Hallo,
das einzige weil natürliche Futter für europäische Landschildkröten sind Wildkräuter. Im Volksmund heißen sie auch „Unkraut“ - also Löwenzahn, Wegerich, Disteln, Glockenblume, Brenn- und Taubnesseln etc. (am besten sollten die im Gehege selbst wachsen!). Auch einige Kulturpflanzen sind okay, zum Beispiel Kapuzinerkresse oder Fetthenne (in Maßen), Hibiskusblüten. Blätter können ebenfalls gegeben werden, zum Beispiel Erdbeere, Himbeere, Brombeere, einige Laubbaumarten.
Alles andere ist für Schildkröten ungesund und deshalb tabu. Obst und Gemüse kommen im natürlichen Habitat der Schildkröte nicht vor, deshalb ist ihre Verdauung darauf nicht ausgelegt. Obst ist viel zu süß, es schädigt die Darmflora, außerdem enthält es dadurch so viel Energie, dass es zu Dampfaufzuchten kommt (die dann wiederum Panzer-, Knochen- und andere Gesundheitsprobleme haben). Bei Gemüse ist es genau das gleiche. Besonders schädlich ist Tomate: Sie enthält sehr, sehr viel Phosphat, den Gegenspieler zu Kalzium. Ca brauchen Schildkröten sowohl für Knochen als auch den Panzer, weshalb auch immer Kalk in Form von Sepie etc. zur Verfügung stehen muss. Bei zu viel Phosphat in der Nahrung kann das Kalzium nicht richtig verwertet werden, es kommt zur Panzer- und Knochenerweichung.
Das einzige Gemüse, das in Maßen (!) okay ist, ist Karotte. Aber auch die sollte man nur etwa 1 Mal im Monat gegeben.
Auch sehr ungesund sind alle Empfehlungen wie Hunde- oder Katzenfutter, Hackfleisch, eingeweichte Brötchen, Pudding, Wurst etc (alles schon erlebt!). Fertigfutter aus der Zoohandlung bitte nicht kaufen; es enthält neben seltsamen Zutaten wie Fischabfälle etc. auch oft Getreide. Es ist viiiiel zu proteinreich und rohfaserarm.
Salat enthält praktisch keine Nährstoffe und keine Rohfasern. SK können daran eingehen, wenn sie nichts anderes fressen (weil Salat eben so gut schmeckt), denn ihnen fehlen dann wichtige Mineralien und Vitamine. In den Übergangszeiten der Winterstarre sind bestimmte Sorten wie Romana, Radicchio, Feldsalat und Rucola okay. Kein Kopf-/Blatt- oder Eisbergsalat, die enthalten am meisten nichts (vor allem keine Rohfaser) und sind außerdem oft nitri(a)tbelastet.
Wer jetzt sagt „aber meine Schildkröte frisst das doch so gern“ und „wir füttern sie schon soundsolange so“, dem sei gesagt: Auch nach so lange Zeit kann man noch etwas dazulernen. Und auch nach so langer Zeit kann es sein, dass die Schildkröte bereits schwere Schäden davongetragen hat (z.B. an der Niere), die man nur nicht bemerkt. Denn Schildkröten haben keine Mimik, geben keine Geräusche von sich, und spielen möglichst lange gesund - in der Natur wären sie sonst womöglich schnell Fressen für andere Tiere. 20, 30, sogar 40 Jahre sind überhaupt kein Alter für so ein Tier. Bei guter Pflege sind über 100 Jahre möglich, aber nur dann!
Wenn man einem Kind Schokolade und Spinat anbieten, was wird es wohl wählen? Genau, die Schokolade. Genauso liegt es bei Schildkröten: Sie fressen am liebsten das, was süß ist und dadurch ungesund. Was das Tier aber nicht kennt, vermisst es auch nicht: Auch bei Wildkräuterfütterung stürzen sich Schildkröten mit Begeisterung auf ihr Lieblingsfutter, aber das ist dann eben trotzdem gesund. So wie das Kind dem Spinat vielleicht eine Möhre vorzieht, die ebenfalls gesund ist, aber eben besser schmeckt.
Eine sehr gute Seite zu diesem Thema: http://www.schildifutter.de Dort sind alle möglichen Wildkräuter, aber auch Kulturpflanzen aufgelistet, es gibt Bilder zur Bestimmung und Einträge zu Verwertbarkeit, Inhaltsstoffen und Beliebtheit bei den Schildkröten. Bei Fragen steht dir auch immer http://www.schildkroetenforum.de zur Verfügung.
Lg Aveni