Hallo Martin,
es ist noch viel einfacher, als man sich das nur ausdenken kann und das hat seinen Grund in der Tradition - die mitunter aber vielfach schon aufgeweicht ist.
Vielleicht hast Du den Begriff „Hausbahnsteig“ schon mal gehört, er bezeichnt den Bahnsteig, der unmittelbar (und früher immer ebenerdig)aus dem Empfangsgebäude (EG) heraus betreten werden kann.
Und der Hausbahnsteig ist daher traditionell das „Gleis 1“ (aus Kundensicht, betrieblich kann es das Gleis 151 sein).
Alle Bahnsteige/Gleise „dahinter“ werden dann aufsteigend nummeriert.
Bei Turmbahnhöfen (Osnabrück), Tiefbahnhöfen (Berlin Hbf) oder Trennungsbahnhöfen (EG liegt in der Mitte)werden dann für die anderen Bahnhofsteile entweder 10er Gleise (Berlin Hbf oben) oder gar 100er Gleise ausgezeichnet.
Dies ist zwingend notwendig (intern für Planung & Betrieb, aber auch für den Kunden), damit offensichtlich wird, dass das Gleis 109 nicht neben dem Gleis 8 liegt und dazwischen eben nicht 3 oder 5 Minuten zum Anschlusszug, sondern wesentlich mehr Zeit benötigt wird. Betrieblich teilen wir diese beiden Bahnsteigbereiche sogar meistens in zwei „Bahnhofsteile“ auf, damit die Planungsparameter (für Anschlüsse) auch eingehalten werden. Schöne Beispiele dafür (kannst Du mal bei Google aus der Luft anschauen) der Bahnhof Hanau Hbf - dort lag das EG füher mal in der Mitte, die nördlichen Gleise hießen 1-7, die südlichen 101-106. Nach dem Neubau des EG am Bahnhofsvorplatz sind die Gleise von Norden nach Süden mit 1-7 nummeriert, dann ein Stumpgleis 9 und dann geht es erst im südlichen Teil weiter mit 101-106.
Hätte man das Gleis 101 einfach nur „Gleis 10“ genannt, hätte jeder gedacht, das dies gleich neben Gleis 9 liegt. In Osnabrück heißen die unten liegenden Gleise dann 10-14, in Köln-Messe/Deutz sind es die Gleise 11-12.
Gruß
Martin