Ost-West-Konflikt?

Schröder hat irgendwas von Ost-West-Konflikt gefaselt,
und dass er das nicht so tollf findet.

Hier sind ja Ossies und Wessies, Frage:

Gibts den Konflikt wirklich, oder wird da was
herbeigeredet? (zum Ablenken vom wirklichen Problem)

Im persönlichen Umfeld kenne ich keinen, der
pauschal auf die Ossies draufhaut.

Gruss, Marco

Hallo,

ich denke, der Konflikt ist ähnlich wie zwischen Österreichern und Deutschen, Preußen und Bayern oder anderweitig vorurteilsgeprägten Völkerverständigungen.

Fakt ist, daß Ost und West in jeweils unterschiedlichen Wertesystemen aufgewachsen sind und hierbei auch eine eigene Kultur und Mentalität entwickelt haben.
Fakt ist aber auch, daß man bei direktem Umgang miteinander sehr gut zurechtkommt.

Meines Erachtens liegt der Konflikt grundsätzlich in Vorurteilen, welche bis zur Wende ja von beiden Staaten pfleglich bedient wurden.
Diese jetzt aus den Köpfen herauszubekommen scheint kaum möglich. Zumal nun eine neue Generation heranwächst, die vieles als Bestätigung sieht. Die Ost-Jugend labert ebenso vom „Besser-Wessi“ wie die West-Jugend vom „faulen Ossi“.
Ich gehörte damals zu jenen, die auf ihre Landsleute wegen ihrer Blauäugigkeit schimpften. Sie wollten leben wie im Kapitalismus, aber arbeiten wie im Sozialismus.
Nun hat sie das System und die Realität mit aller Härte auf dem falschen Fuß erwischt.

Ich las hier mal im Forum so’ne treffende Aussage (sinngemäß):
Als ihr sagtet, daß der Sozialismus gut sei, wußten wir, daß ihr lügt.
Als ihr sagtet, der Kapitalismus sei schlecht, haben wir Euch nicht geglaubt.

Daß dieser Riss quer durch Deutschland der Politik natürlich sehr gut in den Kram paßt, liegt auf der Hand. Ein uneiniges Volk ist ein regierbares Volk.

Unterm Strich: Ich fühle mich sehr wohl im Westen, werde aber immer Ossi bleiben.

Gruß
RaRo

Hallo Marco,

auf einer persönlichen Ebene ein klares Nein. Ich weiß das gar nicht immer so genau, ob da jetzt ein Ossi oder ein Wessi vor mir steht und erst im Gespräch ergibt sich das. Ich kenne in erster Linie „Ossis“ unter 35, das sind meine Schüler oder auch Kollegen gewesen. Und sehe da keine Unterschied und keinen Konflikt. Gelästert wird auch nicht über „die anderen“. Von beiden Seiten nicht. Hier in Berlin eher mehr, fällt mir auf, als in Süddeutschland. (Wobei die Westberliner als alte Frontstädter da schon ein sehr eigenes Verhältnis zu dem Thema entwickelt haben, ist vielleicht auch verständlich - um sie herum nur „Feinde“! Wenn ich an die CDU-Broschüren gegen die Ostpolitik in den 70ern denke…)

Was die Bundesländer-Konkurrenz angeht ist das was anderes. Hier geht’s um’s Geld, Länderfinanzausgleich etcpp. Und da gibt es sicher einen gewissen „Ost-West-(Interessen-)Konflikt“, bedingt durch das Transfergefälle. Aber Konflikte sind ja nichts schlechtes , wenn man was draus macht. Muss doch nicht immer alles habschibubschischnuppilieb sein.

Grüßli,

barbara

Schröder hat irgendwas von Ost-West-Konflikt gefaselt,
und dass er das nicht so tollf findet.

Hier sind ja Ossies und Wessies, Frage:

Gibts den Konflikt wirklich, oder wird da was
herbeigeredet? (zum Ablenken vom wirklichen Problem)

Im persönlichen Umfeld kenne ich keinen, der
pauschal auf die Ossies draufhaut.

