Paris Austausch

Hallo alle zusammen

Ich habe mich für einen Austausch nach Paris mit der Schule eingetragen es handelt sich um 7 Tage entweder im Stadtteil Noisy le sec oder Les Lillas . Da sich Zuwenigs Schüler aus dem Französisch Kurs gemeldet haben wurden auch die Latein Klassen befragt ob sie Interesse hätten, und ich bin Lateiner daher spreche ich kein Französisch der Lehrer meinte das wir uns dann mit englisch und Hand und Fuß verständigen sollen (dies ist letztes Jahr genauso gewesen und das hat es wohl auch geklappt) daher was meint ihr !? Habt ihr Erfahrungen im Punkt Austausch und Paris (insbesondere diese o.g. Vororte)

Merci
Tim

El lado sombre de Paris
Servus,

Sowohl Noisy le Sec als auch Les Lilas bestehen aus unterschiedlichen Quartieren. In der Tendenz sind die Mietskasernen von Les Lilas aber eher kleinbürgerlich, während in Noisy le Sec riesige Wohnmaschinen des Sozialen Wohnungsbaus (Cités HLM) stehen, in deren Nähe auch die hartgesottensten Kampfschweine der CRS nur mit Kevlar-Weste und geschlossenem Visier zu sehen sind.

Auch wenn Du in D mit problematischen Vierteln klarkommst, musst Du damit rechnen, dass Dich die ungewohnte und fremdsprachige Umgebung ein wenig verunsichert, weil Du eben vieles nicht spontan „nach Gespür“ einschätzen kannst und im Zweifelsfall ziemlich aufgeschmissen bist. Von daher würde ich an Deiner Stelle nicht grade Noisy le Sec für einen ersten Kontakt mit Paris wählen.

Wenn Du Dich für die Pariser Vororte interessierst, halte ich den südlichen „Roten Gürtel“ von Ivry sur Seine, Vitry sur Seine und Villejuif für eher geeignet: Die jungen Arbeitslosen in dritter Generation sind dort (im Durchschnitt) nicht ganz so radikal sich selber überlassen als im Nordosten und von daher ein bissel weniger hoffnungslos, somit umgänglicher.

Aber auch in Ivry kommt es vor, dass eine Grundschullehrerin ihren berufstätigen Bruder mit in die Klasse bringt, um den Schülern mal jemanden zu zeigen, der morgens zur Arbeit geht, und dieser auf die Frage eines Mädchens, ob er verheiratet sei, verneint - worauf ein anderes Mädchen überrascht fragt: „Und wen hast Du dann zum Verprügeln?“

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,
ich denke, dass Starlighter nicht die Wahl zwischen genehmen und nicht genehmen Vororten hat, da es sich um einen von der Schule organisierten Austausch handelt.
Dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Austausch gepflegt wird, bei dem es zu Problemen kommt. Zudem wird der durchschnittliche von dir beschriebene Arbeitslose (leider) eher wenig Kontakt haben zu Austauschschülern. Die Partnerschulen haben sicher Klientel aus dem bürgerlichen Milieu.
An Starlighter:
Tu’s einfach. UNBEDINGT. Verständigung mit Händen und Füßen und Englischbrocken - das ist Lernen fürs Leben. Die eine Woche Austausch ist schnell vorbei, wenn es nicht so toll ist; andererseits wirst du tolle Erfahrungen machen und bestenfalls sehr nette Leute kennenlernen!
Grüße + viel Spaß
mitzisch

La doulce France 1978 und 2013
Servus,

wenn er aus LU-Pfingstweide oder MA-Vogelstang kommt (zwei Beispiele in meiner Nachbarschaft, es gibt die entsprechenden Wohngegenden überall), wird er sich grosso modo auch in Noisy le Sec bewegen können und mit einiger Wahrscheinlichkeit unberaubt und heilen Leibes zurückkommen.

Wenn er eine Einfamilienhaussiedlung mit gemähten Rasen und glänzend polierten VW Golf vor dem Haus gewohnt ist, wird er sich im Dschungel der Barres HLM so darauf konzentrieren müssen, unberaubt und heilen Leibes zurückzukommen, dass er nicht viel von dem Austausch hat.

Es ist ein erheblicher Unterschied zwischen den französischen Provinzstädten, die wir mit Vergnügen in den 1970er Jahren im Schüleraustausch erlebt und davon nicht bloß für die Sprache, sondern auch persönlich profitiert haben, und dem Département 93 heute; und dass seit 2007 fünf Jahre lang auf ihnen rumgekärchert wurde (eigentlich ein Euphemismus; die CRS gehen im Vergleich zu unseren eher mit Tränengaspatronen als mit Wasserwerfern vor), hat die Kids dort nicht grad verträglicher gemacht.

Wie gesagt, eher noch Les Lilas.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo,

Die Partnerschulen haben sicher Klientel aus dem bürgerlichen Milieu.

Sofern es sich um ein staatliches Collège oder Lycée handelt und nicht um eine der meist konfessionellen Privatschulen, dann kann sich dieses seine Klientel nur in sehr beschränktem Maße aussuchen. Hinzu kommt, dass in Frankreich praktisch alle 15-Jährigen die Gesamtschule besuchen und 50% aller 17-Jährigen aufs Gymnasium gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Austauschüler in einer Klasse mit problematischer Schülerstrukture landet oder einen Austauschpartner aus einem sozial schwachen Milieu zugewiesen bekommt, ist daher nicht zu vernachlässigen.

An Starlighter:
Tu’s einfach. UNBEDINGT.

Dazu würde ich auch raten. Zum einen hat seine Schule ja schon in der Vergangenheit den Austausch gemacht und es wird daher schon keine Schule in einem sozialen Brennpunkt sein. Und zum anderen bekommt er so gleich mal ein realistisches Frankreichbild und wird gegen unkritische käselutschende Frankophilie immunisiert.

Gruß
A.

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Hallo,

Zum einen hat seine Schule ja schon
in der Vergangenheit den Austausch gemacht und es wird daher
schon keine Schule in einem sozialen Brennpunkt sein.

Genau das ! hab ich auch versucht zu sagen - morgens früh halt - beim Käselutschen noch vor dem Morgenkaffee.
Grüße
mitzisch

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Meinst du allen Ernstes, dass eine deutsche Schule einen Austausch über Jahre aufrechterhalten könnte, bei dem die Schüler so etwas erleben? Ich denke, da muss sich der TE keine Sorgen machen.
Gruß

Servus,

dass der Austausch im vorgelegten Fall bereits über Jahre aufrechterhalten wird, konnte ich dem Ausgangspost nicht entnehmen. Möglicherweise habe ich das überlesen.

Einen Hinweis darauf, wie es zum mangelnden Interesse von deutscher Seite kommt, habe ich auch nicht gefunden.

Wenn der UP den Namen des im Spiel befindlichen Lycée schriebe, ließe sich Genaueres dazu sagen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

Einen Hinweis darauf, wie es zum mangelnden Interesse von
deutscher Seite kommt, habe ich auch nicht gefunden.

Lies da nicht zuviel hinein. Bei uns gibt es auch Flauten im Interesse, abwechselnd von frz. und von dt. Seite, ohne konkreten Grund, je nach Jahrgang z.B. - da gibt es „häuslichere“ und wagemutigere, oder es ist mal uncool o.ä.
Grüße
mitzisch