Parodontitis: Sind die Zähne noch zu retten?

Guten Tag,

vor ca. 2-3 Jahren wurde eine Parodontitis diagnostiziert, ein lockerer Zahn gezogen und eine PZR durchgeführt.
Weil jetzt erneut ein Zahn wackelte und das Zahnfleisch entzündet war, wurde ein ZA  aufgesucht,  der ein Antibiotikum (Clinda-Saar 600mg) verschrieb und den lockeren, sowie zwei noch fest sitzende Zähne, bei denen auf der Röntgenaufnahme dunklere Stellen zu erkennen sind,  ziehen möchte.
Ist dies die Standardtherapie oder gäbe es noch sinnvolle Alternativen, zumal äußerlich für einen medizinischen Laien -  bis auf die Stabilität eines Zahnes - keine Mängel zu erkennen sind?
Wie erkennt ein ZA, ob eine apikale oder eine marginale Parodontitis vorliegt?
Müsste nicht erst eine Keimbestimmung erfolgen, um ein passendes Antibiotikum verschreiben zu können und  eine PZR durchgeführt werden, um dessen Wirksamkeit zu steigern? 
Wäre es sinnvoll, eine zweite zahnärztliche Meinung einzuholen?

Gruß
Pontius

Hallo,
eigentlich ist es egal, welches medizinische Problem besteht. Wenn man der Diagnose des behandelnden Arztes nicht traut, sollte man prinzipiell eine zweite Meinung einholen. Manchmal ist auf Röntgenbildern nicht alles klar erkennbar oder wird falsch gedeutet. Bei mir ist vor Jahren einmal eine Parodonditis mit Laser behandelt worden. Allerdings muss ich zugeben, dass die Kosten von der KV nicht übernommen wurden und es ganz schön teuer war. Die Behandlung, die die KV bezahlt hat, hat nicht lange vorgehalten.

Parodontitis - natürlich. sorry, Tippfehler

Guten Tag,

die Standardtherapie der Parodontitis erfolgt in der Regel folgendermaßen: Nach einer PZR wird eine Taschenmessung vorgenommen und dann alle " tiefen " Taschen gereinigt. Diese Reinigung erfolgt durch den Zahnarzt. Nach spätestens drei Monaten folgt die nächste Taschenmessung und dann muss wieder behandelt werden wenn weiterhin tiefe Taschen vorliegen. Bei hoffnungslosen Zähnen bleibt tatsächlich nur die Extraktion, also das Ziehen der Zähne. Ein Antibiotikum wird heutzutagen dann verschrieben, wenn die Parodontitis aggressiv ist, man sie durch die normale Behandlung nicht in den Griff bekommt oder schwere Allgemeinerkrankungen vorliegen . Das Keimspektrum bei der Parodontitis ist inzwischen bekannt und somit weiß der behandelnde Zahnarzt auch, welches Antibiotikum er verschreiben muss. Eine alleinige Antibiotikagabe kann aber nicht als Parodontits-Therapie gewertet werden.  Die apikale Parodontits kann nur sicher durch ein Röntgenbild diagnostiziert werden und die Therapie wäre dann eine Wurzelkanalbehandlung, nicht die Extraktion. Die marginale Parodontitis diagnostiziert man bei der Taschenmessung.
Parodontitis ist eine Allgemeinerkrankung und weit verbreitet. Nach der Therapie muss man regelmäßig ( mind. zweimal pro Jahr) zur Kontrolle.
Wenn Ihnen dies nicht ausreichend von Ihrem Zahnarzt erklärt wurde würde ich Ihnen raten eine Zweitmeinung einzuholen.

Servus,

ergänzend und erläuternd zu Zahnfees Beitrag hier ein Fachartikel, der allerdings der Kombination von Amoxilillin und Metronidazol den Vorzug gibt.

http://www.sso.ch/doc/doc_download.cfm?uuid=003EAFF5…&&

Wenn allerdings jemand ohne hinreichende Erläuterung und Aufklärung mal eben Clinda-Saar einwirft, kann der Grund durchaus auch die intensive und aufwändige Werbung durch Außendienstler sein.

Gruß

Kai Müller

Die Parodontitis entsteht zuerst einmal durch unzureichende Zahnreinigung. Ob gewollt oder nicht, wer Paordontitis hat, muss sich nach einer Taschenbehandlung um die Verbesserung seiner Zahnputztechnik kümmern. Tut der das nicht, geht die Parodontitis weiter und nach 1-2 Jahren fängt alles von vorn an.
Als Faustregel gilt: Wer Zahnstein hat, muss besser werden. 
Und die Zahnzwischenraumreinigung ist besonders wichtig. Denn dort findet keine Selbstreinigung statt. Wer dort nicht täglich reinigt, wird eine solche Krankheit nicht in den Griff kriegen. Da sollte der Zahnarzt mit Rat und Tat (PZR) einem zur Seite stehen.

