Örtliche Betäubung beim Hund

Hallo,

unsere eine Hündin hat einen nicht wirklich verheilenden Abszess an der Körperseite, hinter den Rippen, ca. 8 mm groß.

Unsere TÄ geht davon aus, dass er von alleine nicht mehr zuwächst. Bisher ist dort immer mal wieder ein Eiterherd entstanden (ca. 2 x im Jahr) der dann aufgegangen ist und die Wunde ist wieder verheilt. Zum Schluss (also Mitte letzen Jahres) hat sich nur noch eine dünne Haut drauf gebildet, die Haut blieb nackt.

Schon damals hat unsere TÄ gesagt, dass, wenn der Abzess nochmal auftritt, er wohl nicht mehr von alleine zuwächst und das vernarbte Gewebe entfernt werden muss.

Das Problem haben wir nun. Das Teil ist wieder mal aufgegangen, die Haut drumrum recht wulstig, Es macht nicht den Eindruck, dass ich ein normaler Schorf bilden kann.

Nun haben wir aber das Problem, dass Ronja mit Herzproblem und ihren über 12 Jahren nun nicht gerade ein Traumhund in Sachen Narkose ist. Sie hat seit ca. 3 Jahren Probleme mit der Mitralklappe und bekommt entsprechende Medikamente, gleichzeitig leidet sie unter einer Autoimmunhamolytischen Anämie.

Unsere Tierärztin hat nun Bedenken, dass sie Probleme mit der Narkose bekommt, gleichzeitig aber sagt sie eine örtliche Betäubung käme beim Hund nicht in Frage.

Warum geht das nicht? Ich verstehe bei Körperteilen wie Ohren, Augen und Co. die Bedenken, aber gut fixiert und an der Seite des Hundes? Oder geht so etwas generell nicht?

Danke Ute

Warum geht das nicht? Ich verstehe bei Körperteilen wie Ohren,
Augen und Co. die Bedenken, aber gut fixiert und an der Seite
des Hundes? Oder geht so etwas generell nicht?

Es geht generell nicht - übrigens auch nicht beim Menschen.

Man kann in einem Abszeßbereich kein Lokalanästhetikum spritzen. Gerät man in den Abszeß, wirkt das Zeug nicht, spritzt man in die Umgebung des Abszesses, riskiert man, daß sich die Keine wild ausbreiten.

Und infiltriert man das Gewebe in gebührendem Abstand großzügig drum herum, so kann die Sache
a) in der „region of interest“ wirkungslos sein
oder
b) man kriegt einige unerwünschte Nebenwirkungen des Lokalanästhekums. Und zwar am Herzen.

An den Extremitätrn kasnn man Leitungsanästhesien legen (wenn derDoktor kann und der Hund mitspielt, beim Menschen ist das üblich.

Aber auch ein Mensch wird, wenn er an der Seite einen Abszeß hat, schlafen gelegt.

Hallo Ute,

Warum geht das nicht? Ich verstehe bei Körperteilen wie Ohren,
Augen und Co. die Bedenken, aber gut fixiert und an der Seite
des Hundes? Oder geht so etwas generell nicht?

rein theoretisch ginge eine derartige Operation genauso mit lokaler Betäubung wie beim Menschen auch.
In der praktischen Ausführung ergeben sich i. d. R. aber erhebliche Unterschiede.

Dem Menschen erklärt man den Eingriff, verhängt das Sichtfeld zum OP-Bereich mit Tüchern, fixiert den entsprechenden Körperteil und kann dann in aller Ruhe operieren, während der Patient u. U. seiner Lieblingsmusik lauscht.

Ein Hund müsste schon überaus nervenstark und auch gehorsam sein, um das ganze Prozedere widerstandslos und ohne großen Stress über sich ergehen zu lassen:

Wenn der OP-Bereich geschoren, rasiert und desinfiziert ist, erfolgen mehrere Injektionen des Lokalanästhetikums. Nach einer Wartezeit wird im gesunden Bereich der Prozess umschnitten, anschließend ist das zu entfernende Gewebe herauszupräparieren, dabei müssen u. U. mehrere Blutgefäße zu ligiert werden.
Schließlich ist das Unterhautbindegewebe zu vernähen, damit eine möglichst kleine Wundhöhle entsteht, und dann kommt noch die Hautnaht.

Während dieser gesamten Zeit müsste der Hund - bei all den Geräuschen und Gerüchen - möglichst regungslos stillhalten. Jede Abwehrbewegung könnte die Sterilität der Operation gefährden.

Für den Fall, dass der Patient das Ganze nervlich nicht mehr durchsteht und „abdreht“, wäre ein ordentlicher Abschluss der Operation nicht mehr möglich.

Fazit: Die Gefahr einer „Verschlimmbesserung“ des Problems ist in den meisten Fällen unter lokaler Anästhesie sehr hoch.

Das Risiko einer Operation in Vollnarkose muss natürlich auch gegen den Nutzen einer solchen sorgfältig abgewogen werden. Vor allem die autoimmunhämolytischen Anämie würde mir in dieser Hinsicht Sorge bereiten; gut kompensierte Herzklappeninsuffizienzen sind meist narkosemäßig eher unproblematisch.

