Parodontitisbehandlung / Wurzelentzündung

Hallo

  1. Trifft es zu, dass es regelrecht Vorschrift (kassenärztliche Vereinigung) ist, dass vor einer Parodontitisbehandlung sämtliche entzündlichen Stellen (also auch Zähne mit Wurzelvereiterung) aus dem Mundraum entfernt werden müssen?

  2. Wenn ja, kann es sein, dass das nicht alle Zahnärzte wissen?

  3. Kann es sein, dass eine Parodontitisbehandlung wiederholt werden muss, wenn dies nicht so geschehen ist? Wenn ja, wer muss die Behandlung dann bezahlen?

Viele Grüße
Simsy Mone

Hallo

Hallo,

  1. Trifft es zu, dass es regelrecht Vorschrift
    (kassenärztliche Vereinigung) ist, dass vor einer
    Parodontitisbehandlung sämtliche entzündlichen Stellen (also
    auch Zähne mit Wurzelvereiterung) aus dem Mundraum entfernt
    werden müssen?

Ja das trifft zu, bei so einer Behandlung und auch bei Zahnersatz, beim letzteren sollte die PA auch zuerst durchgeführt werden. Grundsatz, zuerst Sanierung dann, der Rest.

  1. Wenn ja, kann es sein, dass das nicht alle Zahnärzte
    wissen?

Sollten sie durch ihren Behandlungsvertrag und deren Richtlinien.

  1. Kann es sein, dass eine Parodontitisbehandlung wiederholt
    werden muss, wenn dies nicht so geschehen ist? Wenn ja, wer
    muss die Behandlung dann bezahlen?

Wiederholt werden muss diese nur wenn es keinen Erfolg ergab. Dies dann, entweder im geschlossenem Vorgehen oder aber mit einem offenem Vorgehen.

Düfte ich den Grund ihrer Fragen erfahren?

Viele Grüße
Simsy Mone

Gruß

Servus Lucia,

in den aktuellen Richtlinien zur PAR-Behandlung, die man hier finden kann:

http://www.kzbv.de/rechtsgrund/Richtlinien.pdf

ist die Thematik wurzeltoter Zähne ausgespart. Dann kann ein toter Zahn einer systematischen PAR-Behandlung auch nicht im Wege stehen.

Selbstverständlich würde ein vereiterter (also akut entzündeter) Zahn IMMER und SOFORT behandelt werden müssen - lange bevor über die Behandlung der (chronischen) Parodontitis nachgedacht wird.

Gruß

Kai Müller

Hallo

Erstmal vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen.
Aber wie es so ist, sie geben Anlass zu neuen Fragen.

die PA

Was ist das?

Dies dann, entweder im geschlossenem Vorgehen oder aber mit einem offenem Vorgehen.

Was ist denn offenes oder geschlossenes Vorgehen?

Düfte ich den Grund ihrer Fragen erfahren?

Nun, ich dachte, dass Entzündungsherde deswegen vor der Parodontalbehandlung entfernt werden müssen, weil sonst direkt immer wieder aggressive Keime in großer Anzahl vorhanden sind.

Noch etwas konkreter ist es so, dass ich eine Parodontal-Behandlung nach der anderen bekomme (auch bewilligt), aber nach wenigen Monaten oder weniger jedes Mal regelrecht merke, wie mir irgendein Eiter aus dem Kiefer läuft. Jedes Mal, wenn ich das einem Zahnarzt erzähle, reagiert er entweder gar nicht, oder er sagt, das könne nicht sein, oder er sagt, das wäre die Parodontose. Ich glaube aber, dass es einen Entzündungsherd gibt, den keiner der Zahnärzte bemerkt. Ich hab schon paar Mal den Zahnarzt gewechselt in der Hoffnung, dass das endlich mal einer ernst nimmt, bisher hat es leider nicht geklappt.

Ich fürchte halt, dass jetzt schon wieder eine Parodontitis-Behandlung ansteht, obwohl die letzte kein halbes Jahr her ist.

Viele Grüße
Simsy Mone

die PA

Was ist das?

Servus,

PA = Abkürzung für ‚Parodontitis‘ = entzündliche, bakteriell verursachte-, durch Co-Faktoren (Diabetes, Rauchen, Auto-Immunkrankheit) komplizierte, chronische Entzündung des Zahn-Halteapparates. Mit Zahnfleisch- und Knochenschwund und Zahnlockerung.

Dies dann, entweder im geschlossenem Vorgehen oder aber mit einem offenem Vorgehen.

