Ob man in zeiten

Hallo,

ich freue mich über dein Posting, obwohl (oder weil) ich an ihm ganz klar machen kann, wo sich meine Auffassung von deiner unterscheidet. Wenn der Dialog das philosophische Prinzip schlechthin ist, dann ist das wohl auch der Sinn von philosophischen Foren. :smile:

Religion ist Dogma und Esoterik heißt „nur Eingeweihten
zugänglich“, was also sollte ein Freidenker dort posten?

ich wollte dich nicht vertreiben, sondern eigentlich nur Begründungen anmahnen, auf die es erst möglich ist, sinnvoll zu rekurrieren. Ich bin nicht ganz sicher, ob du das einräumen wirst, aber unter „Freidenker“ fällt mir sofort der Name „Anthony Collins“ (A Discours of Free-Thinking 1713, dt. erst 1965) ein, der das mit Sicherheit unterschrieben hätte. In diesem Sinne ist Nietzsche nämlich kein Freidenker, sondern eher ein Denk-Anarchist, wenn ich so sagen darf.

Philosophieren heißt: Über das Wesen der Dinge und die
Ursprünge nachdenken. Also auch die Freiheit, etwas in Frage
stellen zu dürfen, wo also sonst sollte man das tun, wenn
nicht hier?

Wie gesagt, ich wollte dich nicht vertreiben! Diese Art zu philosophieren ist aber eben nur die eine Seite der Philosophie, die sokratische, wobei die Methodik bei Sokrates mir klarer erscheint. Die andere Seite ist die platonische Seite, die aufbauende Seite, die du „dogmatisch“ nennst. Diese beiden Seiten müssen sich ergänzen. Philosophie ist - wie ich es gerne formuliere - die Beschäftigung mit zweierlei Art von Vorurteilen, 1. mit denjenigen, die man vermeiden kann (das ist die sokratische Seite) und 2. mit denjenigen, die man nicht vermeiden kann (das ist die platonisch-kantische Seite). Beiden aber liegt das Prinzip der Begründung zugrunde. Das fehlte mir in deiner Diktion.

Eben drum habe ich Nietzsche gewählt, weil er nicht der
Prototyp des Philosophen ist und somit auch nicht im Kontext,
oder anders gesagt im Fahrwasser der Philosophie schwimmt.

Dein Bild von der Philosophie erscheint mir etwas einseitig. Ich denke, dass du dich auf das beziehst, was man gemeinhin „Universitätsphilosophie“ nennt. Dazu habe ich zweierlei anzumerken: Einerseits hast du Recht, wenn du die Verabsolutierung dieser Art von Philosophie monierst, andererseits aber ist diese Art von Philosophie die Grundlage für die Kritik, die du anbringst und auch für die Kritik, die Nietzsche anbringt. Nietzsche, der ja von Hause aus Philologe und nicht Philosoph war, hat noch lange damit geliebäugelt, in Philosophie zu promovieren, sogar über Kant. Gerade das zeigt, dass die Kritik Nietzsches nicht losgelöst von seinen (universitäts-)philosophischen Grundlagen gesehen werden darf.

Also muß man besonders bei ihm, um ihn verstehen zu wollen,
nicht, wie Du sagtest den „Begriff anstrengen“, sondern auf
ihn eingehen.

Ich denke wie du, dass das gerade bei Nietzsche notwendig ist, freilich möchte auf die Begriffsanstrengung auch gerade bei ihm nicht verzichten. Nur dadurch kann man ihm - meines Erachtens - überhaupt auf die Schliche kommen.

Nur insofern man dazu in der Lage ist natürlich,
denn der Unterschied zwischen Objekt und Abbild ist jedem
philosophisch Interessierten klar.

Hier in Magdeburg treffe ich fast täglich auf Materialisten, auf Alltagsmaterialisten wie auf Universitätsmaterialisten. Denen ist der Unterschied gänzlich ungeläufig.

Unterschied zwischen einem Statement und dem subjektiven,
individuellen Verständnis.

Einverstanden, aber das darf nicht der erste Schritt sein, sondern ist eine zusätzliche, zweite Stufe. Und wer zwei Schritte auf einmal machen will, legt sich leicht hin.

Und hierauf beruhte eigentlich meine Kritik: Man gewinnt in
diesen Foren oftmals den Eindruck, daß es nur um die
Verteidigung des eigenen Images geht und nicht um die Sache.
(Bitte aber nicht persönlich sehen)

Wenn du meine Posting liest, wirst du sehen - denke ich -, dass es mir genau darum geht, dies zu vermeiden. Ein bisschen merkwürdig finde ich allerdings, dass du hiermit scheinbar die vorhin angedeutete Betonung der Subjektivität zurücknimmst. Wie weit darf/muss/soll man deiner Meinung nach subjektiv sein?

Selbst wenn man ihn 100% verstehen würde, hätte er das negiert.
Wer aber außer ihm selbst könnte das bewerten?

Dagegen steht sein Anspruch, ernst genommen zu werden - den er freilich später serh zurücknimmt -, aber das ist ein weites Feld (um einen berühmten Zeitgenossen Nietzsches zu zitieren :smile: ).

Wenn wir jetzt zu obigen Punkten
(Begriffsanstrengung) eine Verknüpfung erstellen, haben wir
ein sehr schönes praktisches Beispiel für die von mir
angestrengte :wink: Problematik.

Das sehe ich auch so, meine aber eben, dass das nur die eine Seite ist.

So unflexibel im Denken wirst du nicht sein, um den Begriff
mit dem Eisenhammer…nicht anders interpretieren zu können,
also provozierst du mich.

Nein … na gut, ein bisschen, aber auch nur, weil ich dir nicht abnehme, dass du das Verständnis der Metapher in der Tat bei jedem Menschen voraussetzt.

Und das fängt bei der Zivilcourage an, also nicht wegsehen,
wenn Neonazis etwa Ausländer bedrohen, sondern etwas tun. Und
wenn es nur ein Anruf bei der Polizei ist. Denn solange sie
immer noch Toleranz erfahren, glauben sie sich im Recht!

Soweit kann ich selbstverständlich zustimmen.

Das „Wer entscheidet“, ist schlecht formuliert, besser wäre: was
entscheidet, das ist leichter zu beantworten:
Unser ethisches Empfinden!

Das freilich halte ich für eine schwer wiegenden Irrtum, denn das bedeutet in letzter Konsequenz Lynchjustiz, die du - so nehme ich an - auch nicht willst. Ich setze als Antwort auf die Frage, wer bzw. was entscheidet, die Antwort: Entscheidend sind Prinzipien. Und diese Prinzipien müssen - so gut es geht - objektiviert werden.

Jetzt erst wird es eigentlich spannend, finde ich!

