Organisation des Personenschutzes im 3. Reich

Guten Tag,

ich recherchiere für ein Spielfilmprojekt über Personenschutz/Begleitschutz im 3. Reich.

Wie war der Begleitschutz organisiert? Welcher Organisation/Behörde war der Begleitschutz unterstellt?

Ich habe schon ein wenig recherchiert und herausgefunden, daß die Kriminalpolizei zum Teil mit dem Personenschutz von NSDAP-Parteigrößen beauftragt war.

Wäre schön, wenn mir hier jemand Auskunft geben könnte.

Vielen Dank.

Hallo

Ich würde meinen das dies die SS war. Letztlich ist sie ja schon in ihrer Entstehung, als Leibwache von Adolf Hitler darauf ausgelegt gewesen.

Ich bin mir jedoch sicher, das bei einiger Recherche mehr, auch deutlich wird, das die SS im Verlaufe ihrer Entwicklung den Sektor Personenschutz (zumindest in den Führungsebenen) mit übernommen hat.

Sollte ich noch etwas konkreteres finden gebe ich dir gern die Quelle weiter.

Gruß Parzival

Hallo Parzival.

Vielen Dank für die schnelle Antwort.

Ich würde meinen das dies die SS war. Letztlich ist sie ja
schon in ihrer Entstehung, als Leibwache von Adolf Hitler
darauf ausgelegt gewesen.

Das hatte ich bereits vermutet, konnte jedoch keine konkreten Hinweise darauf finden. Aus meinen Recherchen geht lediglich der Personenschutz Hitlers Person selbst hervor.
Die SS hatte ja zahlreiche Aufgaben und auch die SA hat - jedenfalls bis 1934 - Parteigrößen bei Auftritten im Rahmen des „Saalschutzes“ beschützt. Wobei dies wohl eher in Terror und Prügeleien ausartete.

Von einer Zeitzeugin erfuhr ich, daß ihr verstorbener Mann bei der Kriminalpolizei war und nach 33 im Begleitschutz. Es handelte sich offensichtlich um ein dunkles Kapitel der Familiengeschichte, daher waren nur wenige Fakten aus ihr rauszubekommen. Sie erwähnte jedoch, ihr Mann habe einen „roten Ahnenpaß“ besessen. Nach meinen Recherchen mußten Beamte nach dem Inkrafttreten des Beamtengesetzes einen „lupenreinen Ariernachweis“ erbringen. Dieser Ahnenpass war wohl im Gegensatz zum blauen der Normalbürger in rot gehalten mit Parteiadler auf der Vorderseite statt Reichsadler.
Die Zeitzeugin hatte jedoch darauf bestanden, ihr Mann sei nicht in der SS oder SA gewesen und habe sich damit „keinerlei Verbrechen an der Menschlichkeit schuldig gemacht“. Ihr Mann sei doch „nur im Begleitdienst gewesen.“
Ich will das weder moralisch bewerten, noch dies als Schutbehauptung verurteilen. Ich vermute jedoch, daß es nicht ganz der Faktenlage entspricht.

Leider hat die Dame nach dem Krieg alle Dokumente wie den Ahnenpaß, Briefe, Postkarten und Fotoalben mit Fotografien ihres Mannes mit Parteigrößen etc. vernichtet. Offenbar aus Angst, „der Fall würde auch nach den Nürnberger Prozessen wieder aufgerollt“.
Ihrem Mann wurde auch nicht der Prozess gemacht, noch wurde er verurteilt. Er durfte lediglich nicht mehr als Beamter arbeiten.

Sie zeigte mir jedoch eine Schreibmappe aus Leder mit einem Totenkopf auf der Vorderseite, die ihrem Mann gehört hatte. Dieses Indiz spricht für mich wiederum für eine Zugehörigkeit zu einem Totenkopfverband der SS. Was wiederum nichts mit Begleitschutz zu tun hat. Aber das muß auch wiederum nichts heißen. Vielleicht hat er die Mappe von jemandem geschenkt bekommen.
Die Befragung von Zeitzeugen war - wie Du siehst - nicht so ergiebig, da die unmittelbar Beteiligten oft verstorben sind und die noch lebenden Angehörigen entweder über genaue Tätigkeiten nicht informiert waren, die Wahrheit verdrängen oder nicht darüber sprechen wollen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Du diesbezüglich etwas finden würdest, das Licht ins Dunkel bringt.
Jede Information und jeder noch so kleine Hinweis kann hier hilfreich sein.

