Papst - Verdienst

HAllo Rolf,

da war nichts hönisch gemeint.
Es ist einfach eine Tatsache, daß man als Vorgänger eines Chefs in irgendeiner Form immer ein Problem hat - das trifft auch auf ehemalige Bundeskanzler u.ä. zu.
Es liegt in der Natur den Dinge, daß man dann immer bei umstrittenen ENtscheidungen des Nachfolgers gefragt wird, wie man selbst an dieser Stelle entschieden hätte. Und es kostet sicher dann die Leute einiges an Diplomatie und Geschick, solche Fragen entsprechend zu beantworten.
Im Fall eines Papstes wäre das noch extremer. Während ja bei Politikern normal ist, daß ein Nachfolger einer anderen Partei auch anders entscheidet, muß in diesem Amt Kontinuität ganz einfach verkörpert und auch gelebt werden - es wäre eine echte Beschädigung des Amtes, wenn sich ein ehemaliger Papst in einem anderen Sinne äußern würde alks der amtierende.
Zudem kommt in diesem Fall hinzu, daß ei eventuell abtretender Papst natürgemäß recht alt und damit auch körperlich und geistig nicht mehr voll auf der Höhe wäre, um bei Interviews schnell die richtige Antwort zu finden - damit muß man ja rechnen.
Von daher wäre es also wirklich angemessen. wenn so einer in einem Kloster verschwindet und ich wette mit Dir, daß das auch geschehen wird, sollte der Fall je eintreten.

Was sie Anmaßung betrifft - natürlich ist es eine. Man mag Jesus nacheifern, so viel man will - Fakt ist, daß wir alle nur sterbliche und fehlbare Menschen sind, auch der Papst. Jesus nahm das Kreuz auf sich für uns, für alle Menschen. Das läßt sich einfach mit nichts vergleichen. Er mußte es tun, weil es kein anderer tun konnte.
Aber Johannes Paul? Der hätte aufhören können, es hätte für die Menschheit nichts geändert. Das war seine eigene ganz persönliche Entscheidung. Und unter diesem Gesichtspunkt ist der Vergleich echt eine Anmaßung, weil die Größe der Tat einfach nicht vergleichbar ist.
Abgesehen dacon: wer nicht (mehr) in der Lage ist, sein Amt voll auszuüben, der schadet dem Amt und ist seiner Aufgabe nicht gewachsen. Und in diesem Zusammenhang kann es mehr von Größe zeugen, sein Unvermögen zu erkennen und einzugestehen, als halsstarrig auf irgend etwas zu beharren. Denn sich selber auch selbstktitisch zu sehen - das ist eins ser schwersten Dinge überhaupt.
Auf große Vorbilder berufen und große vergleiche anstellen, um sein Handeln zu rechtfertigen - das kann jedes Arschloch. Aber sich selber und öffentlich einzugestehen, daß man eventuell nicht ganz so groß ist - das fordert Mut und Standhaftigkeit und Ehrlichkeit vor sich selber.

Gernot Geyer

Sag mal, drei Sterne, wer gibt denn dafür so was?

Gruß Heiner

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Hallo,

eins noch:
Es ist in den letzen paar Hundert Jahren noch kein Papst
zurück- oder anderweitig zu lebzeiten abgetreten. Offenbar
hängen die ollen Zausel da zu sehr an ihrer Macht.
Und als Johannes Paul II. zunehmend gebrechlicher wurde, ist
deshalb mehrfach über einen möglichen Rücktritt spekuliert
worden. Allerdings hat sich der etwas größenwahnsinnige Herr
mit keinem Geringeren als Jesus selbst verglichen, der ja sein
Kreuz auch bis zum Ende trug und mit diesem Argument jeden
Rücktritt abgelehnt.

man kann der katholischen Kirche im allgemeinen und verschiedenen Päpsten im besonderen durchaus mindestens kritisch gegenüber stehen. Aber m. E. müssen weder die „ollen Zausel“ noch der „größenwahnsinnige Herr“ hier in diesem Zusammenhang sein. Prinzipiell ist das Papstamt darin begründet, daß Jesus Petrus als seinen Nachfolger (bzw. Stellvertreter auf der Erde) benannt hat und die Kirche irgendwann daraus das bekannte Papsttum geschaffen hat. Daher ist per se ein Rücktritt nicht vorgesehen, weil die besondere Auszeichnung eines Menschen mit diesem Titel nicht sinnvollerweise zeitlich befristet wäre.

