Omnibusverkehr in den1930er Jahren in der Schweiz

Hallo,

ich recherchiere gerade über das Thema „Anfänge des Massentourismus im Arbeiterbereich“ in den 1930er Jahren.
Bei dieser Art des Tourismus handelt es sich in erster Linie um Omnibus-Gruppenfahrten.
Dabei stoße ich immer wieder auf einen Begriff, der mir zwar erklärlich ist, den ich aber nicht inhaltlich konkretisieren kann.
Immer wieder liest man bei den damaligen Omnibusunternehmern, dass man für die Fahrten in die Schweiz Fahrzeuge mit „Schweizer Abmessungen“ angeschafft hat.
Aus dem Kontext heraus kann ich zwar erkennen, das es offensichtlich in den 1930er Jahren in der Schweiz eine vom Rest Europas abweichende Bestimmung für die Abmessungen von Fahrzeugen gab, wie diese gestaltet war ist mir aber unklar.
Ich kann noch herausfinden dass es Beschränkungen für Länge und Breite des Fahrzeuges gab, auch eine Beschränkung des Radstandes kann man interpretieren, aber wie diese Maße konkret aussahen, lässt sich nicht eindeutig nachvollziehen.
Ebenso unklar ist, ob diese Beschränkungen für die gesamte Schweiz galten oder nur für Passstraßen, bzw. für bestimmte Passstraßen.

Weiß da jemand was konkretes? Oder weiß, wo ich das nachlesen kann?

Martin

Hallo,

ein bißchen wundert mich diese Aussage über Fahrzeugabmessungen.

Denn ersten war die Schweiz seit 1931 MItgliedsstaat des Internationalen Abkommens über den Kraftfahrzeugverkehr.

Und zweitens kamen die meisten Gesellschaftswagen
(so nannte man damals noch Reisebusse)
nicht im Winter,sondern in den Sommermonaten in die Schweiz.

Von 1931 bis Kriegsbeginn steigerte sich die Zahl der einreisenden Busse ständig.

Durchschnittlich kamen pro Sommermonat zum Schluß 800 Busse aus dem Ausland in die Schweiz.

„Größenangepaßt“ (für die Städte) mussten Fahrzeuge (egal ob Pkw,Lkw oder Bus) zur damaligen Zeit ohnehin nicht nur in der Schweiz sein.

Schließlich gab es überall noch die mittelalterlichen Städte mit ihren engen Gassen und Stadttoren.

Rückblickend muss man ja sagen,das der 2. WK ja auch „Raum“ für den Kraftfahrzeugverkehr geschaffen hat…denn durch die Kriegszerstörungen konnte man ja nach dem Kriege neu aufbauen und passend für den Kraftverkehr.

Abkommen helfen dem Postauto in Haarnadelkurven nüüt
Servus,

wenn Du einmal auf einer Bergpoststraße unterwegs warst, wird Dir bewusst, dass es natürlich nicht um Innenstädte geht.

Die Bergbusse auf Postautolinien sind übrigens heute noch mit 245 cm zehn Zentimeter schmaler als die sonst bei Überlandbussen üblichen 255 cm.

Mit einem 255 cm breiten Gelenkbus wird es z.B. auch hier ein bissle eng (- für die ausgesprochen gruusige Version des Postautohorns hätten es die Herren von Daimler Benz allerdings verdient, dass man ihnen den ganzen Auftrag stornierte und weiter mit dem Saurer SV2C führe, der übrigens nicht bloß die Griesalp bediente, sondern u.a. auch von Guarda Staziun nach Guarda Dorf unterwegs war, dort allerdings nicht von der Post, sondern von dem Posthalter und Postautopächter Sar Jon Willi betrieben -)

Das schmale Profil und den relativ engen Radstand kann man hier ziemlich gut sehen - zusammen mit einem richtig satten Saurer-Sound und dem richtigen Postauto-Horn, das unzulässigerweise bei der Veräußerung des Busses nicht ausgebaut worden ist.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

dazu darf ich einmal dezent an die Planungsbeteiligung der Schweizer an der

HaFraBaMai

( Ha mburg- Fra nkfurt am Main- Ba sel- Mai land)

Autobahn von 1926 erinnern…:smile:

Im Zuge diese Planungen wurden ja bis 1939 zahlreiche Verkehrszählungen durchgeführt und dabei auch die Verkehrsströme erfasst.

Alpentourismus 1930
Servus,

selbstverständlich fuhren Touristenbusse dorthin, wo die Schweiz touristisch attraktiv ist und war.

In der bezeichneten Epoche des Tourismus ging es um Säntis, Rigi, Pilatus, Davos, Schuol, Sankt Moritz, Vals, Kandersteg, Leukerbad, Adelboden usw. usw. und nicht um Shopping in irgendeinem Outlet in Emmenbrücke oder so.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

nun,dann wirst du mir auch sicher erklären können,wie bei typischen Wintersportorten wie

-Davos

-Sankt Moritz

es kommt,das über die Außengrenzen der Schweiz durchschnittlich nur 20 Reissebusse im Monat in den Wintermonaten eingereist sind…

P.S.
Die statistischen Daten habe ich von der ETH Zürich…

Guten Abend!

nun,dann wirst du mir auch sicher erklären können, wie … es kommt,das über die :Außengrenzen der Schweiz durchschnittlich nur 20 Reissebusse im Monat in den
Wintermonaten eingereist sind

Die Zielgruppe für solche Reisen war deutlich kleiner als heute. Urlaub war etwas für wenige Wohlhabende. Urlaubsreisen kamen in der Gedankenwelt der meisten Menschen nicht vor. Man hatte eine 6-Tage-Woche. Urlaub mit Lohnfortzahlung gehört zu den Segnungen der Nachkriegszeit. Im Dritten Reich zwischen 1933 und 1939 gab es zwar mancherorts Jahresurlaub, aber Reisen für gewöhnliche Arbeitnehmer gab es nur in instrumentalisierter und entsprechend organisierter Form (Prora auf Rügen und Schiffe wie die Wilhelm Gustloff).