Hallo Marco,

Schröder spricht von einem Ost-West-Konflikt bezüglich der sozialen Spannungsfelder.

Man darf einfach nicht übersehen, dass die Masse immer noch an den Sozialismus glaubt und nur der SED die Schuld gibt, dass die DDR nicht mehr existiert. Auch hier in den Foren liest man immer wieder, dass die SED am Systemn Sozialismus schuld ist, nicht der Sozialismus. Ich möchte niemand verurteilen. Hier sind Generationen, die haben nur erlebt, dass der Staat in allen Lebenslagen für sie sorgt. Wie er dafür sorgt war wurscht. Die Wohnungen waren günstig, die Nebenkosten nicht wie bei uns, waren kaum vorhanden und wer wollte, der konnte eben im Winter beim geöffneten Fenster heizen dass dei ganze DDR ins Schwitzen kam. Wer Arbeit brauchte hatte sie. Notfals wurde eben ein Arbeitsplatz mit zwei Personen besezt. Das funktioniert nun bei uns nicht. Wenn es Probleme gibt ist der Staat nicht immer da. Diese Menschen fühlen sich vom Staat alleine gelassen mit den Problemen.

In meiner Schätzung müssen mindestens noch zwei Generationen heranwachsen bis auch hier erkannt wird, dass es der Staat nicht alleine richtet, sondern jeder für sich selbst ein Stück weit - soweit er in der Lage ist - selbst verantwortlich ist.

Gruss Günter

Hallo Günter,

ich bin auch einer von denen, die in der DDR geboren wurden. :wink:
Als typischen Ossi würde ich mich trotzdem nicht sehen, ich passe auch nicht in Dein Schema.

Schröder spricht von einem Ost-West-Konflikt bezüglich der
sozialen Spannungsfelder.

Man darf einfach nicht übersehen, dass die Masse immer noch an
den Sozialismus glaubt und nur der SED die Schuld gibt, dass
die DDR nicht mehr existiert.

Das scheint wirklich so zu sein. Zu DDR-Zeiten hatte ich auch den Eindruck, daß sehr viele wirklich hinter dem System standen und nur einige Auswüchse bemängelt haben. Mit meiner auffassung, daß Sozialismus nicht funktionieren kann stand ich relativ allein da, von ein paar Freunden mal abgesehen.

Auch hier in den Foren liest man
immer wieder, dass die SED am Systemn Sozialismus schuld ist,
nicht der Sozialismus. Ich möchte niemand verurteilen. Hier
sind Generationen, die haben nur erlebt, dass der Staat in
allen Lebenslagen für sie sorgt. Wie er dafür sorgt war
wurscht. Die Wohnungen waren günstig, die Nebenkosten nicht
wie bei uns, waren kaum vorhanden und wer wollte, der konnte
eben im Winter beim geöffneten Fenster heizen dass die ganze
DDR ins Schwitzen kam.

Hier irrst Du en wenig. :wink: Für die Wohnsilos wie z.B. in Berlin-Marzahn ist das richtig. Ich hatte eine Gasheizung, die Rechnung hättest Du sehen sollen!

Wer Arbeit brauchte hatte sie.

Meistens jedenfalls. Für Personen, die nicht immer Beifall geklatscht haeben galt das nur eingeschränkt. Ich bin mal vier Wochen ohne Job gewesen. (1973) ALG und SoHi gab’s im Osten ja nicht. … Gut, wenn man Freunde hat.

Gruß, Rainer

Hi,

ich denke, daß Du sehr gut argumentiert hast…

Hallo,

ich denke, der Konflikt ist ähnlich wie zwischen Österreichern
und Deutschen, Preußen und Bayern oder anderweitig
vorurteilsgeprägten Völkerverständigungen.

Fakt ist, daß Ost und West in jeweils unterschiedlichen
Wertesystemen aufgewachsen sind und hierbei auch eine eigene
Kultur und Mentalität entwickelt haben.

Da stimme ich Dir vollkommen zu…

Fakt ist aber auch, daß man bei direktem Umgang miteinander
sehr gut zurechtkommt.

