Obstbaumspitzen trocknen aus, Hilfe!

Liebe/-r wer-weiss-was Experte/-in,

ich habe folgendes Problem, letzten Oktober (also 2005) habe ich
mehrere Obstbäume in einer guten, mir bekannten Baumschule gekauft.
Da ich genügend Platz habe und ich keine kleinen Bäumchen mag, alles
Hochstamm. Alle 12 Bäume sind sehr gut angewachsen, stehen gut, und
von den 3 Süßkirschen konnten wir diesen Sommer auch schon naschen.
Ein einziger Baum macht mir Sorgen, ein Apfelbaum der Sorte
„Gravensteiner“. Er hatte wenig Laub und fing von den Spitzen an
„einzutrocknen“. Ich habe alle neuen Bäume im letzten Februar nicht
verschnitten, da sie frisch aus der Baumsschule kamen, ich
verschneide sie zum ersten mal im nächsten Februar. Nur bei dem
Gravensteiner hab ich in diesem Sommer die vertrockneten Spitzen
zurückgeschnitten bis ins gesunde Holz. Leider mußte ich diese Woche
feststellen, das er weiter „Vertrocknet“! Nun ist auch noch der
Leittrieb befallen und 2 Äste. Sollte ich dies entfernen müssen,
blieben gerademal noch zwei waagerechte Äste und der Stamm über!
Was ist zu tun? Wer kann mir einen Tipp geben?
Alle meinen Bäume haben einen Leimring und ich spritze vor dem
Austrieb Weißöl. Die Baumscheiben sind gepflegt, als Dünger gebe ich
Hornspänne in die Baumscheibe und auf die gesamte Obstwiese
Thomaskali im Frühjahr und Herbst.
Also, wer-weiß-was?
Schon mal Danke im Vorraus.
Oli

Hallo Oli

Gratuliere dir zu deinem Entschluss, Hochstämme zu pflanzen.

Zu deinem Problem:
Ich würde nichts mehr wegschneiden und im Frühjahr schauen, wie der Baum austreibt.

Jetzt gleich:
Baumscheiben vergrößern und mit Komposterde bedecken, Mulch darüber.
Keine einseitige Düngung, wie die Hornspäne oder auch Thomasmehl (ist soweiso zu scharf und tötet das Bodenleben).
Hornspäne oder auch Mist immer zuerst über den Kompost laufen lassen, gedüngt wird eh nicht mit Mineralstoffen und Stickstoff, sondern mit Nährlösungen, die wurzelgängig sind und die die Mikroorganismen im Boden nach satten Malzeiten ausscheiden. Also die Kleintierchen mitsamt der Komposterde massig an Ort und Stelle bringen und füttern mit Mulch.

Stämme und wenn möglich auch die Äste mit Lehmanstrich versehen, besonders beim kranken Baum werden alle Äste angestrichen. Anstrich schützt nicht nur gegen zu frühe Erwärmung bei erstem Sonnenschein im Februar, sondern pflegt die Rinde und düngt durch die Rinde. Stammanstrich Brisiacum ist versetzt mit verschiedenen Kräutern. Einen anderen auf Lehmbasis habe ich nicht gefunden. Als Anstrich nicht Kalk verwenden, der macht die Rinde spröde und rissig.

Im Frühling:
Auf die Baumscheiben zur Krankheits- und Schädlingsabwehr Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Zitronenmelisse und Meerrettich setzen, dazwischen immer unbedingt ganzjährig mulchen.
Nichts Chemisches spritzen, sondern Schachtelhalmtee zur Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten.
Leimringe auf Einschnürung prüfen.

Bei jungen Bäumen auf zusätzliche Wassergaben im Sommer achten (auch in herbstlichen Trockenperioden).
Junge Bäume müssen sich an der neuen Stelle auch erst einmal einwachsen und eingewöhnen. Wenn gar nix helfen sollte und der Baum nicht zu einem vernünftigen tragfähigen Gerüst kommen kann, würde ich ihn im nächsten Herbst raustun und einen anderen setzen, Grafensteiner ist etwas empfindlich, vielleicht eine andere Sorte nehmen.

Ich hoffe, du hast damit Erfolg

Gisela grüßt

Hallo Gisela,

vielen Dank für Deine ausführlichen Ratschläge und Tipps. Hochstämme kamen für uns auch nur in Frage, da wir eine wunderschöne Obstwiese am Südhang, umgeben von einer riesigen 60 Jahre alten Kirschplantage unser Eigen nennen dürfen. Diese umfasst bis jetzt 30 hochstämmige Obstbäume, von denen wir halt in den letzten 7 Jahren auch leider einige ersetzen mußten, so haben wir nun allerdings von Juni bis Oktober frisches Obst vom Baum und bis März/April gelagerte Äpfel und sogar Birnen. Wir hatten halt nur nicht einen einzigen Apfelbaum, den wir gleich essen konnten, wir hatten sogar extra 3 Apfelbäume aus Ruten unserer Lageräpfel auf hochstämmige Unterlagen pfropfen lassen, da diese Sorten an unserer Hanglage einfach ohne jegliche Chemie gigantische Erträge und lagerfähige, wohlschmeckende Äpfel liefern, zumindest aller 2 Jahre :smile:
Aber, den Gravensteiner werd ich mit Deinen Tipps auch auf die Sprünge helfen! So schnell geben wir da nicht auf!

Jetzt gleich:
Baumscheiben vergrößern und mit Komposterde bedecken, Mulch
darüber.
Keine einseitige Düngung, wie die Hornspäne oder auch
Thomasmehl (ist soweiso zu scharf und tötet das Bodenleben).
Hornspäne oder auch Mist immer zuerst über den Kompost laufen
lassen, gedüngt wird eh nicht mit Mineralstoffen und
Stickstoff, sondern mit Nährlösungen, die wurzelgängig sind
und die die Mikroorganismen im Boden nach satten Malzeiten
ausscheiden. Also die Kleintierchen mitsamt der Komposterde
massig an Ort und Stelle bringen und füttern mit Mulch.

Stämme und wenn möglich auch die Äste mit Lehmanstrich
versehen, besonders beim kranken Baum werden alle Äste
angestrichen. Anstrich schützt nicht nur gegen zu frühe
Erwärmung bei erstem Sonnenschein im Februar, sondern pflegt
die Rinde und düngt durch die Rinde. Stammanstrich Brisiacum
ist versetzt mit verschiedenen Kräutern. Einen anderen auf
Lehmbasis habe ich nicht gefunden. Als Anstrich nicht Kalk
verwenden, der macht die Rinde spröde und rissig.

OK, jetzt gleich, ich bin auf den Sprung! Ausserdem muß ich heut noch ca. 300 Tulpen- und Narzissenzwiebeln auf unserer Wiese „auswildern“, wohl dem, der jetzt schon an Ostern denkt :wink:(der Handel fängt ja auch schon im Sommer mit Weihnachten an!)!

Vielen Dank nochmal, Gisela, ich werd nächsten Frühling Rapport machen!
Oli

Hallo,
ich bin zwar kein Experte, hatte aber ein ähnliches Problem mit einer neu gepflanzten Apfelbaumallee;
bei mir waren es Mäuse.
Alle Experten gaben die besten Ratschläge, ohne Erfolg.
Erst als wird die Mäuse im Umkreis fingen, konnten einige Bäume gerettet werden.
Übrigens, was wir anfangs als Maulwurfshügel einordneten, waren Wühlmäuse.
Feldmäuse sind an den Löcher zu erkennen.

Viel Glück

Th. Weidlich