Öffnen der Fahrschachttür

Hallo,
ich habe gerade eine Folge von „Ausgesetzt in der Wildnis“ gesehen, in der „Überlebensexperte“ Bear Grylls sich einen Weg durch ein verlassenes Gebäude sucht. Es gibt keinen Strom, aber er öffnet die Schachttür eines Fahrstuhls, indem er irgendeinen länglichen Gegenstand in ein Loch neben der Tür bohrt, und dann rutscht er an den Kabeln (Zugseilen? Oder wie nennt man das eigentlich?) im Inneren des Schachts bis zur Kabine ein paar Stockwerke tiefer hinunter.

Mich würde jetzt brennend interessieren - weil man derlei Szenen ja öfter im Fernsehen bewundern kann - ob das wirklich funktioniert. Hab schon versucht, mich ein bisschen darüber schlau zu machen, und dabei herausgefunden, dass man wohl einen Dreikantschlüssel braucht, um die Tür von außen zu öffnen (von innen sollte es auch ohne Werkzeug möglich sein?). Jetzt ist die Frage, woher man diesen Schlüssel nehmen würde, wenn man wirklich im obersten Stockwerk festsitzt und die Zugänge zum Treppenhaus versperrt sind. Gibt es manchmal einen Steuerkasten direkt neben dem Fahrstuhl im obersten Stockwerk, in dem der Schlüssel liegt? Ich dachte immer, der wäre im Keller. Oder könnte man die Tür im Notfall auch händisch mit Gewalt aufdrücken?

Außerdem wüsste ich gerne, ob es im Schacht denn keine Leitern gibt, sodass man sich dieses „Runterrutschen an den Kabeln“ spart.

Ich wäre euch sehr dankbar für Informationen zu diesem Thema, weil ich eine ähnliche Szene beschreiben muss und nichts völlig Unrealistisches dabei vermitteln will.

Liebe Grüße
Lisa

Hi,

Mich würde jetzt brennend interessieren - weil man derlei
Szenen ja öfter im Fernsehen bewundern kann - ob das wirklich
funktioniert.

Ja.

Jetzt ist die Frage, woher man diesen Schlüssel nehmen würde,
wenn man wirklich im obersten Stockwerk festsitzt und die
Zugänge zum Treppenhaus versperrt sind. Gibt es manchmal einen
Steuerkasten direkt neben dem Fahrstuhl im obersten Stockwerk,
in dem der Schlüssel liegt? Ich dachte immer, der wäre im
Keller. Oder könnte man die Tür im Notfall auch händisch mit
Gewalt aufdrücken?

Dieses Werkzeug (es ist kein Schlüssel für ein Schloß sondern paßt universell) wird im Normalfall nicht vor Ort vorgehalten - wer es braucht, braucht es für mehr als einen Aufzug und bringt es deshalb mit.
Die Fahrschachttüren sind verriegelt, mit dem Werkzeug entriegelt man sie. Es ist wie mit allem: mit ausreichend Kraft kann man sie natürlich öffnen (entweder bricht der Riegel oder die Aufnahme reißt aus). Einem normalen Menschen dürfte das aber ohne entsprechende Hilfsmittel (langer Hebel, hydraulisches Werkzeug) kaum gelingen.
Mit ein wenig handwerklichem Geschick und einem Hammer kann man das Werkzeug aber sicher aus einem Stück Rohr zurechthämmern. Es ist ein sehr primitives Werkzeug.

Zu Deinem Szenario: es ist im Normalfall sehr unrealistisch, dass jemand festsitzt weil die Zugänge zum Treppenraum versperrt sind (die sollten als Rettungswege frei zugänglich sein).

Außerdem wüsste ich gerne, ob es im Schacht denn keine Leitern
gibt, sodass man sich dieses „Runterrutschen an den Kabeln“
spart.

Ich kenne keine Fahrschächte mit Leiter (in Einzelfällen mag es das geben?). Sie wäre auch recht nutzlos, im Fahrschacht klettert niemand herum. Aufzugsmechaniker können sich auf den Fahrkorb stellen und ihn von dort mit Fernbedienung steuern, z.B. für Wartungs- oder Reparaturarbeiten im Schacht (sie sind da auch nicht an die vorgegebenen Haltestellen gebunden).

Gruß Stefan

Hallo!

Das geht nur im Film so. Auch den Grund warum man nicht Treppen benutzen kann als Ausweg gibt’s wohl nur im Film, eben aus dramaturgischen Gründen.