Was ist denn offenes oder geschlossenes Vorgehen?

offen: einspritzen, Zahnfleisch abheben, Wurzeloberflächen glätten und säubern, wieder zunähen.

geschlossen: das gleiche ohne Abheben des Zahnfleischs. Klappt nur, wenn die ‚Taschen‘ nicht schon so tief sind, dass man im Blindflug sauber machen müsste.

Düfte ich den Grund ihrer Fragen erfahren?

Nun, ich dachte, dass Entzündungsherde deswegen vor der
Parodontalbehandlung entfernt werden müssen, weil sonst direkt
immer wieder aggressive Keime in großer Anzahl vorhanden sind.

Das, was man gewöhnlich unter einem dentalen Entzündungsherd versteht, geht von einem durch Kariesbakterien infizierten und entzündeten Zahnnerv aus. Andere Bakterien, andere Baustelle. Es können aber durchaus Zusammenhänge bestehen.

Noch etwas konkreter ist es so, dass ich eine
Parodontal-Behandlung nach der anderen bekomme (auch
bewilligt), aber nach wenigen Monaten oder weniger jedes Mal
regelrecht merke, wie mir irgendein Eiter aus dem Kiefer
läuft.

Drastisches Bild - keine Ahnung, was Du damit meinst. WAS merkst Du? Woran erkennst Du, dass es Eiter ist? Was heisst: ‚läuft‘?

Jedes Mal, wenn ich das einem Zahnarzt erzähle,
reagiert er entweder gar nicht, oder er sagt, das könne nicht
sein, oder er sagt, das wäre die Parodontose. Ich glaube aber,
dass es einen Entzündungsherd gibt, den keiner der Zahnärzte
bemerkt.

Sagen wir mal, das wäre so. Ist es dann immer dieselbe Stelle? Mit welcher Art von Beschwerden, oder Auffälligkeiten ist dieses ‚Eiterlaufen‘ verbunden. Schmerzen? Temperatur? Aufbeissempfindlichkeit.

Ich hab schon paar Mal den Zahnarzt gewechselt in der
Hoffnung, dass das endlich mal einer ernst nimmt, bisher hat
es leider nicht geklappt.

Probier’s vielleicht mal ohne fertige Bilder im Kopf. Einfach mal schildern, was sich abspielt, was Du merkst.

Ich fürchte halt, dass jetzt schon wieder eine
Parodontitis-Behandlung ansteht, obwohl die letzte kein halbes
Jahr her ist.

Keine Kasse genehmigt Dir alle halben Jahre eine Parodontitis-Behandlung. Da musst Du schon mit den Zahnärzten auch die Kassen wechseln, und dann müsste noch die KZV pennen.

Was sehen/sahen Deine zahlreichen Zahnärzte denn auf den ebenso zahlreichen Röntgenaufnahmen?

Gruß

Kai Müller

Hallo

Drastisches Bild - keine Ahnung, was Du damit meinst. WAS merkst Du? Woran erkennst Du, dass es Eiter ist?

Am Geschmack.

Was heisst: ‚läuft‘?

Es kommt am Zahnansatz des linken oberen Schneidezahns heraus, es läuft von alleine, keine riesigen Mengen natürlich. Man kann es auch wegsaugen, dann kommt einige Minuten nichts mehr, aber dann fängt es wieder an.

Sagen wir mal, das wäre so. Ist es dann immer dieselbe Stelle?

Ja.

Mit welcher Art von Beschwerden, oder Auffälligkeiten ist dieses ‚Eiterlaufen‘ verbunden.

Manchmal ist die Stelle etwas angeschwollen. Allerdings nicht der Gaumen, sondern eher die Stelle über den Zähnen unter der Nase.

Schmerzen?

Ich spüre öfters im Gaumen leichte unangenehme Schmerzen, so als würden sehr kleine Tiere den Kieferknochen zerbeißen. Sehr sehr kleine Tiere. Das Wort ‚Schmerzen‘ ist auch übertrieben, es tut nicht wirklich weh, aber man merkt es.

Temperatur? Aufbeissempfindlichkeit.

Alles beides nein.
Manchmal fühle ich mich allgemein etwas krank, was ich darauf zurückführe. Nach den Parodontosebehandlungen ist es jedesmal viel besser gewesen.

Was sehen/sahen Deine zahlreichen Zahnärzte denn auf den ebenso zahlreichen Röntgenaufnahmen?

Nichts, jedenfalls nichts Auffälliges.

Viele Grüße

Wieso …
… habe ich für die Fragestellung ein Sternchen bekommen ?

Vielen Dank, aber wieso?

OT

Nach den Parodontosebehandlungen ist es jedesmal viel besser gewesen.

Insbesondere bei der letzten ist es besser geworden. Da wurde zusätzlich noch mit Antibiotika behandelt.