Daß JP II auf einen Rücktritt verzichtet hat, hat er damit begründet, daß er seine Amtszeit in Gottes Hände lege, ähnlich, wie Jesus das auch am Kreuz getan hat („Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“). Er hat also darauf vertraut, daß Gott ihn sterben läßt, wenn er sein Amt nicht mehr ausüben kann. Abgesehen davon hat er wohl auch für den Fall einer geistigen Umnachtung entsprechend schriftlich vorgesorgt. Das mag uns alles anmaßend erscheinen, ist aber in seiner Position als Stellvertreter Christi nicht nur verständlich, sondern fast zwangsläufig. Genauso logisch ist, daß ein Nicht-Katholik das nicht nachvollziehen kann, aber der dürfte mit anderen Dingen noch größere Probleme haben.

Komisch: Kein Mensch würde sich mit einer solchen Wortwahl über den Dalai Lama äußern, dabei hat der seinen Status ebenfalls bis zum Tod inne.

Eine andere Sache: JP II war zwar körperlich sehr krank, geistig aber bis zuletzt völlig gesund (sofern er in den letzten Monaten bei Bewußtsein war). Warum hatte jedermann ein solches Interesse, ihn zurücktreten zu sehen? Kritik wurde laut, es werde ein kranker Greis so zur Schau gestellt. Ist das jetzt das gängige Gesellschaftsbild, daß Alte und Kranke möglichst nicht in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt werden und am besten unsichtbar zu sein haben?

Es gab bei den Überlegungen 2 Aspekte. Einmal einen uralten
Fall, in dem tatsächlich mal ein Papst abtrat und ins Kloster
ging. …

Coelestin V. führte 73 Jahre lang ein abgeschiedenes Leben als Mönch, Eremit und Abt eines einsiedlerischen Klosters. Dann wurde er nach zweijährigem Palaver gegen seinen Willen mit 85 (und das im Jahr 1294!) zum Papst gewählt. Er bat nach einem halben Jahr um seinen Rücktritt, um wieder Einsiedler zu werden. Hier hatte man also einen Papst, der nie einer werden wollte und damit auch nicht hätte werden sollen, nicht einer, der aus reinen Alters- oder Gesundheitsgründen seine Rente antreten wollte.

Und zum anderen ging es um das Problem, daß es ja nur
immer einen Stellvertreter Gottes auf Erden geben kann und
dessen Entscheidungen bindend sind. Das hat zur Folge, daß
sich logischerweise dann auch ein gewesener Papst darüber nie
kritisch oder auch nur zweideutig äußern dürfte, um das Amt
als Solches nicht zu beschädigen.
Aus diesem grunde käme es wohl nur in Frage, einen eventuell
zurücktretenden Papst (der ja da sicher auch gesundheitliche
Gründe hätte dafür) für die Öffentlichkeit aus der Schußlinie
zu nehmen und ihn in irgendeinem Kloster möglichst
abgeschieden endzulagern.

Es hat besonders im Mittelalter (rauhe Zeiten!) durchaus auch andere Rücktritte gegeben. Benedikt IX. ist ein schönes Beispiel. Der verkaufte sein Amt auch mal an seinen Paten, weil er seine Cousine heiraten wollte. Nachdem diese dann kein Interesse mehr hatte, erklärte er den Rücktritt für ungültig und war wieder am Ruder. Irgendwann wurde er mal abgesetzt, schlußendlich auch exkommuniziert - das ganze Programm bei einem einzigen Papst.

Auch wenn ein Verfahren zur Papstabsetzung nicht vorgesehen ist, gab es doch nicht wenige Absetzungen des Bischofs von Rom (was dann auch der Verlust der Papstwürde bedeutete).

Du siehst, da geht schon was. Ein von sich aus zurücktretender Papst würde wohl nie seinen Vorgänger kommentieren (die Klostervariante wäre schon am wahrscheinlichsten), wenn er sich nicht mit der Kirche verkracht hätte oder abgesetzt worden wäre. In den letzten beiden Fällen könnte die Kirche das durchaus aussitzen.

