933:
TTV (nicht wie in der Bw im kalten Krieg).
Tarnen, täuschen, verschleiern.
Gute Nacht aus Hamburg
Mic

Hallo Mic, das klingt ja interessant! Was meinst Du mit „Gehhilfen des ‚internationalen Finanzjudentums‘“?
Inwiefern hatten Dein Vater und seine Leute das Gefühl missbraucht zu werden?

Hallo Mic, das klingt ja interessant! Was meinst Du mit
„Gehhilfen des ‚internationalen Finanzjudentums‘“?
Inwiefern hatten Dein Vater und seine Leute das Gefühl
missbraucht zu werden?

Hi Al Chab,
wenn man sich mal mit Adolfs Mein Kampf beschäftigt hat, und ich habe da nur mal reingelesen, und in unendlichen Dokumentationen im TV, die ich mir angesehen habe, über die NS-Zeit, kann man als halbwegs gebildeter Mensch, zumindest aus heutiger Sicht, erahnen, was die NSDAP beabsichtigte.
Erinnert sei nur mal an die Rede Hitlers… Wenn es die Absicht des intern. Finazjudentums ist, Deutschland in einen Erneuten Krieg zu führen…
Ich glaube, dass Hitler und seine Parteigenossen die halbwegs demokratischen gewählten Volksvertreter der Weimarer Republik in ihrer krummen Gedankenwelt mit Juden auf die gleiche Stufe gestellt haben, Nach dem Motto: Die Juden sin an allem Schuld, die Demokraten haben Deutschland vor die Wand gefahren…
Was meinen Vater und seine Kameraden betrifft (ich war selbst lange Zeit bei der Lw), nun ja. Sie waren nicht stolz auf ihre Taten. Sie waren nicht stolz darauf, bei der Waffen-SS gewesen zu sein. Ich habe mit meinem Vater die 1. Wehrmachtsaustellung besucht und habe mit einem Ohr immer den anderen „Älteren“ Besuchern zugehört. O Man, waren das alle Unschuldlämmer.
Als ich mit meinem Vater Dachau und Neuengamme besucht habe, sagte er: Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn man mich in die Wachmannschaft gesteckt hätte. Wahrscheinlich hätte ich mitgemacht. Ob ich damit später klar gekomen wäre, weis ich nicht.
Gut zwei jahre vor seinem Tod, war ein Herr bei ihm, der mal wieder ein Buch über den II. WK schreiben wollte. Ich denke, es sollte wieder einmal ein Machwerk über die großartigen Siege, speziell der SS werden. Denn was mein Vater im sagte, wollte der garnicht hören.
Er sagte: Was wir den Menschen in Russland angtan haben… Wir haben ihnen ihre Häuder über dem Kopf angezündet. Wir waren keine Helden…
Der besagte Herr ist dann auch gleich gegangen

Ich kann da so einiges noch aus meinen Erinnerungen zurückrufen, was ich von meinem Vater und auch gerade von seinem Zugführer gehört habe.
Besagter Zugführer war kurzzeitig in der Wachmannschft von Dachau und hat Briefe von Gefangenen heraus geschmuggelt. Das kam natürlich raus. Das Dieter nicht selbst Gefangener wurde hatte er nur dem Umstand zu verdanken, dass er unehelicher Sohn von Gen. v. Hösch (wurde 1946 als Kriegsverbrecher gehängt) war.

Aber das sin wirklich sehr lange Geschichte…
In diesem Sinne,
Gruß aus Hamburg
Mic

Es ist spät, deshalb nur kurz: Vielen Dank für diese ausführliche und persönliche Antwort! Und ja klar, viele hätten mitgemacht, aus Angst oder sogar aus Begeisterung, besonders die vielen sehr jungen (und entsprechend manipulierbaren) Leute. Dein Vater war bei Kriegsende ja auch erst 20. Wir können uns das heute kaum noch vorstellen. Glücklicherweise. Und besonders die junge Generation der jetzt 20-jährigen, die reden über ihre Urgroßeltern (Dein Vater) oder gar Ur-Urgroßeltern (Vatergeneration Deines Vaters). Ich weiß noch wie unglaublich weit entfernt mir meine Urgroßeltern vorkamen, als ich 20 war… doch ich schweife ab, wie gesagt, es ist spät.
Einen schönen Gruß und nochmals Dank,
Al.

Könnte es sich um Kurt von Schleicher handeln? Mit einer
eigenartigen Generalsmütze?

O ja Al,
mein alter Herr war 17 als er sich freiwillig meldete. Er hatte damals die Wahl; entweder er geht zu den Deutschen freiwillig, oder er wird von den Rumänen mit 18 eingezogen.
Ende 1944 war er an der Front bereits ein »Alter Hase« und ging mit knapp 19 Jahren in englische Kriegsgefangenschaft.
Ich weiß nicht, welcher Jahrgang Du bist. Ich bin Jahrgang 1962 und damit 9 Jahre jünger als mein »Großer Bruder«, aber noch erste Nachkriegsgeneration.
Ich wolle immer zur Bundeswehr. Dieter (Dietrich) Haack, der ehem. Zugführer (Oberscharfüherer) vom Alten sagte einmal zu meinem Vater: Lasse ihn gehen, aber nicht zu den Kanonen, wie wir.
Ich war 22 Jahre bei der Lw, habe einen Eid auf die Verfassung der BRD geleistet und mein Vater- oder auch Mutterland im »Kalten Krieg« verteidigt.
Ich konnte nie sagen, ich bin »stolz, Deutscher zu sein«. Aber ich war stolz darauf, in einem Land zu leben, in dem ich, auch als »Diener des Staates«, meine Meinung »frei« äußern zu können (das habe ich auch einmal in einer ZDF-Dokomumentation gesagt).
Lustiger weise, wurde ich danach immer überpünktlich befördert.

Nasse Grüße aus dem Norden
Mic