Papa im knast wie sag ichs meiner 11jährigen tocht

in 14 tagen tritt mein mann eine dreimonatige haftstrafe an und ich weiss nicht was ich meiner tochter sagen soll wo ihr papa ist sie besucht die sechste klasse des hvk gymnasium hat jemand einen rat für mich ich verbleibe mit freundlichen grüssen sabine

Hallo Bina,

ich fürchte mit diesem Minimum an Informationen lässt sich Dir nicht wirklich helfen. Lebst Du denn mit dem Papa zusammen? Was hat Deine Tochter im Vorfeld mitgekriegt? Mit 11 Jahren ist man ja nun nimmer ganz blöd und kriegt sowas eigentlich schon mit.

Wie auch immer: sollte das Mädel bisher nix ahnen: bitte, sagt Ihr das offen und ehrlich. Weiss ja nun nicht, was der Papa angestellt hat, aber vielleicht ist ein guter Einstieg, dass Menschen Fehler machen und der Papa eben dieses-oder-jenes und deshalb nun eben ins Gefängnis geht. Finde ich aber wichtig, dass Ihr das so bald wie möglich macht, dass sie das „verdauen“ und allfällige Fragen stellen kann, bevor der Papa erstmal von der Bildfläche verschwindet.

Und dann fände ich’s noch wichtig, dass Ihr ihr Argumente an die Hand gebt, mit denen sie sich - sollte die Sache in der Schule / Freundeskreis die Runde machen - wehren kann.

*wink*

Petzi

Hallo Sabine,

ich würde es für eine gute Idee halten, wenn ihr beide - als Mutter und Vater - eurer Tochter die Situation erklären würdet.

Gerade dein Mann sollte sich der Verantwortung stellen, dazu zu stehen, dass er einen Fehler begangen hat. Vermutlich wird er sich dafür schämen - und genau das ist etwas, was eurer Tochter helfen wird, Verständnis zu entwickeln. Ich persönlich würde den Vater aus dieser Verantwortung auch nicht entlassen wollen.

Ihr müsst ihr die Tat dabei nicht im Detail erklären. Sie wird sicher wissen wollen, was der Papa denn angestellt hat. Es genügt aber bei einem Kind in diesem Alter, bei allgemeineren Aussagen zu bleiben, z.B. „Der Papa hat jemandem weh getan“, „Der Papa hat etwas genommen, was ihm nicht gehört“… oder so in der Art.

Sollte das Kind weiter nachfragen, ist es meist hilfreich, wenn der Vater sagt, dass er sich sich so sehr dafür schämt, dass er das gar nicht erzählen kann und dass er es in Ordnung findet, dass er dafür bestraft wird.

Vielleicht könnt ihr auch gemeinsam überlegen, wie ihr die Zeit am besten überstehen könnt: Bilder malen, Briefe und Päckchen schicken… es ist für Kinder sehr wichtig, auch aktiv an der Bewältigung dieser Situation mitzuarbeiten.

Was ihr nicht tun solltet - auch wenn das Mädchen das möchte - ist, den Vater im Gefängnis zu besuchen. Die Eindrücke sind für ein Kind in diesem Alter zu heftig. Hier würde ich eine gute Ausrede überlegen - z.B., dass Kinder nicht ins Gefängnis dürfen oder sowas in der Art.

Zudem würde ich mit dem Schulleiter und dem Klassenlehrer sprechen. Je weniger ein Geheimnis aus der Sache wird, desto einfacher ist es letzten Endes zu bewältigen. Verschweigen lässt es sich mit Sicherheit ohnehin nicht, und das Kind wird leichter damit zurecht kommen, wenn es keine bösen Familiengeheimnisse hüten muss.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo erstmal,

Haftstrafen fallen ja nicht vom Himmel, und insoweit frage ich mich natürlich, wie ihr bislang mit dem Thema in der Familie umgegangen seid? Schließlich wird es Ermittlungen, eine Anklage, Ladung zum Termin, … gegeben haben (ganz abgesehen davon, das zeitige Haftstrafen bei Ersttätern eine absolute Ausnahme sind, und es da ja normalerweise bereits Erfahrungen mit ähnlichen Situationen geben dürfte). Alles Dinge, über die man normalerweise in einer Familie sprechen würde. Und wenn dem so wäre, dann würde die Tochter jetzt auch nicht aus allen Wolken fallen, wenn zum Haftantritt geladen wird. Wobei: Drei Monate sind eine kuriose Zeit, unter sechs Monaten wird kaum ausgeurteilt???