Weiter unten hast Du Dich noch über die Schweizergarde lustig gemacht, das kommentiere ich mal hier:

snip-------
Im Übrigen sähe das sicher sehr sehr malerisch aus, wenn er an der Spitze seiner mit Hellbarden bewaffneten und schön kostümierten Garde in den Kampf zöge - aber der militärische Wert dieser paar Dutzend Hanseln in einem heutigen Krieg wäre wohl eher gering, es sei denn, der Gegner lacht sich tot, wenn er die Truppe angreifen sieht…
snap-------

Der militärische Wert ist gar nicht vorhanden, weil die Garde gar nicht als Militär betrachtet wird. Schweizer Bürger, und nur die können in die Garde, dürfen nämlich gar keine Militärdienste für fremde Staaten übernehmen. Die Garde gilt als Polizeidienst, und sie wurde bereits als Haus- und Leibwache des Papstes gegründet, nicht als Armee. Sie sind nicht mehr als buntgewandete Bodyguards und Securitys. Dein Witz ist schon ein bißchen nach hinten losgegangen.

Muß das eigentlich immer sein, daß die, die sonst am lautesten für political correctness eintreten, es cool finden, die Katholiken oder deren Amtsträger in die Pfanne zu hauen und das am besten noch mit Halbweisheiten oder Falschinformationen garniert? Kritik, kein Thema, aber bitte sachlich und ohne Beleidigung. Dann kann man sie nämlich auch ernst nehmen.

Gruß
mowei

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Hallo,

das mit der schweizer Garde war so nicht gemeint. Es bezog sich auf die Bemerkung, daß früher die Fürsten noch selbst als Armeeführer auftraten. Und das zu heute von einem Papst zu erwarten als beweis, daß er tatsächlich die Exekutive ausübt, wäre doch nun schwer daneben. Natürlich weiß ich, daß die päpstliche Polizeitruppe da auch sehr modern ihren Aufgaben nachgehen kann - aber angesichts ihrer historischen Uniformen reizt das einfach zum Vergleich.

Im Übrigen: Es tat schon weh, zuizuschauen, wie sich der kranke JP II gequält hat, um sein Amt auszuüben am Ende. Und für meine Begriffe hat es mit Würde wenig zu tun, wenn ein alter und kranker Mensch öffentlich so vorgeführt wird. Das hat mit Jugendwahn nichts zu tun - ich bin ja selber behindert und hänge an Krücken.
Aber mit einer Behinderung einher muß auch das Eingeständnis gehen, daß man manche Dinge einfach nicht kann. Es bringt nichts, so zu tun, als wäre da nichts. Genau so wenig, wie es etwas bringt, da mit seinem Schiksal zu hadern. Das Schicksal oder Gott oder wer auch immer hat es so gewollt - also muß man sich dieser Prüfung stellen und mit Anstand damit leben. Und es gehört auch Demut dazu, das dann anzunehmen und zu erkennen, was nicht geht.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß Gott wirklich gewollt hat, daß der alte Herr sich so quält. So gemein ist der einfach nicht. Und da hätte ich es schon verstanden, wenn der Papst irgendeine Form gefunden hätte, sich zurückzuziehen.
Sicher ist von Haus aus ein Rücktritt da nicht vorgesehen. Aber es sind ja zum Beispiel auch keine Rücktritte von gekrönten Häuptern vorgesehen historisch und trotzdem findet man da Formen, die unserer heutigen Zeit angemessen sind.

Und eins noch: Natürlich kann der Papst in Rom machen, was er will. Er fragt mich ja sowieso nicht nach meiner Meinung. Aber ich finde immer, ein wenig Demut und Bescheidenheit steht jedem gut zu Gesicht - auch und besonders einem Mann Gottes. Da muß man echt nicht unbedingt einen Vergleich mit Jesus bemühen, um sein Handeln zu rechtfertigen, ne Nummer kleiner sieht manchmal besser aus. Auch deshalb, weil man das dann nicht so schnell in den falschen Hals bekommen kann und falsch auffassen kann - so wie ich es tue.

Gernot Geyer

Hallo Gernot,

Ich kann mir nicht vorstellen, daß Gott wirklich gewollt hat,
daß der alte Herr sich so quält.

die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, was Gott von ihnen will. Wie soll man sich dann vorstellen können, was Gott von anderen will?

Und ob es eine Qual war, kann man von außen schon gar nicht bewerten.
Was aus Liebe getan wird, kann keine Qual sein.

Und eins noch: Natürlich kann der Papst in Rom machen, was er
will. Er fragt mich ja sowieso nicht nach meiner Meinung. Aber
ich finde immer, ein wenig Demut und Bescheidenheit steht
jedem gut zu Gesicht - auch und besonders einem Mann Gottes.
Da muß man echt nicht unbedingt einen Vergleich mit Jesus
bemühen, um sein Handeln zu rechtfertigen, ne Nummer kleiner
sieht manchmal besser aus.

