'obwohl' vs. 'auch wenn'

Hallo zusammen!

Da ich mich in letzter Zeit häufiger dabei ertappt habe, meine Sätze mit „auch wenn“ zu beginnen, wollte ich hier mal nachfragen:
Gibt es einen Unterschied zwischen „auch wenn“ und „obwohl“ ? Oder welches Wort könnte man stattdessen verwenden?
Ist es vielleicht sogar ein sprachlicher Fehlgriff, „auch wenn“ zu benutzen? So wie zum Beispiel „für was“ statt „wofür“.

Ah, endlich fällt mir ein Beispielsatz ein *grins*

„Auch wenn ich lange überlege, fällt mir nichts ein.“
„Obwohl ich lange überlege, fällt mir nichts ein.“

Hmm.

Oder ist es nicht in allen Sätzen synonym verwendbar? Gegenbeispiele?

Gute Nacht,
Daria

„Auch wenn ich lange überlege, fällt mir nichts ein.“
„Obwohl ich lange überlege, fällt mir nichts ein.“

Oder ist es nicht in allen Sätzen synonym verwendbar?
Gegenbeispiele?

Moin, moin Daria,

so ist es: Du kannst diese beiden synonym verwenden. Weitere Synonyme, die zudem auf gepflegten Umgang mit dem Deutschen schließen lassen, sind: wiewohl, obgleich, obzwar.
Den gleichen Sinn hat „trotzdem“; das erfordert aber einen neuen Hauptsatz, wiewohl es heutzutage leider oft als Ersatz für die erwähnten Konjunktionen benutzt wird.
Und dann gibt es noch - zumal im Rheinland und Ruhrgebiet - die schöne Konstruktion „trotzdem, daß er nicht gegangen war…“.

Gruß - Rolf

Moin Daria,

es gibt noch Synonyme zu „trotzdem“, nämlich: „gleichwohl“ und „nichtsdestoweniger“.
Nun gibt es auch noch die hybride Bildung „nichtsdestowenigertrotz“ - die ist natürlich vollkommen unter dem Strich. Ich meine mich zu erinnern, daß Tucholsky in einer Glosse diese Bildung auf einen studentischen Ulk des 19. Jhdts zurückgeführt hat. Auf irgendeine Weise ist er dann in den Sprachgebrauch linguistisch weniger bemittelter Zeitgenossen gelangt - um es mal freundlich auszudrücken.

Gruß - Rolf

Moin!
(Nur kurz zu „moin“ - ich komme aus Norddeutschland, wohne aber derzeit im Rheinland und hier wird man meist etwas seltsam angeschaut, wenn man jemanden mit „moin moin“ begrüßt… :wink: Deshalb freute ich mich gerade darüber.)

es gibt noch Synonyme zu „trotzdem“, nämlich: „gleichwohl“ und
„nichtsdestoweniger“.
Nun gibt es auch noch die hybride Bildung
„nichtsdestowenigertrotz“ - die ist natürlich vollkommen unter
dem Strich.

Ich kenne eigentlich nur „nichtsdestotrotz“ - also ohne das „weniger“ in der Mitte. Ist nichtsdestotrotz denn falsch? Aha, im Duden, den ich mal eben gezückt hab, steht nichtsdestotrotz als umgangssprachlich drin. Und gleich darüber etwas, das ich noch nie verwendet hab: „nichtsdestominder“ - steht ja auch „selten“ im Duden dabei…

Gruß
Daria

Und gleich darüber etwas, das ich
noch nie verwendet hab: „nichtsdestominder“ - steht ja auch
„selten“ im Duden dabei…

Moin Daria,

Nichtsdestominder ist schön - das kannte ich noch gar nicht, werde es aber vielleicht ion meinen Wortschatz aufnehmen.
Da fallen mir aber auch noch „desungeachtet“ und - altertümelnd -
„desohngeachtet“ ein. Dies letztere verwende ich manchmal, allerdings meist bei Menschen, die es nicht verstehen.