Ich denke, da kann jetzt nur ein ganz ernstes Vater/Tochter-Gespräch helfen, in dem Papa seiner Tochter reinen Wein eingießt, nichts beschönigt, keine „Geschichten vom Storch“ erzählt, sich zu seiner persönlichen Verantwortung für eigenes Handeln bekennt, und deutlich macht, dass er bereit ist, jetzt die Konsequenzen zu tragen, und in Zukunft vorhat straffrei zu leben. Und dazu gehört auch, dass Papa deutlich macht, dass ihm sehr bewusst ist, wie sehr er durch den von ihm begangenen Fehler auch Frau und Tochter verletzt hat, und wie sehr im dies Leid tut, und dass er hierfür um Verzeihung bittet (was auch nur in Verbindung mit dem Versprechen zukünftigter Straffreiheit Sinn macht).

Ansonsten würde ich Dritte aus dem Spiel lassen, die nicht unbedingt von der Geschichte wissen müssen, und nicht ohnehin mit Sicherheit selbst herausfinden werden, was da los ist. Drei Monate sind schnell rum. Bei drei Jahren wäre das etwas anderes.

Gruß vom Wiz

Hallo,
im Gegensatz zu meinen Vorrednern würde ich ein 11 jähriges Kind nicht damit belasten. Ich würde lügen. Es geht m.E. nicht darum, dass der Vater sich schämt und bei der Familie entschuldigt, sondern nach der Fragestellung: was belastet mein Kind am wenigsten.

3 Monate sind ja nicht die Welt, ist der Vater berufstätig würde ich z.B. sagen er müsse einen kranken Arbeitskollegen vertreten und sei nicht telefonisch ereichbar weil … der Arbeitsplatz lustigerweise auf einem Schiff sei, in den Bergen, in Amerika (Zeitverschiebung) oder oder oder.
Ist er arbeitslos würde ich es ähnlich darstellen, allerdings statt Vertretung eine Fortbildung o.ä. vorschieben.
Kränkelt Papa öfters ist es eine Kur zu der er muß.

Ich versuche mal mich in die Situation für eine 11jährige zu denken. Was soll sie denn sagen wenn die Freundin oder der Lehrer fragt: wo ist denn dein Papa? Im Knast? Ich denke sie würde sich möglicherweise schämen und lügen. Dann sind wir aber an dem Punkt: kann man es vertreten das das Kind für/wegen Papa lügt? Das wäre m.E. eine Last, die ich einem Kind in dem Alter nicht schultern würde.

Dazu der womögliche Wegfall von Vertrauen, eine beginnende Angst in der Art: wenn Papa dies oder jenes schlimmes gemacht hat, hat er denn mir gegenüber immer die Wahrheit gesagt, kann ich mich noch auf ihn verlassen usw.

Vor allem befürchte ich: wenn die Wahrheit in der Schule umgeht, kriegt sie keinen Fuss mehr auf den Boden. Vorurteile, Späße, Gehässigkeiten und viele unangenehme Dinge kämen auf sie zu. Einmal beim fudeln erwischt: ist ja kein Wunder, der Vater war ja auch schon im Knast. Fehlen 10 Euro in der Klasenkasse na wer wars wohl? Diese Stigmatisierung würde ich auf jeden Fall vermeiden wollen.

Und da es hier ums Kind und nicht um den Vater geht wäre für mich eine Lüge tatsächlich die beste Lösung (mal abgesehen davon das die beste Lösung kein Knast für Papa wäre *g*)

Es grüßt
Sabine

Hallo Wiz

Und dazu gehört auch, dass Papa deutlich macht, dass ihm sehr bewusst ist, wie sehr er durch den von ihm begangenen Fehler auch Frau und Tochter verletzt hat, und wie sehr im dies Leid tut, und dass er hierfür um Verzeihung bittet …

Nach allem, wie ich Kinder kenne, ist das etwas, was ein 11-jähriges Kind von seinen Eltern gar nicht hören will. Sie wollen nicht ihre Eltern in ihren Schuldgefühlen trösten müssen.

Ich bin auch eher für lügen, wie Sabiine es vorschlägt. Die Erwachsenen sollten das Päckchen alleine tragen.

