Panik vorm Zahnarzt (lang!)

Hallo zusammen,

zum Zahnarzt bin ich noch nie besonders gerne gegangen. Das war früher eher, weil so ein Arztbesuch natürlich generell nicht gerade das angenehmste ist, aber zunehmend entwickelte sich ein seichtes Unbehagen, bis hin zur leichten Angst vor diesen Terminen. Im Prinzip gab es für diese sich steigernde Abneigung keinen kongreten Anlass (allerdings habe ich ähnliches mit zunehmendem Alter auch in anderen Bereichen meines Lebens festgestellt…vom Fallschirmspringen zur seichten Höhenangst zum Beispiel…auch ohne Grund).
Im September 2007 mussten mir dann alle 4 Weißheitszähne entfernt werden. Das hatte ich bereits soweit es ging aufgeschoben, mir erst noch von 3 verschiedenen Zahnärzten bestätigen lassen, dass es tatsächlich notwendig wäre. Für die OP suchte ich mir eine kieferchirugische Einrichtung, bei der ich mich gut aufgehoben fühlte. Vor diesem Termin baute sich das erste mal echte Panik (mit Bauchkrämpfen und unkontrollierten Weinattacken) in mir auf. Ich hatte wirklich eine Heidenangst. Die OP fand nicht unter reiner Lokalanästhesie statt, sondern mit so einer „Rosawolken-miristallesegal-Betäubung“, wo man alles um sich herum wahrnehmen sollte, es einem aber eben egal sei. Das erfuhr ich quasi erst auf dem OP-Tisch, und wäre am liebsten direkt wieder gegangen. Bis dahin war ich von eine kompletten Vollnarkose ausgegangen… unter Paniktränen trat ich mit der Wirkung des Mittels dann weg. Ich war fast die gesamte OP völlig in eine Traumwelt und habe null mitbekommen… ich erinnere mich, dass ich träumte, ich müsse mich durch einen roten, engen Tunnel hindurchkämpfen. Einmal trat mein Bewustsein kurz an die Oberfläche, wo ich zwei Hände an meinen Wangen spürte und wo mir jemand sagte, ich solle atmen und mich anschließend dafür lobte, ich merkte noch kurz ein Knirschen, als jemand links unten gerade ein Stück Zahn aus dem Kiefer stemmte, dann war ich wieder weg und wachte erst im Aufwachraum wieder auf. Nachher erzählte mir die Krankenschwester, sie hätten wohl noch niemanden gehabt, der sich trotz Narkose so gewehrt hätte. Die ganze Zeit musste mein Kopf und Körper festgehalten werden (das war wohl der Tunnel, durch den ich mich kämpfte).
Leider ist dann im nachhinein einiges schief gelaufen, was meine Panik nicht gerade relativierte. Mein halbes Kinn und Unterlippe war ein halbes Jahr lang taub, bzw kribbelte, weil ein Nerv verletz worden war…na gut, halb so dramatisch, kann passieren und ging ja irgendwann wieder weg.
Leider hat man versäumt mir zu berichten, dass ein Kieferhöhlendurchbruch stattgefunden hatte, so habe ich mich auch nicht dementsprechend verhalten (ich wurde im Vorfeld aufgeklärt, dass man in dem Fall nicht schneuzen dürfe zB… da ich aber nicht wusste, dass das bei mir tatsächlich passiert war…naja). Folge war eine hübsche Kieferhöhlenentzündung, mit der ich dann zum HNO ging. Ich habe in der Zeit dann neugierig mal den Brief von der Klinik an meinen Hauszahnarzt geöffnet, der mir mitgegeben worden war…erst dabei erfuhr ich von dem Kieferhöhlendurchbruch!! Der HNO verschrieb mir dann Antibiotika. Mein Zahnarzt konnte nicht nachvollziehen, wieso ich nicht vorbeugend Antibiotika verschrieben bekommen hatte… das wäre bei einem Durchbruch wohl eigentlich üblich.
Aber gut, auch das ist dumm gelaufen und echt ärgerlich und zog sich mehrere Wochen, bis das wider völlig abgeheilt war, aber im Prinzip noch nicht das schlimmste gewesen.