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Religion ist Dogma und Esoterik heißt ?nur Eingeweihten
zugänglich?, was also sollte ein Freidenker dort posten?

so nun erkläre mir einer wie´s denn da weiter geht:
Freidenker - Freimaurer - Illuminaten - ???

ich persönlich wehre mich diese Illuminatenanhänger als ernsthafte philosophen zu akzeptieren!

ich wollte dich nicht vertreiben, sondern eigentlich nur
Begründungen anmahnen, auf die es erst möglich ist, sinnvoll
zu rekurrieren. Ich bin nicht ganz sicher, ob du das einräumen
wirst, aber unter „Freidenker“ fällt mir sofort der Name
„Anthony Collins“ (A Discours of Free-Thinking 1713, dt. erst
1965) ein, der das mit Sicherheit unterschrieben hätte. In
diesem Sinne ist Nietzsche nämlich kein Freidenker, sondern
eher ein Denk-Anarchist, wenn ich so sagen darf.

Achtung hier bist du eben auf den vermeintlichen Begriff „Freidenker“ reingefallen. Wenn die Illuminaten „frei“ denken würden, wären sie keine Illuminaten mehr!

winkel

Hallo,

Freidenker - Freimaurer - Illuminaten - ???

das sind drei verschiedene Dinge:

  1. „Illuminaten“ sind echte Esoteriker, also hast du ganz Recht mit deiner Abgrenzung: Als echte Esoteriker können sie keine Philosophen sein.

  2. „Freimauerei“ geht zurück auf Ideen von John Locke, wobei man gemäßigte und radikale Freimauerer wohl unterscheiden muss. Hier steht der Toleranzgedanke über allen anderen Prinzipien, wird aber - jedenfalls ist das meine Erfahrung mit den Freimaurern - oft als bloße Worthülse gebraucht. Freimauerei ist also zwar kein Gegensatz zum Philosophen, gleichwohl wird man aber auch nicht das eine durch das andere. Wenn etwas die Freimaurer mit Illuminaten verbindet, dann ist es der Ritualgedanke und das Verheimlichen.

  3. „Freidenker“ ist ein geistesgeschichtlicher Topos, der auf Anthony Collins zurückgeht und dem „Deismus“ bzw. dem kirchenkritischen Christentum nahesteht. Die Linie führt über Lessing, der zufällig auch Freimaurer war (meine ich), bis auf Bertrand Russell, dem man nun wirklich keinen Mystizismus nachsagen kann. Gemeinsam ist den Freidenkern und den Freimaurern der Toleranzgedanke, mehr nicht. Mit Illuminaten hingegen haben Freidenker gar nichts zu tun.

Achtung hier bist du eben auf den vermeintlichen Begriff
„Freidenker“ reingefallen. Wenn die Illuminaten „frei“ denken
würden, wären sie keine Illuminaten mehr!

Ich weiß nicht, welcher Richtung das Posting entstammte. Ich bin davon ausgegangen, dass er sich auf Collins und Nachfolger beruft, eben weil Nietzsche so stark betont wird, der weder Freimaurer noch gar Illuminat war. Und deinen letzten Satz kann ich nur unterschreiben: Illuminaten sind unfrei.

Bleibt noch zu fragen, was denn Freidenker aus meiner Sicht von Philosophen trennt. Aus meiner Sicht (!) sind Freidenker genauso ideologisch befrachtet wie die, die sie bekämpfen. Ihnen fehlt sozusagen der gesunde Skeptizismus. Aber das ist bei manchen Philosophen auch der Fall. Fazit: Manche Grenzen sind fließend, andere nicht. Das Nähere regelt die Diskussion. :smile:

Herzliche Grüße

Thomas Miller

>ich freue mich über dein Posting, obwohl (oder weil) ich an ihm ganz klar machen kann, wo sich meine >Auffassung von deiner unterscheidet. Wenn der Dialog das philosophische Prinzip schlechthin ist, dann ist das >wohl auch der Sinn von philosophischen Foren. :smile:

Wo steht das denn, daß der DER DIALOG das philosophische Prinzip schlechthin ist? Er ist ein Prinzip, nicht DAS P. Über das Wesen der Dinge kann man z.B. auch alleine nachdenken und oftmals besser!
Ihr sollt mich nicht durch Widerspruch verwirren, sobald man spricht beginnt man schon zu irren
Wußte schon der alte Goethe.

>Hier in Magdeburg treffe ich fast täglich auf Materialisten, auf Alltagsmaterialisten wie auf >Universitätsmaterialisten. Denen ist der Unterschied gänzlich ungeläufig.

Ein Farbenblinder wird eine grüne Wiese anders sehen, als ein „Normalsichtiger“. Wenn deine Materialisten nun darin keinen Unterschied sehen, mag das ihr Vergnügen sein. Wenn du aber auf quantenmechanische Aspekte anspielst kann ich dem durchaus etwas abgewinnen, allerdings sollte man dies „monströse“ Thema separat behandeln, um nicht in eine nebulöse Spirale zu gelangen, will man da halbwegs klarsehen.

>: Eben drum habe ich Nietzsche gewählt, weil er nicht der
>: Prototyp des Philosophen ist und somit auch nicht im Kontext,
>: oder anders gesagt im Fahrwasser der Philosophie schwimmt.

ich wollte dich nicht vertreiben, sondern eigentlich nur Begründungen anmahnen, auf die es erst möglich ist, >sinnvoll zu rekurrieren. Ich bin nicht ganz sicher, ob du das einräumen wirst, aber unter „Freidenker“ fällt mir >sofort der Name „Anthony Collins“ (A Discours of Free-Thinking 1713, dt. erst 1965) ein, der das mit >Sicherheit unterschrieben hätte. In diesem Sinne ist Nietzsche nämlich kein Freidenker, sondern eher ein Denk->Anarchist, wenn ich so sagen darf.

Oh ich lasse mich schon nicht vertreiben, sondern fühle mich entweder herausgefordert oder eben nicht, dann lass ichs halt. :wink:
Freidenker meine ich im wortwörtlichen Sinne: Keiner religiösen, esoterischen oder philosophischen Strömung angehörig. Weil ich denke, daß man unbekanntes Terrain, nur dann entdecken kann, wenn man sich von Fesseln jedweder Art löst. Wenn du aber partout geschichtliche Freidenker willst, die mich inspirierten, dann vielleicht eher Voltaire und Rousseau. Und Nietzsche ist nun ganz sicher nicht mein Ideal! Ich versuche ihn lediglich als das zu sehen, was er ist. Aber auch das wieder ein separates, weil sehr komplexes Thema.

>Wie gesagt, ich wollte dich nicht vertreiben! Diese Art zu philosophieren ist aber eben nur die eine Seite der &gt:stuck_out_tongue_winking_eye:hilosophie, die sokratische, wobei die Methodik bei Sokrates mir klarer erscheint. Die andere Seite ist die >platonische Seite, die aufbauende Seite, die du „dogmatisch“ nennst. Diese beiden Seiten müssen sich >ergänzen. Philosophie ist - wie ich es gerne formuliere - die Beschäftigung mit zweierlei Art von Vorurteilen, >1. mit denjenigen, die man vermeiden kann (das ist die sokratische Seite) und 2. mit denjenigen, die man nicht >vermeiden kann (das ist die platonisch-kantische Seite). Beiden aber liegt das Prinzip der Begründung >zugrunde. Das fehlte mir in deiner Diktion.