Viele Grüße

Hallo Sabine,

im Gegensatz zu meinen Vorrednern würde ich ein 11 jähriges
Kind nicht damit belasten. Ich würde lügen. Es geht m.E. nicht
darum, dass der Vater sich schämt und bei der Familie
entschuldigt, sondern nach der Fragestellung: was belastet
mein Kind am wenigsten.

Kinder merken solche Lügen aber. Sie merken, das irgendwas nicht stimmt, irgendwas verborgen werden soll - und _das_ ist belastend.
Zu wissen, dass der Vater drei Monate weg ist, weil er etwas angestellt hat, und dass er sicher zurück kommt, ist eine Sache.
Zu wissen, dass der Vater weg ist, aber das was erzählt wird irgendwie nicht passen kann (absolut nicht erreichbar, weder per Telefon noch E-Mail oder Brief; auch passt das ganze Verhalten nicht zur erzählten Situation), ist eine ganz andere Sache… da macht sich ein Kind irre Sorgen:

  • Mag Papa mich noch? Hat er uns verlassen, etwa wegen mir?
  • Ist Papa schwer krank?
  • etc.
    Eventuell macht doch noch ein Gerücht die Runde, und schon wieder macht sich Verzweiflung breit.
    Wenn der Vater wieder da ist… Auch die Rückkehr wird nach einem Gefängnisaufenthalt anders sein als nach einem freiwilligen oder geschäftlichen Auslandsaufenthalt.
    Ein mitgehörtes Gespräch später zwischen den Eltern, das nicht zu „Papa war im Ausland“ passt.
    _Das_ würde ich einem Kind nicht antun, sondern ihm die Wahrheit sagen: Papa hat etwas angestellt, muss drei Monate ins Gefängnis, danach kommt er ganz sicher (!) wieder.

3 Monate sind ja nicht die Welt, ist der Vater berufstätig
würde ich z.B. sagen er müsse einen kranken Arbeitskollegen
vertreten und sei nicht telefonisch ereichbar weil … der
Arbeitsplatz lustigerweise auf einem Schiff sei, in den
Bergen, in Amerika (Zeitverschiebung) oder oder oder.

Das fällt doch auf. Nicht telefonisch erreichbar… wie viele Kinder glauben das noch (Handy…), gerade wenn dort der _Arbeitsplatz_ sein soll?
Zeitverschiebung… dann könnte man doch Mails schreiben, mal einen Brief. Warum geht das nicht - wieder eine neue Ausrede.

Ist er arbeitslos würde ich es ähnlich darstellen, allerdings
statt Vertretung eine Fortbildung o.ä. vorschieben.

Ohne Erreichbarkeit? Auch wieder seltsam.

Kränkelt Papa öfters ist es eine Kur zu der er muß.

… Ohne Erreichbarkeit denkt das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit, er sei sehr schwer krank.

Ich versuche mal mich in die Situation für eine 11jährige zu
denken. Was soll sie denn sagen wenn die Freundin oder der
Lehrer fragt: wo ist denn dein Papa? Im Knast?

Anders: Wie soll das Kind reagieren, wenn es unvermittelt und durch Fremde mit der Wahrheit konfrontiert wird? Je nach Umfeld (wie bekannt ist man im Dorf oder in der Stadt) werden auch andere schon Wind von der Sache bekommen haben. Was, wenn das Kind sagt: „Papa ist weg auf Kur wegen seinem Asthma“, und ein anderes Kind merkt, dass das nicht stimmt, oder kennt/ahnt die Wahrheit?
In der Haut eines Kindes, das dann auf einmal nicht mehr weiter weiß, möchte ich deutlich weniger stecken als in der Haut eines Kindes, das weiß wo ihr Papa ist, das sich nicht aus Aussagen etwas zusammenreimen muss.

Ich denke sie
würde sich möglicherweise schämen und lügen. Dann sind wir
aber an dem Punkt: kann man es vertreten das das Kind
für/wegen Papa lügt? Das wäre m.E. eine Last, die ich einem
Kind in dem Alter nicht schultern würde.

Ich persönlich finde die andere Last schlimmer: Merken, dass irgendwas nicht stimmt, aber nicht wissen, was.

Dazu der womögliche Wegfall von Vertrauen, eine beginnende
Angst in der Art: wenn Papa dies oder jenes schlimmes gemacht
hat, hat er denn mir gegenüber immer die Wahrheit gesagt, kann
ich mich noch auf ihn verlassen usw.

