Parallele Deutungen am konkreten Objekt

Hallo, ich bins wieder…

es geht immer noch um meine Masterarbeit.
Kurzfassung:
Ein buddhistischer Tempel nimmt aus ungeklärten Gründen eine Fuxi-Ikone (sowie ein paar Volksgötter) auf und existiert über Jahrhunderte hinweg als buddhistischer Tempel.
Es entsteht der Neo-Konfuzianismus, die finden den Tempel dufte, denn es ist der einzige nahegelegene Verehrungsort Fuxis.
Im 16. Jh. wird der buddhistische (!) Tempel rekonstruiert und wenig später geschliffen, kurz darauf erbauen ihn die Konfuzianer neu, genau wie zuvor, nennen ihn aber einen Fuxi-Tempel.
Seitdem ist er „offiziell“ konfuzianisch, es werden aber auch buddhistische Entitäten verehrt.

Daraus ergibt sich, dass es über die gesamte Geschichte einen buddhistischen lmft-Tempel gibt und über einen großen Teil der Geschichte (bzw. retroperspektiv die ganze Geschichte) einen neo-konfuzianischen lmft-Tempel.

In einem Kapitel stelle ich die buddhistische Herkunftsgeschichte, Entwicklung und Bedeutung für die Buddhisten dar, daran anschließend dasselbe für die Neo-Konfuzianer.

Das Kapitel nannte ich „Parallele Deutungen“. Mein Betreuer ist mit dem Wort „Deutungen“ nicht zufrieden, weil dieses die Interpretation von etwas Unbekannten/Entfernten voraussetze.

Ich finde „Bedeutung“ passt aber auch nicht und „Perspektiven“ können nicht parallel sein, weil es ohnehin mehrere gibt. Es ist aber sehr ungewöhnlich, was da in diesem Tempel geschehen ist. Sowas existiert normalerweise nicht gleichzeitig.

Hat jemand von euch Ideen, wie ich das treffend ausdrücken könnte?

lg
Kate

Hallo Kate,

Nutzung

Die Anlage wird für die Verehrung benutzt, wie eine heutige Mehrzweckhalle :wink:

Stellt sich noch die FRage obs bivalent oder kovalent war, anstatt paralell.

MfG Peter(TOO)

Im 16. Jh. wird der buddhistische (!) Tempel rekonstruiert und
wenig später geschliffen , kurz darauf erbauen ihn die
Konfuzianer neu,

Ein Diamant wird geschliffen , ein Gebäude wird geschleift! (Eine Leiche auch :wink:.*))

„Das Verb schleifen in der Bedeutung „einebnen“ wird hingegen regelmäßig gebeugt: schleifen, schleifte, geschleift ;“
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,315…

Vgl. a.: http://de.wikipedia.org/wiki/Schleifung

Gruß aus Berlin, Gerd

*) „Auch „schleifen“ im Sinne von „hinter sich herziehen“ wird regelmäßig gebeugt: Der Mörder schleifte sein Opfer bis zur Brücke; ich habe den Koffer die ganze Strecke hinter mir her geschleift.“ (Erste Quelle)

Moin Kate,

Nutzung wurde schon genannt. Gebrauch, Verwendung, Inanspruchnahme wären evtl. ebenfalls möglich. Oder gar das Monstrum Zweckdienlichkeit.

Grüße
Pit

P.S.:
Es gibt auch bei uns ähnliche „Tempel“; sie werden Simultankirche genannt
http://www.google.de/search?hl=de&as_q=Simultankirch…

Ein Kuriosum:
Die jetzige Teilung der Kirche durch eine Trennwand in einen evangelischen und einen katholischen Teil wurde 1708 von dem damaligen Kurfürsten angeordnet, so dass wir heute noch eine getrennte Simultankirche haben.
http://www.stiftskirche-mos.de/Unsere%20Kirche.htm

Falsche ‚Einleitung‘ mittels parallel?
Moin Kate,

ehrlicherweise gestehe ich, dass mir „parallel“ mehr zu schaffen macht als „Deutungen“. Du verwendest parallel für den zeitlichen Faktor? Wäre stattdessen nicht eher der vergleichende Aspekt bedeutsamer?

Vergleich [Vergleichende Darstellung] paralleler Entwicklungen und Bedeutungen…

oder so ähnlich. Den zeitlichen Faktor könnte man gar ganz weglassen, wenn er sich aus dem Text ergibt???

Franz

Hi,

ich habe ebenfalls ein Problem sowohl mit dem Begriff parallel, als auch mit dem Begriff Deutung in diesem Fall. M.E. sind sie nicht nur problematisch, sondern völlig falsch.
parallel: der Tempel war ja mal buddhistisch, mal neo-konfuzianisch, aber nie (oder fast nie, kommt aufs glöeiche raus) gleichzeitig. Daher kann man das nciht parallel nennen.
Deutung: Das wort bedeutet (sic) ja, wie man etwas INTERPRETIERT. Also ob Du (oder jemand anders) GLAUBT, dass es zB ein buddhistischer Tempel ist… Aber du beschäftigst dich ja mit der Tatsache, dass derTEmpel zB buddhistisch war und BESCHREIBST, wie er aussah, wer ihn nutzte, …

Wenn ich hden Titel „Pqrallele Dutungen“ lese und dann irgendwas von einem Tempel, dann erwarte ich, über ein Gebäude zu lesen, von dem imj Moment keiner wirklich weiß, wozu es da ist, und es zwei oder mehr Strömungen gibt, die die vorhandenen Daten völlig unterschiedlich interpretieren, und die vorliegende Arbeit vergleicht sie auf Stichhaltigkeit.

