Okeanos oder Poseidon, wer herrscht über die Meere

In der Griechischen Mythologie steht geschrieben, dass Okeanos, der Titan des Wassers, noch immer über die Meere herrscht: „Da sich weder Okeanos noch Tethys am Aufstand der übrigen Titanen gegen Zeus beteiligten, ließ ihnen Zeus die Herrschaft über ihr angestammtes Reich“ - Auszug aus Wikipedia.

Jedoch ist gleichzeitig Poseidon der Gott der Meere: „Poseidon (griechisch Ποσειδῶν) ist in der griechischen Mythologie der Gott des Meeres und Bruder des Zeus“

Jetzt bin ich leicht verwirrt, oder kann es sein, dass zwei Götter gleichzeitig über das Wasser herrschen?

Poseidon ist der Gott des Meeres. Triton ist sein geschschwänziger Sohn mit einem Muschelhorn zum trompeten. Okeanos ist auf der einen Seite ein Titan (Mann von Thetis) liegt aber gleichzeitig in Form einer Wasserschlange um die Erde (im Sinnen von Land). Dazu kommt noch Pontos aus der Gaiageneration als Personifizierung des Wassers

Hallo!

In der Griechischen Mythologie steht geschrieben, dass
Okeanos, der Titan des Wassers, noch immer über die Meere
herrscht: "Da sich weder Okeanos noch Tethys am Aufstand der
übrigen Titanen gegen Zeus beteiligten,

Vielleicht nicht richtig; O. nahm an dem Aufstand teil und kämpfte zusammen mit Prometheus gegen Zeus. Nur wechselte er dann die Seiten. Vgl.:
Aischylos, Prom. 330 f, wo Prometheus zu Okeanos sagt: „Beneidenswerter, daß du außer Schuld dich weißt / Und doch an allem teilnahmst, was ich einst gewagt!“ [Übersetzung: J. G. Droysen; der V. 331 ist aber inhaltlich problematisch.]

ließ ihnen Zeus die
Herrschaft über ihr angestammtes Reich" - Auszug aus
Wikipedia.
Jedoch ist gleichzeitig Poseidon der Gott der Meere: „Poseidon
(griechisch Ποσειδῶν) ist in der griechischen Mythologie der
Gott des Meeres und Bruder des Zeus“
Jetzt bin ich leicht verwirrt, oder kann es sein, dass zwei
Götter gleichzeitig über das Wasser herrschen?

Die Ursache der Schwierigkeiten liegt wohl in
a) der Vorstellung von Okeanos selbst, der den Menschen nicht so recht begegnete, und
b) in der Verbreitung der durch Homer geprägten Vorstellung von Poseidon
In der Mythologie selbst kommt O. in nicht vielen Geschichten vor. Ins Griechische kam er als geographische Bezeichnung für das die Erdscheibe umschließende Weltmeer, das ursprünglich eher als eine Art Fluss gedacht wurde. Homer verwendet für ihn das nur für Flüsse gebrauchte Adjektiv „bathýrroos“/tiefströmend.
In der klassischen Kunst wurde er selten dargestellt, im Hellenismus meist als Flussgott mit Hummerscheren.
Egal, ob Fluss oder (ab ca. 650 v. Chr.) Meer, er bezeichnet immer die Grenzen der Erde. Erhellend Herodot: Da ist der Okeanos „das Wasser/Meer (thálassa) außerhalb der Säulen“ (des Herakles), also der Atlantik.
Poseidon ist immer der Gott, der den Seeleuten begegnet, also der des Mittelmeers, das er mit dem Dreizack aufwühlt. So ist er von Homer geprägt. Das entspricht auch dem Proportionsgefühl: Die Herrschaft über die Welt wurde aufgeteilt unter die drei Kronos-Söhne Zeus, Poseidon und Hades.
Schönen Gruß!
Hannes

Ich danke dir für deine Antwort Hannes. sie war informativ aber eher wenig aufschlussreich. Nach deinen Angaben scheint es mir so, als hätte man Okeanos vergessen und einfach Poseidon erschaffen, der nun über das Wasser herrscht. Oder kann es sein, dass Okeanos das Wasser zwar erschaffen hat, aber die Herrschaft darüber Poseidon überließ?

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Ah okay also schaut Okeanos auf die Grenzen der Erde während Poseidon in diesen Grenzen herrscht…zumindest, was das Wasser betrifft. Es ist aber schon ein wenig unlogisch 3 Personifizierungen für das Wasser zu haben, die nur leicht von einander abweichen

Hallo, Emin,
das ist gar nicht so verwirrend, wenn man das damalige Weltbild im Auge behält: Da ist einmal das feste Land - da hat Zeus die Hand drauf, dann das von diesem Land umschlossene Meer, das dem Poseidon untertan ist und schließlich der die feste Erde umschließende Ozean, über den Okeanos gebietet. Die Säulen des Herakles sind schließlich der einzige Brührungspunkt, den die beiden Wassergötter haben.

Gruß
Eckard

Hi!

Nach deinen Angaben scheint
es mir so, als hätte man Okeanos vergessen

Ja, da ist schon was dran. Mir scheint, dass Okeanos so was wie das göttlich-personifizierte Wasser war, der Urgrund des Lebens. Am Anfang der vorsokratischen Philosophie lehrt dann Thales, dass alles aus dem Wasser entstanden ist; aber - und da ist der Paradigmenwechsel - er sagt nicht mehr „Okeanos“, sondern „thalatta“ (H2O).

einfach
Poseidon erschaffen, der nun über das Wasser herrscht. Oder
kann es sein, dass Okeanos das Wasser zwar erschaffen hat,
aber die Herrschaft darüber Poseidon überließ?

Mit dem Erschaffen ist es in der griechischen Mythologie nicht ganz einfach: Es gibt da keine creatio ex nihilo, sondern nur Verwandlungen des einen in etwas anderes. Wie kann dann aber die Welt entstehen? Dazu bedient sich der Mythos einer Abfolge von Generationen, erzählt also die Kosmologie als Genealogie von Göttern. Nachdem du dich ja mit Mythen befasst, kannst du diese Abstammungssagen bei Hesiod erfahren: Theogonie, ab V. 116.
Gruß!
Hannes

Okay danke habe es jetzt verstanden =)