Gruß

Johnny

Guten Morgen,
ich weiß nicht, was ihr bisher versucht habt, wie tief die Wunde ist und ob noch Eiter kommt.
Habt ihr das mit Spülungen probiert ? Anschließend zunächst gut trocknen ( evtl. bischen fönen) und dann sollte ein Mittel in die Wunde, das gegen Bakterien hilft , evtl. die Nekrosen auflöst und der Wunde hilft, sich von unten schließen zu können.
Mittel nenne ich nun mal nicht, Du kannst mich gerne Privat anschreiben.
Alles Gute
Margit

Hallo Johnny,

diese Bedenken hat wohl auch unsere behandelte TÄ, daher wurde bisher auch keine OP durchgeführt. Aber nachdem das Ding immer mal wieder offen ist, habe ich halt auch Bedenken wie es weitergehen soll. Wobei es kommt momentan kein Eiter mehr raus, es ist halt ein offenes Löchlein in der Mitte und darum die alte etwas wulstige Haut, die eben nicht mehr richtig verheilt.

Beschwerden scheit es ihr nicht wirklich zu bereiten, sie schlecht nicht dran rum und sie kratzt sich auch nicht daran.

Was gäbe es denn für Alternativen zur OP? Gibt es sinnvolle Heilsalben die auch beim Hund angewendet werden können?

Eine Antwort nehme ich auch gerne als persönliche Nachricht entgegen. Ich werde aber natürlich nichts verschreibungspflichtiges irgendwo besorgen und dann einfach anweden. Nächste Woche haben wir eh einen Termin bei unsere TÄ, dann könnte ich sie wegen Alternativen fragen.

Danke Ute

Hallo,

danke für deine Antwort, wir, dass heisst unsere TÄ und ich haben halt massive Bedenken wegen OP. Wir müssen dann jetzt wohl mal prüfen was es noch für Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Grüße Ute

Hallo Ute,

Beschwerden scheit es ihr nicht wirklich zu bereiten, sie
schlecht nicht dran rum und sie kratzt sich auch nicht daran.

nachdem das Teil so klein ist, sich nicht wirklich verändert und keine Beschwerden bereitet, halte ich es eher für ein kosmetisches Problem und würde es weiter beobachten.

Gruß

Johnny

Hallo,

ich hab keine Ahnung von Tierheilkunde, kann aber eine Klinik empfehlen, die die Möglichkeiten hat, auch andere Behandlungsmethoden einzusetzen:
http://tierklinik-hofheim.de/
Frage doch dort mal per Mail nach; ich habe das auch gemacht und bekam innerhalb kurzer Zeit eine kompetente Antwort. Seitdem ist mein Hund dort in Behandlung (und die Ärzte haben ihm sehr geholfen).

Gruss

Iru, der nur Kunde bei der Klinik ist und keinen Vorteil durch diesen Beitrag erhofft.

Hallo Iru,

das sind von uns aus pro Strecke halt rund 230 Kilometer, also das wäre für mich dann nur eine allerletze Möglichkeit. Vorher schaue ich mal was die Tierkliniken in und um Stuttgart so dazu sagen.

Liebe Grüße

Ute

Hallo

das sind von uns aus pro Strecke halt rund 230 Kilometer,

na dann… dann bin ich mit meinen 530 km ja noch gut weggekommen.:smile:

Gruss

Iru

Hallo Johnny,

das werde ich auf alle Fälle tun, wir sind ja auch regelmäßig zur Blutabnahme bei der TÄ, sie sieht sich die Sache auch mit an. Ich werde sie auf alle Fälle noch drauf ansprechen ob eine äußerliche Behandlung Sinn macht. Ansonsten warte ich einfach mal ab. Wenn ich sehe wie lange es gedauert hat bis es so wurde, dann denke ich wird es vielleicht auch bis zum Lebensende unseres Hundes gut gehen. Sie ist immerhin schon 12,5 Jahre alt.

Danke Ute

Liebe Ronjagina!

Aus veterinaermedizinischer Sicht spricht nichts gegen eine Lokalanaesthesie. Vorausgesetzt „Huendchen“ zappelt nicht zu viel.

Ich wuerde vor dem Eingriff ein orales Beruhigungsmittel geben (in Pulverform zum Futter mischen) und nach ca. 30 bis 60 Minuten wird sie dann schon ziemlich gleichgueltig in die Welt gucken…
Dann steht der „Lokalen“ nichts mehr im Wege.

Gruesse
Dr Lupus

Ich kann nur darauf verweisen, was ich weiter oben geantwortet habe. Einen Abszess zu entfernen ist keine Herztransplantation.

Dass Lokale in der Naehe einer Entzuendung nicht wirkt stimmt, aber hier handelt es sich (meiner Meinung nach) um einen gut abgekapselten Abszess. Daher muesste die Wirkung kommen.

Richtig ist: eigentlich ist, dass heutige Narkosen sehr sicher sind, auch fuer aeltere Patienten.

Ich jedenfalls denke: das Ding gehoert raus und wuerde es mit Lokaler + Sedierung versuchen.

Lupus