Dogmatisch nannte ich die Religionen (lies nochmal nach). D. weil sie eben ihre Vorgaben haben, wie man zu leben und zu glauben hat. Am ehesten noch kann ich von der buddhistischen Philosophie partizipieren, die frei von Dogmatik ist: Buddha sagt: Stell alles in Frage, auch das was ich sage, glaube nur, was du glauben kannst. Die Buddhisten suchen nach der Wahrheit und geben eben kein Evangelium vor. Allerdings bin ich auch kein Buddhist, nicht daß das jetzt schon wieder unterstellt wird.
Lies diese Diskussion noch mal von Anfang an und du wirst meine Begründung haben!

>Ich denke wie du, dass das gerade bei Nietzsche notwendig ist, freilich möchte auf die Begriffsanstrengung >auch gerade bei ihm nicht verzichten. Nur dadurch kann man ihm - meines Erachtens - überhaupt auf die >Schliche kommen.

Das will ich nicht abstreiten, allerdings denke ich, daß das sehr aufwendig wäre. Und bis heute ist das doch auch noch niemanden wirklich gelungen. Er ist immer noch sehr umstritten!

>Wenn du meine Posting liest, wirst du sehen - denke ich -, dass es mir genau darum geht, dies zu vermeiden. >Ein bisschen merkwürdig finde ich allerdings, dass du hiermit scheinbar die vorhin angedeutete Betonung der >Subjektivität zurücknimmst. Wie weit darf/muss/soll man deiner Meinung nach subjektiv sein?

Eine schwere Frage, die wohl jeder nur für sich beantworten kann. Es kommt natürlich konkret darauf an, um was es sich handelt. Will man mittels Logik oder Dialektik eine Frage lösen, dann hat Subjektivität weitgehend hinten anzustehen, während bei schöpferischen, kreativen und assoziativen Gedankenkonstrukten, etwa problemlösende Thesen, die S. Vorrang hat.

>Dagegen steht sein Anspruch, ernst genommen zu werden - den er freilich später serh zurücknimmt -, aber das >ist ein weites Feld (um einen berühmten Zeitgenossen Nietzsches zu zitieren :smile: ).

Ja genau, wie ich schon sagte, ein sehr komplexer und oft auch ambivalenter Mensch. Schon Mark Twain lies seinen Tom Sawyer erkennen, daß will man jemand etwas andrehen, muß man es ihm so schwer erreichbar als möglich machen. Oder z.B. hat Dali s. Freud gebeten seine Bilder zu entschlüsseln, da sie angeblich keinen Sinn haben, aber der alte Sigmund hat ihm ordentlich die Leviten gelesen und erwidert, er wisse sehr wohl, daß und auch welchen Sinn sie haben. Wenn man seine Symbole kennt, dann ist das auch auch nachvollziehbar. Sie Nietzsches Anspruch mal aus diesem Blickwinkel. Genies agieren nicht immer mit der Durschnittsmenschen eigenen Logik. Sie provozieren oft und spielen oder versuchen wie hier eine gewissermaßen Umkehrsuggestivaussage.

>Nein … na gut, ein bisschen, aber auch nur, weil ich dir nicht abnehme, dass du das Verständnis der Metapher >in der Tat bei jedem Menschen voraussetzt.

Natürlich nicht, ich gehe sogar davon aus, daß sie oft mißverstanden wird. Damit muß man leben, oder willst du, um die Dummheit vor der Dummheit zu schützen, der Intelligenz den Mund verbieten? Oder gar die Kunst reglementieren? Ein bißchen Vertrauen muß man schon aufbringen, nicht in alle Menschen, aber in das Ganze, wenn du verstehst, was ich meine. Es gibt sie ja auch, die Anderen! :wink:

>Das „Wer entscheidet“, ist schlecht formuliert, besser wäre: was

> entscheidet, das ist leichter zu beantworten:
> Unser ethisches Empfinden!

>Das freilich halte ich für eine schwer wiegenden Irrtum, denn das bedeutet in letzter Konsequenz Lynchjustiz, >die du - so nehme ich an - auch nicht willst. Ich setze als Antwort auf die Frage, wer bzw. was entscheidet, die >Antwort: Entscheidend sind Prinzipien. Und diese Prinzipien müssen - so gut es geht - objektiviert werden.

Also gut, eine konkrete Frage an dich: Ist denn Lynchjustiz mit deinem ethischen Empfinden vereinbar, selbst wenn sie sanktioniert wäre?
Es geht doch hier auch gar nicht um Rache oder Vergeltung, was höchst unethisch wäre. Soweit gebe ich deinen Prinzipen ja recht, gewisse Vorgaben müssen (leider) (noch!) sein. Es ging um Zivilcourage und um das Verhindern von etwas. Wenn es zu spät ist Rache ausüben bringt wenig. Wenn du aber in der Lage wärst eine Tat, oder eben einen Hitler zu verhindern, dann …und es muß ja wirklich nicht immer der Hammer sein!

Auf diese Unterstellungen gehe ich gar nicht erst ein. Sie bestätigen meine ursprüngliche Kritik. Man stellt hier eine These auf oder auch nur eine Frage und statt auf die Kernaussage einzugehen, wird an allen möglichen darin enthaltenen Begriffen herumseziert, interpretiert, verdreht, verfälscht…So kommt die Phil. nicht weit, denke ich.
Nur noch so nebenbei, auch Goethe und Herder waren Illuminaten. Bevor etwas verunglimpflicht wird muß man es schon genau anschauen. Da grad in jener Zeit die Machthaber nicht eben zimperlich waren, war es auch ratsam, sich zu verbergen. „Licht ins Dunkel bringen“ bedeutet der Ausdruck.
Hab ich doch ursprünglich diese Haarspalterei kritisiert, sehe ich mich schon wieder selbst darin! :smile:)))

Na denn herzliche Grüße

HC

Illuminaten und andere
Hallo,

Wo steht das denn, daß der DER DIALOG das philosophische
Prinzip schlechthin ist? Er ist ein Prinzip, nicht DAS P.

das war - natürlich - im Sinne des sokratischen Dialogs gemeint. Im Sinne einer Gründung der Philosophie durch Sokrates kann man das - meine ich - durchaus behaupten.

Über das Wesen der Dinge kann man z.B. auch alleine nachdenken
und oftmals besser!

Nachdenken kann man auch als Dialog mit sich selbst verstehen. So haben es insbesondere die späten Stoiker verstanden, aber ich denke, dass man dass auch bei den von dir später genannten Rousseau und Voltaire finden könnte.

Ihr sollt mich nicht durch Widerspruch verwirren, sobald man
spricht beginnt man schon zu irren
Wußte schon der alte Goethe.

Jaja, der Goethe … :smile:

Wenn deine Materialisten nun darin keinen
Unterschied sehen, mag das ihr Vergnügen sein.

Die Abbildtheorie ist ein materialistischer Grundbegriff, gegen den man sich schon argumentativ werden kann. Ich versuche seit Jahren, dieser Theorie den Garaus zu machen. Aber dieses Vorurteil scheint sehr tief zu sitzen - übrigens nicht nur hier im Osten.

