Nur ganz allgemein - Handyspeak

Hallo!
Auch bei dieser Übersetzung ist es wieder so: trotz Handy wird „abgehoben“, „aufgelegt“,  „gewählt“, ist jemand „am anderen Ende der Leitung“ … 

Gibt es da schon neues Vokabular, von dem ich nur nichts mitgekriegt habe? Mir fällt da nur Umständliches ein: "das Gespräch annehmen/beenden, die Nummer eingeben/eintippen und im Erzählfluss wirkt das manchmal störend. Was meint ihr? Kann man die alten Begriffe getrost weiterverwenden? In einem Fantasy- oder SF-Roman würde ich mir einfach ein paar Neologismen einfallen lassen, aber für eine Geschichte, die in der heutigen Welt spielt, ist das nicht angebracht.

Gruß,
Eva

Moin

trotz Handy wird
„abgehoben“, „aufgelegt“,  „gewählt“, ist jemand „am anderen
Ende der Leitung“ … 

diese Worte werden auch von Menschen deutlich unter 20 verwendet.
Witzig fand ich auch, als einer Meiner Jungs irgendwann auf dem Speicher ein richitg altes Telefon sah, wusste er sofort, was es ist, er kannte nur Mobiltelefone, denn auch in unserer Wohnung gabs nur kabelloses Zeug, soweit ich es erkennen konnte auch in der ihm bekannten Umgebung. Einen Plattenspieler konnte er auch mit Musikwiedergabe in Zusammenhang bringen, war aber erstaunt, daß nur Musik ging und keine anderen Sachen wie Bilder und Filme.

Neologismen gibt es aber durchaus.
SMSen oder chatten oder mailen ging mit den alten Knochen ja nicht und eine Nummer wird ja auch aus dem Speicher gewählt.

Gandalf

Hallo, Gandalf!
Ja, Simsen, Chatten, Mailen kenne ich, auch Texten wird manchmal gebraucht. In dem Roman telefonieren die aber nur und von Kontakten, Rufwiederholung etc. scheint der Autor noch gar nix gewusst zu haben :smile: , trotz Erscheinungsdatum 2013. Er muss das Buch etliche Jahre früher geschrieben und vergessen haben zu aktualisieren. Die SMS gibt es, wie ich zu meinem Erstaunen herausgefunden habe, in den USA noch gar nicht so lange, die hatten ein anderes System.

Ich bin aber beruhigt, von Dir zu hören, dass die Jugend das alte Vokabular beibehalten hat, dann kann ich auch weiter abheben und auflegen, ohne mich als Gestrig zu outen :smile:)))

Gruß,
Eva

Servus, Eva,

wie „neu“ das nun wirklich ist, trau ich mich nicht zu beurteilen, aber man telefoniert nicht mehr, man font (fonen) oder man telt (telen) oder man fönt an (anfö(h)nen).

Andere jugendsprachliche Begriffe oder Neologismen zum Thema fallen mir im Augenblick nicht ein.

Und ich gehe mal getrost davon aus, dass man so „antiquierte“ Ausdrücke wie eintippen, wählen, etc. (noch) versteht.

Liebe Grüße aus dem Waldviertel,
J

Hallo!
Danke für die Antwort!

Jugendsprachlich meinte ich gar nicht unbedingt. Mich erstaunt - nur ein bisschen, ich bin mit den „alten“ Ausdrücken ganz zufrieden und was soll’s, jeder weiß, was gemeint ist - , dass sich da noch keine neuen Begriffe eingebürgert haben und auch in die Hochsprache gewandert sind. Sonst passiert das ja relativ schnell.

Die von Dir genannten Ausdrücke finde ich ganz hübsch, besonders „fonen“, damit könnte ich mich anfreunden. Von meinen Kindern - Gott, aber die sind auch schon über 30! - habe ich sie aber noch nicht gehört, obwohl die mit allem ausgestattet sind, was die Kommunikationselektronik so hergibt und sich auch wirklich damit auskennen.

Ich bleibe dann mal auch in dieser Übersetzung bei dem „alten Kram“ :smile:))

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

nun ja, „cc“ beim Mailen heißt auch „carbon copy“ und ist seit der Mailerei sicher weiter verbreitet als zu Zeiten des altehrwürdigen Durchschlags auf Kohlepapier.
Wir haben bestimmt in der Alltagssprache jede Menge Begriffe, die ursprünglich wörtlich gebraucht waren und inzwischen im übertragenen Sinn. Mir fällt im Augenblick nur ein „etwas aus dem Stegreif tun“ - da denkt kaum mehr jemand daran, dass er nicht gedenkt, vom Pferd abzusteigen :smile:
Gern wird es auch missverstanden als Steh-Greif.

Zum Telefonieren fällt mir noch ein: „drangehen“ fürs Abheben, je nach Zusammenhang.
Wählen dürfte doch auch immer noch zutreffend sein, oder? Das müsste doch von der Auswahl der Nummer kommen, und ob man das per Scheibe oder per Tastatur oder per Display tut, müsste egal sein.