Dadurch ist auch eine Verdauungsbeschwerde verschwunden, die ich seit Jahren hatte und wo keine Ursache gefunden werden konnte. Da bin ich auch von Arzt zu Arzt gelaufen, ohne Erfolg.

Viele Grüße nochmal

Hallo Simsy Mone,

das Problem bei dir liegt meiner Meinung nach nicht an der PA-Behandlung, sondern wie du schreibst an einem einzigen Zahn, dieser ist höchstwahrscheinlich abgestorben.

Gehe zum Zahnarzt lasse Röntgen, evtl. ist eine Wurzelbehandlung noch möglich und oder eine Wurzelspitzenresektion.

Gruß

Was heisst: ‚läuft‘?

Es kommt am Zahnansatz des linken oberen Schneidezahns heraus,
es läuft von alleine, keine riesigen Mengen natürlich. Man
kann es auch wegsaugen, dann kommt einige Minuten nichts mehr,
aber dann fängt es wieder an.

Servus noch mal,

also: da muss schon ein eher größeres und unbeeinträchtigtes Bakterien-Reservoir sein. Das kann vom Zahnhalteapparat ausgehen, wie hier auf dem Röntgenbild weiter unten:

http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.zah…

oder von den Folgen eines abgestorbenen Zahnnervs. Dabei wird der Knochen um die Wurzel abgebaut und durch (gefäßreiches) Bindegewebe ersetzt. In dem dunklen Bereich spielt sich die ‚Schlacht‘ zwischen Körperabwehr und Bakterien ab.

http://www.zahnnotizen.de/wp-content/uploads/2009/11…

Ein Produkt solcher Vorgänge ist der Eiter. Ein abgestorbener Zahn reagiert nicht mehr auf thermische Reize - das wäre relativ einfach herauszufinden. Es liegt natürlich näher anzunehmen, dass der Eiter aus einer ‚Tasche‘ kommt - schließlich bist Du wegen einer Parodontitis in Behandlung. Da könnte es schon sinnvoll sein, eine ‚offene‘ Behandlung vorzunehmen, weil man dann schon wesentlich besser sehen kann, was los ist. Im Zweifel wäre halt noch an eine ‚guided tissue regeneration‘ zu denken, bei der der Versuch gemacht wird, verlorenen Knochen wieder aufzubauen.

http://www.tk-online.de/tk/behandelungsmethoden/oper…

Auch die Extraktion eines solchen Zahnes muss man erwägen, wenn alle zahnerhaltenden Schritte erfolglos sein sollten - es kann jedenfalls nicht so bleiben! Eine Infektion, die den Körper zu andauernder Eiterproduktion zwingt, ist nicht hinnehmbar.

Vielleicht brauchst Du mal den Rat aus einer Zahnklinik - wäre das machbar?

Gruß

Kai Müller

… habe ich für die Fragestellung ein Sternchen bekommen ?

Vielen Dank, aber wieso?

Also - ich hab Dir’s nicht gegeben, aber es kommt hier nicht so oft vor, dass die klaren und verständlichen Schilderungen wie an der Schnur gezogen daherkommen :smile:. Bei Dir ist das so.

Gruß

Kai Müller

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Nachtrag
Das hier sind Unikliniken in NRW:

http://www.uni-wh.de/

http://cms.uk-koeln.de/zahnzentrum/content/index_ger…

Hier sind sogar alle drin:

http://www.der-zahnersatz.de/zahnkliniken/zahnklinik…

Alles Gute!

Kai Müller

Hallo

Eine Infektion, die den Körper zu andauernder Eiterproduktion zwingt, ist nicht hinnehmbar.

Wichtig wäre, dass irgendein Zahnarzt dem mal auf den Grund geht.

Vielleicht brauchst Du mal den Rat aus einer Zahnklinik - wäre
das machbar?

Ich weiß es nicht. Ist das mit hohen Kosten verbunden?
In der Uni-Zahnklinik war ich im Laufe meiner Odyssee auch schon mal, da war die Behandlung am wenigsten überzeugend, allerdings war damals auch gerade Ärzte-Streik.

Viele Grüße

Vielleicht brauchst Du mal den Rat aus einer Zahnklinik - wäre
das machbar?

Ich weiß es nicht. Ist das mit hohen Kosten verbunden?

Servus,

Überweisung oder Versicherungskarte. Der Vorteil einer Uni-Klinik besteht darin, dass im Zweifelsfall die Ressourcen einer wissenschaftlichen Einrichtung zur Verfügung stehen, die nicht von den Einkünften aus der Patientenversorgung leben muss.

Gruß

Kai Müller