Gruß - Rolf

Hallo :smile:

Rolf hat das alles ja schon super erklärt, und eigentlich sind die Sätze austauschbar, das stimmt.
Ich möcht aber auf einen kleinen Unterschied aufmerksam machen.
„Auch wenn“ lässt ein bisschen offen, ob es denn nun so ist, wie man sagt, „obwohl“ stellt den Sachverhalt einfach fest.
Auch wenn das jetzt komisch klingt, ich wollte es doch erwähnen.
(-> ob das komisch klingt oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Hätte ich „obwohl“ geschrieben, würde ich damit meine Überzeugung ausdrücken, dass es komisch klingt, ich es aber trotzdem sage)

Das sind so minimale Feinheiten in der deutschen Sprache, die nicht überlebenswichtig sind, aber auf die hinzuhören der Sprache gut tut.

lg,
elisabeth

Liebe Elisabeth,

das hast Du wunderschön dargelegt: ich habe mich dabei erwischt gefühlt, daß ich auf diese Feinheiten noch nie bedacht war.

Hier freilich habe ich die berühmte Frage:

(-> ob das komisch klingt oder nicht, liegt im Auge des
Betrachters.

Hä?
Im Auge?

Desohngeachtet liebe Grüße - Rolf

Hallo alleine,

hierfür verwende ich auch gern „Obschon“ oder „Obzwar“.

Schöne Grüße

HM

Und dann gibt es noch - zumal im Rheinland und Ruhrgebiet -
die schöne Konstruktion „trotzdem, daß er nicht gegangen
war…“.

Das würde ich dann aber eher so sehen: "Trotz dem, dass er nicht … ". Bei diesem Satz betone ich auch das „dem“, und nicht die Silbe -trotz- wie bei „trotzdem“.

Thorid

Oh Rolf,
Deine Antworten ist wie Wiehnachten, Ostern und Geburtstag in einem!
Ich war mir durchaus bewusst, dass das heikel ist, hab es aber gleichwohl so geschrieben, weil es hier ja tatsächlich mit dem Auge gehört (man könnt auch prosaisch sagen: gelesen) wird… :smile:
Liebe Grüße,
elisabeth

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Konnektoren: Subjunktor, Satzadverb, Präposition

Guten Tag, Daria

Gibt es einen Unterschied zwischen „auch wenn“ und „obwohl“ ?

Bei der Anwendung der verschiedenen Konzessivverknüpfungen besteht oft
Unsicherheit.

Beispiele für die korrekte Anwendung von ‚auch wenn‘ (‚wenn auch‘), ‚obwohl‘
und ‚wiewohl‘:

Obwohl ich Fehler mache, solltest du diese nicht korrigieren. (Die Fehler
wurden bereits gemacht.)

Auch wenn (Wenn auch) Fehler gemacht werden, ist es nicht an dir, diese zu
korrigieren. (Die Fehler wurden noch nicht gemacht.)

Wiewohl auch Fehler gemacht werden, wird auch oft falsch korrigiert.
(Es ist bekannt, dass Fehler gemacht werden.)

Beispiele für die korrekte Verwendung von ‚trotzdem‘, ‚obwohl‘ und ‚trotz‘ (+
GEN):

Ich habe ihn eingeladen; trotzdem ist er nicht gekommen.
Er ist nicht gekommen, obwohl ich ihn eingeladen habe.
Trotz meiner Einladung ist er nicht gekommen.

Die Subjunktoren ‚obwohl‘, ‚obgleich‘ und ‚obschon‘ werden gleichbedeutend
gebraucht.

„… Prototypische Konzessivverknüpfungen werden im Deutschen vor allem durch
obwohl und durch trotzdem ausgedrückt:
»Das Buch verkauft sich nicht gut, obwohl es spannend ist.«
»Die Bayern haben schlecht gespielt. Trotzdem haben sie gewonnen.«
Daneben stehen zahlreiche weitere Konzessivkonnektoren zur Verfügung (wiewohl,
wenngleich, dessen unbeschadet, nichtsdestoweniger usw.). …“

„… Konzessivkonnektoren sind im Deutschen vor allem Subjunktoren (obwohl,
wenngleich, wiewohl u.ä.) und Satzadverbien (dennoch, gleichwohl, trotzdem
usw.). Hinzu kommen konzessive Präpositionen (trotz, ungeachtet, unbeschadet).
…“

http://www.mediae.uni-essen.de/framu/download/konjun…

Mit freundlichen Grüssen

Rolfus

Grüß Dich Rolf!

Und Glückwunsch zu diesen Funden - ich habe wirklich nicht gewußt, daß es Konnektoren und Subjunktoren gibt.

Es ist ein Gewinn, Dich zu kennen!

Gruß - Rolf

Hallo, Rolfus!

