Hallo.
Ich bin 30, männlich und mache seit März 2012 ein Fitness-Programm mit.
Ich habe ein Problem, das ich schon länger lösen will. Erinnert wurde ich heute durch ein simples Ereignis:
Ich bin durch eine Unterführung gelaufen. Da saß ein Penner. Ich habe ihn nicht angesehen, da rief er mir zu „hast du ne Kippe für mich?“. Ich habe ihn auch dann nicht angesehen und bin weitergegangen. Ich wollte weder „Nein“ noch sonstwas sagen. Da sagte er: „Ja, geh nur schnell weiter und wage es ja nicht nochmal hier durchzukommen“.
Jetzt könnte man sagen, daß man das Ignorieren kann, wenn ich nochmal durchgehe wird er mich genausowenig körperlich angreifen.
Polizei rufen ist lächerlich, Aussage gegen Aussage, da brauchen wir gar nicht erst mit anfangen.
Aber ich habe mich scheiße gefühlt. ICH bin es, der nächstes Mal mit Herzklopfen durch die Unterführung geht, das weiß ich jetzt schon. Es ist mir egal, daß das ja ach so wenig mit mir zu tun hat, was der Penner sagt. Wenn ich nicht demonstriere, daß ich kein Opfer bin, dann fühle ich mich nicht wohl. Punkt.
Jetzt könntest du natürlich raten, Selbstverteidigung zu lernen. Das habe ich schon getan, jahrelang in zig verschiedenen Organisationen. Zwei Probleme sind dort aufgetaucht: das erste ist, ich habe immer verloren. Egal gegen wen ich gekämpft habe, sie waren mir überlegen. Ich habe lange nicht verstanden, woran das lag, insbesondere auch, weil es mir keiner sagte. Heute weiß ich, daß es wenn es hart auf hart kommt eben doch um Kraft und nicht um Technik geht. Das zweite Problem ist, mir bringt all das Wissen um die tollen Techniken nichts in der Situation, die ich zu Beginn beschrieb. Denn da kommt ja dieses undurchsichtige deutsche Notwehrrecht mit rein. Wäre ich hingegangen und hätte ihm ins Gesicht getreten und da wäre eine Videokamera gewesen, würde es wahrscheinlich schlecht aussehen für mich. Aber was ist die Alternative? Vorbeigehen und hoffen, daß er mir schon nichts tun wird? Schlagfertig antworten, etwa „ich rauche nicht, würde ichs tun wäre ich ja an deiner Stelle“. Nachdem diese Menschen ja sowieso nichts zu verlieren haben würde er wahrscheinlich aufstehen, und mir nachrennen. Und dann? Wie gesagt ich habe immer verlorenen in der Selbstverteidigung. Eine sehr schlechte Voraussetzung für so etwas.
Ich will das nicht ignorieren. Wer mir jetzt rät, den Penner zu ignorieren, braucht mir keinen weiteren Rat zu geben, denn ich werde ihm nicht zuhören.
Ich mache schon seit einiger Zeit keinen Kampfsport/keine Selbstverteidigung mehr, da ich das ständige Verlieren nicht als sinnvoll erachtet habe. Ich mache jetzt stattdessen Fitneß. Seitdem ist mir aufgefallen, daß mein Testosteronlevel noch niedriger ist als während ich Kampfsport gemacht habe. Ich traue mich gar nichts mehr, habe kein Vertrauen in irgendwelche Fähigkeiten. Ich habe ungefähr die gleiche maskuline Ausstrahlung wie der Typ unter http://www.youtube.com/watch?v=HnK_Yvt6MlA . Wenn mal wieder aggressive Jugendliche auf der Straße unterwegs sind dann gehe ich nicht selbstbewußt an ihnen vorbei sondern vermeide möglichst ihre Blicke.
Was soll ich auch sonst tun? Warum sollte es jetzt anders sein, wenn ich eine neue Kampfkunst oder eine neue Selbstverteidigung beginne? Warum sollte es dort anders sein?
Und bitte: wenn Du keine Ahnung hast, komm mir nicht mit irgendwelchen Plattitüden, wie „Gewalt ist keine Lösung“ und sonstige geistige Onanie, denn dann werde ich deine Antwort nicht lesen.