Hallo!
In deem Roman, den ich übersetze und der Anfang 1500 spielt, fragt einer nach „etwas zu Rauchen“, auf Nachfrage antwortet er: „Mohnöl“. Ich habe natürlich gegoogelt und weiß nun, man kann Opium sogar essen und trinken, aber mir ist es in der Literatur bisher immer als kleines klebriges Kügelchen begegnet, das in eine Pfeife gelegt und geraucht wird. Und Mohnöl in Verbindung mit Rauchen erscheint mir unsinnig. Kannte man zu der Zeit (in Paris) womöglich mit Opium fermentierten Tabak oder wie soll ich mir das vorstellen?
In deem Roman, den ich übersetze und der Anfang 1500 spielt,
fragt einer nach „etwas zu Rauchen“, auf Nachfrage antwortet
er: „Mohnöl“.
Jaaa, dass waren noch Zeiten…
Ich habe natürlich gegoogelt und weiß nun, man
kann Opium sogar essen und trinken, aber mir ist es in der
Literatur bisher immer als kleines klebriges Kügelchen
begegnet, das in eine Pfeife gelegt und geraucht wird. Und Mohnöl in Verbindung mit Rauchen erscheint mir unsinnig.
Kannte man zu der Zeit (in Paris) womöglich mit Opium
fermentierten Tabak oder wie soll ich mir das vorstellen?
Übersetz mal nicht wortwörtlich. Jede Flüssigkeit kann verdampfen. Erhitzt man sie, per Beschleuniger (Tabak), verdampft die Flüssigkeit (und darin enthaltenes) schneller. Atmet man diesen Dampf ein, ist man im 16. Jahrhundert. Oder woanders…
Hallo Eva,
Mohnöl kann man tatsächlich aus Mohnsamen gewinnen und man könnte es tatsächlich auf irgendeine Trägersubstanz wie Tabak applizieren und dann rauchen. Aber wieso sollte das irgendjemand tun? Mohnsamen enthalten gerade mal 0,05 Promille Morphin, die Wirkung dürfte bestenfalls einer kräftigen Dosis Baldriantropfen entsprechen …
Deswegen wird Opium bekanntlich auch nicht aus Mohnsamen, sondern aus dem Milchsaft von Mohnpflanzen gewonnen. Das Produkt ist dann auch nicht in Öl löslich, sondern in Wasser oder Alkohol - z.B. in dem von Paracelsus (1493–1541) erfundenen Laudanum oder (in verhältnismäßig geringen Mengen) im Theriak.
Nun kann man Rohopium theoretisch zwar irgendwie auch rauchen - machte man aber um 1500 nicht. Man hatte das Opium durch arabische Vermittlung (wieder-)entdeckt und wie im gesamten muslimischen Kulturraum wurde Opium gegessen. Mißbrauch von Laudanum/Opiumtinktur gab es erst später; wie geschrieben war das Laudanum erst um 1500 erfunden worden. Theriak (der ohnehin nicht viel Opium enthält) war für Drogenmißbrauch zu teuer.
Rauchopium (Chandu) lernte man erst viel später durch den Kontakt mit China kennen - es wurde dort auch erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts erfunden.
Fazit: Du übersetzt da schlecht recherchierten Blödsinn.
„Do you have anything to smoke?“
„Smoke?“
„Poppy oil?“
Viel Raum zur Interpretation lässt das nicht, aber selbstverständlich übersetze ich nicht wortwörtlich. Wenn ich Ralf glauben will - was ich tue -, ist es selbst mit freier Interpretation schlicht Unfug. Aber da nur quasi-historisch - wen juckt’s ))
Bei Interesse -
„Der Schlafmohn (Papaver somniferum L.), der einzige Opiumlieferant, ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Schweiz , des Heimatlandes des Hohenheimers. Bereits vor vier Jahrtausenden pflanzten die Pfahlbauer eine stark morphinhaltige Mohnsorte am Genfer See (Hartwich 1899, Kraushaar & Lieberherr 1996: 16).“ Das mit der Schweiz hätte ich nicht gedacht!