Hallo,
eins noch:
Es ist in den letzen paar Hundert Jahren noch kein Papst
zurück- oder anderweitig zu lebzeiten abgetreten. Offenbar
hängen die ollen Zausel da zu sehr an ihrer Macht.
Und als Johannes Paul II. zunehmend gebrechlicher wurde, ist
deshalb mehrfach über einen möglichen Rücktritt spekuliert
worden. Allerdings hat sich der etwas größenwahnsinnige Herr
mit keinem Geringeren als Jesus selbst verglichen, der ja sein
Kreuz auch bis zum Ende trug und mit diesem Argument jeden
Rücktritt abgelehnt.
man kann der katholischen Kirche im allgemeinen und verschiedenen Päpsten im besonderen durchaus mindestens kritisch gegenüber stehen. Aber m. E. müssen weder die „ollen Zausel“ noch der „größenwahnsinnige Herr“ hier in diesem Zusammenhang sein. Prinzipiell ist das Papstamt darin begründet, daß Jesus Petrus als seinen Nachfolger (bzw. Stellvertreter auf der Erde) benannt hat und die Kirche irgendwann daraus das bekannte Papsttum geschaffen hat. Daher ist per se ein Rücktritt nicht vorgesehen, weil die besondere Auszeichnung eines Menschen mit diesem Titel nicht sinnvollerweise zeitlich befristet wäre.
Daß JP II auf einen Rücktritt verzichtet hat, hat er damit begründet, daß er seine Amtszeit in Gottes Hände lege, ähnlich, wie Jesus das auch am Kreuz getan hat („Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“). Er hat also darauf vertraut, daß Gott ihn sterben läßt, wenn er sein Amt nicht mehr ausüben kann. Abgesehen davon hat er wohl auch für den Fall einer geistigen Umnachtung entsprechend schriftlich vorgesorgt. Das mag uns alles anmaßend erscheinen, ist aber in seiner Position als Stellvertreter Christi nicht nur verständlich, sondern fast zwangsläufig. Genauso logisch ist, daß ein Nicht-Katholik das nicht nachvollziehen kann, aber der dürfte mit anderen Dingen noch größere Probleme haben.
Komisch: Kein Mensch würde sich mit einer solchen Wortwahl über den Dalai Lama äußern, dabei hat der seinen Status ebenfalls bis zum Tod inne.
Eine andere Sache: JP II war zwar körperlich sehr krank, geistig aber bis zuletzt völlig gesund (sofern er in den letzten Monaten bei Bewußtsein war). Warum hatte jedermann ein solches Interesse, ihn zurücktreten zu sehen? Kritik wurde laut, es werde ein kranker Greis so zur Schau gestellt. Ist das jetzt das gängige Gesellschaftsbild, daß Alte und Kranke möglichst nicht in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt werden und am besten unsichtbar zu sein haben?
Es gab bei den Überlegungen 2 Aspekte. Einmal einen uralten
Fall, in dem tatsächlich mal ein Papst abtrat und ins Kloster
ging. …
Coelestin V. führte 73 Jahre lang ein abgeschiedenes Leben als Mönch, Eremit und Abt eines einsiedlerischen Klosters. Dann wurde er nach zweijährigem Palaver gegen seinen Willen mit 85 (und das im Jahr 1294!) zum Papst gewählt. Er bat nach einem halben Jahr um seinen Rücktritt, um wieder Einsiedler zu werden. Hier hatte man also einen Papst, der nie einer werden wollte und damit auch nicht hätte werden sollen, nicht einer, der aus reinen Alters- oder Gesundheitsgründen seine Rente antreten wollte.
Und zum anderen ging es um das Problem, daß es ja nur
immer einen Stellvertreter Gottes auf Erden geben kann und
dessen Entscheidungen bindend sind. Das hat zur Folge, daß
sich logischerweise dann auch ein gewesener Papst darüber nie
kritisch oder auch nur zweideutig äußern dürfte, um das Amt
als Solches nicht zu beschädigen.
Aus diesem grunde käme es wohl nur in Frage, einen eventuell
zurücktretenden Papst (der ja da sicher auch gesundheitliche
Gründe hätte dafür) für die Öffentlichkeit aus der Schußlinie
zu nehmen und ihn in irgendeinem Kloster möglichst
abgeschieden endzulagern.
Es hat besonders im Mittelalter (rauhe Zeiten!) durchaus auch andere Rücktritte gegeben. Benedikt IX. ist ein schönes Beispiel. Der verkaufte sein Amt auch mal an seinen Paten, weil er seine Cousine heiraten wollte. Nachdem diese dann kein Interesse mehr hatte, erklärte er den Rücktritt für ungültig und war wieder am Ruder. Irgendwann wurde er mal abgesetzt, schlußendlich auch exkommuniziert - das ganze Programm bei einem einzigen Papst.
Auch wenn ein Verfahren zur Papstabsetzung nicht vorgesehen ist, gab es doch nicht wenige Absetzungen des Bischofs von Rom (was dann auch der Verlust der Papstwürde bedeutete).
Du siehst, da geht schon was. Ein von sich aus zurücktretender Papst würde wohl nie seinen Vorgänger kommentieren (die Klostervariante wäre schon am wahrscheinlichsten), wenn er sich nicht mit der Kirche verkracht hätte oder abgesetzt worden wäre. In den letzten beiden Fällen könnte die Kirche das durchaus aussitzen.
Weiter unten hast Du Dich noch über die Schweizergarde lustig gemacht, das kommentiere ich mal hier:
snip-------
Im Übrigen sähe das sicher sehr sehr malerisch aus, wenn er an der Spitze seiner mit Hellbarden bewaffneten und schön kostümierten Garde in den Kampf zöge - aber der militärische Wert dieser paar Dutzend Hanseln in einem heutigen Krieg wäre wohl eher gering, es sei denn, der Gegner lacht sich tot, wenn er die Truppe angreifen sieht…
snap-------
Der militärische Wert ist gar nicht vorhanden, weil die Garde gar nicht als Militär betrachtet wird. Schweizer Bürger, und nur die können in die Garde, dürfen nämlich gar keine Militärdienste für fremde Staaten übernehmen. Die Garde gilt als Polizeidienst, und sie wurde bereits als Haus- und Leibwache des Papstes gegründet, nicht als Armee. Sie sind nicht mehr als buntgewandete Bodyguards und Securitys. Dein Witz ist schon ein bißchen nach hinten losgegangen.
Muß das eigentlich immer sein, daß die, die sonst am lautesten für political correctness eintreten, es cool finden, die Katholiken oder deren Amtsträger in die Pfanne zu hauen und das am besten noch mit Halbweisheiten oder Falschinformationen garniert? Kritik, kein Thema, aber bitte sachlich und ohne Beleidigung. Dann kann man sie nämlich auch ernst nehmen.
Gruß
mowei