''Offizierheim'' - neuerdings so richtig?

Hallo,

am Offizierskasino meiner Heimatstadt steht seit einiger Zeit „Offizierheim“ statt korrekt „Offiziersheim“. Googelt man mal nach beiden Varianten, findet man heraus, daß es von der korrekten Variante im Netz nur noch ca. 20% mehr gibt als von der falschen.

Bedeutet dies, daß es demnächst auch „Rädelführer“ statt „Rädelsführer“, „Vereinpräsident“ statt „Vereinspräsident“ und „Bundestagabgeordnete“ statt „Bundestagsabgeordnete“ heißen wird?

Mich grausts!

Wie kommt es zustande, daß Fehler derart zunehmen, daß sie schließlich die Oberhand gewinnen? Fällt es keinem auf - oder traut sich nur keiner, was dagegen zu sagen??

Kann man öffentliche Institutionen (wie die Bundeswehr) dazu verpflichten, die Beschriftung ihrer Gebäude und sonstige „Publikationen“ in korrektem Deutsch zu verfassen? Schließlich wirkt sowas als Multiplikator…

Gruß,
Uwe

p. s.: vielleicht ist es schon aufgefallen: ich schreibe meine Artikel nach wie vor nach den alten Rechtschreibregeln. Das tue ich ganz bewußt, da ich die neuen für sinnverzerrend und verwirrungstiftend halte. Ich möchte hiermit dazu anregen, ebenso zu verfahren. :smile: Danke!

Hallo, Uwe,
über den Gebrauch des Fugen-s wurde hier bereite öfter diskutiert. Ich empfehle einen Blick ins Archiv.
Ansonsten vielleicht http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,293…
http://de.wikipedia.org/wiki/Fugenlaut

Gruß
Eckard

Moin Uwe,

das ist das berühmte Problem der Fugenlaute im Deutschen; für deren Benutzung gibt es keine festen Regeln bei der Neukreation eines zusammengesetzten Worts. (Das –s ist der häufigste der Fugenlaute, es gibt aber auch noch andere).
Irgendwann setzt sich eine Form durch, mit oder ohne Fugenlaut, und die wird dann allgemein als richtig anerkannt. Manchmal gibt es auch zwei Formen, die nebeneinander bestehen:
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 160.000 für Friedensstraße.
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 191.000 für Friedenstraße.

Bisweilen gibt es sogar zwei verschiedene Fugen, die sich ein Kopfs-an Kopfsrennen liefern:
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 52.500 für Schweinshaxe.
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 40.900 für Schweinehaxe.

Im Lauf der Zeit haben sich viele zusammengesetzte Wörter fest etabliert. Wenn man nun ein neues Kompositum nach dem selben Schema bildet, sollte man sich schon an das bestehende Muster halten.
Es heißt immer Studentenheim, Kinderheim, Frauenheim, also mit Fuge. Da hätte die Bundeswehr wohl besser Offizier s heim kreiert, schließlich sagt sie auch Soldat en heim und nicht Soldatheim

Mehr dazu kannst Du hier lesen:
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,293…
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,293…
http://www.duden.de/deutsche_sprache/sprachberatung/…

Schönes Wochensende
Pit

p. s.: vielleicht ist es schon aufgefallen: ich schreibe meine
Artikel nach wie vor nach den alten Rechtschreibregeln.

Dazu hat jeder das Recht, solange er nicht Schriftstücke des öffenlichen Dienstes in Umlauf bringen muss (glaube ich zumindest)

Das tue ich ganz bewußt, da ich die neuen für sinnverzerrend und
verwirrungstiftend halte.

Da bin ich anderer Meinung, aber das sollten wir bei der Fugen-Frage nicht diskutieren.

Ich möchte hiermit dazu anregen, ebenso zu verfahren.

Als ehemliger Staatsdiener kann ich der neuen Rechtschreibung das Lied „Ich hab mich so an dich gewöhnt“ singen :wink:

Hallo!

am Offizierskasino meiner Heimatstadt steht seit einiger Zeit
„Offizierheim“ statt korrekt „Offiziersheim“.

„Das Weglassen eines in der Alltagssprache üblichen und als richtig empfundenen Fugen-s ist kennzeichnend für das Amtsdeutsch und findet außer in Behörden insbesondere in der Versicherungswirtschaft Anwendung. So ist offiziell von Schadenmanagement, Verbandkasten, Dreiecktuch, Essenmarke, Offizierheimgesellschaft und Arbeitsuchenden die Rede.“ (Wikipedia)

Salopp gesagt: Daß es für das Fugen-S keine eindeutigen Regeln gibt, gewht anscheinend bwesonders Behörden gegen den Strich - und dann wird das per Verwaltungsakt geregelt. Und von da aus wandern diese Schreibweisen in die Sprache ein …

Mein Lieblingsbeiospüiel ist das meiner Meinung nach falsche „Verbandtuch“, das aber irgendwann vom Roten Kreuz (im Prinzip auch eine Behörde) offiziell so genannt wurde - inzwischen steht es sogar im Duden.

Gruß,
max