Ohne Vater aufgewachsen: Jetzt Therapie?

Hallo ihr Lieben!

Mir wurde vor kurzen von einem Psychologen empfohlen eine Therapie zu
machen. Und zwar deswegen, weil meine Eltern sich trennten als ich
drei jahre alt war und ich seit dem keinen Kontakt zu meinem Vater
hatte. Er meint, man merkt mir an, dass ich dadrunter leide (das tue
ich auch). -Das war jetzt die Super-Kurzfassung. Meine Frage ist nun,
wie soll so eine Therapie helfen? Ich kann mir das überhaupt nicht
vorstellen. Was passiert da? Die Vergangenheit kann man ja nicht
ändern. Wodrüber spricht man? Weiß das jemand? Gibt es
Erfahrungsberichte? Ich habe seit ein paar Jahren wieder ein wenig
Kontakt zu meinem Vater, aber so richtig gut geht es mir deswegen
nicht. Ich bin zwar ruhiger geworden, fühle mich aber immer noch sehr
zerrissen.
Kann man allgemein sagen, was für „Probleme“ Frauen haben, die ohne
Vater groß wurden?
Würde micht sehr über Antworten freuen!

Schlaft gut,
eure positiv_geladen

Hallo Fachkraft für Veranstaltungstechnik,

(arbeite ab und an auch als Tontechniker) - habe im Regal ein gerade angelesenes Buch von Arne Hoffmann in dem das Thema „Aufwachsen ohne Vater(figur)“ auch zur Sprache kommt, aber nur als Statistische Größe. Auch bin ich noch nicht in den Quellenverweisen durch, aber vielleich kannst Du eine E-Mail an den Autor senden.

Seine Homepage ist:

http://www.lektoratsbuero-hoffmann.de

Gruß

Stefan

Hallo!

Bin auch ohne Vater aufgewachsen und (unter anderem) deshalb in Therapie. Natürlich hängt das immer von der gesamten Biografie ab, was da konkret zur Sprache kommt, aber ein Aspekt, den ich bezeichnend fand und der in meiner Therapie aufgetaucht ist, ist das Verhältnis zur Mutter. Wenn man nur mit einem Elternteil aufwächst, verschieben sich Gewichtungen, einfach weil eine Person die Erziehungsfunktion übernimmt, die sich eigentlich (im Idealfall) zwei Personen teilen. Da sind statt drei Personen (zwei Erwachsene, ein Kind) plötzlich nur zwei, dadurch funktioniert das System „Familie“ anders. In meinem Fall war das nicht unproblematisch: Ich habe quasi zuviel Mutter und zuwenig Vater mitbekommen.

Hinzu kommen evtl. Gefühle des „Nichtangenommen-Werdens“, man fühlt sich ungeliebt und verlassen, evtl. sogar „Schuld“ daran, daß ein Elternteil weg ist. Das sind Gefühle, die tief sitzen und sich auf das ganze Leben auswirken, z.B. auf die Beziehungen zu Partnern, aber auch zu Freunden: Man kann seine Gefühle nicht zeigen, keine Grenzen setzen, nicht Nein sagen, das Spektrum ist da sehr groß.

Deshalb ist eine Therapie durchaus sinnvoll, um aufzudecken, wo sich überall Probleme verstecken, die aus der Familienkonstellation kommen können.

Gerade wenn Du jetzt wieder Kontakt aufgenommen hast, ist ein guter Zeitpunkt für eine Therapie, weil viel „hochkommen“ kann und professionelle Hilfe nie verkehrt ist.

Wenn Du magst, schreib mir eine mail, dann berichte ich auch gerne genauer!

Beste Grüße und alles Gute,

Smiri

Huhu,

es ist schön zu wissen, dass du dich dieser Thematik öffnen willst. Ich habe letztes Jahr im Allgemeinen Sozialdienst gearbeitet und auch viel mit Scheidungskindern zu tun gehabt.
Also allgemein kann man nicht sagen, wie sich die Situation also die Abwesenheit eines Vaters auswirkt. Manchmal haben Frauen, die ohne Vater aufwachsen, Probleme in Parnterschaften. Dabei lässt sich feststellen, dass sie in den häufig vielen Männern ihren Vater suchen; so absurd das jetzt klingen mag, aber die nicht-Präsenz der Vaterfigur kann dazu führen, die Idealvorstellung in seinem Partner zu finden. Die Bedürfnisse die damit verbunden sind, können selbstverständlich nicht vom Partner erfüllt werden und so halten diese Beziehungen oft nicht lange. Ich möchte nochmal betonen, dass dies keine Regel sein muss. Du schreibst du hast wieder Kontakt zu deinem Vater und tust dir damit sehr schwer. Das ist natürlich nachvollziehbar und hierfür wäre professionelle Begleitung mit Sicherheit ein wichtiger Stützpunkt, nicht für dich sondern auch für deinen Vater. Er wird mit anderen Erwartungen an die Sache herangehen als vielleicht du und hier wäre es ratsam ein Forum zu haben, in dem ihr - natürlich jeder für sich - eure Hoffnungen, Ängste und Wünsche äußern könnt.

Ein Beratungsgespräch mit einem Psychologen würde ich dir hinsichtlich dieser Therapie empfehlen. Geh ganz unbefangen hin und lass dich darüber informieren, wie diese Unterstützung aussehen könnte. Es gibt da verschiedene Möglichkeiten. Die Beratungen sind kostenlos und werden meistens individuell gestaltet, so kenne ich das zumindest.
In den Therapien wirst du evtl. damit konfrontiert, was für ein Männerbild du hast, in welche Kategorien du deinen Vater einordnest. Immerhin ist er bzw. war er Teil deiner Familie. Er ist ein Teil deines Lebens. Drei Jahre war er für dich verfügbar, greifbar und spürbar. Jeder reagiert auf soziale Verluste individuell. Es ist auch schwierig aus der Distanz zu sagen, was der Psychologe dir mit auf den Weg gehen wird. Er wird dich nicht „heilen“ können oder, vielmehr wird er dir Methoden zeigen, mit der Situation und den Dingen, die dich beschäftigen, zurecht zu kommen. Und nur du allein bestimmst den Weg!

Ich wünsche dir auf alle Fälle alles Gute für die nächste Zeit!
Gruß mathias

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Hallo!
Wollt mich nur mal für eure Antworten bedanken. Werde mich mal
weitergehend informieren!

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