Ohrgeräusch -> Arzt möchte Loch ins TrommelFell

Hi,

danke schonmal vorab, fürs lesen.

Würde mich gerne hier noch einmal erkundigen.

Also folgende Situation:

Ich habe seit ich denken kann ein Ohrgeräusch (mal stärker, mal schwächer, mal links, mal rechts). Außerdem höre ich relativ schlecht. Vor allem, wenn viele Nebengeräusche da sind.

Nun ist es seit ca. einem Monat so, dass dieses Ohrgeräusch extrem stark und vor allem rund um die Uhr ist. Außerdem zusätzlich vermindertes hören. Das auf dem LINKEN Ohr.

Ich wollte erstmal abwarten, bevor ich zum Arzt gehe. Leider hab ich in der Zeit eine Bronchitis bekommen und bin erst dann zum HNO Arzt gegangen.
Diese Bronchitis musste ich erstmal auskurieren.

Außerdem habe ich scheinbar seit meiner Kindheit, also so lange ich denken kann, Druck auf den Ohren (für mich wars ja immer normal).

Als ich erneut da war und einige Tests gemacht habe, kam heraus, dass die Messungen um einiges schlimmer bzw. gravierender seien, als das was ich erzähle bzw. man sieht.

Nun sagte der Arzt, erstmal einen Monat noch Abwarten oder ein Loch in das Trommelfell machen und ggf. das Sekret dahinter absaugen… (?!). Es könne allerdings auch sein, dass ich eine Verwachsung mit dem Mittelohr habe.

Jetzt lese ich allerdings überall, wenn man ein Loch im Trommelfell hat/hatte ist dies mit einem Krankenhaus aufenthalt von min 7Tagen verbunden.

Stimmt das mit dem Aufenthalt? Gibt es eine andere Möglichkeit? Oder ist es generell vielleicht sogar eine Fehldiagnose? (Ein anderer Arzt, allerdings befreundeter Augenarzt, riet mir einen weiteren HNO Arzt zu konsultieren.)

Ich hoffe ich habe nicht zu verwirrend geschildert, wie es derzeit bei mir aussieht. Bin natürlich über Auskünfte meines leidens bereit, wenn diese helfen

Kann mir hier jemand einen Rat geben?

Danke & Gruß,
Christoph

Hi Christoph!

Wenn Dein Arzt vermutet, daß die Verschlechterung Deines Hörvermögens auf einer Ansammlung von Flüssigkeit hinter dem Trommelfell beruht, was man ja beim Erwachsenen idR leicht herausfinden kann, so kann man tatsächlich einen Schnitt in das Trommelfell machen. Beim Erwachsenen kann das ambulant in lokaler Betäubung gemacht werden. Der Schnitt geht dann von selbst in ca 1 Woche wieder zu.

Ein Krankenhausaufenthalt von ca. 7 Tagen ist theoretisch erforderlich, wenn ein Loch im Trommelfell, was zum Beispiel durch eine chronische Entzündung entstanden ist, operativ verschlossen werden soll.

Ich hoffe, ich konnte etwas weiterhelfen.

Gruß & Gute Besserung
Peter

Hi Peter,

vielen Dank für die schnelle und freundliche Antwort.

Der Arzt sagte, dass mein Trommelfell so dünn sei, das es höchst wahrscheinlich nicht wieder zu wächst.

Er erwähnte auch noch, dass ich wohl nichtmehr mit dem Flugzeug fliegen dürfe (?!).
Außerdem könne es auch eine Verwachsung mit dem Mittelohrknochen sein.

Bei diesem Messgerät für die Ohren gab es auf dem betroffenen Ohr fast keinen Ausschlag. Die dachten das Gerät sei defekt. Hören kann ich allerdings.

Ich bin ehrlich gesagt ein bischen verwirrt.
Wenn man mit einem Loch im Ohr nicht fliegen darf, es bei mir nicht wieder zu wächst, darf ich also nichtmehr fliegen.

Zusätzlich hat er etwas von einem Röhrchen oder einer Protese erzählt. Das hat mir aber nichts gesagt.

Vielleicht könntest du, oder jemand anderes der sich damit auskennt, mir das erklären. Ich bin staatlich geprüft, habe diverse Abschlüsse, aber irgendwie sind so ein paar Dinge immernoch Bömische Dörfer :wink:

Danke vorab,
Gruß,
Christoph

Hallo,

Der Arzt sagte, dass mein Trommelfell so dünn sei, das es
höchst wahrscheinlich nicht wieder zu wächst.

Ich hatte mal eine Trommelfellperforation, die ist tatsächlich nicht vollständig verheilt. Das ist zwar geschlossen, aber es sind nur 2 von 3 Schichten zugewachsen.