Viele Grüße,

Sacha

Hallo

Die Zeitzeugin hatte jedoch darauf bestanden, ihr Mann sei
nicht in der SS oder SA gewesen und habe sich damit „keinerlei
Verbrechen an der Menschlichkeit schuldig gemacht“. Ihr Mann
sei doch „nur im Begleitdienst gewesen.“
Ich will das weder moralisch bewerten, noch dies als
Schutbehauptung verurteilen. Ich vermute jedoch, daß es nicht
ganz der Faktenlage entspricht.

Leider hat die Dame nach dem Krieg alle Dokumente wie den
Ahnenpaß, Briefe, Postkarten und Fotoalben mit Fotografien
ihres Mannes mit Parteigrößen etc. vernichtet. Offenbar aus
Angst, „der Fall würde auch nach den Nürnberger Prozessen
wieder aufgerollt“.
Ihrem Mann wurde auch nicht der Prozess gemacht, noch wurde er
verurteilt. Er durfte lediglich nicht mehr als Beamter
arbeiten.

Sie zeigte mir jedoch eine Schreibmappe aus Leder mit einem
Totenkopf auf der Vorderseite, die ihrem Mann gehört hatte.
Dieses Indiz spricht für mich wiederum für eine Zugehörigkeit
zu einem Totenkopfverband der SS. Was wiederum nichts mit
Begleitschutz zu tun hat. Aber das muß auch wiederum nichts
heißen. Vielleicht hat er die Mappe von jemandem geschenkt
bekommen.

Nun, grundsätzlich ist der Totenkopf kein Beweis für die Totenkopfdivisionen, denn der Totenkopf gehörte zu der SS wie die Sig-Runen. Das war bei allen Abteilungen gleich.

Und auch die Kriminalpolizei unterstand den Strukturen der SS wie die gesamte Polizei im 3.Reich.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/5/51/Organi…
An dieser Grafik kannst du die Strukturen und Befehlswege der SS genau nachvollziehen und kannst erkennen, das die Kripo, ebenso der Abt.V im RSHA des SD unterstand, wie sie auch dem HAOP unterstand, der auch alle „zivilen“ Ordnungskräfte (Feuerwehr, Polizei, technische Hilfswerke etc.) unterstanden.

Und alle diese Abteilungen hatten einen direkten Befehlsweg zum Reichsfüher der SS, Heinrich Himmler.

d.h. Natürlich ist ein Kriminalpolizist im Dritten Reich auch Mitglied der SS gewesen, aber ein Totenkopf ist keineswegs ein Beweis für die Mitgliedschaft in der Totenkopfdivision.

Wo lebte denn dieser Polizist vor und nach dem Dritten Reich?
Ich meine damit die Besatzungszone.

Gruß Parzival

Wo lebte denn dieser Polizist vor und nach dem Dritten Reich?
Ich meine damit die Besatzungszone.

Die Dame kommt aus Halle an der Saale.
Dort war sie bis zum Krieg und wohl auch während des Krieges.
Ihr Mann war wohl beruflich viel unterwegs: Brüssel, Genua…

Er kam dann in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Als er wieder freigelassen wurde, lebten die beiden in der Gegend Thüringer Wald, zogen dann aber bald in die Nähe von Frankfurt.

Gruß,

Sacha

Hallo

Die Dame kommt aus Halle an der Saale.
Dort war sie bis zum Krieg und wohl auch während des Krieges.
Ihr Mann war wohl beruflich viel unterwegs: Brüssel, Genua…

Er kam dann in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Als er
wieder freigelassen wurde, lebten die beiden in der Gegend
Thüringer Wald, zogen dann aber bald in die Nähe von
Frankfurt.

Nun das er als Kripobeamter der SS nach dem Krieg nicht mehr als Beamter arbeiten durfte ist für die ABZ bzw. überhaupt für den Westen Deutschlands ungewöhlich. Als Beamter der Kripo, d.h. einer weitgehend harmlosen und befugnisarmen Abteilung der SS, sollte man meinen das er schneller wieder Fuß fassen konnte.

Zumal gerade im AS die Wiedereingliederung alter Kader am schnellsten einsetzte, da man sich der aufziehenden „Bedrohung“ durch den Osten gegenüber sah. Man brauchte einfach Fachkräfte. Die war auch ein Grund dafür das viele NS Verbrecher ihre in Nürnberg empfangenen Strafen sogut wie selten absitzen mußten. Dergleichen Beispiele gibt es zu Hauf in der frühen Geschichte der westlichen BZ’s und der Bundesrepublik.