Wenn du aber
auf quantenmechanische Aspekte anspielst kann ich dem durchaus
etwas abgewinnen, allerdings sollte man dies „monströse“ Thema
separat behandeln, um nicht in eine nebulöse Spirale zu
gelangen, will man da halbwegs klarsehen.

Ok, nein, das wollte ich eigentlich nicht, weil ich die kopenhagener Deutung auch für falsch halte, aber das wäre in der Tat ein monströses Thema.

Man kann Äpfel eben nicht mit Birnen vergleichen, auch wenn
beides Obst ist und einen gemeinsamen Nenner hat.

Immerhin …

Oh ich lasse mich schon nicht vertreiben, sondern fühle mich
entweder herausgefordert oder eben nicht, dann lass ichs halt.
:wink:

Diese Haltung finde ich klasse.

Freidenker meine ich im wortwörtlichen Sinne: Keiner
religiösen, esoterischen oder philosophischen Strömung
angehörig. Weil ich denke, daß man unbekanntes Terrain, nur
dann entdecken kann, wenn man sich von Fesseln jedweder Art
löst. Wenn du aber partout geschichtliche Freidenker willst,
die mich inspirierten, dann vielleicht eher Voltaire und
Rousseau. Und Nietzsche ist nun ganz sicher nicht mein Ideal!
Ich versuche ihn lediglich als das zu sehen, was er ist. Aber
auch das wieder ein separates, weil sehr komplexes Thema.

Interessant: Rousseau und Voltaire waren BEIDE Freimaurer ?!?
Aber das mit der Lösung von Fesseln ist problematisch. Der Aufsteigende in der platonischen Höhle kennzeichnet sich EINERSEITS als entfesselter, ANDERERSEITS ist er aber immer noch seinen beschränkten Möglichkeiten unterworfen. Ich denke, dass die Idee einer völligen Loslösung nicht machbar und auch nicht wünschenswert ist.

Ich denke wie du, dass das gerade bei Nietzsche notwendig
ist, freilich möchte auf die Begriffsanstrengung >auch
gerade bei ihm nicht verzichten. Nur dadurch kann man ihm -
meines Erachtens - überhaupt auf die >Schliche kommen.

Das will ich nicht abstreiten, allerdings denke ich, daß das
sehr aufwendig wäre. Und bis heute ist das doch auch noch
niemanden wirklich gelungen. Er ist immer noch sehr umstritten!

Das liegt aber auch daran, dass man vielfach meint, Nietzsche ohne die Heranziehung von Sekundärliteratur verstehen zu können. Ich will den Aufwand gar nicht bestreiten, aber die Diskussion ist immer noch in vollem Gange - fruchtbar, wie mir scheint.

Will man mittels Logik oder Dialektik eine Frage
lösen, dann hat Subjektivität weitgehend hinten anzustehen,
während bei schöpferischen, kreativen und assoziativen
Gedankenkonstrukten, etwa problemlösende Thesen, die S.
Vorrang hat.

Ich rätsele noch über deine philosophische Herkunft :smile: . Die gemeinsame Nennung von Logik und Dialektik in einem Atemzug scheint mir auf eher auf Hegel und Marx als auf Platon und Kant hinzuweisen. Liege ich da richtig?

Genies agieren nicht immer mit der Durschnittsmenschen eigenen
Logik. Sie provozieren oft und spielen oder versuchen wie hier
eine gewissermaßen Umkehrsuggestivaussage.

Schon richtig, aber ich würde mir nie herausnehmen, mich mit diesen Geistesgrößen zu vergleichen. Also muss ich bescheidener ansetzen und die Sprache - erst einmal wenigstens - so nehmen, wie sie da steht.

Also gut, eine konkrete Frage an dich: Ist denn Lynchjustiz
mit deinem ethischen Empfinden vereinbar, selbst wenn sie
sanktioniert wäre?

Nein, das denke ich doch deutlich gemacht zu haben.

Wenn du aber in der Lage
wärst eine Tat, oder eben einen Hitler zu verhindern, dann
…und es muß ja wirklich nicht immer der Hammer sein!

Die Frage des Tyrannenmordes ist ja nicht neu. Mein Standpunkt ist hier ziemlich eindeutig: Er ist grundsätzlich falsch, wobei allerdings den Handelnden Schuldminderung bzw. Schuldfreiheit zuzubilligen ist.

Nur noch so nebenbei, auch Goethe und Herder waren
Illuminaten. Bevor etwas verunglimpflicht wird muß man es
schon genau anschauen.

Was du implizierst ist nicht ganz richtig, denn es gibt - wenn ich so sagen darf - historisch gesehen zwei Illuminaten-Orden. Der erste wurde schon vor 1800 aufgelöst, und der zweite existierte von 1906-1933, wobei sich die Freimaurer von diesem zweiten Illuminaten-Orden zu distanzieren pflegen.

Hab ich doch ursprünglich diese Haarspalterei kritisiert, sehe
ich mich schon wieder selbst darin! :smile:)))

Das freut mich, sorry.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

P. S. Bei Goethe, Herder und Weishaupt habe ich einige Schwierigkeiten damit, sie als „Philosophen“ zu bezeichnen, obwohl sie ohne Frage Philosophisches geschrieben haben. Naja, vielleicht darf man das nicht so eng sehen. :smile:

Hallo Zusammen!

>Nachdenken kann man auch als Dialog mit sich selbst verstehen. So haben es insbesondere die späten Stoiker >verstanden, aber ich denke, dass man dass auch bei den von dir später genannten Rousseau und Voltaire finden >könnte.

Ja klar, nur mit dem Unterschied, daß man sich selbst nichts vormachen kann.

>Interessant: Rousseau und Voltaire waren BEIDE Freimaurer ?!?
>Aber das mit der Lösung von Fesseln ist problematisch. Der Aufsteigende in der platonischen Höhle kennzeichnet >sich EINERSEITS als entfesselter, ANDERERSEITS ist er aber immer noch seinen beschränkten Möglichkeiten >unterworfen. Ich denke, dass die Idee einer völligen Loslösung nicht machbar und auch nicht wünschenswert ist.

Nein, keine Freimaurer, sondern Freidenker und Aufklärer.
Eine völlige Loslösung wäre der Tod! :wink: Schon durch die Körperlichkeit ist man natürlich gebunden. Ganz klar möchte ich auch die Kultivierung des Menschen nicht ignorieren, nur eben nirgends unterworfen sein. Die Freiheit bewahren, sich zu irren und auch die Ansichten ändern, bzw. neuen Impulsen gegenüber aufgeschlossen sein.
Es ist schwer das genau zu erklären und noch schwerer, es zu verstehen. Ich habe da halt so meine Erfahrungen.

>Ich rätsele noch über deine philosophische Herkunft :smile: . Die gemeinsame Nennung von Logik und Dialektik in >einem Atemzug scheint mir auf eher auf Hegel und Marx als auf Platon und Kant hinzuweisen. Liege ich da >richtig?

