werden ausländische Medien nicht müde,
den intellektuellen „Führer“ der Partei,
Multimillionär und Industriellen
Christoph Blocher (Meilen ZH) in die Nähe
Haiders zu rücken. Aus Israel kommt sogar
bereits die Warnung, der Antisemitismus
könnte in der Schweiz wieder anschwellen
und das politische und gesellschaftliche
Leben vergiften.
Ist das nicht irgendwie verstaendlich? Obwohl ich persoenlich auch nicht glaube, dass Blocher wirklich ein Antisemit oder Rassist ist, war diese Geschichte mit dem Brief, in welchem er einen Holocaust Leugner mit „wie recht er doch hat“ lobte, ein hoechst bedenkliches, peinliches und auch dummes Verhalten. Unabhaengig davon, ob dies nun eine mediale Schlammschlacht war, sollte ein Politiker seines Kalibers mit solchen Aussagen viel sensibler umgehen und sich bewusst sein, dass er damit nicht nur sich selbst, sondern auch dem Ansehen der Schweiz im Ausland schadet. Es ist halt leider eine Tatsache, dass auslaendische Medien nicht immer ueber alle notwendigen Details Bescheid wissen und deshalb vielleicht zu Verallgemeinerungen und Vereinfachungen neigen. Aber ein Bild, das einmal gezeichnet wurde, ist in den Koepfen der Leute drin und ist fast unmoeglich zu revidieren.
wurden. Tatsächlich ändert sich im
Parteienspektrum der Schweiz nach dem 24.
Oktober nicht viel: Mindestens acht der
fünfzehn dazu gewonnenen Sitze stammen
von der ehemaligen Freiheitspartei (zum
Teil mit den gleichen Sitzinhabern, die
bereits in der letzten und vorletzten
Legislatur die Partei gewechselt haben
und der SVP beitraten). Die somit „nur“
sieben neuen Sitze für die SVP konnten
anderen Kleinsparteien abgenommen werden.
Es ist zwar erfreulich, dass ±offen rechtsradikale Parteien wie die Freiheitspartei oder die „Schweizer Demokraten“ von der nationalen Bildflaeche verschwinden. Wie Du richtig gesagt hast, werden aber die meisten dieser Sitze von der SVP absorbiert, was heisst, dass Leute mit dem gleichen Gedankengut nun unter dem Schirm der SVP politisieren. Sind sie dadurch nicht zu „Woelfen im Schafspelz“ geworden, die man viel weniger erkennt und die deshalb viel mehr Schaden anrichten koennen?
deshalb so mächtig werden konnte, weil
die anderen Parteien zuwenig adäquate
Gegenspieler auf die politische Bühne zu
bringen vermochtern. Die grosse Stunde
Da ist etwas dran seit dem Ruecktritt des ehem. SPS-Praesidenten Bodenmann.
In völliger Verkennung des
schweizerischen Volkscharakters stiegen
Linksintellektuelle und besonders die SP
Schweiz auf den Wagen der Vorwürfe gegen
die Schweiz im Zweiten Weltkrieg auf.
Was ist den der „schweizerische Volkscharakter“? Ist es „wir waren schon immer neutral und waschen deshalb unsere Haende in Unschuld“? Oder „wir sehen nichts, wir hoeren nichts und wir wollen auch nichts wissen“? Natuerlcih hat die schweiz. Kriegsgeneration Grosses geleistet und unter Entbehrungen leiden muessen, aber das heisst doch nicht, dass sie quasi fuer das Gute Opfer erbracht hatten.
Es stimmt, dass es die anderen Parteien im Gegensatz zu Blocher nicht fertigbringen, die Sprache des „einfachen Menschen“ zu sprechen. Das mag einerseits Unvermoegen sein, andereseits ist es aber wohl auch ein Ausdruck von Ehrlichkeit, weil es schlicht nicht moeglich ist, so komplexe Themen wie das Asylwesen oder die EU in einem oder zwei einfachen Saetzen zu behandeln. Das kann nur der tun, der fahrlaessig vereinfacht und pauschalisiert.
Ohne Zweifel gibt es auch in der SVP (wie
in anderen Parteien auch) einen braunen
Bodensatz von Ewiggestrigen. Blocher
vermag sie bestimmt um sich zu scharen,
doch handelt es sich um eine marginale
Minderheit.
Das stimmt zahlenmaessig schon. Aber am Gefahren- und Explosionspotential gemessen ist diese Minderheit keineswegs vernachlaessigbar.
Wie wird es in der Schweiz weitergehen?
Vorerst geht das Gerangel los um einen
zweiten Sitz der SVP im siebenköpfigen
Bundesrat. Doch letztlich entscheidet in
Die SVP wird hoechstwahrscheinlich den zweiten Bundesrat (noch) nicht erhalten. Das birgt aber die grosse Gefahr, dass die SVP darauf mit unzaehligen Referenden und Volksnitiativen „den Waehlerwillen“ (22% !!!) durchzusetzen versucht. Das ist natuerlich deren gutes Recht, verunmoeglicht aber eine flexible und reaktionsfaehige Politik. Und zudem muss man befuerchten, dass die SVP mit ihren milliardenschweren Mitgliedern (Blocher, Frey etc…) es schaffen koennten, durch die Moglichkeiten, die diese Milliarden offenbaren, das schweizer Stimmvolk zu manipulieren.
machen. So wie nur Blocher die Schweiz
vor zehn Jahren aus dem Wahn, neue
Atomkraftwerke bauen zu müssen,
herauslöste, indem er rigoros die Seiten
wechselte, könnte er der erste und
einzige sein, der die Schweiz - spät, zu
spät vielleicht - an Europa heranführen
könnte!
Wer’s glaubt wird selig! Das waere ja zehnfacher politischer Selbstmord!
Matthias