Dazu muss man gar nicht Papst sein. Den Vergleich mit Jesus sollte jeder Christ anstreben.
Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war.“ (Phil.2,5)

Gruss Harald

Hallo,

also zumindest sah es sehr mühevoll aus, wie sich JP II die letzte Zeit bewegt hat. Und wenn ich an meine eigenen Schmerzen denke - also ein vergnügen ist das echt nicht. Man lebt damit, weil man ja keine andere Wahl hat - aber schön ist es nicht. Und da hätte sich der alte Herr einiges ersparen können. Daß er es wohl nicht wollte und daß ihn die verantwortung und das Pflichtbewußtsein dabei geholfen haben, es zu ertragen, das ist eine andere Sache. Das wollte er so. Aber es beantwortet nicht die Frage, ob es auch Gott so wollte, daß sich sein Diener so quält.

Ansonsten: Jesus nacheifern - gut. Das ist eine durchaus anspruchsvolle und lohnende Aufgabe. Allerdings finde ich, daß man Jesus ja keinesfalls mit normalen Maßstäben messen kann. Er war einmalig. Und damit ist auch klar, daß wohl keiner von uns seine Vollkommenheit erreichen wird - zumindest ich mache mir da keine Illusionen. Insofern verbietet sich aber für mich da auch jeder Vergleich mit ihm.
Man darf eins nicht vergessen: Jesus ist Teil der Dreifaltigkeit und damit Teil von Gott und Gott selbst. Wer sind wir denn, daß wir uns anmaßen könnten, uns mit Gott zu vergleichen? Ich bin sterblicher Mensch - nicht Gott und nach meinen Begriffen grenzt da jeder Vergleich an Gotteslästerung. Und so etwas sollte eigentlich der Respekt vor dem Glauben grundsätzlich verbieten - selbst dann, wenn es der Glauben anderer ist.
Es gibt Dinge, die sind einfach nicht unsere Sache. Dafür ist Gott zuständig, nur er allein. Ihm ist der Himmel und er entscheidet da und kein anderer. Und er allein wird über uns richten. Deshalb begreife ich auch nicht, wie jemand auf Erden an irgendeiner Sache für sich in Anspruch nehmen will, unfehlbar zu sein und schon gar nicht, wie auf Erden jemand entscheiden will, wer seelig und heilig ist. Aber das ist wieder eine andere Sache.

Gernot Geyer

Lieber Gernot,

daß der „olle Zausel“ und der „größenwahnsinnige Herr“ unangemessen sind, hat Dir mowei ja schon geschrieben; darauf brauche ich also nicht mehr herumzureiten.

Aber es gibt noch andere Ausdrücke, die mich gestört haben und mich zu der Meinung veranlaßt haben, Du habest höhnisch etc. reagiert:

ihn in irgendeinem Kloster möglichst abgeschieden endzulagern

Es wird nur bei Sachen, und da vorzugsweise von radioaktiven, kontaminierten und kontaminierenden Substanzen von „Endlagerung“ gesprochen. Ich halte diese Art, von einem Menschen zu sprechen als sei er eine gefährliche Substanz, nicht nur für unangemessen, sondern glatt für widerlich.
Und nun sag nicht, Du habest das nicht so gemeint. Das ist mir egal: wer so redet, der denkt auch so, wenigstens im Geheimen.

Aber Johannes Paul? Der hätte aufhören können, es hätte für die :Menschheit nichts geändert. Das war seine eigene ganz persönliche :Entscheidung. Und unter diesem Gesichtspunkt ist der Vergleich echt :eine Anmaßung, weil die Größe der Tat einfach nicht vergleichbar ist.

Diese Sichtweise würde bedeuten, daß es vollkommen gleichgültig ist, ob man Jesus nachfolgt, ihm nacheifert, ihm ähnlich zu werden versucht.

Und für meine Begriffe hat es mit Würde wenig zu tun, wenn ein alter :und kranker Mensch öffentlich so vorgeführt wird.

Ich denke, wir dürfen voraussetzen, daß JP II nicht „vorgeführt“ wurde, sondern daß er sich bewußt den Menschen so zeigte. Nun ist Dein Begriff von Würde offensichtlich begrenzt und mit einem ganz bestimmten Erscheinungsbild verbunden. Und wenn jermand diesem Erscheinungsbild nicht entspricht - Jugendwahn hin oder her -, hat er seine Würde verloren.
Nun ist es aber ganz offenbar so, daß der Papst es nicht für „unter seiner Würde“ gehalten hat, so - krank, gebrechlich, hinfällig - aufzutreten, ebenso wie Christus es nicht „für einen Raub“ hielt, Gott gleich zu sein, es also auch nicht für unter seiner Würde hielt, ein Mensch zu werden. Die von Dir geforderte Demut kann sich also auch ganz anders äußern und darstellen als Du es gerne hättest.