Sicherlich kann man die äußere Schachttür aufhebeln, regulär gibt’s da eine Notöffnung mit Schlüssel (Dreikant/Vierkant o.ä.). Da aber nur geschultes Personal die Rettung von eingeschlossen Personen machen soll, gibt es vor Ort keine Notschlüssel.
Weder an den Türen noch im Maschinenraum des Aufzuges. Der ja übrigens selbst verschlossen sein muss .
Der befindet sich bei Seilaufzügen fast immer auf dem Dach. Höher als die höchste Haltestelle des Aufzuges.
Maschinenräume im Keller/EG gibt’s bei Aufzügen für weniger Etagen, die mit Hydraulikzylindern statt Tragseilen arbeiten.

Man kann aber schwerlich an den fettigen Seilen herunterrutschen. Die Seile sind von der Tür aus meist zu weit weg, man müsste springen. Findet da aber kaum Halt, gleitet sofort ab. Zumal es sich ja um mehrere Seile dicht beieinander handelt.
Dann lieber die evtl. vorh. Leiter(nicht generell vorh.) nutzen, aber auch die ist von Tür aus weit weg.

Und wenn das alles geklappt hatte, dann steht man auf dem Kabinendach des Aufzugs.
Da gibt’s zwar einen Einstieg, aber raus käme man ja auch nur, wenn Kabine an einer Station steht und man Innentür und Schachtür nun von der Innenseite aus öffnen kann.

MfG
duck313

Hallo,

im Gegensatz zu den anderen Antworten: Doch, oft ist ein Dreikant vor Ort vorhanden, der entweder im Antriebraum hängt oder den der Hausmeister am Schlüsselbund hat (das sind dann oft Universalwerkzeuge mit diversen Mehrkant-Einsätzen auch für Poller, Schranken, Mülleimer, …).

Ich erinnere mich noch an einen meiner letzten Zivitage, als der neue Aufzug übergeben wurde, und vor Inbetriebnahmen ein Aufzug-Irgendwas bestimmt und ausgebildet werden musste. Die Rolle übernahm mein Nachfolger, ich war aber auch dabei. Und da wurden uns genau die paar Handgriffe gezeigt, bei feststeckender Kabine die Hydraulik auf Handbetrieb umzustellen, die Kabine dann auf die nächste Etage abzulassen, und dann dort - eben mit dem bereitgehaltenen Dreikant - die Tür manuell zu öffnen, um Eingeschlossene raus zu lassen.

Gruß vom Wiz

Hallo,
ich habe gerade eine Folge von „Ausgesetzt in der Wildnis“
gesehen, in der „Überlebensexperte“ Bear Grylls sich einen Weg
durch ein verlassenes Gebäude sucht. Es gibt keinen Strom,
aber er öffnet die Schachttür eines Fahrstuhls, indem er
irgendeinen länglichen Gegenstand in ein Loch neben der Tür
bohrt, […]

Hallo Lisa,
der Notentriegelungsschlüssel um die Tür zu entriegeln ist häufig, zumindest bei älteren Aufzügen, einfach ein dicker Draht.
Je nach Aufzugshersteller sind diese Drähte unterschiedlich gebogen und werden einfach in ein Loch an der Türe gesteckt um den Verriegelungsmechanismus zu öffnen. Heute sind diese Schlüssel meistens genormt (dreikant). Bei älteren Aufzügen ist Fummelarbeit angesagt.

MFG Alexander Kreis

Lieber Alexander,

das ist ja interessant! Könnte man vielleicht bei so einem alten Aufzug auch einfach irgendeinen Draht benutzen - so im Stil „Türschloss mit Büroklammer/Haarnadel öffnen“? (Ich weiß, dass das in Wirklichkeit auch nicht so einfach ist, wie es in Filmen immer gezeigt wird, aber zumindest ist es ja theoretisch möglich.)
Mich wurmt es so, dass Bear Grylls in der Survival-Doku einfach ein längliches Metallstück benutzt hat, ohne zu erklären, was das ist. So, als könnte man auch einfach mit einem Stift in dem Loch neben der Tür rumstochern, und dann würde das schon klappen …

Viele Grüße & einen schönen Abend!
Lisa

Hallo,

vielen Dank für deine sehr informative Antwort! Ich hatte schon vermutet, dass im Film wieder mal alles zu einfach dargestellt wurde … schade, dann muss ich bei der Szene, die ich schreiben möchte, auch noch einiges umstellen.

Da aber nur geschultes Personal die Rettung von
eingeschlossen Personen machen soll, gibt es vor Ort keine
Notschlüssel.
Weder an den Türen noch im Maschinenraum des Aufzuges. Der ja
übrigens selbst verschlossen sein muss .
Der befindet sich bei Seilaufzügen fast immer auf dem Dach.
Höher als die höchste Haltestelle des Aufzuges.

