Hallo,
ein etwas allgemein gehaltener beitrag folgt…
das scheint mir vor allem das Problem zu sein: Du arbeitest nicht an Problemen, sondern lässt dich von der Fülle (nicht nur der wirklichen, sondern auch der möglichen Probleme erschlagen. Da geht es bei dir von den Problemen des Gymnsiums über Deflationspolitik bis hin zur Unvermeidlichkeit des Krieges.
Was du dabei vergisst, ist, dass Selbstverwirklichung immer in einem gesellschaftlichen Rahmen stattfindet, gleichgültig durch die griechische Polis, das mittelalterliche Ständesystem, der Nationalsozialismus, die DDR oder die Gegenwart dargestellt. Die Bedeutung dieses Rahmens ist selbstverständlich immens, aber dennoch nicht allesumfassend.
Mir fällt auf, dass du deine Wünsche einerseits ausrichtest nach völlig von Zeitumständen unabhängigen Dingen (Kinderwunsch), andererseits aber auch an so merkwürdigen Dingen wie einer Demokratie, die Wandel nicht zulässt. Einerseits also möchtest du eine „normale“ Zukunft, andererseits willst du deine Freiräume. Natürlich ist beides berechtigt, aber entscheiden musst du dich schon. Wenn du eine normale Zukunft willst, dann musst du dich den Gegebenheiten ausliefern; wenn du selbst entscheiden willst, musst du mitgestalten. Und das geht gerade in einer Demokratie am Besten, wenn auch natürlich nicht ohne Blessuren, aber wer das vermutet, würde ohnehin als „naiv“ eingestuft.
Ich sag dir was: Ich kenne die gesellschaftlichen Mühlen und vor allem auch die pädagogischen sehr genau, und ich habe inzwischen drei Kinder. Ok, ich bin im Westen aufgewachsen, aber ich lebe jetzt seit etwa zehn Jahren im Osten - und trotzdem habe ich Kinder gezeugt - hier im Osten! Warum? Nicht etwa weil ich sie dann eine von mir gewünschte Utopie durchführen lassen will und auch nicht weil ich glaube, dass sie von Systemmängeln verschont blieben, sondern einzig und allein darum, weil es in nahezu jedem System möglich ist, seine Kinder zu fördern, also genau trotz des Systems. Das ist zwar kein positiver Grund - den brauchst du ja auch nicht -, aber das ist ein Grund, der die negativen Begleiterscheinungen relativiert. Wenn die Kinder schlechte Lehrer haben, dann ist es eben deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich das ändert, entweder dadurch dass du ihnen einen Schulwechsel ermöglichst oder indem du sie selbst unterstützt. Übrigens: Kinder stören allerhöchstens punktuell, also wenn ich gerade arbeiten will und sie mich daran hindern, weil sie spielen wollen. Aber generell können Kinder überhaupt nicht stören.
ein konkurrieren mit geld, macht und wissen, das ist alles!
Wer-weiss-was ist doch das beste Beispiel dafür, dass es Menschen gibt, die Unabhängig von Geld und Macht ihr Wissen verteilen.
viele deutsche kaufen sich lieber die pizza im
supermarkt anstatt sie zu bestellen!
Auch von der Wirtschaft hast du merkwürdige Vorstellungen, finde ich. Eine im Supermarkt gekaufte Pizza muss auch vorbereitet werden. Und im Zweifel stammt die bestellte Pizza womöglich auch aus dem Supermarkt.
rüstungsindustriemächte schlafen und warten auf ‚den
großen knall‘… irgendwie wartet jeder drauf, oder täusch ich mich da?
Ja, ich denke du täuscht dich. Denn die Rüstungskonzerne sind viel zu sehr an ihrem Profit interessiert, als dass sie einen Global Crash zulassen würden. Irgendwo muss schließlich noch Geld zu verdienen sein. Du vermischst hier (wie auch anderswo) diffuse Ahnung (nicht Wissen!) mit diffusen Ängsten.
mitleid bitte!
Bitte sehr, das kannst du haben, aber nicht etwa wegen der Ängste oder der Aussichten, sondern wegen deiner Verweigerung (Unfähigkeit ist es sicher nicht), in kleineren Rahmen zu denken. Es ist zwar - wie du ganz richtig sagst - schon so, dass der große Rahmen die kleinen Verhältnisse bestimmt. Aber es ist ganz gewiss auch umgekehrt, dass nämlich die Form der großen Rahmen aus den kleineren Einheiten erst gebildet werden.
Du bist von deinem Umfeld geprägt, dich auf einer Wolke gebettet durch das Leben tragen zu lassen. Ich denke, es ist wichtig, dass du erkennst, dass das nur ein Trugbild ist, dass es nicht gibt (und das es auch in der DDR nicht wirklich gegeben hat, jedenfalls nicht ohne möglicherweise sogar einen extrem hohen Preis dafür zu zahlen).
Einerseits möchtest du deinen Nachkommen ein lebenswertes Leben ermöglichen, andererseits möchtest du sie von jeder für ein lebenswertes Leben notwendigen Auseinandersetzung und Gestaltung von Leben notwendigen Konfrontation fernhalten. Das ist ein Widerspruch (nämlich der zwischen Aktivität und Passivität oder gar Agonie), über den du meiner Meinung nach noch einmal nachdenken solltest.
Herzliche Grüße
Thomas Miller