Oder anders:
„Wenn Papa mir gegenüber sogar so etwas Schlimmes zugibt, dann kann ich ihm vertrauen.“ im Gegensatz zu „Papa ist weg auf Arbeit, hat Mama gesagt. Aber das kommt mir komisch vor. Er hat seine Hemden und Krawatten nicht mitgenommen. Und ich kann ihn nicht anrufen, keine Mail schreiben… Was ist los? Ist er sehr krank? Ist er weg, liebt er mich nicht mehr? Trennen sich meine Eltern *heul* *wein*“

Einmal sich von den Eltern hinsichtlich einer wichtigen Sache angelogen worden zu sein und dies herauszubekommen, und schon ist ein Stück Vertrauen weg.
Meiner besten Freundin wurde, als sie klein war, oft erzählt, andere Kinder wären einfach lang in Urlaub, wenn sie in Wirklichkeit weggezogen sind. Die Eltern meiner besten Freundin wollten ihr damit Kummer ersparen und haben gehofft, sie vergisst ihre Spielkameraden schnell. Dann war ich einmal für einen Monat weg, in Urlaub bei meiner Oma - meine beste Freundin war untröstlich traurig, weil sie nicht mehr glaubte, dass ich _wirklich_ nur im Urlaub bin und sicher zurück komme. Sie dachte, ich wäre weggezogen wie all die anderen „nur in Urlaub“-Kinder…

Was ist, wenn das Kind, um das es hier geht, merkt, dass Papa kaum dort sein kann, wo er angeblich ist, weil es Ungereimtheiten gibt?
Was denkt sie dann über andere Menschen, die auch nur „zur Kur“, „ein paar Wochen im Ausland“ etc. sind? Welche Gerüchte wird sie unabsichtlich bzgl. anderer Menschen streuen?

Vor allem befürchte ich: wenn die Wahrheit in der
Schule umgeht, kriegt sie keinen Fuss mehr auf den Boden.

Geht die Wahrheit mehr in der Schule um, wenn sie es weiß?
(Auch ein Kind muss keine „Plaudertasche“ sein, wenn es weiß, dass es ernst ist.)

(mal abgesehen
davon das die beste Lösung kein Knast für Papa wäre *g*)

Wieso?
(Besser wäre es wohl, er hätte die Straftat nicht begangen.)

Viele Grüße,
Nina

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Hallo Nina

Früher wurden Kinder regelmäßig von allen möglichen Dingen ferngehalten, und sie wurden da auch belogen.

Ich will nicht behaupten, dass das besonders gut war, aber Kinder haben da nicht verzweifelt drauf reagiert. Es kann auch sein, dass sie merken, dass da was nicht stimmt, aber normalerweise fragen sie dann gar nicht nach, weil sie viele Dinge von den Erwachsenen gar nicht so genau wissen wollen.

Wenn das Kind tatsächlich nachfragt, kann man ja immer noch mit der Wahrheit rausrücken. Dann würde ich dem Kind aber auch sagen, dass es das besser für sich behalten und in der Schule und bei ihren FreundInnen nicht weitersagen sollte (mit Begründung).

Aber meistens sind Kinder bei solchen Angelegenheiten mit irgendeiner Erklärung, mit der sie umgehen können, ganz zufrieden, auch wenn sie sie nicht richtig glauben können. - Jedenfalls gibt es ziemlich viele Kinder, wo es so ist.

Viele Grüße

Hallo,

ich schliesse mich Sabiiiine und Simsy Mone an.

Ich denke 11 ist kein Alter, um das Kind mit solchen Problemen zu konfrontieren. Noch nicht.

Für mich, eine Überlegung wert wäre NACH der Entlassung die ganze Familie, an einem Tisch versammelt, das dem Kind kindgerecht zu erzählen. Aber nicht während des Absitzens und schon gar nicht davor.

Und bzgl. Erreichbarkeit (das sagte jemand anders aber ich erwähne es hier)die gibt es beileibe nicht überall. Dabei denke ich an manche Auslandseinsätze von Großkonzernen, wo nicht nur ein Funkloch gibt, sondern es gibt ausschließlich nur die Baustelle wo man arbeitet, das Bett in dem man fällt zu schlafen und ein Ort wo man isst, das sich keineswegs die Bezeichnung „Kneipe“ oder gar „Restaurant“ verdient hat. Bei weitem nicht.