Wie wäre ea mit „Divergierende Nutzung im Wandel der Zeit“ oder „Alternierender Gebrauch…“ oder „Kontrastiver Vergleich unterschiedlicher religiöser Nutzung im Wandel der Zeit“… klingt doch aufregend genug :smile::smile:

die Franzi

Hi!

Danke für die Information, das ist sehr interessant :smile:

In meinem Fall ist es eher so, als ob sich Hindus und Katholiken ein Gebäude teilen (was vereinzelt in Indien durchaus vorkommt, da kommen die Hindus aber eher „zu besuch“ um den sehr potenten Gott mal auszuprobieren).

lg
Kate

Hi

Mhm, das ist schwierig. Es ist ja nicht nur eine Entwicklung, sondern auch noch der Ist-Zustand.

Beide Parteien haben die Einstellung „Das war schon immer unser Tempel, die anderen ignorieren wir.“
Das ist bis heute so geblieben, der Tempel wurde von der Regierung zwar konfuzianisch aufgemotzt, es gibt aber immer noch eine buddhistische Halle und die Buddhisten nutzen diese auch als einzige, die Konfuzianer ignorieren sie und die Volksreligiösen benutzen alles.

lg
Kate

Hi

Das war hier jetzt eine verkürzte Darstellung, dennoch vielen Dank für deinen Kommentar, das wusste ich noch nicht :smile:

lg
Kate

Hi!

parallel: der Tempel war ja mal buddhistisch, mal
neo-konfuzianisch, aber nie (oder fast nie, kommt aufs
glöeiche raus) gleichzeitig. Daher kann man das nciht parallel
nennen.

Doch, sie waren und sind gleichzeitig buddhistisch und konfuzianisch. Also zumindest die meiste Zeit. Keiner weiß wann die Fuxi-Statue reingekommen ist, zunächst war sie Nebensache.
In der Song-Dynastie war der Tempel auch noch buddhistisch, wurde aber schon von den Neo-Konfuzianern beansprucht. Und Ende des 16. Jh. war es offiziell ein Neo-Konfuzianischer Tempel (also in Textdokumenten), hatte aber noch einen buddhistischen Aufbau und das Besondere ist eben, dass der buddhistische Kult dort nie aufgehört hat (was die Konfuzianer in ihren Texten aber so darstellen wollten).

Wenn ich hden Titel „Pqrallele Dutungen“ lese und dann
irgendwas von einem Tempel, dann erwarte ich, über ein Gebäude
zu lesen, von dem imj Moment keiner wirklich weiß, wozu es da
ist, und es zwei oder mehr Strömungen gibt, die die
vorhandenen Daten völlig unterschiedlich interpretieren**, und
die vorliegende Arbeit vergleicht sie auf Stichhaltigkeit.**

Genau das tut die Arbeit. Die Sache ist, dass der außenstehende Betrachter (erstmal total verwirrt) nicht weiß, wozu der Tempel da ist. Sowohl die Buddhisten als auch die Neo-Konfuzianer sind jeweils total überzeugt von ihrer eigenen Nutzungsberechtigung.

Wie wäre ea mit „Divergierende Nutzung im Wandel der Zeit“
oder „Alternierender Gebrauch…“ oder „Kontrastiver Vergleich
unterschiedlicher religiöser Nutzung im Wandel der Zeit“…
klingt doch aufregend genug :smile::smile:

Letzteres gefällt mir gut :smile: da muss ich nochmal drüber nachdenken, bin kein Fan von Überschriften die über „eine halbe Seite“ gehen :wink:

lg
Kate

Hi,

Doch, sie waren und sind gleichzeitig buddhistisch und konfuzianisch. Also zumindest die meiste Zeit.

Dann ist das in der Kürze falsch rübergekommen bei mir, aber das ist ja auch nicht die Krux.

Die Sache ist, dass der außenstehende Betrachter (erstmal total verwirrt) nicht weiß, wozu der Tempel da ist. Sowohl die Buddhisten als auch die Neo-Konfuzianer sind jeweils total überzeugt von ihrer eigenen Nutzungsberechtigung.

Der außenstehende Betrachter ist wurscht. Entscheidend ist, dass es für beide „Nutzergruppen“ eindeutig (sic) ein Tempel ist, und für die Buddhisten eindeutig ein buddhistischer, und für die Neokonfuzianer eindeutig ein neokonfuzianischer.
Dass es Leute gibt, die nicht wissen, warum man einen Regenbogen sieht, bedeutet nicht, dass man ihn deuten muss - es bedeutet nur, dass bestimmte Leute es nicht wissen.

Ansonsten kannst (und sollst) du meine Vorschläge gerne umformulieren - war halt nur was mir so spontan einfiel :smile:

die Franzi