Damit komme ich zu etwas Weiterem:

Ich kann mir nicht vorstellen, daß Gott wirklich gewollt hat, daß der :alte Herr sich so quält.

Deine Vorstellungskraft in allen Ehren, aber sie ist kein Maßstab für irgendetwas, weder für das, was Gott will, noch für das, was andere Menschen wollen oder tun. Sie ist allein Deine Vorstellung, Deine Art, die Welt zu sehen - und sonst nichts.

Gruß - Rolf

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Tach Gernot,

Du bist aber auch dankbar für jeden Gedanken, der als Argument dienen könnte, wasß Egal, wie tragfähig oder sinnvoll er ist.

Nun aber zum Einzelnen:

Das wollte er so.
Aber es beantwortet nicht die Frage, ob es auch Gott so
wollte, daß sich sein Diener so quält.

Offensichtlich wollte Gott das, sonst hätte er es nicht getan oder zugelassen oder was immer.

Ansonsten: Jesus nacheifern - gut. Das ist eine durchaus
anspruchsvolle und lohnende Aufgabe. Allerdings finde ich, daß
man Jesus ja keinesfalls mit normalen Maßstäben messen kann.
Er war einmalig. Und damit ist auch klar, daß wohl keiner von
uns seine Vollkommenheit erreichen wird

Es geht doch gar nicht darum, Vollkommenheit zu erreichen: Der Jünger ist nicht über seinen Meister und der Sklave nicht über seinen Herrn - Mt 10, 24.
Es geht um dich Nachfolge, und das heißt: Es kann durchaus sein, daß uns Leiden zugemutet wird, denn wir können nicht erwarten, daß unser Herr gelitten hat und wir ohne Leiden durchs Leben gehen. (Ich werde jetzt mal für einen Augenblick fromm) Das hat auch nicht mit den maßstäben zu tun, mit denen Jesus gemessen oder nicht gemessen wird.

Man darf eins nicht vergessen: Jesus ist Teil der
Dreifaltigkeit und damit Teil von Gott und Gott selbst. Wer
sind wir denn, daß wir uns anmaßen könnten, uns mit Gott zu
vergleichen? Ich bin sterblicher Mensch - nicht Gott und nach
meinen Begriffen grenzt da jeder Vergleich an Gotteslästerung.

Da bringst Du die verschiedenen Ebenen durcheinander, die aber aus methodischen Gründen getrennt bleiben müssen: Wir können, wenn wir Jesus nachfolgen und wie er handeln oder leiden sollen, nur den historischen Jesus von Nazareth betrachten. Du springst jetzt aber auf die andere, die dogmatische Ebene. Aber die ist eine Meta-Ebene, auf der das konkrete Handeln keinen Platz hat.

Deshalb begreife ich auch nicht, wie jemand auf Erden
an irgendeiner Sache für sich in Anspruch nehmen will,
unfehlbar zu sein und schon gar nicht, wie auf Erden jemand
entscheiden will, wer seelig und heilig ist. Aber das ist
wieder eine andere Sache.

Genau, das ist eine andere Sache, aber auch hier gilt, was ich von Deiner Vorstellungskraft sagte: Deine Begriffsmöglichkeiten - meine übrigens auch nicht - sind kein Maßstab für irgendwas. Die Tatsache, daß wir etwas nicht begreifen ist kein Argument für oder gegen eine Wirklichkeit.
Ich begreife die Allgemeine Relativitätstheorie auch nicht, aber dennoch ist offenbar eine gültige und brauchbare Beschreibung der Wirklichkeit. Einer Wirklichkeit zwar, mit der wir nicht täglich zu tun haben, denn wer bewegt sich schon mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum? Aber immerhin der Wirklichkeit, die uns umgibt.

Aber diese Dinge sollten wir wirklich auf einem höheren Nieveau als dem des gesunden Volksempfindens diskutieren.

