Du sollst nicht googeln
Hallo
Hallo Nikelaus
gibt es eine Übersicht über verschiedene gebräuchliche
Übersetzungen des Neuen Testaments (z.B. Lutherbibel etc.).
Solltest Du doch mal googeln, würdest Du fündig. Vielleicht meinte ich meinen Titel nicht gar so ernst.
http://www.bibleserver.com/index.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Bibel%C3%BCbersetzung
http://www-user.uni-bremen.de/~wie/texte/bibel-deuts…
http://www.zuercherbibel.ch/medienkonferenz-vom-20-j…
Es
interessiert mich zudem auch lange Zeit vorherrschende
Übersetzungen, die möglicherweise überholt wurden.
Gröbste Züge sind: ca. 300-150 v. Chr. bestand eine griechische Übersetzung des AT, die „Septuaginta“, die laut Legende von siebzig jüdischen Gelehrten ins Griechische übertragen worden war und von allen mit dem angeblich gleichen Ergebnis.
In den ersten Jahrhunderten n. Chr. wurde die Bibel (nunmehr AT und NT) aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt, es entstand die sogenannte „Vetus Latina“, eine Übersetzung, die heute in Wissenschaftskreisen noch ein gewisses Gewicht hat, da sie möglicherweise auf inzwischen verschollene Quellen gegriffen hat.
Im 4. Jahrhundert verfasste der Hl. Hieronymus die Vulgata, das ist eine Übersetzung aus den Ursprachen, d. h. in Bezug auf das AT aus dem Hebräischen, in Bezug auf das NT aus dem Griechischen, in die lateinische Sprache.
Spätestens um 1000 wurden Handschriften der hebräischen Bibel verfasst. Nach allgemein anerkannter Überlieferung aufgrund von sehr vielen Indizien ist dieser Text allerdings weit älter, evtl. auch schon älter als die Septuaginta und gilt heute gemeinhin als Urtext, selbst wenn der Gerechtigkeit halber auch angemerkt werden muss, dass die vorhandenen Handschriften und Fragmente der Septuaginta mehrheitlich älter sind. Das ist in der „kleinen Ökumene“ (sprich Ökumene zwischen reformatorischen Gemeinschaften und römischer Kirche) relevant geworden und hat auch eine grosse Bedeutung im christlich-jüdischen Dialog. Wenn man gemäss der Septuaginta übersetzt, dann sind etwa Prophetien, die zu Christus passen, oft naheliegender als im überlieferten hebräischen Text.
Die Vulgata des Hl. Hieronymus wurde gut tausend Jahre später von der katholischen Kirche als verbindlich anerkannt und war bis zum zweiten Vatikanum massgeblich. Im Gefolge der wissenschaftlichen Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert, mit welcher die römische Kirche vor dem Konzil vorsichtig bis zeitweise ablehnend umging, kamen andere Übersetzungen auf und wurden anerkannt. So heisst die römisch-katholische Kirche in neuerer Zeit auch andere Übersetzungen gut, insbesondere die (im Gottesdienst verbindliche) Einheitsübersetzung, die mit reformatorischen Gemeinschaften zusammen erarbeitet wurde, allerdings nicht von all diesen anerkannt ist. Um die Tradition der katholischen Vulgata weiter zu pflegen, wurde diese zur „Nova Vulgata“ revidiert.
Während des Mittelalters gab es viele Bibelübersetzungen, besonders wurden im 15. Jahrhundert auch schon viele Bibeln deutsch gedruckt. Die Kirche verbot das aus Angst vor falschen Übersetzungen und eigenwilligen Auslegungen, was mit ein Grund ist für die grosse Resonanz der seit dem 16. Jahrhundert im Umlauf befindlichen deutschsprachigen Lutherbibeln. Luther ist mit Gewissheit der prominenteste deutschsprachige Bibelübersetzer.
Und:
Wo sind die jeweiligen Stärken und Schwächen?
Luther zeichnet sich durch besondere Wortgewalt aus, anerkennt aus katholischer Sicht jedoch nicht alles ganz genau.
- So ist etwa an den berühmten Streit über die Rechtfertigung zu erinnern, wenn Luther im Römerbrief übersetzt, der Mensch, der durch Gnade allein gerechtfertigt wird, werde auch durch Glaube allein gerechtfertigt; dem hält die katholische Kirche entgegen, dass der Mensch, zwar in der Tat durch Gnade allein gerechtfertigt und in der Tat nicht durch seine Werke eine Schlud bei Gott erwirtschaftend, durch Glaube gerechtfertigt werde, aber eben nicht durch Glaube allein. Dieser Streit ist letztlich Wortklauberei, denn wer zum „Glauben“ auch die Werke zählt, kann der reformatorischen Formel getrost folgen. So hat das auch zur gemeinsamen Lutheranisch-römischkatholischen Erklärung über die Rechtfertigung vom Jahr 1998 geführt.
- Luther anerkannte den Jakobusbrief nicht. Auch dort war von „Glauben und Werken“ die Rede, vom Himmel, den man sich „verdienen“ kann, aber eben nicht so, dass Gott ihn schulden würde.
- Einige Traditionen, die bestimmten Handschriften entspringen, sind von der römisch-katholischen Kirche bemängelt worden. Luther übersetzt beispielsweise im Weihnachtsevangelium statt „Ehre sei Gott in der Höhe, und auf Erden Friede den Menschen Seiner Gnade“ (oder, wie die katholische Kirche früher gemäss der Vulgata übersetzte „den Menschen, die guten Willens sind“): „Ehre sei Gott in der Höhe, und auf Erden Friede den Menschen Seines Wohlgefallens.“ Auch wenn das keine gigantischen Unterschiede sind, so machen sie doch die jeweilige Theologie deutlich (Katholiken legen Wert auf die Fähigkeiten des Menschen, Reformatoren eher auf die Allgewalt Gottes).
Usw.
Gruss
Mike