Im Prinzip würde ich Dir zustimmen: Wenn man persönlich ohne Vorurteile und Vorbehalte umgeht, dann kommt es nur auf die Persönlichkeit und die Chemie an, wie man miteinander zurecht kommt.
ABER:
Leider haben manche „Ossis“ nicht gerade gute Erfahrungen mit den Wessis gemacht, wenn nach der Wende gleich ein Heer von Vertretern über die Ossis hergefallen sind.
Wenn in den Ostverwaltungen West-Beamte „entsorgt“ wurden, und deren Besoldung (100% West + „Buschzulage“) den Frieden am Arbeitsplatz leicht stören könnte.

Meines Erachtens liegt der Konflikt grundsätzlich in
Vorurteilen, welche bis zur Wende ja von beiden Staaten
pfleglich bedient wurden.

Und nach der Wende durch schlechte Exemplare der jeweiligen Spiezies genährt wurden…

Diese jetzt aus den Köpfen herauszubekommen scheint kaum
möglich. Zumal nun eine neue Generation heranwächst, die
vieles als Bestätigung sieht. Die Ost-Jugend labert ebenso vom
„Besser-Wessi“ wie die West-Jugend vom „faulen Ossi“.

Weil sie in den Medien und im täglichen Leben diese Verhaltensweisen auch noch bestätigt finden (wollen).

Ich gehörte damals zu jenen, die auf ihre Landsleute wegen
ihrer Blauäugigkeit schimpften. Sie wollten leben wie im
Kapitalismus, aber arbeiten wie im Sozialismus.

Naja, die Böauäugigkleit wurde weidlich ausgenutzt (s.o.).
und Arbeiten? Naja, wer kennt nicht die Sprüche „Unter Adolf war es besser, der hat allen Arbeit gebracht.“
Jetzt ist es halt im Osten der Sozialismus…

Nun hat sie das System und die Realität mit aller Härte auf
dem falschen Fuß erwischt.

Genau…

Ich las hier mal im Forum so’ne treffende Aussage (sinngemäß):
Als ihr sagtet, daß der Sozialismus gut sei, wußten wir, daß
ihr lügt.
Als ihr sagtet, der Kapitalismus sei schlecht, haben wir Euch
nicht geglaubt.

Daß dieser Riss quer durch Deutschland der Politik natürlich
sehr gut in den Kram paßt, liegt auf der Hand. Ein uneiniges
Volk ist ein regierbares Volk.

Teile und Herrsche…
Eine uralte Weisheit schon im alten Rom.

Unterm Strich: Ich fühle mich sehr wohl im Westen, werde aber
immer Ossi bleiben.

Mir geht es genauso, obwohl ich lieber im Osten nen Job finden würde…

Gruß
RaRo

Gruß

Winni

Hi Winni,

ich denke, daß Du sehr gut argumentiert hast…

Danke, das tut mal gut nach all der Prügel hier :wink:)

Leider haben manche „Ossis“ nicht gerade gute Erfahrungen mit
den Wessis gemacht, wenn nach der Wende gleich ein Heer von
Vertretern über die Ossis hergefallen sind.
Wenn in den Ostverwaltungen West-Beamte „entsorgt“ wurden, und
deren Besoldung (100% West + „Buschzulage“) den Frieden am
Arbeitsplatz leicht stören könnte.

Ja das war (ist) tatsächlich ein Problem und verstärkte eigentlich nur die Vorurteile. Ein (West-)Freund sagte mir mal, daß nur die A-Löcher im Osten sind, die im Westen auch keiner haben wollte.

Weil sie in den Medien und im täglichen Leben diese
Verhaltensweisen auch noch bestätigt finden (wollen).

Ja, das ist wohl das grundlegende Problem. Die „Mauer“ wird gepflegt und wie gut das funktioniert, sieht man häufig genug in diesem Forum.