Ich möchte fast alles unterstreichen, was Du sagst. Die DUDEN-Terminologie ist etwas einfacher - so wird nicht zwischen Konjunktionen und Subjunktionen bzw. Subjunktoren unterschieden, das spielt aber keine Rolle.

Beispiele für die korrekte Anwendung von ‚auch wenn‘ (‚wenn
auch‘), ‚obwohl‘
und ‚wiewohl‘:

Obwohl ich Fehler mache, solltest du diese nicht korrigieren.
(Die Fehler
wurden bereits gemacht.)

Auch wenn (Wenn auch) Fehler gemacht werden, ist es nicht an
dir, diese zu
korrigieren. (Die Fehler wurden noch nicht gemacht.)

Kann man diese Unterscheidung wirklich aufrechterhalten - abgesehen davon, dass Du nicht schreibst „Obwohl ich Fehler gemacht habe, …“? Ich habe da Probleme. Für mich sind es reine Synonyme.

Auch wenn ich Fehler gemacht habe, hast Du sie nicht zu korrigieren.

Stört Dich dieser Satz?

Besten Gruß, Wolfgang

1 Like

Auch wenn ich Fehler gemacht habe

Danke, Wolfgang.

Auch wenn ich Fehler gemacht habe, hast Du sie nicht zu
korrigieren.

Dein Beispiel ist natürlich richtig.

Gruss

Rolfus

‚obzwar‘ und ‚wennzwar‘
Sehr geehrter Herr Meyer

hierfür verwende ich auch gern „Obschon“ oder „Obzwar“.

Der greise Subjunktor ‚obzwar‘ leitet ebenfalls einen konzessiven Gliedsatz
ein:

Ich „erzählte niemandem an Bord von der seltsamen Begegnung, obzwar die
Versuchung keine geringe war.“ (Stefan Zweig, Amok 12)
http://www.dwds.de/?kompakt=1&qu=obzwar

Heute braucht man eher ‚obwohl‘ und ‚obschon‘.

Ich kann dir auch noch das altehrwürdige ‚wennzwar‘ anbieten:

„… Völker, die aus zum Gutteil geopolitischen Ursachen daran gehindert waren,
rechtzeitig einen selbständigen Nationalstaat zu schaffen und aus sich heraus
ein selbständiges Bürgertum zu entwickeln und die sich eben deshalb, wennzwar
auch grummelnd, aber ohne besonderen Katzenjammer in „weiche“ Diktaturen
fügten, waren mit einem Schlag von der neuen, gnadenlosen, ausplünderischen
Demokratie enttäuscht. …“ (István Eörsi, Grenzen und Grenzfälle)
http://209.85.129.104/search?q=cache:Mo5uFuh5_T0J:ww…
essay/text/08.rtf+wennzwar&hl=de&ct=clnk&cd=4&gl=ch&lr=lang_de

„… Nur wenn Christus in Darstellungen der romantischen Kunst mehr als
zugleich einzelnes, in sich vertieftes Subjekt gefaßt ist, tut sich auch der
Ausdruck der Liebe in der Form subjektiver Innigkeit, wennzwar immer von der
Allgemeinheit ihres Inhalts gehoben und getragen, hervor. …“ (G.W.F. Hegel,
Vorlesungen über die Ästhetik)
http://www.textlog.de/5997.html

Gruss

Rolfus

nichtsdestotrotznichtsdestowenigernichtsdesto…

Guten Tag, Daria

Da ist ja bereits ein grosser Teil des Threads archiviert, und wir
wissen noch nicht einmal, ob dir unsere Antworten etwas genützt haben

Hier noch ein Nachtrag zu deiner zweiten Wortmeldung:

"… „Nichtsdestotrotz“ ist eine mit Luft gefüllte
Dreikomponentenhülse, die es dank massenhafter Verbreitung zu einem
Eintrag im Wörterbuch gebracht hat, wenn auch mit dem dahinter
stehenden Vermerk „ugs.“ (umgangssprachlich).

Im gepflegten Deutsch sind nach wie vor die Begriffe „trotzdem“,
„wenngleich“ und „obwohl“ zu bevorzugen. Die Wörterbücher kennen
übrigens auch die nichtimgeringsten kürzeren Wörter
„nichtsdestoweniger“ und „nichtsdestominder“. …"

http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,314…

Gruss

Rolfus