Er erwähnte auch noch, dass ich wohl nichtmehr mit dem
Flugzeug fliegen dürfe (?!).

Ich bin kein Arzt, aber ein Loch im Trommelfell erleichtert doch den Druckausgleich, also warum nicht fliegen.

Mit Tauchen wirst Du Probleme haben, mir hat jedenfalls ein Taucharzt dringend abgeraden zu tauchen, da ein neuer Riss leicht passieren könnte und das ist unter Wasser sehr ungünsig.

Also hol wirklich noch eine andere Meinung ein.
Gruß Volker

Hallo Christoph!

Ohne Dein Ohr gesehen zu haben, kann man natürlich zu Deiner speziellen Situation nur Spekulationen anstellen.

Prinzipiell sieht das Mittelohr aus wie auf der Skizze dargestellt.
http://www.dasp.uni-wuppertal.de/ars_auditus/physiol…

Eine gute Ohrfunktion ist an eine gut funktionierende Tube gebunden, da über sie der Druckausgleich des Mittelohres stattfindet. Die Schleimhaut des Mittelohres hat nämlich die Neigung, die Luft aus dem Mittelohr zu resorbieren. Klappt nun der Druckausgleich über die Tube nicht, so entsteht im Mittelohr ein Unterdruck.
Dieser bewirkt, daß sich das Trommelfell einzieht, es kommt zu Ergüssen in das Mittelohr, welche die Entstehung von Entzündungen begünstigen. Hierdurch können dünne Trommelfellnarben entstehen und durch den Unterdruck selbst kann das Trommelfell ebenfalls im Lauf der Zeit ausdünnen.

Im Extremfall ist dann das Trommelfell so „ausgelatscht“, daß es sich um die Gehörknöchelchen legen kann wie eine Frischhaltefolie oder aber sich an Strukturen der Mittelohrwand anlegt.

Man kann nun durch einen Schnitt im Trommelfell von außen für den Druckausgleich sorgen. Ob der Schnitt bei Dir wieder von selbst zugehen würde, kann ich auf die Ferne natürlich nicht sagen.
Will man nun länger für Belüftung sorgen, so kann man in den Schnitt ein Röhrchen legen. Dieses Bleibt ca 3-6 Monate, bis es abgestoßen wird, der Schnitt ist wie gesagt nach ca 7 Tagen wieder zu.

Es gibt verschiedene Meinungen, ob man solche „Retraktionsprozesse“ durch die Trommelfellschnitte bessern kann oder nicht. Eine zweite Meinung wäre von daher vielleicht nicht das verkehrteste.

Prinzipiell ist man mit gestörter Mittelohrfunktion oder Löchern im Trommelfell fluguntauglich, das trifft aber eigentlich nur Piloten selbst.

So, ich hoffe, ich konnte Dir etwas Klarheit verschaffen.

Gruß
Peter

Hallo Christoph,

zweite Meinung und Alternativen suchen.
Sind die Nebenhöhlen auch dicht? Hast Du öfter Erkältungen?
Hast Du schon mal die Nase längere Zeit mit Salzwasser gespült? Lymphdrainage kann auch sehr gut helfen, Nebenhöhlen zu sanieren, dann gehts auch dem Ohr besser. Es gibt so viel mehr, das ist mir fast schon zu viel, aber mit den Sachen würde ich persönlich anfangen.

Gruß
Kathy

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Hi Kathy,

also erkältet bin ich eigentlich so gut wie nie. Dieses Ohrgeräusch was dabei ist habe ich in abgespeckter Version seit meiner Kindheit und eigentlich noch nie darum gekümmert. War halt gewöhnung.

Inzwischen ist es aber so laut, dass nichts drum herum geht. Ablenken geht nicht und immer Musik hören geht ebenfalls nicht.
Zusätzlich bin ich telefonisch sehr viel in Kundenkontakt, also die Ohren wären mir schon wichtig :wink:

Deine Tipps werde ich mal beherzigen, mal sehen ob es hilft.

Danke und Gruß,
Christoph

Hi nochmal,

vielen Dank für die ausführliche Erklärung, Peter.

Das hat mir sehr geholfen!
Werde nun in der kommenden Woche einen zweiten Arzt konsultieren und eventuell einen spezialisten in Bremen.

Danke und Gruß,
Christoph

Hi Volker,

ich werde auf jedenfall den Rat befolgen und einen anderen Arzt aufsuchen.
Höchst wahrscheinlich auch einen spezialisten in Bremen. Ist zwar weit, aber denke doch das es das Wert ist.