-) Ich lass mich nicht kategorisieren. Und ich denke auch nicht, eine phil. Herkunft zu haben, jedenfalls keine bewußte.

Logik und Dialektik kannst Du auch technisch sehen, im psychologischen Sinn. Beide sind aus der Konzentration geborene analytische Techniken. Während das kreative Fluidum aus dem Spielerischen, Fließenden kommt.
Linke und rechte Hemisphäre.

>: Also gut, eine konkrete Frage an dich: Ist denn Lynchjustiz

> mit deinem ethischen Empfinden vereinbar, selbst wenn sie

>: sanktioniert wäre?

>Nein, das denke ich doch deutlich gemacht zu haben.

Eben!!! Mein Standpunkt war, dass das ethische Empfinden entscheidet!

>Die Frage des Tyrannenmordes ist ja nicht neu. Mein Standpunkt ist hier ziemlich eindeutig: Er ist grundsätzlich >falsch, wobei allerdings den Handelnden Schuldminderung bzw. Schuldfreiheit zuzubilligen ist.

Wenn das mit deinem Gewissen unvereinbar ist, dann respektiere ich das selbstverständlich. Allerdings denke ich da weniger an Tyrannen, als eher an diese nihilistische Destruktivität. Wie sollte man z.B. einen Selbstmordattentäter aufhalten? Gar nicht? Ich fühle mich mit schaudern an meine Gewissensprüfung bei der Bundeswehr erinnert. Weißt du was das war? Wer den Wehrdienst verweigern wollte, mußte vor einem Gericht sein Gewissen überprüfen lassen. Dort wurden solche Suggestivfragen gestellt wie: Stellen sie sich vor, jemand will ihre Familie töten und sie haben ein Gewehr, was tun sie?

>Was du implizierst ist nicht ganz richtig, denn es gibt - wenn ich so sagen darf - historisch gesehen zwei >Illuminaten-Orden. Der erste wurde schon vor 1800 aufgelöst, und der zweite existierte von 1906-1933, wobei sich >die Freimaurer von diesem zweiten Illuminaten-Orden zu distanzieren pflegen.

Ich habe lediglich ausdrücken wollen, daß auch Goethe Illuminat war. Da ihr beiden mit der Begrifflichkeit doch anscheinend so pedantisch umgeht, müßte man das schon differenzieren. Es war eine kleine Provokation, meine Kenntnisse über Illu.und Freimaurer sind eher dürftig, eine Beziehung dazu wurde mir ja nur imaginiert!

&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:. S. Bei Goethe, Herder und Weishaupt habe ich einige Schwierigkeiten damit, sie als „Philosophen“ zu >bezeichnen, obwohl sie ohne Frage Philosophisches geschrieben haben. Naja, vielleicht darf man das nicht so eng >sehen. :smile:

Warst nicht du es, der den klugen Satz geschrieben hat: Manche Grenzen sind fliessend? :smile:)
Ich denke, dass es, so individuell wie die Menschen sind, auch individuelle Varianten des philosophierens gibt. Eine davon ist die Literatur: Goethes Wilhelm Meister etwa, oder betrachte H. Hesse, den Steppenwolf (auch der phil. alleine!), Siddharta, das Glasperlenspiel, seine Ausführungen über die Religionen z.B. die Gleichheit hinter den Unterschieden etwa, oder seine psychologisch-philsophischen Analysen wie: die Hölle ist überwindbar usw.
Oder aber die Kunst, von C.D. Friedrichs bis Mondrian, der die Wahrheit in der Abstraktion fand. Oder Wissenschaftler wie Einstein und und und
Ich glaube, wer Philosophie kategorisiert, begrenzt sie und sich selbst. Die Grenzen sind fließend und Themen oft interdisziplinär. Wenn aber jemand partout seine Schubladen braucht, dann habe ich damit kein Problem. Nur bin ich der Überzeugung, daß das oft kontraproduktiv ist. Kategorien, können im philosophischen Denken proportional zu ihrer ordnenden Kraft ein Hindernis darstellen. Können, wohlgemerkt, nicht müssen, kommt auf das Einsatzgebiet an. Wozu wäre der menschliche Verstand zu differenziertem, wie synthetischem, analytischem, analogem, linearem, begrifflichem, wie auch bildhaftem und transformativem Denken fähig, wenn er sich dieser Fähigkeiten nicht bedient, bzw. sie unterdrückt. Manchmal kann man eine Erkenntnis, oder eine Eingebung eben nicht begrifflich umsetzen, dann vielleicht in einem Bild! Oder poetischem Gedicht! Oder einer Gleichung! E=mc² z.B. Und ob Goethe und Herder nun Philosophen sind, oder nur Literaten, ist doch unwichtig. Was zählt ist das, was unter dem Strich rauskommt. Hat Phil. nicht etwas mit Weisheit zu tun?

Herzliche Grüße

HC

Hallo,

fast alles, was du sagst, finde ich sympathisch, allerdings wird der Schritt in die Intuition mir oft zu schnell gegangen.

Rousseau und Voltaire waren Freimaurer …

Nein, keine Freimaurer, sondern Freidenker und Aufklärer.

Belege:
Voltaire ist hier als „berühmter Freimaurer“ aufgeführt: http://www.geocities.com/Paris/Rue/8343/masons1.htm
Für Rousseau habe ich im Netz nur Belege in merkwürdigen Formaten (.rtf etc.) gefunden, die nicht richtig funktionieren.
Folgende Quelle aber nennt ihn mit Voltaire in einem Atemzug als Freimaurer: http://www.enfal.de/grund29.htm .

-) Ich lass mich nicht kategorisieren.

Das hatte ich natürlich erwartet … Es ist aber auch eigentlich unwichtig, hilft nur manchmal weiter. :smile:

Eben!!! Mein Standpunkt war, dass das ethische Empfinden
entscheidet!

Das habe ich nicht gesagt, Empfinden allein darf aus meiner Sicht nicht entscheiden. Das ist mir sehr wichtig.

Wie sollte man z.B. einen Selbstmordattentäter aufhalten?
Gar nicht?

Doch natürlich soll man ihn aufhalten, aber man muss schon zwischen den Aufgaben vor der Tat und den Aufgaben nach der Tat unterscheiden.

Ich fühle mich mit schaudern an meine Gewissensprüfung
bei der Bundeswehr erinnert. Weißt du was das war? Wer den
Wehrdienst verweigern wollte, mußte vor einem Gericht sein
Gewissen überprüfen lassen. Dort wurden solche Suggestivfragen
gestellt wie: Stellen sie sich vor, jemand will ihre Familie
töten und sie haben ein Gewehr, was tun sie?

Das ist mir - Gott sei Dank - erspart geblieben, weil ich aus gesundheitlichen Gründen als „untauglich“ eingestuft wurde. Aber
bei Franz Josef Degenhardt kann man ja das ja nachvollziehen, freilich künstlerisch verfremdet.

Warst nicht du es, der den klugen Satz geschrieben hat: Manche
Grenzen sind fliessend? :smile:)

Nein, das war Heraklit, aber ich denke, da bin ich in guter Gesellschaft … :smile:

Wenn aber jemand partout seine Schubladen
braucht, dann habe ich damit kein Problem. Nur bin ich der
Überzeugung, daß das oft kontraproduktiv ist.