Viele Grüße,

Jule

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Wählen dürfte doch auch immer noch zutreffend sein, oder? Das müsste doch von der :Auswahl der Nummer kommen, und ob man das per Scheibe oder per Tastatur oder :stuck_out_tongue:er Display tut, müsste egal sein.

Hallo!

Du hast recht, sagt auch Duden:
„…beim Telefon durch Drücken der Tasten bzw. durch Drehen der Wählscheibe mit den entsprechenden Ziffern die Telefonnummer eines anderen Teilnehmers zusammensetzen, um eine Verbindung herzustellen…“

Mir steht automatisch immer die gute alte Wählscheibe vor Augen und ich habe wahrhaftig nicht daran gedacht, dass es um das Auswählen von Ziffern geht, das nicht zwangsläufig an eine drehbare Scheibe gebunden ist :frowning:

Gruß,
Eva

Nummern tippt man ein
und man hat sie gespeichert oder nicht gespeichert (früher hat man notiert)
„du, ich hab’ dich nicht gespeichert“

LG.J.

telephone times und die Männinnen
Ei Hallo,

Zum Telefonieren fällt mir noch ein: „drangehen“ fürs Abheben,

„auflegen“ (seit ungefähr 20 Jahren nicht mehr praktiziert) und sogar noch „einhängen“ (seit mindestens 60 Jahren nicht mehr praktiziert, in den öffentlichen Telefonzellen noch ein bissle länger) wird auch noch ziemlich generell verstanden.

Als ich noch vor wenigen Jahren im digitalen Innenleben eines Faxgerätes etwas von der „Amtsholung“ gelesen habe, musste ich doch schmunzeln. Ob der Verfasser respektive Übersetzer des Textes sich noch den Anruf vom „Amt“ vorstellen konnte: „Ihr Gespräch ist jetzt da!“?

Wohingegen der jüngste Mensch, von dem ich ab und zu hörte, wie er sich im Fez mit der Frage „Wer ist am Rohr?“ meldete, doch immerhin auch schon Jahrgang 1960 war.

Schöne Grüße

MM
- Neffe eines „Fräuleins vom Amt“ und späterer Fernmeldeoberamtmännin -

Hallo,

wenn man bedenkt, wie lange z.B. die Leistung eines Automotors mit Pferdestärken verglichen wurde, würde ich damit rechnen, dass manche alte Begriffe aus der Telefonie sich noch eine Weile halten werden.
Sagt man noch immer: andere Musik auflegen? Oder ist das inzwischen passé?

Gruß, Paran

Noch was: man löscht immernoch das Licht - obwohl man schon sehr lange keine Flammen mehr hat.

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Etymologie live
Servus

Faszinierend (live long and prosper!), sich einmal die gerade laufenden Prozesse der (später so genannten) Etymologie bewusst zu machen.

Sagt man noch immer: andere Musik auflegen?

Offenbar. Ein Plattenreiter (kennt eigentlich noch jemand das Wort Diskjockey?) – vulgo DJ – schreibt unter dem Titel „Wie vermeide ich Fehler beim Auflegen“:

_Schnell gewöhnte ich mich daran von einem USB-Stick aufzulegen _

Der (Laser-, Tintenstrahl-)Drucker übt heutzutage auch in den seltensten Fällen Druck auf das Papier aus. (Oder irre ich mich da?)

Schönen Gruss
dodeka

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Hallo,

was mir in dem Zusammenhang einfällt ist „jemanden wegdrücken“, wenn ein Anruf kommt, den man nicht annehmen will und ihn per Tastendruck abweist.

Wenn’s klingelt, kann man „rangehen“.

Schöne Grüße,
Jule

Ans Telefon gehen
Hallo Jule,

Wenn’s klingelt, kann man „rangehen“.

auch das ein schöner alter Begriff aus der Zeit, als das Telefon im Flur zuerst fest an der Wand montiert war und etwas später auf einem kleinen Tisch, einer Kommode oder einer Konsole stand, so dass man schon auch mal quer durchs Haus wetzen musste, wenn man „ans Telefon gehen“ wollte.

Schöne Grüße

MM

anrufen:
geht heute auch ohne rufen. Dermaleinst stand man vielleicht vor dem Burgtor und rief jemanden an, heute reicht normale Lautstärke.

verbinden:
früher wurden tatsächlich Kabel vom Fräulein umgesteckt, heute ist man eigentlich immer mit jedem verbunden.

Speicher:
eigentlich aus dem lat.: spicarium Getreidespeicher, aus spica Ähre. Heute lagert man statt zahlloser Ähren ehrenvolle Zahlen.

klingeln:
Die wenigsten Handys haben noch einen Klingelton, bei dem das Schlagen eines Hammers auf einen metallenen Resonanzkörper simuliert wird.

und schließlich: Telefon:
Hauptnutzung eines Handys ist nicht mehr das fernsprechen, sondern das fernlesen oder -schreiben sowie das spielen.

lg hahu

Danke @ alle -

  • war sehr interessant!

Gruß,
Eva