„Nationalsozialistische Funktionäre erkannten schnell, dass sie in den westlichen Besatzungszonen weniger zu befürchten hatten. Viele sahen ihre einzige Chance darin, sich im Westen mit antikommunistischen Argumenten zu entlasten, was im Osten naturgemäß nicht ging.“ (Quelle wiki Stichwort: Entnazifizierung)

Franzosen und Engländer waren sogar noch „großzügiger“ als die Amerikaner, was die Entnazifizierung betraf.

Diese Dame bzw. ihr Mann müßte zumindest einen Entnazifizierungseinstufung erhalten haben, denn als Mitglied des öffentlichen Apperates im Dritten Reich mußte er sich sicher einem Entnazifizierungsverfahrens stellen.

Eine solche Einstufung (auch „Persilschein“ genannt) war sehr wichtig in der Nachkriegszeit. Seine Einstufung in diesem Verfahren gibt dir dann sicher auch mehr Möglichkeiten die Geschichte vom Kripobeamten zu verifizieren.

Gruß Parzival

Hallo Parzival,

vielen lieben Dank.
Das hilft mir schon viel weiter.

Die Befehlswege in der Organisationsstruktur der SS sind ja ganz schön vielfältig. Sieht so aus, als hätten manche Abteilungen anderen ganz schön ins Handwerk pfuschen können. Manche Abteilungen waren da offenbar Diener zweier oder mehr Herren.

Das sieht für mich so aus, als seien da viele Posten aus Gefälligkeit verteilt worden, um Führungskräfte oder Ämter durch direkte Befehlsgewalt aufzuwerten und Einfluss zu geben.

Eine eigene Abteilung für den Personenschutz/Begleitschutz ist allerdings gar nicht zu finden.
Da muss ich wohl noch etwas recherchieren.

Aber ich denke, es wird klar, dass besagter Kripo-Beamter in der SS war. Trotz gegenteiliger Aussage seiner Frau.
Ich habe inzwischen noch weitere Familienmitglieder befragen können und herausgefunden, der Mann habe einer jüdischen Familie zur Flucht über die Grenze verholfen. Ich bin nun dabei, Überlebende dieser Familie zu suchen um das zu verifizieren.
Das könnte allerdings auch eine Erklärung dafür sein, warum er nach dem Krieg keinen Fuß mehr auf den Boden kriegte: offenbar galt er unter seinen Kollegen (die durchaus später wieder als Beamte arbeiteten) als Nestbeschmutzer und Deserteur. Das hat ihm offenbar das Leben nach dem Krieg schwerer gemacht als seine Mitgliedschaft bei der SS während des Krieges.

Insgesamt eine sehr traurige Geschichte und ein dunkles Kapitel der Geschichte dieser Familie.
Das macht es so schwer, da wirklich was rauszufinden. Aber eben auch so interessant.

Viele Grüße,

Sacha

Hallo

Ich wünsche dir weiter viel Erfolg bei deiner Recherche und würde mich freuen, wenn du ab und an mal ein paar Zwischenberichte liefern könntest. :wink: Klingt interessant und ist sicher spannend, solange noch Zeitzeugen aufzufinden sind.

Gruß Parzival

Hallo,

einen „Personenschutz“ wie wir ihn heutzutage definieren,
gab es damals noch gar nicht…

Das Deutschland vor dem 2.WK war „Obrigkeitshörig“…

Eine Uniform und „Lametta“ reichte aus und jeder kuschte…

dazu kamen dann ab 1933 noch die „Jungs“ mit dem BONBON (GeStaPo)…

Subversive „Elemente“ wurden von DER vor jedem Besuch einer Nazi-Größe
„beseitigt“…

Das Stauffenberg-Attentat konnte zum B. nur deswgen stattfinden,weil es sich bei den Attentätern um Militärs handelte…danach wurde auch diesen misstraut…

Hallo!

einen „Personenschutz“ wie wir ihn heutzutage definieren,
gab es damals noch gar nicht…
Das Deutschland vor dem 2.WK war „Obrigkeitshörig“…
Eine Uniform und „Lametta“ reichte aus und jeder kuschte…

Interessanterweise war allerdings der Mann meiner Zeitzeugin als Begleitschützer tätig.
Sie hat mir auch einige Fotos gezeigt, wo er als Begleitschützer für Parteigrößen zu sehen ist mit entsprechender Bildunterschrift im Fotoalbum. Also muß es das eigentlich schon gegeben haben…

dazu kamen dann ab 1933 noch die „Jungs“ mit dem BONBON
(GeStaPo)…

Wieso BONBON? Woher kommt das?

Viele Grüße,

Sacha