Naja, die Böauäugigkleit wurde weidlich ausgenutzt (s.o.).
und Arbeiten? Naja, wer kennt nicht die Sprüche „Unter Adolf
war es besser, der hat allen Arbeit gebracht.“
Jetzt ist es halt im Osten der Sozialismus…

Ich glaube nicht, daß das grundsätzlich so ist. Vorstellbar ist sicher, daß man sagt, früher gings uns so lala, heute gehts uns beschissen. Und damit haben die Leute ja nicht unrecht, wenn man sich die blühenden Landschaften anschaut. Stand heute woll’n die halt nur Arbeit haben; mit Soz. hat das sicher erstmal wenig zu tun.

Mir geht es genauso, obwohl ich lieber im Osten nen Job finden
würde…

Im nächsten Leben vielleicht :wink:)

Gruß
RaRo

Hi Leute…

Um es gleich vorweg zu nehmen ich bin 27 und gebührtiger Ossi.
Also vielleicht nicht die Generation die dem Sozialismus huldigte, aber auch den Unterschied zum Westen kennt.

Diese „Ost West Konflikt“ ergibt sich meiner Meinung nach nicht aus der Geisteshaltung der mehrheitlichen Bevölkerung, sondern eher aus dem nackten Zahlen-Gefälle.

Wir sollen keine Unterschiede machen zwischen Ost und West, aber sämtliche wirtschaftlichen Komponenten belegen eben diesen Unterschied.

Und ich denke darin besteht der Konflikt…
Deshalb gehen auch die Leute auf die Straße…
Deshalb der Neid…
Deshalb der Unmut und die Resignation im Osten.

Denn worin besteht denn der Unterschied zwischen einem Ost Arbeiter/Angestellten und einem aus dem Westen?

Es gibt KEINEN! Und doch verdient der Ossi weniger! Und das ist so!!!
(Bitte keine Diskussion um höhere Lebenshaltungskosten. Der Unterschied bleibt auch unter Berücksichtigung dieser Fakten bestehen!)

Der Ossi bekommt 70% ja vielleicht 80% des Gehaltes eines Wessis. Und arbeitet aber 40 Stunden und nicht nur 35 Stunden in der Woche. UND er sitzt definitiv auf einem wirtschaftlichen „Schleudersitz“, da als erstes der Osten geschlossen wird.

In meiner Ausbildung durfte ich nach Bayern, zur Theorieausbildung.
Alles kein Problem…dufte Gegend, dufte Leute.

Doch die Azubis aus dem Westen bekamen im ERSTEN Lehrjahr genau das selbe wie ich im 3.Lehrjahr. Dazu war die Unterbringung im Wohnheim mit 6 DM (!) Eigenkosten bemessen, der Rest wurde vom Land getragen.Und Fahrtkosten wurden erstattet. (Die Meißten Schüler kamen aus Bayern, Baden-Würtenberg, etc.)
Wir die Ossis, bekamen 6 DM vom Land pro Tag. Also kam der Azubi auf Unterbringungskosten von locker 200-400 DM je nach Länge und das mehr mal im Jahr. Keine Fahrkosten oder nur Minimal gabs wenn man Glück hatte wieder.

Es waren keine Neider da… Wir Ossis akzeptierten die Situation so wie sie war. Und dennoch exsistiert dieser Unterschied! Und das beleibt auch in den Köpfen hängen.
Auf diese Weise staut sich halt was an.

Und jetzt tauch H-4 auf. Und der Ossi bekommt wieder weniger. Bei wesentlich schlechteren Chancen einen Job zu finden (In seiner Region)
Und viele Sachen sind im Osten kaputt gewirtschaftet worden und eigentlich erst nach der Wende.

Der Unmut und die Konzentration der Menschen im Osten (is ja Logisch) bilden denke ich diesen „Ost West Konflikt“.
Zugegeben wird viel über Medien und so aufgebauscht und hochstiliesiert, was ich überhaupt nicht gut heise!

Menschlich gesehen, stimme ich vielen Vorrednern zu, verstehen sich die Menschen gut - egal aus welcher Ecke, Zone oder Land sie kommen.

Es sind nur die Zahlenunterschiede die diesen Konflikt auslösen.

Freundlichen und friedlichen Gruß
an Alle.

Frank