Gruß
Wolfgang

Alpentourismus 1930
Servus,

es wäre grenzenlos naiv, sich 1930 sowas wie den heutigen Skirummel vorzustellen.

San Murezzi und Davos waren für die, die es sich leisten konnten, begehrte Orte für die Sommerfrische - das Carlton in St. Moritz, eine für seine Zeit in Europa riesiges Hotel, ist beiläufig 1913 gebaut.

Die Eisenbahn war 1930 übrigens abgesehen vom Fahrdraht und einigen Neubaustrecken vom Ende des 20. Jahrhunderts vollständig gebaut (an einzelnen Stellen - Säntis! - sogar geringfügig weiter als heute), der Touristenbetrieb mit Cars spielte insgesamt keine besondere Rolle.

Schöne Grüße

MM

Gut, erstmal schönen Dank, aber irgendwie hilft das nicht weiter.

Mir ist schon klar, wie damals der (Massen)Tourismus für weniger solvente Volksgruppenaussah (in der Regel hat man die Leute mit Omnibussen ein paar Tage durch die Gegend gekarrt mit kurzen touristischen Stopps, im Prinzip dass, was später die Reisepost gemacht hat, nur halt aus privater Hand, ich bin sogar auf Berichte über englische Reiseveranstalter gestoßen, dass waren dann aber schon DeLuxe Reisen, gingen die doch rund drei Wochen durch alle möglichen europäischen Städte, aber auch die hatten das Problem der Schweizer Abmessungen), ich bin lediglich bei der Recherche auf dieses Randthema Fahrzeugabmessungen in der Schweiz gestoßen.

Um das mal zu konkretisieren. Wenn ich mir die Fahrzeuge anschaue, die bei den damaligen Reiseunternehmern gelaufen sind und die als „Schweizer Abmessungen“ bezeichnet werden, und mir dazu die Fahrzeugdaten anschaue, dann stelle ich fest, das diese Fahrzeuge zwischen 216 und 230 cm breit waren, Längen habe ich in der Regel bei 800cm gehabt, aber auch bis zu 930 cm gefunden, Radstände in der Regel 450 cm, aber auch ein paar Ausreißer mit bis zu 485 cm.
800cm Länge war in Deutschland eine typische Standardlänge für den 30sitzer, und 450 cm Radstand war eine Standardlänge bei den Fahrgestellherstellern. Insofern bleibt da nur die verringerte Breite.

Wenn ich dann mal ganz banal in die Auwärter-Datenbank schaue und mir dort alle Schweizer Omnibusse anschaue, dann bekomme ich dort die Daten in etwa bestätigt. Das sind dann aber Fahrzeuge, die ausschließlich für den Schweizer Markt gebaut wurden.

Am interessantesten ist aber ein Bericht in der englischen Zeitschrift Commercial Motor über die 1934er Berliner Autoausstellung (Vorläufer der IAA). Dort wird recht anschaulich über Omnibusse berichtet, die über Abmessungen verfügen, mit denen man auch in der Schweiz fahren darf (so die sinngemäße Übersetzung) und dabei trotzdem rentabel sind. Rentabel hieß damals wie heute, möglichst viele Sitzplätze haben. Und dann folgt eine Vorstellung von aus heutiger Sicht absolut aberwitziger Konstruktionen, wie z.B. kleingeschrumpfter Doppeldecker.
Eines dieser Fahrzeuge war mir sogar bekannt, es wurde regelmäßig auf der Strecke Essen-Schweiz über Basel eingesetzt.

Jeder einzelne Beleg sagt nicht viel aus, aber alle zusammen machen deutlich, dass es damals Beschränkungen gegeben haben muss, nur wie die konkret aussahen, kann ich nirgends feststellen.
Mir würde schon genügen, wenn mir jemand eine staatliche Schweizer Stelle nennen könnte, wo man entsprechende Daten abfragen könnte.

Nochmal Danke.

Servus,

vor 1933 (Bundesgesetz über den Motorfahrzeugverkehr v. 15.03.1932 mit Vollziehungsverordnung vom 25.11.1932) war das Thema in der CH keine Angelegenheit des Bundes, sondern Kantonssache. Hier können wahrscheinlich die Straßenverkehrsämter der einzelnen Kantone weiterhelfen; beginnen würde ich da mit Graubünden, wo die Entwicklung ab 1925 wegen des ab 1900 bestehenden zeitweise fast vollständigen Kfz-Verbotes besonders gut dokumentiert sein dürfte.

Basel Landschaft, Aargau, Zürich, Thurgau, Schaffhausen, die besondere Einschränkungen von Profil und Radstand weniger brauchten sind wohl die am wenigsten ergiebigen Kantone.

Die eingangs genannten beiden Quellen auf Bundesebene sind öffentlich - meines Wissens auch online - zugänglich.

Schöne Grüße

MM

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