Ausserdem (ich kenne mich nicht damit aus) ich glaube vom Knast aus, darf man nicht nur telefonieren, sondern auch e-mails und Briefe schreiben.

Sorry, dass ich hier nicht nur auf Dein Schreiben geantwortet habe.

Schöne Grüße,
Helena

Hallo,

na prima, das Kind anlügen.

Wie kann aus einem Kind, ein verantwortungsvoller und zu seinen Taten stehender Mensch werden, wenn es in schwierigen Situationen angelogen wird?

Die Wahrheit sagen ist immer noch das Beste.

mfg
M

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Hi

im Gegensatz zu meinen Vorrednern würde ich ein 11 jähriges
Kind nicht damit belasten. Ich würde lügen. Es geht m.E. nicht
darum, dass der Vater sich schämt und bei der Familie
entschuldigt, sondern nach der Fragestellung: was belastet
mein Kind am wenigsten.

Du meinst es belastet ein Kind weniger, wenn es von anderen hört, daß der Vater im Gefängnis ist, als von den eigenen Eltern?

„Wohlmeinende Nachbarn“ und „nette Kinder“, die sowas gerne anderen unter die Nase reiben, gibt es überall und vor all diesen „guten Menschen“ wird man die Gefängnisstrafe nicht geheimhalten können.

Ich versuche mal mich in die Situation für eine 11jährige zu
denken. Was soll sie denn sagen wenn die Freundin oder der
Lehrer fragt: wo ist denn dein Papa? Im Knast?

Was denkst Du wie die 11jährige reagiert, wenn sie gefragt wird, was denn der Papa angestellt hat, weil er im Knast sitzt und sie hat keine Ahnung davon, weil ihr erzählt wurde, daß er im Ausland ist.

Dazu der womögliche Wegfall von Vertrauen, eine beginnende
Angst in der Art: wenn Papa dies oder jenes schlimmes gemacht
hat, hat er denn mir gegenüber immer die Wahrheit gesagt, kann
ich mich noch auf ihn verlassen usw.

Wenn sie vorher belogen wurde, ist dieser Wegfall vermutlich noch sehr viel schlimmer.

in der Klasenkasse na wer wars wohl? Diese Stigmatisierung
würde ich auf jeden Fall vermeiden wollen.

Und Du meinst tatsächlich, daß man die Haftstrafe vor der Schule/der Umgebung verheimlichen kann, nur weil man dem eigenen Kind nichts davon erzählt?

Bei 3 Monaten Haft kann der Grund eigentlich nichts katastrophal schlimmes sein. Also vermutlich nichts was bei einem Kind bleibende Schäden verursacht, wenn es davon erfährt.
Daher denke ich, daß Ehrlichkeit in dem Fall das beste ist. Schon alleine als Schutzschild gegen etwaige Hänseleien in der Schule

Gruß
Edith

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Hi

Ich bin auch eher für lügen, wie Sabiine es vorschlägt. Die
Erwachsenen sollten das Päckchen alleine tragen.

Und wenn die „netten Nachbarskinder“ der 11jährigen „Knasti-Kind“ nachrufen, was dann?
Wie kommt man aus Mutter da dann wieder raus, wenn er vorher gelogen hat?

Gruß
Edith

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Hallo Nina,

Es kann auch
sein, dass sie merken, dass da was nicht stimmt, aber
normalerweise fragen sie dann gar nicht nach, weil sie viele
Dinge von den Erwachsenen gar nicht so genau wissen wollen.

hier geht es aber nicht um eine „ferne“ Sache aus der Erwachsenenwelt, die ein Kind evl. gar nicht richtig wissen will (worüber mit Tante Lisa gestritten wurde, wozu man eine Steuererklärung macht, worüber man sich mit dem Versicherungsvertreter unterhält…), sondern um etwas, das seine „eigene kleine Welt“ betrifft: Papa ist weg. Papa ist weg aus einem Grund, der dem Kind komisch vorkommt - da wäre es seltsam, würde sich das Kind (ein einigermaßen gutes Verhältnis zum Vater vorausgesetzt) nicht Sorgen machen und ins Grübeln kommen, ob da nicht eine Trennung/Scheidung oder schwere Krankheit dahinter steckt.