Nichts gegen Goethe, Hesse und so, aber ich denke hier, die Universitätsphilosophie verteidigen zu müssen, die zwar kontraproduktiv sein kann, aber nicht sein muss. Ich sehe die universitäre Philosophie als eine Art Grundlagenforschung, die zunächst auch zweckfrei sein kann (wie die in der Physik beispielsweise), und auf der auch Schriftsteller und andere Künstler aufbauen (sollten).

Manchmal kann man eine Erkenntnis, oder eine Eingebung eben
nicht begrifflich umsetzen, dann vielleicht in einem Bild!
Oder poetischem Gedicht! Oder einer Gleichung! E=mc² z.B.

Bei Bildern und Gedichten kann ich das nachvollziehen, dafür gibt es in der Universitätsphilosophie auch Sparten, die in der Regel der Ästhetik bzw. der Sprachphilosophie (oder beiden Disziplinen) zugeordnet werden. Aber für die Einsteinsche Formel fällt es mir sehr schwer, das als „nicht erläuterbare Eingebung“ zu akzeptieren. Das lässt sich ja herleiten.

Und
ob Goethe und Herder nun Philosophen sind, oder nur Literaten,
ist doch unwichtig. Was zählt ist das, was unter dem Strich
rauskommt. Hat Phil. nicht etwas mit Weisheit zu tun?

Grundsätzlich hast du Recht, aber ich möchte das schon in obiger Weise eingeschränkt wissen. Glück allein ist nicht das Entscheidende, denke ich. Orwell oder Huxley (?.. nachdenk …) haben das schon sehr gut beschrieben. Ich meine diese Sozialutopien, in denen Glück als verordnet nicht mehr hinterfragt wird. In diesen Situationen entscheidet nämlich nicht mehr nur, was unter dem Strich rauskommt, sondern schon auch, wie das Ergebnis zustande kommt. Sonst wären wir alle gut bedient, wenn jeder eine entsprechende Dosis einer glücklich machenden Droge gestellt bekämen. Das kann es auch nicht sein.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Das tiefste und erhabenste Gefühl, dessen wir fähig sind, ist das Erlebnis des Mystischen. Aus ihm keimt alle wahre Wissenschaft. Wem dieses Gefühl fremd ist (!), wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, der ist bereits tot. Das Wissen darum, daß das Unerforschliche wirklich existiert und daß es sich als höchste Wahrheit und strahlendste Schönheit offenbart, wovon wir nur eine dumpfe Ahnung haben können – dieses Wissen und diese Ahnung sind der Kern aller wahren Religiosität. In diesem Sinne, und in diesem allein, zähle ich mich zu den echt religiösen Menschen.
Albert Einstein

Erst war die Intuition der Relativitätstheorie, dann erst wurde sie bewiesen. Lange Zeit war sie ja heftig um stritten, erst in unserer Zeit wurde sie als richtig erkannt. E. hat sie nicht abgeleitet, das nennt man dann Genie.
Wenn er allerdings daneben gelegen hätte: ein Spinner. Das muß jetzt natürlich nicht immer sein, daß erst die Intuition da ist, dann die Beweisführung folgt. Kann auch umgekehrt sein. Oft werden sich auch Intuitionen als haltlos erweisen. Aber genau an diesem Punkt läßt sich meine Einstellung festmachen. Man muß halt einfach auch den Mut haben sich irren zu dürfen. Hätte Einstein diesen Mut nicht gehabt, dann würde er seine Theorie mit ins Grab genommen haben. Und genau hier kritisiere ich die Universitätsphilosophie. Sie steht sich selbst im Wege. Denn wenn man von vorne herein mit dem zwingenden Gefühl der Beweisführung und der sie begleitenden Versagensangst an eine Sache geht, wird man sich selbst begrenzen. Die Relativitätstheorie lebt, stellt sich mir die Frage, wie viele Theorien mögen in Gräbern schlummern? Das nenne ich Freidenkertum.

Noch mal kurz zum Freidenker: Diesen Begriff habe ich nun wirklich nur aus der Luft gesogen, dabei hatte ich kein bewußtes Vorbild. Auch sind meine Kenntnisse diesbezüglich eher gering, wie schon erwähnt. Rousseau und Voltaire waren meine Assoziationen, als ich mir durch euer Nachfragen über die Herkunft des Begriffes Gedanken machte. Daß beide Freimaurer waren, war mir unbekannt. Danke für Deine Mühe.
Im Lexikon fand ich noch:

Freidenker, im 17. Jahrhundert in England entstandener Begriff für religiös ungebundenes und die Formen religiöser Lebensgestaltung ablehnendes Denken. Insgesamt handelt es sich beim Freidenkertum um eine sehr heterogene Strömung, deren wesentliche Gemeinsamkeit in der Ablehnung des kirchlichen Anspruchs auf Setzung sozialer und moralischer Normen besteht.
Ursprünglich zumeist konnotiert mit einem konsequenten Atheismus, verstand man unter Freidenkern bald vornehmlich die Anhänger des Deismus (siehe Herbert von Cherbury), also die Vertreter der Auffassung, dass es zwar einen Gott gebe, der die Welt erschaffen habe, er jedoch seither nicht mehr in das irdische Geschehen eingreife, also auch nicht die Gestalt Jesu Christi. Eine solchermaßen deistische Auffassung vertraten in Frankreich u. a. Voltaire und Jean-Jacques Rousseau, in Deutschland etwa Gotthold Ephraim Lessing. Seit Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sich unterschiedliche Verbände freidenkerischer Organisationen, die in Deutschland nach der Machtergreifung Hitlers 1933 während des Nationalsozialismus allesamt verboten waren. 1949 schlossen sie sich zum Volksbund für Geistesfreiheit zusammen. 1951 gründete sich der Deutsche Freidenker-Verband.

Mag sein, daß meine Assoziationen daher rühren.

Im übrigen, es ist nett mit dir zu korrespondieren, gerade weil wir teilweise unterschiedliche Ansichten haben. Ein chinesisches Sprichwort sagt:
Wenn zwei immer dasselbe denken, ist einer von beiden überflüssig.

Herzliche Grüsse
HC

Hallo,

das Erlebnis des Mystischen

tja, so war er halt …

Erst war die Intuition der Relativitätstheorie, dann erst
wurde sie bewiesen. Lange Zeit war sie ja heftig um stritten,
erst in unserer Zeit wurde sie als richtig erkannt. E. hat sie
nicht abgeleitet, das nennt man dann Genie.

Doch, die Ableitungen stehen im dem berühmten dritten Aufsatz aus dem Jahre 1905 für die spezielle RT.
http://www.wuerzburg.de/gym-fkg/schule/fachber/physi…

Und umstritten war sie eigentlich nicht lange, nur bis zum experimentellen Nachweis. Umstritten ist sie heute wieder, allerdings nicht bei Physikern, weil Physiker damit gut arbeiten können (obwohl es einige Physiker gibt).

