…ich glaube aber auch, dass meine Generation sich oftmals
schwer tut mit privat und beruflich.
Hallo, Alexandra,
dazu müsste man wissen, was Du als „meine Generation“ ansiehst. (Dem Foto in Deiner Vika nach irgendwo zwischen 25 und 35).
Aber Du hast schon recht. Vielfach besteht eine Scheu, sich dem Gegenüber zu nähern. Da hat man Angst, zurückgewiesen zu werden oder als „neugierig“ und „aufdringlich“ zu gelten.
Das führt dann z.B. dazu, dass sich Leute, die seit Jahren im gleichen Haus wohnen im Treppenhaus scheu, unter Abwendung des Blickes, an einander vorbeidrücken. Sicher nicht wünschenswert, denn ich möchte zwar nicht meine Intima mit den Nachbarn teilen, aber wenn man schon gezwungenermaßen so eng aufeinander hockt, kann man den Umgang auch gemütlicher gestalten.
Aber mit ein wenig Mut und Fingerspitzengefühl ist es schon möglich, freundlich, ohne Anbiederung, ohne vom anderen „etwas zu wollen“ aufeinander zuzugehen. Man muss dabei natürlich den „Fluchtabstand“ einhalten.
Dass man durchaus etwas am Firmenklima ändern kann, habe ich festgestellt, als unsere kleine Firma von einem größeren Konzern übernommen wurde.
Dort war es offenbar nicht üblich, sich bei der Begegnung auf dem Flur zu grüßen, man ging stur aneinander vorbei, wenn man sich nicht gerade persönlich kannte. Wir (meine Kollegen und ich) grüßten nun recht unverdrossen all und jeden, machten Bemerkungen über das Wetter, den Fußball etc. Und in der Tat nach einiger Zeit bürgerte sich ein freundlicher Gruß, ein Grinsen mehr und mehr auch im Konzern ein. Das führte dann auch durchaus weiter zu einem gelegentlichen kleinen Schwätzchen zwischen Menschen unterschiedlicher Abteilungen, kurz, der Umgangston - und damit auch die Zusammenarbeit in der neuen Firma besserten sich erheblich.
Vielleicht fass Eugen Roth das in seinem Verschen besser zusammen als ich mit langer Prosa:
Immer höflich
Ein Mensch grüßt, als ein Mann von Welt,
wen man ihm einmal vorgestellt.
Er trifft denselben äußerst spärlich,
wenns hoch kommt, drei- bis viermal jährlich
und man begrinst sich, hohl und heiter,
und geht dann seines Weges weiter.
Doch einmal kommt ein schlechter Tag,
Wo just der Mensch nicht grinsen mag;
und er geht stumm und starr vorbei,
als ob er ganz wer andrer sei.
Doch solche Unart rächt sich kläglich:
Von Stund an trifft er jenen täglich.
Gruß
Eckard
PS: Dass sich so etwas wie eine „Firmenkultur“ durch Gruppendruck herausbildet, kann jeder Neuling hier im Forum feststellen, wenn er mit Nachdruck auf die Verhaltensformen hingewiesen wird 