Solche Dinge meinetwegen, worüber mit Tante Lisa gestritten wurde, wozu man eine Steuererklärung macht, worüber man sich mit dem Versicherungsvertreter unterhält… das war mir auch egal, das waren „Erwachsenendinge, die ich gar nicht so genau wissen wollte“.
Was mit Mama oder Papa ist, hingegen - da sah die Sache ganz anders aus: Meinetwegen, warum Mama im Krankenhaus ist und ob sie ganz sicher wieder gesund zurück kommt.

Dann würde ich dem Kind aber auch
sagen, dass es das besser für sich behalten und in der Schule
und bei ihren FreundInnen nicht weitersagen sollte (mit
Begründung).

Das würde ich dem Kind auf jeden Fall auch sagen (aber eben ohne die vorherige Lüge).

Aber meistens sind Kinder bei solchen Angelegenheiten mit
irgendeiner Erklärung, mit der sie umgehen können, ganz
zufrieden, auch wenn sie sie nicht richtig glauben können. -
Jedenfalls gibt es ziemlich viele Kinder, wo es so ist.

Betrifft das nicht eher „ferne Kleinigkeiten“? Betrifft das wirklich auch Dinge aus dem ganz, ganz nahen Umfeld (warum ein Elternteil oder eine andere nahe Bezugsperson lange weg ist, beispielsweise) und schon etwas ältere Kinder (die Tochter, um die es hier geht, ist 11 Jahre alt!)?

Viele Grüße
Nina

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Hallo helena,

Ausserdem (ich kenne mich nicht damit aus) ich glaube vom
Knast aus, darf man nicht nur telefonieren, sondern auch
e-mails und Briefe schreiben.

Sorry, dass ich hier nicht nur auf Dein Schreiben geantwortet
habe.

das hängt von der jeweiligen JVA (Justizvollzugsanstalt) und den konkreten Haftbedingungen ab.
Anrufe können normalerweise nicht empfangen, sondern nur (unter Aufsicht) getätigt werden.
Internetzugang existiert normalerweise nicht.
Briefe können geschrieben und auch empfangen werden.

Viele Grüße,
Nina

Hallo

Und wenn die „netten Nachbarskinder“ der 11jährigen „Knasti-Kind“ nachrufen, was dann? Wie kommt man aus Mutter da dann wieder raus, wenn er vorher gelogen hat?

Das geht natürlich nur, wenn die Nachbarn und auch sonst niemand was weiß.

Viele Grüße

Hallo,

Das geht natürlich nur, wenn die Nachbarn und auch sonst
niemand was weiß.

Elfjährige kriegen mehr mit, als man denkt.
Und wenn sie vermuten, dass ihnen etwas vorgelogen wird, kann das fatale Konsequenzen haben.
Zumal sie sich wahrscheinlich viel Schlimmeres ausmalen, als es tatsächlich ist.
Schlimmer ist allerdings das Gefühl, von den Eltern belogen zu werden, was einen eklatanten Vertrauensverlust mit sich bringen kann.
Mir wäre das Risiko zu groß.
Es lebt sich nicht gut mit Lügen innerhalb der Familie.

Gruß
Elke

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Hi

Und wenn die „netten Nachbarskinder“ der 11jährigen „Knasti-Kind“ nachrufen, was dann? Wie kommt man aus Mutter da dann wieder raus, wenn er vorher gelogen hat?

Das geht natürlich nur, wenn die Nachbarn und auch sonst
niemand was weiß.

Also ich würde das Risiko ja nicht eingehen ein Kind in so einer Sache zu belügen. Irgendjemand bekommt sowas immer raus und dann kann die Sache eigentlich nur schlimmer werden, als wenn man von Anfang an ehrlich ist - auch wenn es nicht leicht fällt.