Man muß halt einfach auch den Mut haben sich irren zu dürfen.

Das kann ich guten Gewissens unterschreiben. [Ich habe hier schon so viel gepostet, dass bestimmt auch viel Mist dabei ist … :smile:]

Hätte Einstein diesen Mut nicht gehabt, dann würde er seine
Theorie mit ins Grab genommen haben. Und genau hier kritisiere
ich die Universitätsphilosophie. Sie steht sich selbst im
Wege. Denn wenn man von vorne herein mit dem zwingenden Gefühl
der Beweisführung und der sie begleitenden Versagensangst an
eine Sache geht, wird man sich selbst begrenzen.

Naja, das kann man einzelnen Vertretern vorwerfen, aber nicht der ganzen Gattung. Besonders im angelsächsischen Rahmen ist das nicht so häufig der Fall wie hier in Deutschland.

1949 schlossen sie sich zum Volksbund
für Geistesfreiheit zusammen. 1951 gründete sich der Deutsche
Freidenker-Verband.

Das kannte ich noch nicht. Danke schön.

Im übrigen, es ist nett mit dir zu korrespondieren, gerade
weil wir teilweise unterschiedliche Ansichten haben. Ein
chinesisches Sprichwort sagt:
Wenn zwei immer dasselbe denken, ist einer von beiden
überflüssig.

Es wäre in der Tat etwas langweilig, wenn wir uns immer nur loben würden. Und spannend ist es allemal, sonst wäre der Thread gar nicht so lang geworden.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo,

das Erlebnis des Mystischen

tja, so war er halt …

Erst war die Intuition der Relativitätstheorie, dann erst
wurde sie bewiesen. Lange Zeit war sie ja heftig um stritten,
erst in unserer Zeit wurde sie als richtig erkannt. E. hat sie
nicht abgeleitet, das nennt man dann Genie.

Doch, die Ableitungen stehen im dem berühmten dritten Aufsatz
aus dem Jahre 1905 für die spezielle RT.
http://www.wuerzburg.de/gym-fkg/schule/fachber/physi…

Und umstritten war sie eigentlich nicht lange, nur bis zum
experimentellen Nachweis. Umstritten ist sie heute wieder,
allerdings nicht bei Physikern, weil Physiker damit gut
arbeiten können (obwohl es einige Physiker gibt).

Noch während des zweiten Weltkrieges wurde eine Anti-Einstein-Organisation gegründet, die seine Theorien angriff. Es erschien ein Buch mit dem Titel „100 Autoren gegen Einstein“. Drauf meinte er: „Wenn ich unrecht hätte, wäre einer genug!“ :smile: Was aber auch mit seinem Zionismus zu tun hatte.

„Die psychischen Einheiten, die als Gedankenelemente zu dienen scheinen, sind bestimmte Signale und mehr oder minder klare Vorstellungsbilder, die „willkürlich“ reproduziert und zusammengestellt werden können…Dieses kombinatorische Spiel scheint ein Wesenszug produktiven Denkens zu sein – vor jedem Versuch, aus Wörtern oder anderen Zeichen Zusammenhänge zu konstruieren, die sich anderen mitteilen lassen…In meinem Falle sind die oben erwähnten Elemente von visueller und gelegentlich muskulärer Art. Konventionelle Wörter…müssen in einer zweiten Phase mühsam zusammengesucht werden, wenn das geschilderte assoziative Spiel hinreichende Stabilität gewonnen hat und nach Belieben reproduziert werden kann.“

Albert Einstein Brief an Jacques Hadamard

Erst war die Intuition, der Geistesblitz, dann erst suchte er mühsam nach einer Ableitung, die nach Belieben reproduziert werden konnte. Natürlich muß eine wissenschaftliche Arbeit eine entsprechende Basis haben. Einstein stellte „Gedankenexperimenten“ an, wenn mittels herkömmlicher wissenschaftlicher Lösungsstrategien, keine Antworten zu finden waren.
Ein anderes Beispiel.
Der Entdecker des Benzins suchte nach einer Formel, in Form einer chem. Kette. Eines Nachts träumte er von einer Schlange, die sich in den Schwanz biß. Da wurde ihm klar, daß die Lösung ein Ring, der Benzolring, und keine Kette war. Und natürlich kann man mit einer sich in den Schwanz beissenden Schlange, nicht vor die wissenschaftliche Gemeinschaft treten. Der nächste Schritt ist dann das, was du kennst.
Ein weiteres Beispiel ist Mozart: Er hatte seine Musikstücke stets fertig im Kopf, wenn er sich an die Arbeit des Niederschreibens machte, was er äußert ungern tat. Um sich zu zerstreuen erzählte er seiner Frau Geschichten dabei…Ja Genies!!!
Aber trotzdem, diese Potential meine ich, ist jedem menschlichen Geist immanent, vielleicht nicht im gleichen Ausmaß, schade nur, daß es nicht oft genutzt wird.

Grüss Dich

HC

Hallo,

Noch während des zweiten Weltkrieges wurde eine
Anti-Einstein-Organisation gegründet, die seine Theorien
angriff. Es erschien ein Buch mit dem Titel „100 Autoren gegen
Einstein“. Drauf meinte er: „Wenn ich unrecht hätte, wäre
einer genug!“ :smile: Was aber auch mit seinem Zionismus zu tun
hatte.

jaja, das Buch kenne ich. Aber deine Zeitangabe stimmt nicht. Das Buch stammt von 1931 (!), ist also noch vor der Machtergreifung geschrieben bzw. zusammengestellt worden. Es mag auch sein, dass ein Grund der Zusammenstellung die antijüdische Haltung des Herausgebers war, der übrigens Physiker war und Hans Israel (!) hieß. Allerdings finden sich in diesem Buch auch Autoren, die in anderen Zusammenhängen mit Einstein sogar fast freundschaftlich verbunden waren, z. B. gleich der erste Beitrag von Hans Driesch (über den ich promoviert habe *hüstel*), der mit Einstein zusammen sogar in politisch verbotenen „liberalen“ Vereinigungen gemeinsam gewirkt hat. Also nur weil sich hier auch völlig unqualifizierte Beiträge (etwa von Lenard und Co.) finden, ist die RT deshalb noch nicht richtig. Das muss man doch ein bisschen differenzierter sehen, denke ich.

Albert Einstein Brief an Jacques Hadamard

Keine Einwände.

Ein anderes Beispiel.
Der Entdecker des Benzins suchte nach einer Formel, in Form
einer chem. Kette. Eines Nachts träumte er von einer Schlange,
die sich in den Schwanz biß. Da wurde ihm klar, daß die Lösung
ein Ring, der Benzolring, und keine Kette war. Und natürlich
kann man mit einer sich in den Schwanz beissenden Schlange,
nicht vor die wissenschaftliche Gemeinschaft treten. Der
nächste Schritt ist dann das, was du kennst.

Natürlich kenne ich auch diese Geschichte, aber diese Intuition war doch schon in seinen Gedanken vorbereitet. Man kann hier - meine ich - nicht von einem zeitlichen Vorrang der Intuition sprechen.

