Oma lehnt Hilfe ab. Welche Möglichkeiten haben wir?

Hallo,
meine Oma hatte im Dezember einen Schlaganfall. Sie lebt nun Zuhause mit meinem demenzkranken Stiefopa (Er wäscht sich nicht mehr, stinkt, redet mit sich selbst, vergissst alles). Sie ist seit dem Schlaganfall nur noch aggressiv, kann nicht mehr telefonieren, hatte schon 2x eine Überschwemmung in der Küche. Sie sieht den Fehler nicht bei sich sondern bei uns oder den Geräten. Putzhilfe, Pflegehilfe etc. lehnt sie komplett ab. Pflegestufe wurde abgelehnt da sie ja angeblich noch alles machen kann laut der Beurteilung. Dazu muss man auch sagen, dass sie sich nach aussen hin immer anderst gibt als wenn sie dann Zuhause ist. Nun meine Frage, welche Möglichkeit haben wir? Jedes gute Zureden hilft nichts mehr. Ich habe Angst, dass Sie anderen Menschen durch einen Wasserschaden oder durch Gas (sie hat noch einen Gasherd) schaden könnte.

Moin,

also der MDK kommt eigentlich in die häusliche Wohnumgebung zur Begutachtung und lässt sich durchaus auch was vorführen… da kann sie schlecht „woanders“ sich anders darstellen. Gut wäre sicherlich, wenn da jemand von der Familie dabei ist, um auch mal was zu erläutern. Den MDK-Prüfern ist durchaus auch bekannt, dass unterstützungswürdige Menschen das ungern selbst so sehen…

Natürlich ist die Krankenkasse/Pflegekasse froh, wenn sie nicht zahlen muss.

Wenn die Gefahr der Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt, muss/sollte Unterstützung gegeben werden. Wie man das geschickt derjenigen Person verkauft, ist sicherlich eine sehr sensible Geschichte. Immer wieder gern empfehle ich hier die Beratung bei den http://www.pflegestuetzpunkte-deutschlandweit.de/

Gruß
A.A.

Hallo,

ich glaube, es gehört zu den schwierigsten Dingen überhaupt, zu bemerken, wie man an Kraft und Fähigkeiten verliert. Je selbstständiger und stärker eine Person war, umso schmerzhafter ist wohl der Prozess, zu erkennen, dass man das, was einen ausgemacht hat, zu verlieren beginnt.

Das führt zu emotionalen Reaktionen einerseits und zu Schutz- und Tarnverhalten andrerseits. Wir waren sehr verwundert und betroffen, wie lange unsere Mutter ihre Demenz vor uns zu verbergen im Stande war.

Im Augenblick hofft deine Oma möglicherweise noch, dass dieser Zustand vorübergehender Natur ist. Indem sie negiert, was alles im Argen liegt, schützt sie sich selbst vor der Erkenntnis, dass sie Hilfe braucht.

Nach meiner Erfahrung bringt es wenig, Druck auszuüben. Damit erreicht man eher das Gegenteil, denn die Tatsache, dass der Betroffene merkt, dass andere merken, dass er nicht mehr fit ist, führt meist eher zu noch stärkerem Kompensationsverhalten.

Wir sind ganz gut damit gefahren, behutsame Veränderungen vorzunehmen und unseren Eltern diese quasi häppchenweise anzubieten. Das erfordert eine Menge Geduld und Frustrationstoleranz, aber uns hat geholfen, uns immer wieder vor Augen zu führen, wie es uns wohl in einer vergleichbaren Situation ginge und was wir uns dann wünschen würden.

So könnte eine Idee sein, dass ihr zunächst selbst 1-2x die Woche vorbeikommt und dabei immer ein wenig saubermacht. Achtet dabei darauf, das möglichst so zu tun, wie sie es gewohnt ist und immer gemacht hat. Wenn die Oma das toleriert, könnt ihr den Opa zu einem wöchentlichen Bad anleiten. Wenn das ein paar Wochen funktioniert, könnt ihr den Versuch machen, sie zum Akzeptieren eines täglichen Pflegedienstes für den Opa zu bringen.

Hilfe für ihn kann sie vielleicht einfacher akzeptieren. Denkt dabei daran, dass sie sich möglicherweise sehr dafür schämt, dass der Opa in einem solchen Zustand ist, es aber eben alleine nicht mehr hinkriegt. Lasst sie immer ihr Gesicht wahren, indem ihr eher über die Vorteile der Maßnahme sprecht als über die vorhandenen Defizite ihrerseits.

Der Weg ist steinig, aber nach meiner Erfahrung nicht unpassierbar -und eine gute Schule in Sachen eigener Geduld und Akzeptanz :smile:.

Schöne Grüße,
Jule