Gruß
Edith

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hier geht es aber nicht um eine „ferne“ Sache aus der
Erwachsenenwelt, die ein Kind evl. gar nicht richtig wissen
will

Hallo,
hier prallen Welten aufeinander.
Du wirst Kinder wahrscheinlich so erziehen, dass sie ermutigt werden, alles zu hinterfragen. Dann würdest du überhaupt nicht auf die Idee kommen, so etwas Einschneidendes wie eine Haftstrafe vor einem 11-jährigen Kind verstecken zu können. Du hast an einer Persönlichkeit „gearbeitet“, die auch unangenehme Dinge entdeckt.
Es gibt aber auch andere Erziehungsmuster. Die reichen von einem Glauben zu indoktrinieren bis dem Kind ausweichende Antworten geben, da man selbst keine Ahnung hat. Wenn das Kind letzteres gewohnt ist, kann es tatsächlich schaden, plötzlich ehrlich zu sein.
Grüße
Ulf

Hallo,

schau Die unser „Poppen ohne Verstand-Brett“ an. Da tauchen „Kinder“ ab dieser Preisklasse nicht zu selten auf. Seien wir also bitte nicht zu naiv über ein Alter, in dem wir als Eltern sicherlich gerne hätten, dass die „lieben Kleinen“ noch mit Puppen und Lego spielen, und ansonsten von der „bösen Welt da draußen“ nichts mitbekommen.

Natürlich muss man Kinder sehr abgestuft nach persönlicher Entwicklung mit den Dingen konfrontieren, und diese dann auch mehr oder weniger detailliert erklären, die da draußen passieren. Aber hier geht es nicht um die böse Welt da draußen, sondern um ein sie ganz konkret betreffendes Thema. Und es geht insbesondere auch darum, dass dieses Thema direkte und ganz persönliche Auswirkungen auf sie haben kann und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch haben wird.

Und so schlimm es ist, einem Kind erklären zu müssen, dass der „liebe und gute Papa“ eben nicht der einen halben Meter über dem Boden schwebende Halbgott ist, sondern mal so einen richtigen Bockmist gebaut hat, der bedeuten kann, dass andere jetzt mit Fingern auf Töchterchen zeigen werden, sie meiden, ihr böse Dinge an de Kopf werfen, … um so schlimmer ist es, wenn sie diese Dinge dann nicht in der Geborgenheit der Familie aufarbeiten kann, weil hier das Vertrauen durch eine große Lüge verloren gegangen ist. Und da es so ziemlich sicher wie das Amen in der Kirche ist, dass die Geschichte raus kommen wird, gibt es hier nur die Chance „Flut nach vorne“ und selbst dafür sorgen, dass Töchterchen vorab von Paper erklärt bekommt, was abgeht, und was auf sie zukommen kann.

Gruß vom Wiz

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Hallo Elke,

Zumal sie sich wahrscheinlich viel Schlimmeres ausmalen, als
es tatsächlich ist.

dem kann ich nur zustimmen bzgl. anderer Situationen:

  • Eltern, die eine relativ harmlose Erkrankung bzw. gut behandelbare (Diabetes z.B.) gegenüber ihren Kindern verschwiegen haben, die täglichen Tabletten als „Vitaminpillen“ bezeichneten, den Kindern kam’s komisch vor dass immer Tabletten genommen werden müssen -> Kinder vermuteten eine sehr schlimme Erkrankung und haben sich unnötig Sorgen gemacht

  • etc.

Drei Monate nix vom Papa hören, das kann (währenddessen) wie eine Ewigkeit wirken.
Dass sich Eltern trennen können (und ein Elternteil dabei oft sagt, das andere Elternteil würde „mal Urlaub machen“, „wegen der Arbeit umziehen“ o.ä.), dürfte eine Elfjährige sicher mitbekommen haben. Eine solche Vermutung läge dann nahe.
Und drei Monate Zweifel und Ungewissheit - das möchte ich keiner Elfjährigen (und auch keinem anderen Menschen) zumuten!

Schlimmer ist allerdings das Gefühl, von den Eltern belogen zu
werden, was einen eklatanten Vertrauensverlust mit sich
bringen kann.

Zustimmung.

Es lebt sich nicht gut mit Lügen innerhalb der Familie.

Zustimmung.
Und dass es doch rauskommt, ist sehr wahrscheinlich.
Mal etwas Mitgehörtes bzgl. eines Gesprächs (Mutter telefoniert nebenan mit jemandem, sagt dabei „am x. wird er entlassen“ -> Kind hört das zufällig mit und merkt, dass das nicht zur vorgegebenen Situation „Papa ist im Ausland“ passt und denkt automatisch an Gefängnis oder noch eher Krankenhaus), mal ein ausgerutschtes Wort bei einem Streit, mal ein „seltsamer“ Brief (viele Kinder dürfen die Post aus dem Briefkasten holen - zwar nicht aufmachen, aber holen, und sehen einen nicht zuordenbaren Absender)…

Viele Grüße,
Nina

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