Am Tag nach der OP musste ich zur ersten Nachuntersuchung zur Klinik. An den unteren Wunden wurden Eiterablaufblättchen angenäht, den die Ärztin rechts nicht fand und daher anfing die Wunde wieder aufzureißen und darin (letztenendes erfolglos, sie meinte es müsse wohl abgerissen sein und ich hätte es verschluckt) drin herumzuwühlen… ohne Betäubung, so schnell konnte ich nicht mal Einspruch erheben. Mit irgendwelchen Fingern und Geräten im Mund fühlt man sich dann ziemlich ausgeliefert ich hätte schreien können vor Schmerz… Das ganze hat sich dann auch besonders fein entzündet. Zusammen mit der zunächst unerkannten Kieferhöhlenentzündung war der Druck an den Wunden teils unerträglich die ersten Tage.
Naja, irgendwann war das Gröbste vorbei… nur die Wunde, die wieder aufgerissen worden war, wollte nicht so recht heilen, blieb recht offen. Zwar war sie zwischendrin unauffällig, aber alle paar Wochen/Monate entzündete sich die Seite, strahlte zum Teil in den ganzen Kiefer aus. Ich bin damit dann immer zu meinem Zahnarzt, der meinte, dadurch das die Wunde recht offen sei, würden sich dort Essenreste ansammeln. Er spülte dann und meinte, man könne nur warten, bis das zuheilt.
Ich lebte dann halt damit.
Etwa ein Jahr nach dem ganzen Eingriff begann sich ein kleiner weißliche Fussel dort zu bilden… wildes Fleisch wie ich meinte. Der Beginn war auch schon zu sehen, als ich noch zum Spülen ging beim Zahnarzt. Irgendwann wurde das größer… dadurch, dass es mir dann zum Teil zwischen die Zähne geriet, behinderte mich dieses Anhängsel auch. Zwar war es selbst gefühllos, aber es riss dabei an der Wunde. Irgendwann, ziemlich genau ein Jahr später im September (ich war zwischenzeitlich umgezogen und hatte mich noch nicht aufgerafft mir einen neuen Zahnarzt zu suchen) hatte ich es satt und wollte eine gewagte Operation mit Pinzette und Nagelschere durchführen (ja, ich weiß… bescheuert… aber mir half ja sonst keiner). Ende vom Lied… am Ende hatte ich ein 3cmx1cm langes (lange vermisstes) Eiterablaufblättchen im Waschbecken liegen. Ich war fassungslos. Ich glaube das war das beste Gefühl, dass ich jemals hatte, diesen ewigen Druck im Kiefer loszuwerden, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht mal wirklich merkte, das er da war, weil er schon so normal geworden war.
Es ist ziemlich viel, ziemlich dumm gelaufen, was nicht gerade förderlich war, um mich im nachhinein zu überzeugen, dass meine Panik unbegründet war.
Nach diesen ganzen Vorfällen wollte ich von Zahnärzten erstmal gar nichts mehr wissen. Ich bin seit 2008 bei keinem Zahnarzt gewesen. Seit über einem Jahr versuche ich mich durchzuringen, mir in meiner neuen Stadt einen Zahnarzt zu suchen, aber immer kommt mir rein zufällig kurz bevor es ernst wird wieder was dazwischen.
Ich weiß nicht recht, wie ich einen Zahnarzt finde, der sich auf Angstpatienten versteht. An der Rezeption können die einem ja alles erzählen im Vorfeld (zumal mir schon allein bei der Vorstellung, in eine Praxis zu gehen die Tränen einschießen). Und im Internet ist die Region in der ich derzeit lebe immer nur in großes schwarzes Loch (Mecklenburg, hier gibts keine Erfahrungsbreicht zu rein gar nichts…).

Ich hasse das, mich wohl entgültig als Panikpatient verstehen zu müssen. Aber so sehr ich versuche mich selbst zu beruhigen, mir klar mache, dass ich einfach unglaubliches Pech hatte dabei, und es sicherlich auch Ärzte auf der Welt gibt, denen ich guten Gewissens mein Vertrauen schenken kann usw… Panik ist einfach nichts rationales. Ich weiß , das ich übersteigert reagiere, aber ich kann es nicht abstellen…

Wie finde ich einen Zahnarzt, zu dem ich mich auch trauen würde?

liebe Grüße
Aj

Es gibt Zahnärzte die auf Angstpatienten spezialisiert sind. Evtl. kann Dir deine Krankenkasse einen solchen an Deinem Wohnort oder gut such sonst erreichbar, nennen

Danke, ich werde mal anfragen.

liebe Grüße
Aj