Wenn ich mir die künstlerische Freiheit erlauben würde, in meinem Text den Schlüssel doch im Maschinenraum hängen zu lassen - könnten die Personen denn dort nicht einbrechen? (z.B. die Tür einrennen?) Wenn sie sich in der obersten Etage befinden, könnten sie ja aufs Dach gelangen. Ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich gar nicht weiß, wie ich mir so einen Maschinenraum am Dach vorstellen soll. Ich dachte eher an einen Kasten, so wie den Sicherungskasten … Leider wohne ich in einem Haus ganz ohne Aufzug und habe deshalb wenig Ahnung von der genauen Funktionsweise.

Man kann aber schwerlich an den fettigen Seilen
herunterrutschen.

Der Typ in der Survival-Doku hat seine Hände mit einem alten Feuerwehrschlauch umwickelt. Damit ging es, war aber wohl trotzdem ziemlich anstrengend.

Und wenn das alles geklappt hatte, dann steht man auf dem
Kabinendach des Aufzugs.
Da gibt’s zwar einen Einstieg, aber raus käme man ja auch nur,
wenn Kabine an einer Station steht und man Innentür und
Schachtür nun von der Innenseite aus öffnen kann.

Ich habe gelesen, dass man zum Öffnen der Tür nur von Außen einen Schlüssel braucht, dass es aber von Innen auch ohne Hilfsmittel möglich sein muss (vorausgesetzt natürlich, die Kabine steht nicht mitten zwischen zwei Stockwerken), eben für den Fall, dass jemand eingeschlossen ist und der Strom ausfällt. Oder ist das gar nicht richtig?

Liebe Grüße
Lisa

Vielen lieben Dank an alle, die mir bisher weitergeholfen haben! Ich finde eure Antworten wirklich sehr spannend und informativ. Das ist wohl doch alles komplizierter, als es im Film präsentiert wurde. Vielleicht sollte ich kurz schildern, welches Szenario ich in meinem Manuskript beschreiben möchte, und wenn das komplett unrealistisch ist, bitte ich um Aufschreie :smile:

Zwei Personen wurden in einem (älteren) Bürogebäude auf der obersten Etage eingesperrt. Die Türen zum Treppenhaus sind verriegelt, der Strom wurde abgestellt, damit der Aufzug nicht benutzt werden kann. Eigentlich hatte ich gehofft, die beiden könnten einfach mit Gewalt die Schachttür aufschieben, aber das ist wohl kaum möglich. Dann wäre es vielleicht besser, wenn ich sie vorher über eine Dachbodenleiter aufs Dach klettern ließe, wo sie in den Maschinenraum einbrechen und einen Dreikantschlüssel herausholen? Damit öffnen sie dann die Schachttür (eine Frage dazu, muss man diesen Schlüssel wie einen gewöhnlichen Schlüssel drehen? Und dann einfach die Tür händisch aufschieben?). Die Fahrstuhlkabine befindet sich nur ein, zwei Etagen tiefer. Um an den ölverschmierten Seilen etwas Halt zu finden, umwickeln sie ihre Hände (im Film war’s ein aufgeschnittener Feuerwehrschlauch, aber ich dachte, vielleicht tut’s auch Papier oder Stoff?) und rutschen nach unten. Dann öffnen sie die Notluke, springen in die Kabine und öffnen von Innen die Fahrstuhltür. Auf dieser Etage ist das Treppenhaus nicht abgeschlossen, sodass sie fliehen können.

Was meint ihr, ist dieses Szenario (mit einem zugekniffenen Auge :wink: vorstellbar oder totaler Blödsinn?

Nochmals herzlichen Dank und liebe Grüße
Lisa

Hallo nochmal Lisa,

es ist wirklich so, dass man bei diesen älteren Aufzügen einfach ein Stück Draht nehmen kann, das man vorne etwas umbiegt.

Ich bin bei der freiwilligen Feuerwehr. Wir haben ein älteres Hotel, bei dem bei Hochwasser immer der Aufzugschacht vollläuft. Wir hatten immer das Problem, dass wir diesen Aufzug nie öffnen konnten. Ein alter Servictechniker (so um die 80-90J - schon 20 Jahre in Rente) wurde dann immer verständigt, der in der Nähe wohnt. Der hat dann immer sein Ledermäppchen aus der Jackentasche geholt, wo eben diese verschiedenen gebogenen Drahtbügel drin waren. Die waren alle selbst von ihm gebogen. Er hat uns dann mal bei geöffneter Tür gezeigt, wo man mit dem Drahtbügel an die Mechanik muss. Inzwischen kennen wir alle diesen Aufzug und wissen wo man rumstochern muss, um die Verriegelung zu lösen. Aber es braucht bei uns Ungeübten schon 2 oder 3 Minuten, bis die Türe auf ist, aber es geht.