Gruß - Rolf

Hallo Rolf,

sicher verlang Gott so Manches von uns. Das habe ich selber gemerkt inzwischen. Und manchmal fällt es da auch schwer, noch an seine Güte zu glauben - ehrlich.
Es gibt Bilder, die vergißt man einfach nicht. Dazu gehören die Aufzeichnungen damals von dem letzten vergeblichen Versuch JP II, zu den Gläubigen zu sprechen. Und da kann mir einer sagen, was er will - das war nicht mehr menschlich.
Sicher spielt da auch meine eigene Emotion mit rein - aber das muß sie ja auch. Man kann ja nicht moralisch werten ohne Emotionien, ein christliches Verhalten ist auf einer anderen Ebene ja gar nicht denkbar.
Mir jedenfalls tat der alte MAnn in diesem Moment nur noch leid und ich habe mich echt gefragt, ob Gott ihm diesen Moment der Ohnmacht nicht doch besser erspart hätte auf irgend eine Weise. Er hat es aber nicht getan - und er wird seine Gründe gahbt haben dafür. Eventuell wollte er da jemanden krar machen, daß man mit Hochmut auch nichts erzwingen kann oder so - keine Ahnung.

Es stimmt, ich mag die Päpste nicht. Einfach deshalb, weil es keine wirklich tragfähige Begründung für ihre Existenz gibt, weil sie weder theologisch noch sonstwie legitimiert sind. Immerhin war noch im 4. Jahrhundert der Bischof von Rom und einer unter vielen, es ist historisch nicht haltbar, daß Petrus als erster Bischof von Rom gewirkt hat und Petrus ist auch nie als NAchfolger Jesus benannt worden. Ich rede hier nicht mal von den sehr wenig heiligen Päpsten des späten Mittelalters, die die ganze Institution ad absurdum geführt haben durch ihr Wirken.
Aber das st ja nur meine Aufassung - die muß nicht stimmen.

Ob es aber nun im Willen Gottes liegt, sich selbst unnötig zu quälen, das wage ich zu bezweifeln. Denn mein Gott ist gütig - und nichts anderes.
Im Übrigen wäre ich sehr vorsichtig damit, mir Jugendwahn zu unterstellen. Ich bin nur dagegen, daß sich Leute in bestimmten Positionen an ihre Ämter klammern auch wenn sie die körperlich oder geistig gar nicht mehr ausfüllen können. Wenn für bestimmte Funktionen ein gewisses Maß an Können, Wissen und Erfahrung notwendig ist, so daß kein Berufsanfänger oder Hilfsschüler dies tun kann - dann gelten diese Anforderungen aber dann auch immer und auch in die andere Richtung.
Man kann im Übrigen auch in Würde und Ruhe alt werden. Aber auch da gehört dann demut dazu - die Demut, sein Alter zu akzeptieren und es mit Würde zu tragen. Wer alelrdings meint, daß einfach negieren zu können, der muß sich nicht wundern, wenn er irgendwann als traurige gestalt da steht.

Gernot Geyer

Hallo,

Das wollte er so.
Aber es beantwortet nicht die Frage, ob es auch Gott so
wollte, daß sich sein Diener so quält.

diese Frage werden wir Menschen auch nicht beantworten können.
Egal, was Du dir vorstellen kannst oder nicht.

Man darf eins nicht vergessen: Jesus ist Teil der
Dreifaltigkeit und damit Teil von Gott und Gott selbst. Wer
sind wir denn, daß wir uns anmaßen könnten, uns mit Gott zu
vergleichen?

Man darf aber auch nicht vergessen, dass Jesus als Mensch auf die Erde kam.

Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.“ (Phil.2,6-7)

Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.“ (Hebr.4,15)

Somit ist ein Vergleich durchaus gestattet.
Dass wir das Ideal nicht erreichen, ist dabei völlig unerheblich.

Gruss Harald

Hi Gernot

Es gibt Bilder, die vergißt man einfach nicht. Dazu gehören
die Aufzeichnungen damals von dem letzten vergeblichen Versuch
JP II, zu den Gläubigen zu sprechen. Und da kann mir einer
sagen, was er will - das war nicht mehr menschlich.

Alter, Leiden und Sterben ist (leider) etwas zutiefst menschliches. Es ist nur so, daß es in der heutigen Zeit fast immer versteckt stattfindet.

Ich glaube nicht, daß der Papst von irgendwem gezwungen wurde, seine Gebrechlichkeit zu zeigen. Er hat daher bei mir einiges an Hochachtung gewonnen, weil er sich nicht „anonym“ zum Sterben zurückgezogen hat, wie es in der heutigen Zeit offenbar verlangt wird.

Gruß
Edith