Ein weiteres Beispiel ist Mozart: Er hatte seine Musikstücke
stets fertig im Kopf, wenn er sich an die Arbeit des
Niederschreibens machte, was er äußert ungern tat. Um sich zu
zerstreuen erzählte er seiner Frau Geschichten dabei…Ja
Genies!!!

Das ist leider nicht richtig, sondern eine Anekdote. Neuere Forschungen an Handschriften haben das Gegenteil gezeigt. Leider.

Aber trotzdem, diese Potential meine ich, ist jedem
menschlichen Geist immanent, vielleicht nicht im gleichen
Ausmaß, schade nur, daß es nicht oft genutzt wird.

Das ist natürlich möglich, aber in der Bedeutung schwer nachweisbar. Mit anderen Worten: Man kann das meiner Ansicht nach behaupten, aber eine wirkliche Theorie kann man damit nicht leisten. Ich kann das also mit leuchtenden Augen glauben, dass das so ist (nach dem Analogieprinzip), aber nachvollziehbar oder gar richtig wird die Aussage dadurch eben doch nicht.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

jaja, das Buch kenne ich. Aber deine Zeitangabe stimmt nicht.
Das Buch stammt von 1931 (!), ist also noch vor der
Machtergreifung geschrieben bzw. zusammengestellt worden. Es
mag auch sein, dass ein Grund der Zusammenstellung die
antijüdische Haltung des Herausgebers war, der übrigens
Physiker war und Hans Israel (!) hieß. Allerdings finden sich
in diesem Buch auch Autoren, die in anderen Zusammenhängen mit
Einstein sogar fast freundschaftlich verbunden waren, z. B.
gleich der erste Beitrag von Hans Driesch (über den ich
promoviert habe *hüstel*), der mit Einstein zusammen sogar in
politisch verbotenen „liberalen“ Vereinigungen gemeinsam
gewirkt hat. Also nur weil sich hier auch völlig
unqualifizierte Beiträge (etwa von Lenard und Co.) finden, ist
die RT deshalb noch nicht richtig. Das muss man doch ein
bisschen differenzierter sehen, denke ich.

Ok, wenn du über Driesch promoviert hast, wirst du über einige Grundkenntnisse verfügen! :smile:
Bei dieser exakten Terminierung hier, muß ich mir doch mal angewöhnen, nicht aus dem Schatz meiner verblichenen Studienkenntnisse zu schöpfen, (bin etwa so alt wie du),
sondern vorher zu recherchieren. Ist allerdings interessant, was man so behält, was verfälscht und was völlig verlischt, im Laufe der Zeit! Da ich beruflich einen anderen Weg eingeschlagen habe, darf ich mich auch lediglich Zaungast schimpfen. Allerdings versuche ich immer noch, (oft vergeblich leider)
meine phil. Anschauungen in mein Tätigungsfeld zu integrieren.

Natürlich kenne ich auch diese Geschichte, aber diese
Intuition war doch schon in seinen Gedanken vorbereitet. Man
kann hier - meine ich - nicht von einem zeitlichen Vorrang der
Intuition sprechen.

Das stimmt, aber von der wie soll ich sagen „Technik“ des Denkens her gesehen, kongruent.

Ein weiteres Beispiel ist Mozart: Er hatte seine Musikstücke
stets fertig im Kopf, wenn er sich an die Arbeit des
Niederschreibens machte, was er äußert ungern tat. Um sich zu
zerstreuen erzählte er seiner Frau Geschichten dabei…Ja
Genies!!!

Das ist leider nicht richtig, sondern eine Anekdote. Neuere
Forschungen an Handschriften haben das Gegenteil gezeigt.
Leider.

Grad hab ich das wieder gelesen. In einem Buch allerdings Copyright 1984. Schade! :frowning:

Aber trotzdem, diese Potential meine ich, ist jedem
menschlichen Geist immanent, vielleicht nicht im gleichen
Ausmaß, schade nur, daß es nicht oft genutzt wird.

Das ist natürlich möglich, aber in der Bedeutung schwer
nachweisbar. Mit anderen Worten: Man kann das meiner Ansicht
nach behaupten, aber eine wirkliche Theorie kann man damit
nicht leisten. Ich kann das also mit leuchtenden Augen
glauben, dass das so ist (nach dem Analogieprinzip), aber
nachvollziehbar oder gar richtig wird die Aussage dadurch eben
doch nicht.

Das ist es eben, man kann es nicht beweisen, aber erleben. Und hier unterscheiden sich unsere Geister. Was vergibst du dir, wenn du einmal über deinen Schatten springst und deinem Potential überhaupt erst eine Chance gibst? Du kannst doch nur gewinnen! Ich sehe das eher pragmatisch und verwende es auch tagtäglich. Bescheidenheit ist eine Zier, aber manchmal sollte man überprüfen, ob sie auch objektiv genug ist, um nicht Richtung Selbstbegrenzung zu zielen. Es ist nicht nur unser Recht, sondern vielmehr auch unsere Pflicht. An der Wahrheit kommen wir eh nicht vorbei. Und noch eins zum Schluss:
Nehmen, wir mal hypothetisch an, daß die RT stimmt, dann hat sie Einstein nur entdeckt, sie würde auch ohne ihn existieren.
Wie er selbst sagt: Das Wissen darum, daß das Unerforschliche wirklich existiert und es sich als Höchste Wahrheit und strahlendste Schönheit offenbart…

In diesem Sinne
herzliche Grüße
HC

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi,

Da ich beruflich einen anderen Weg eingeschlagen habe

erzähl doch mal … (Das interessiert mich wirklich!)

Das ist es eben, man kann es nicht beweisen, aber erleben. Und
hier unterscheiden sich unsere Geister. Was vergibst du dir,
wenn du einmal über deinen Schatten springst und deinem
Potential überhaupt erst eine Chance gibst? Du kannst doch nur
gewinnen!

Ich habe damit kein Problem, solange das Ganze hypothetischer Natur ist.

Und noch eins zum Schluss:

Eigentlich schade, ich hatte mich so an den Thread gewöhnt.
Aber du hast schon Recht, sonst müssten wir bald auf der rechten Seite unsere Monitore ausbauen *g*.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi,

Da ich beruflich einen anderen Weg eingeschlagen habe

erzähl doch mal … (Das interessiert mich wirklich!)

Da müßte ich ein Buch drüber schreiben! :smile:
Manager, Unternehmensberater, Unternehmer.

Ich habe damit kein Problem, solange das Ganze hypothetischer
Natur ist.

Hypothetisch, oje, das ist wie Sex! Könntest du dir das hypothetisch vorstellen? Oder gar ein Kind zeugen? :smile:

Eigentlich schade, ich hatte mich so an den Thread gewöhnt.
Aber du hast schon Recht, sonst müssten wir bald auf der
rechten Seite unsere Monitore ausbauen *g*.

Ein neues Thema wird neue Energien freisetzen, bevor wir nun in Platitüden verfallen. Das Thema scheint mir durch!

Herzliche Grüße
HC