Parasit als Symbiont

Hallo!

Bei der Beantwortung der Frage zum Sinn und Zweck von Fliegen, kam mir selbst ein Gedanke:

Viele Parasiten machen ja einen oder mehrere Wirtswechsel durch. Per Definition schaden Parasiten ihren Wirten. Nun würde mich interessieren, ob es Parasiten gibt, die mit einem Wirt symbiontisch zusammen leben. Konkret: Für die Verbreitung von Trypanosoma wäre es doch sinnvoll, wenn die Tsetse-Fliege einen Vorteil davon hätte.

Gibt es sowas? Hat jemand ein Beispiel dafür?

Michael

Unsere Verdauung …
… funktioniert zum großen Teil darauf, dass Bakterien in unserem Darm uns als Transporteure um sich zu verbreiten, beheizte Wohnung um zu Leben und als Nahrungsbeschaffer um sich zu vermehren nutzen.

Im Gegenzug „halten sie den Stall sauber“ (töten Fremdbakterien) und zerlegen viele Bestandteile unserer Nahrung. Und was sie dann von sich geben, dass kann unser Darm aufnehmen und u.A. davon leben wir.

Das Beispiel aus Yellowstone gefällt mir gut:
http://de.wikipedia.org/wiki/Symbiose#Weitere_Beispiele

Gruß

Stefan

… funktioniert zum großen Teil darauf, dass Bakterien in
unserem Darm uns als Transporteure um sich zu verbreiten,
beheizte Wohnung um zu Leben und als Nahrungsbeschaffer um
sich zu vermehren nutzen.

Dank Dir.

Was Du schreibst, ist mir wohlbekannt, aber es ist ja nur ein Beispiel einer Symbiose. Was ich suchte, ist ein Organismus, der im Rahmen seines Wirtswechsels zwischen Symbiose und Parasitismus pendelt.

Michael

Die heißen dann nichtmehr Parasit
Moin,
es gibt Theorien, das alle Symbionten ursprünglich Parasiten waren, d.h. dem Wirt schadeten. Ähnlich mit Viren und Bakterien. Wenn nun aber Parasit&Wirt eine Weile Evolution miteinerander durchgemacht haben, wird der Parasit zum Symbionten.
Denn: als Parasit schadet er dem Wirt, und nimmt sich so langfristig seine eigene Lebensgrundlage. Siehe spanische Grippe, sie hat sie quasi selbst ausgerottet: alle, die nicht immun waren sind gestorben.
Somit sind die Überlebenschancen eines Parasiten besser, wenn er dem Wirt nicht länger schadet. Umgekehrt beginnt natürlich auch der Wirt, sich mit dem Parasit abzufinden: auf Dauer beginnt so eine Wirt%Symbiont Beziehung, wie beispielsweise bei Pilzen.

Schon klar, aber ich fragte nach einem Organismus (falls es denn einen gibt), der im Rahmen seines Wirtswechsels zwisschen Parasitismus und Symbiose wechselt.

Schon klar, aber ich fragte nach einem Organismus (falls es
denn einen gibt), der im Rahmen seines Wirtswechsels zwisschen
Parasitismus und Symbiose wechselt.

Hi
Alle Beispiele die mir untergekommen sind, waren parasitisch-parasitisch oder wenigstens parasitisch-kommensalisch.

Symbiotisch eher weniger. Wenn man da so an Leberegel denkt, oder Malaria. Wirklich nützen tun die nur sich selbst.

Grüße

Laralinda

Mykorrhizza-Orchidee?
Hallo Michael!

Ich weiß nicht inwiefern das stimmt, aber der Mykorrhizza-Pilz ist ja eine Art Symbiont der Pflanzenwelt. Da es aber auch Pflanzen gibt, welche den Pilz an deren Wurzeln tragen die ihn aber gar nicht bräuchten, wie z.B. die Orchidee, leben diese doch eigentlich Parasitär von dem Pilz, da dieser ja immernoch Mineralstoffe an die „befallene“ Pflanze abgibt.

Der Mykorrhizza wechselt zwar seine Wirte nicht wirklich, aber eine parasitäre Eigenschaft hat dieser doch auch irgendwie.

Oder sehe ich das falsch?

lg
PaleMan

Hallo Michael,

es gibt ja einige Krankheitserreger die eine Art symbiontische Beziehung mit dem Wirt führen. Allerdings beziehen sich die meisten Beispiele dabei auf Viren, Bakterien und Pilze. Bei Parasiten scheint das eher selten vorzukommen.

Die einzige symbiontische Beziehung (falls man das so nennen kann) die mir noch einfällt bezieht sich auf den Fischbandwurm (Diphyllobothrium nihonkaienze). Koichiro Fujita, ein japanischer Arzt hat sich vor einigen Jahren selbst mit dem Bandwurm infiziert um dadurch seinen Heuschnupfen zu bekämpfen.
Es gibt die Theorie, dass Allergien vermindert werden können durch Infektion mit Bandwürmern. Da viele (oder alle?) Allergien IgE vermittelt sind, kann das Immunsystem nicht mehr so stark auf Allergene reagieren, wenn es gleichzeitig mit der Bekämpfung von Würmern beschäftigt ist (auch IgE vermittelt).

In einem meiner Parasitologiebücher habe ich etwas über diese Theorie gefunden
Biologie von Parasiten
erschienen im Spektrum Verlag
ISBN: 978-3-540-37707-8 Buch anschauen

Auf Seite 81 gibt es ein kleines Kapitel, geht auch über Google books

Ob man das jetzt als richtige Symbiose bezeichen kann, darüber lässt sich wohl viel diskutieren.
Allerdings weiss ich nicht, ob ein Parasit im Laufe des Lebenszyklus zwischen Symbiose und Parasitismus wechseln kann. Falls es eine Form von Symbiose gibt, würde die wohl eher im Endwirt vorkommen und nicht im Zwischenwirt. Also zuerst Parasitismus und dann vielleicht Symbiose? Keine Ahnung…

Vielleicht konnte ich dir damit ja etwas helfen,
viel Erfolg beim Weitersuchen

Miss Freckles

Hallo Michael,

eigentlich ist deine Frage ganz einfach zu beantworten.
Ein Parasit der sich anpasst, eventuell sogar wichtige Funktionen übernimmt, ist eben kein Parasit mehr, sondern ein Symbiont.

Ein Prozess, der in der Natur andauernd vorkommt und in allen möglichen Stadien zu beobachten ist.

Im Zuge der Arterhaltung ist das für den Parasiten durchaus sinnvoll.
Besser mit dem Wirt leben, als ihn eventuell umzubringen und sich dadurch der eigenen Lebensgrundlage zu berauben.

Krankheitserreger können unter diesem Aspekt als noch nicht genügend angepasst gesehen werden.

Es gibt allerdings auch Parasiten, bei denen der Tod des Wirtes zwingend zur Weiterverbreitung nötig ist.

So gesehen, eine Sackgasse der Evolution.

Gruß, Nemo.

Der gesuchten Definition kommt mein Beispiel sehr nahe: Es gibt ja Tiefseefische, die ein seltsames Geschlechter- Verhältnis haben. Das winzige Männchen haftet am Weibchen und wächst sozusagen an. Gleichzeitig ist es der Geschlechtspartner des Weibchens. Es erzeugt also einen Nutzen und ist gleichzeitig parasitär, weil es sich an den Blutkreislauf des Weibchens angeschlossen hat.
Udo Becker