Tauchen fänd ich nicht so schlimm, aber generell schwimmen oder in den Urlaub fliegen…

Vielen Dank!
Gruß,
Christoph

Hallo,

hier kommt die Expertin :wink:

Erstmal: Keine Bange, heutzutage kann man fast alles wiederherstellen.

Also, wo fangen wir an? Mir wurde als Kind im linken Ohr Rundumschlag gemacht. Soll heißen, ich habe eine sog. Radikalhöhle, höre also (fast) nix auf dem Ohr. Bis zu meinem 22. Lebensjahr hatte ich in diesem Ohr gar kein Trommelfell mehr, da es durch diverse OPs einfach nicht mehr vorhanden war. Und ich konnte gut damit leben. Okay, tauchen war wirklich nicht drin und schwimmen nur mit Ohropax, aber ich durfte (und bin auch…) definitiv fliegen. (als Passagier :wink:)

Mit 22 wechselte ich den Arzt, dieser schlug mir eine OP vor, um das Trommelfell zu ersetzen. Ich ging also mal wieder zur Schlachtbank… ähhhh, ich meine ins Krankenhaus, und dort wurde mir ein Stückchen meines Kaumuskels als neues Trommelfell eingesetzt. Mit diesem lebe ich jetzt seit ca. 13 Jahren.

Zu der ominösen Flüssigkeit: Man nennt das Paukenerguss, und dieses erwähnte Röhrchen ist demnach… genau, ein Paukenröhrchen. Mein Sohnemann hatte bisher schon 4 davon. Es gab nie Probleme, es ist auch immer wieder zugewachsen. Inzwischen ist er seit ca. 4 Jahren röhrchen- und problemfrei.

Mit den Röhrchen habe ich aber auch persönliche Erfahrung: Vor 4 Jahren war ich eine Zeit lang dauererkältet und zog mir ebenfalls einen Paukenerguss zu durch die ständig verstopfte Nase. Ganz passend natürlich in beiden Ohren, ergo war ich taub. Es musste was passieren, also hat mein HNO-Arzt kurzerhand in beide Trommelfelle ein Loch gemacht.(direkt in der Praxis, ohne Betäubung, und es hat nur kurz geziept) Beide sind wieder verheilt, rechts leider zu schnell, daher kam dann in einer ambulanten OP dort noch ein Röhrchen rein. Dieses fiel ca. 5 Monate später raus und das Loch wuchs zu. Seither *toi toi toi* alles okay. Übrigens bin ich damals mit dem Röhrchen nach Griechenland geflogen…

Fazit: Du solltest auf jeden Fall eine zweite Meinung einholen. Einen Paukenerguss sollte man definitiv erkennen können! Nicht nur an der Schwingung des Trommelfells, denn wenn dein Arzt meint, dein Trommelfell sei sooo dünn, würde die Flüssigkeit durchscheinen.

Andererseits solltest du auch nicht mit unbegründeten Ängsten wegen eines (vielleicht) nicht wieder verheilenden Trommelfell leben, ich versichere dir, die Medizin kann das heute wirklich exzellent rekonstruieren. (wenn es sein müsste) Ich habe die OP damals sogar bei örtlicher Betäubung machen lassen, es ist wirklich nicht soo dramatisch.

Wegen der Ohrgeräusche kann ich dir leider nicht helfen, davor bin ich bisher verschont geblieben. (man ist ja auch schon für kleine Sachen dankbar…) Aber ob du wirklich Verwachsungen hast, sollte schon geklärt werden. Wo wohnst du denn? In BaWü könnte ich dir wirkliche Experten empfehlen…

Falls du noch Fragen hast, kannst du dich gern per Mail bei mir melden.

Ansonsten wünsche ich dir viel Glück, LG, Conny

Hi Christoph,

Tauchen fänd ich nicht so schlimm, aber generell schwimmen
oder in den Urlaub fliegen…

Beim Tauchen ist das Problem, dass im Ohr ja auch das Gleichgewichtorgan liegt. Das kann gehörig durcheinander geraten, wenn Wasser in das Ohr dringt und Orientierungslosigkeit ist unter Wasser nicht wirklich gut.

Beim Schwimmen denke ich, ist diese Gefahr nicht so groß, da sehe ich eher die Gefahr von Infektionen.

Beim Fliegen bleibe ich bei meiner Meinung, dass das unproblematisch ist, da ja der Druckausgleich, der sonst über die Tuben erfolgt, ja jetzt direkt erfolgen kann. Gerne lasse ich mich aber belehren, wenn es einen anderen Grund gibt, wäre nett, wenn Du dann das Argument mitteilen würdest.

Also wirklich diese Dinge mit dem HNO besprechen.

Alles Gute!

Volker