In der Zahnheilkunde stehen die lokalen Maßnahmen im Vordergrund. Die Gewichtsverlagerung hin zu unspezifischer Symptombehandlung durch die mehr als fragwürdige Gabe von Antibiotika, sollte heute eigentlich kein Thema mehr sein.
Die Zahnarztpraxis hat andere Aufgaben zu erfüllen als die Massentierthaltung, in der flächendeckend Antibiotika verabreicht werden, mit der daraus resultierenden Züchtung resistenter Bakterienstämme.
Es kann keinesfalls gutgeheißen werden, dass bei der Volkskrankheit „Parodontose“ lückenlos Antibiotika zur Anwendung gelangen und es wäre begrüßenswert, wenn endlich auch mal die Patienten ihre Behandler auf diesen Unfug hinwiesen und die Medikation mit Antibiotika ablehnten!!!
Sie ist keine kausale Therapie und leider muss man den Eindruck haben, dass eine systematische Parodontaltherapie aus pekuniären Gründen nicht erstrebenswert erscheint und die Gabe von Antibiotika die Funktion des „ut aliquid fiat“ zu erfüllen hat!
Und noch etwas, die PZR gehört nicht zur Therapie von Parodontalerkrankungen, sie ist wie die Zahnsteinentfernung eine prophylaktische Maßnahme!
Bei Ihrer durch Nichtbehandlung (PZR) offenbar sehr weit fortgeschrittenen „Parodontose“ wird wohl weiterer Zahnverlust, völlig unabhängig von der Art des verordneten Antibiotikums, unvermeidbar sein!

Dies fällt aber nicht in ihre Verantwortung.

Liebe Grüße
Droskar

Hallo,

vielen Dank für Deine und die anderen Antworten.

Die Gewichtsverlagerung hin zu unspezifischer
Symptombehandlung durch die mehr als fragwürdige Gabe von
Antibiotika, sollte heute eigentlich kein Thema mehr sein.

Kann es nicht sein, dass die Einnahme des Antibiotikums - im Hinblick auf die Extraktion - wegen des entzündeten Zahnfleisches erforderlich ist und keine Parodontaltherapie sein soll.

wenn endlich
auch mal die Patienten ihre Behandler auf diesen Unfug
hinwiesen und die Medikation mit Antibiotika ablehnten!!!

Ich befürchte, die meisten Patienten - so wie ich auch - können nicht beurteilen, ob und welche Antibiotika erforderlich sind.

Bei Ihrer durch Nichtbehandlung (PZR) offenbar sehr weit
fortgeschrittenen „Parodontose“ wird wohl weiterer
Zahnverlust, völlig unabhängig von der Art des verordneten
Antibiotikums, unvermeidbar sein!

Ist es Zufall, dass es z.Z. ausgerechnet die 3 Zähne trifft, die neben 5 weiteren von insgesamt 25 Zähnen eine Füllung haben ?
Hat es nur terminliche Gründe oder könnte es auch medizinische geben, warum erst in drei Monate extrahiert oder überhaupt eine Therapie fortgesetzt werden sollte?

Gruß
Pontius

Ich hatte ja schon ausgeführt, dass in der Zahnheilkunde die lokalen Maßnahmen das Mittel der Wahl darstellen, nicht die Gabe von Antibiotika. Anhand dieser Aussage, sollten Sie eigentlich in der Lage sein, ihrem Behandler die Frage zu stellen, weshalb eine Antibiotikamedikation, um im Ductus unserer Kanzlerin zu bleiben, in ihrem Fall alternativlos ist!!!
Parodontale Erkrankungen verkriechen sich nicht in eine ökologische Nische innerhalb der Mundhöhle sondern betreffen fast immer das gesamte Kauorgan mit seinen anatomischen Strukturen, sodass in der Regel nur von mehr oder weniger stark betroffenen Einzelzähnen gesprochen werden kann.
Wenn sie also an der Erhaltung ihre Restgebisses interessiert sind, sollten sie nicht so sehr auf die korrekte Verabreichung eines präselektierten Antibiotikums wert legen, sondern auf die korrekte Behandlung ihrer Erkrankung!
Droskar