Paradies und Garten Eden

Nachdem die Bezeichnung „Paradies“, die ja ursprünglich nur für den mythischen Garten aus dem 1. Buch Mose galt (also für das vergangene Paradies), sich allmählich auch für den zukünftigen Aufenthaltsort der Auferstandenen durchsetzte (nicht nur bei den Christen, auch in der jüdischen Religion), der zugleich auch als „Himmel“, „Reich der Himmel“, „Reich Gottes“ usw. bezeichnet wurde, ja, dann war es dasselbe. Aber „Paradies“ blieb dennoch auch als die ursprüngliche Bezeichnung in Gebrauch. Es war also zweideutig.

Mit „volksethymologisch“ war gemeint die Ausmalung des Paradieses = des Himmels. Vergnüglicher Sex (natürlich alles äußerst „tugendhaft“ gemeint ;-)), Schlemmerei mit köstlichen Früchten, teils auch mit friedlichem Zusammenleben der handzahmen Raubtiere mit ihren Beutetieren usw. … das hat sich nicht über theologische Lehrmeinungen (weder jüdische noch christliche) herausgebildet. Teilweise kam das allerdings auch aus schon früheren Literaturen (sogenannte Apokryphen = Texte, die nicht in den Kanon der „heiligen Schriften“, also Tanach und Neues Testament, aufgenommen worden waren). Daraus kamen ja auch die gruseligen Ausmalungen der Hölle, die nie zu jüdischen und christlichen offiziellen Lehrmeinungen gehörten (bis heute nicht).

Die Geschichte der Vorstellungen Himmel, Reich Gottes, und, wie gesagt, Paradies, war in Wirklichkeit noch viel komplizierter als ich es hier „zwischen zwei Espressi“ darstellte. „Himmel“ (hebr. „schamajjim“, griech. „ouranoi“) war in den älteren jüdischen Traditionen ausschließlich dem Gott und seinen obersten Engeln vorbehalten. Nur Ausnahmen machten manchmal einen Trip dorthin (Henoch, Elija, Moses, Jesaja usw.). Erst in den nachexilischen und christlichen Literaturen wurde „Himmel“ dann allmählich zu dem Aufenthalt der Auferstandenen.

Auch gab es teilweise eine ganze Schichtung bzw. Hierarchie von Himmeln, teils 3, teils 7, teils sogar 10 … Einer von diesen Vielzahlen wurde dann übrigens „Paradies“ genannt, wobei dann allerdings die Vorstellung verbunden war, dass in Zukunft das mythische Paradies, also der „Garten Eden“ original für die Auferstandenen wieder eröffnet würde. Das geriet dann in der Spätantike alles ziemlich durcheinander, war aber nie Bestandteil offizieller theologischer Lehrmeinungen.

Übrigens war „Paradies“ in manchen Denkrichtungen auch Teil der verschiedenen Aufenthaltsorte der Toten, bevor sie beim „Endgericht“ von den Toten erweckt wurden. So z.B. im NT an der Stelle „… heute wirst du bei/mit mir im Paradies sein“ aus Lk. 23.44

Siehe dazu:

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