MFG Alexander Kreis

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Hallo!

Der Maschinenraum heißt ja so, weil sich dort drin die gesamte Technik des Aufzugs befindet. Motoren, Getriebe, Seiltrommeln, Schaltschränke usw.
Das braucht Platz und ist dementsprechend groß. Weil man da ja normal drin herumlaufen kann um Wartung machen zu können. Und irgendwie musste ja auch alles mal eingebaut worden sein.

10 m² Grundfläche ist schon klein für einen Seilaufzug. Mehrkabinenanlagen sind wesentlich größer !

Und der Raum hat natürlich mind. eine Tür. Als besonders geschützter Raum mindestens eine „Feuerhemmende Tür“ aus Metall. Die tritt man nicht ein, auch weil sie ja nach außen hin öffnet (Fluchttür von innen her).

Und ja, die Schachttüren kann man von der Innenseite her leichter öffnen, weil man die Mechanik und Verriegelung sehen kann. Von außen kann man da nicht dran. Deshalb gibt’s da die „Schlüssellöcher“ für den Spezialschlüssel, den alle Wartungsleute, Feuerwehr und der für das Gebäude zuständige „Fahrstuhlbeauftragte“,früher Aufzugswart) hat.
Denn in größeren öffentlichen Gebäuden gibt’s auch vor Ort unterwiesenes Personal, das Personenrettung von Eingeschlossenen durchführen kann.
Deshalb ist so ein Schlüssel auch z.B. im Hausmeister- oder Pförtnerraum vorhanden, wenn die diese Notfallfunktion übernehmen sollen.
Aber i.d.R. eben nicht sichtbar in einem Kästchen mit Glasscheibe davor, das man dann im Notfall einschlagen kann um Schlüssel zu entnehmen.

Und ja, wenn man gute feste Handschuhe trägt, dann KÖNNTE man an die Seile heranspringen und sich zumindest so weit halten,
dass man nicht sofort und ungebremst abgleitet.

MfG
duck313

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Hallo Lisa,

nun auch noch meine Gedanken dazu.
In einem normalen Bürogebäude sind die Aufzüge nicht sonderlich groß. Auch gehts kaum über 8 bis 10 Stockwerke (sage ich jetzt mal). Und da findest du hydraulische Aufzüge. Von oben kommst du nicht in die Kabine, es sei denn du trittst die Beleuchtung und die Decke des Aufzugs gewaltsam ein. An die Sicherheitsseile kannst du mit kühnem Sprung kommen. Sicherer ist es die Stahlkonstruktion im Aufzugsschacht zu erklettern. Die Tür zum Schacht geht gewaltsam auch mit einem leichten Brecheisen auf (sogenannter Kuhfuß). Da brauchts nicht viel zu. Auch eine Axt (manchmal in einem Feuerwehrkasten auf der Etage) reicht.
Ist man nun mal im Schacht gehts mächtig nach unten und finster ist es meist auch. Also sollten deine Leute eine Lampe dabei haben. Effektvoller wäre ein Glasaufzug, da ist Licht (tagsüber) und man kann so schön guggen wie die Leute da drin rumklettern und sich eventuell den Hals brechen. Laß doch einen zur Abwechslung abstürzen…
Wenn der Fahrstuhl oben steht, bekommst du den mechanisch kaum nach unten (manche Fahrstühle haben eine Sicherheitsschaltung, Strom weg und die gehen alleine nach unten, ganz langsam). Du kannst die Hydraulik anschneiden, Druck geht raus und Fahrstuhl geht gemächlich nach unten. Aber fällt der Druck zu schnell, so schaltet die mechanische Schwerkraftbremse und dann ist Schluß. Mit „Hausmitteln“ nix dann mehr zu machen. Und steht der Fahrstuhl erst mal, durch die Decke kommst du, aber niemals durch den Boden. Also hängen deine Leute dann irgendwo fest, wenns die Treppe nicht mehr gibt. Oder zufällig ist ein Handwerker im Fahrstuhl mit einer Batterie-Trennsäge.
Viele Bürogebäude haben eine Notstromanlage mit Batterien. Damit sind rudimäntäre Funktionen im Gebäude möglich. Also Notlicht, Aufzüge absenken, Türen schließen, Notruftelefone versorgen, Brandbekämpfung (Springler). Vieles geht auch mechanisch. Und da deine Leute Profis sind, hacken die sich mit dem Handy übers Internet in diese Anlage und steuern den Aufzug…

Gruß
BierKiste